23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Beitrag von Maulwurf »

23 Schritte zum Abgrund
23 paces to Baker Street
USA 1956
Regie: Henry Hathaway
Van Johnson, Vera Miles, Cecil Parker, Patricia Laffan, Maurice Denham, Estelle Winwood, Liam Redmond, Isobel Elsom, Martin Benson, Natalie Norwick, Terrence De Marney, Ashley Cowan


23 Schritte zum Abgrund.jpg
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Der blinde Dramaturg und Schriftsteller Philipp Hannon belauscht in einem Pub zufällig ein Gespräch, in dem es ganz offensichtlich um ein geplantes Verbrechen geht. Klar, dass die Polizei ihm nicht glaubt, und ebenso klar, dass er versucht den Fall auf eigene Faust zu lösen. Doch irgendwann werden die Verbrecher aufmerksam auf den blinden Mann und wollen ihn aus dem Weg räumen …

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Gut gemachter Krimi, der deutlich auf den Spuren von DAS FENSTER ZUM HOF wandelt. Der Hobbydetektiv mit körperlicher Behinderung, ein erahntes Verbrechen zu dem keine vernünftigen Spuren oder gar Beweise existieren, die Bösewichte die versuchen müssen den gefährlichen Mitwisser zu beseitigen, und Vera Miles schaut vor allem in der Schlusssequenz Grace Kelly ausgesprochen ähnlich. Hitchcocks Meisterwerk wird nicht mal ansatzweise erreicht, das dürfte auch kaum möglich sein, aber durch die gut aufspielenden Schauspieler und das recht hohe Tempo macht 23 SCHRITTE ZUM ABGRUND auf jeden Fall viel gute Laune. Die Außenaufnahmen in den Straßen Londons sorgen für viel Stimmung, und nur Van Johnson sorgt als verbitterte und in Selbstmitleid versinkende Hauptfigur für Punktabzug – Der Mann ist einfach nicht sympathisch, so recht mitfiebern mag man mit ihm einfach nicht. Zu aufgesetzt wirkt sein Zynismus, als dass er mit den Underdogs der klassischen Noirs mithalten könnte. Stattdessen ist ganz klar Cecil Parker als Sekretär und Mädchen für alles der heimliche Star des Films. Was der arme Kerl nicht alles auf sich nimmt, nur um seinem Arbeitgeber einen Dienst zu erweisen, da fliegen ihm das Mitleid und die Sympathie der Zuschauer nur so entgegen.

Aber im Großen und Ganzen ein guter und spannender Krimi, der mit seiner etwas altmodischen Art sehr wohl zu unterhalten weiß, und als Inspiration für Terence Youngs WARTE, BIS ES DUNKEL IST auch filmisch interessant ist.

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6/10
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Blap
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Re: 23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Beitrag von Blap »

Die Blu-ray gibt es bei Pidax als günstigen Restposten. Steht seit einiger Zeit auf meiner Liste, gemeinsam mit rund fünfzig anderen Titel des Labels. Man kommt zu nüscht ...

Danke für die Rezi und Erinnerung.
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Maulwurf
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Re: 23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Beitrag von Maulwurf »

Blap hat geschrieben: Do 24. Jun 2021, 09:32 Die Blu-ray gibt es bei Pidax als günstigen Restposten.
Wie jetzt, Restposten? Ich hab gar nicht gewusst dass es sowas gibt. Danke für den Hinweis!! :D
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Blap
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Re: 23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Beitrag von Blap »

Maulwurf hat geschrieben: Fr 25. Jun 2021, 05:54
Blap hat geschrieben: Do 24. Jun 2021, 09:32 Die Blu-ray gibt es bei Pidax als günstigen Restposten.
Wie jetzt, Restposten? Ich hab gar nicht gewusst dass es sowas gibt. Danke für den Hinweis!! :D
Ich kaufe den Stoff meist direkt bei Pidax. Ab 10€ ohne Versandkosten, Lieferung schnell und zuverlässig im Luftpolsterumschlag. Wenn man unter 10€ liegt, bietet sich der Blick in den eBay-Shop des Labels an. Dort sind die Titel in der Regel 1€ teurer, werden aber immer ohne Versandkosten verschickt.

www.pidax-film.de
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CamperVan.Helsing
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Re: 23 Schritte zum Abgrund - Henry Hathaway (1956)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Do 24. Jun 2021, 05:59 Die Außenaufnahmen in den Straßen Londons sorgen für viel Stimmung, und nur Van Johnson sorgt als verbitterte und in Selbstmitleid versinkende Hauptfigur für Punktabzug – Der Mann ist einfach nicht sympathisch, so recht mitfiebern mag man mit ihm einfach nicht. Zu aufgesetzt wirkt sein Zynismus, als dass er mit den Underdogs der klassischen Noirs mithalten könnte. Stattdessen ist ganz klar Cecil Parker als Sekretär und Mädchen für alles der heimliche Star des Films. Was der arme Kerl nicht alles auf sich nimmt, nur um seinem Arbeitgeber einen Dienst zu erweisen, da fliegen ihm das Mitleid und die Sympathie der Zuschauer nur so entgegen.
Eigentlich ist Hannon gar nicht unsympathisch, wenn da nicht der Panzer aus Zynismus und Whisky wäre, den er sich zugelegt hat, weil er sich nicht eingestehen kann/will, dass er durch seine Erblindung eben nicht mehr alles kann, was er vorher konnte, und weil er sich selbst aufgrund seiner Behinderung einen geringeren Wert beimisst als zuvor, muss er Jean abweisen, bevor sie ihn abwerten kann. Denn er geht selbstverständlich davon aus, dass sie das tun wird.

Zu Cecil Parker: Hey, das ist London. Da kann man nun mal nicht erwarten, dass kein Regen fällt. :wink:


Auch mir kam beim Anschauen "Das Fenster zum Hof" in den Sinn, aber auch ein weiterer Hitchcock, nämlich "Der Mann, der zuviel wusste". Nicht nur, weil beide Filme in London spielen, sondern auch, weil der Protagonist zunächst gar nicht genau weiß, was er weiß, und selbst erstmal herausfinden muss, um was es eigentlich konkret geht.

Nicht nur wegen der Originalaufnahmen aus London ist der Film es wert, ihm ein oder zwei offene Ohren zu leihen.
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