Texas Chainsaw Massacre - David Blue Garcia (2022)

Moderator: jogiwan

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sergio petroni
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Re: Texas Chainsaw Massacre - David Blue Garcia (2022)

Beitrag von sergio petroni »

Der 150. Film im Heimkino sollte wenigstens ein bißchen Jubiläumsfeeling aufkommen lassen.
So fiel die Wahl auf den neuesten Output des TCM-Franchises.

Wir befinden uns in einem heruntergekommenen Kaff in den Weiten Texas'. Die Immobilien sind günstig zu haben,
und so versucht sich eine Investorengruppe von jungen Influencern einen Traum zu verwirklichen.
Mit einer eigenen Stadt als Basis, sollen neue Channels, mehr Follower und mehr Einnahmen generiert werden.
Dieses offenbar hirnrissige Projekt hält nicht davon ab, daß sich eine ganze Busladung (doppelstöckig wohlgemerkt!)
voll Interessenten im Wüstenort einfindet.
Nur haben alle die Rechnung ohne Leatherface gemacht. Der hatte es sich die letzten fünfzig Jahre bei der
Pflegemama gutgehen lassen. Nun sollen die beiden aus ihrem Häuschen vertrieben werden.
Das kann natürlich gar nicht angehen. Und so wird die Kettensäge wieder angeworfen und
kommt tatsächlich exzessiver als jemals zuvor zum Einsatz........

Dem allgemeinen Trend ("Scream", "Halloween") folgend wird auch hier (nahezu) der Originaltitel verwendet.
Wie auch in "Halloween" wird mehr oder weniger an das Original angeknüpft und es werden die ganzen
Sequels ignoriert. Ist es auf der eine Seite Laurie Strode die den Racheengel spielt, ist es auf der anderen
Sally Hardesty, die die schießfeste Oma gibt. Und natürlich gibt es diesmal wie heutzutage üblich ein
richtiges Massaker (der vollbesetzte o.g. Bus, der die Aufschrift "willige Opfer" trägt),
will sagen: es splattert gewaltig.
"Texas Chainsaw Massacre" ist schön gefilmt, bietet ein paar annehmbare Suspense-Szenen und
trägt nicht gleich auf der Stirn den Hinweis "gedreht in Bulgarien" (obwohl er es ist).
Die kurze Laufzeit verhindert großartiges Nachdenken (was hilfreich ist) und bietet trotzdem
Raum für ein paar Gags zum Thema Gendern, Rednecks und E-Autos.
Nachhaltigkeit wurde hier allerdings nicht groß geschrieben!
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Dick Cockboner
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Re: Texas Chainsaw Massacre - David Blue Garcia (2022)

Beitrag von Dick Cockboner »

Frage: Atmet denn die '22er Verfilmung in irgendeiner Art und Weise den Geist vom TCM, oder isses so neumodischer Kram ohne Substanz?
Ich frage, weil
sergio petroni hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 15:48 "Texas Chainsaw Massacre" ist schön gefilmt
...entspricht ja nun nicht ganz meinen Vorstellungen, da das Original ja eher wie ein räudiger Köter daher kam.
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sergio petroni
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Re: Texas Chainsaw Massacre - David Blue Garcia (2022)

Beitrag von sergio petroni »

Das Original ist für mich ne klare 9/10.
Eben auch wegen dem dreckigen Look. Der atmet die Hitze Texas‘ aus jeder Pore. Hansen hatte nur ein Kostüm und stank während der Dreharbeiten wohl bestialisch, und dank der Hitze nicht nur er. Die ganzen Deko-Elemente (Knochen) kamen vom Flohmarkt. Das alles ist so einmalig, das läßt sich nicht wiederholen.

Der neue TCM versucht sich auch an stimmungsvollen Interieurs (was auch gar nicht so schlecht gelingt), aber natürlich „atmet“ das nicht den Geist von 1974. Welche Filmcrew würde heute unter den Bedingungen von damals filmen wollen?!
Leatherface ist tatsächlich hübsch abgelichtet, verkommt aber zur unkaputtbaren Killermaschine a la Jason oder auch Michael Myers. Insofern haben es die ganzen Franchises inzwischen geschafft, zu konvergieren;
wohl der nächste Schritt in Richtung Selbstabschaffung.
TCM neu kann man gucken (da waren definitiv Profis am Werk), aber den Geist von TCM alt sucht man vergebens.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Borderline666
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Re: Texas Chainsaw Massacre - David Blue Garcia (2022)

Beitrag von Borderline666 »

Lange genug habe ich mich gesträubt mir den aktuellen und neuen Film des TEXAS CHAINSAW MASSACRE anzuschauen, weil mir der Trailer nicht wirklich gefallen hat. Aber aus Fehlern lernt man und man sollte nicht seine ganzen Hoffnungen oder Nicht-Hoffnungen in ein paar Minuten stecken, sondern das Gesamtprodukt besichtigen bevor man sich eine Meinung bildet, denn ich bereue es sehr, dass ich den Film nicht bei seiner Premiere gesehen habe.

Der Film endet dort, wo das Original von Tobe Hooper aufgehört hat. Die Familie besteht nur noch aus der Mutter und dem alt gewordenen Leatherface selber, die in einer leer stehenden Stadt ihr Zuhause eingerichtet haben. Im Zuge der Gentrifizierung wird die Stadt besichtigt und man versucht ein Unternehmen aufzubauen, was alsbald gründlich schief geht, da die Mutter von Leatherface dank der Neulinge einen Herzinfarkt erleidet und stirbt. Was das für die Beteiligten bedeutet, wird im Laufe des Filmes eindrucksvoll gezeigt. Mit von der Partie ist im Nachhinein auch die einzigste Überlebende des Massakers von 1974, die Leatherface endlich zur Strecke bringen will.

Die Dreharbeiten zu dem neuesten Kettensägenkracher starteten 2020 in Bulgarien, wo es aber zwischen den Machern zu Differenzen kam und man David Blue Garcia arrangieren konnte, das Werk zu vollenden. Und ich bin der Meinung, dass ihm hier ein megageiles Endergebnis gelungen ist, dass sich sehen lassen kann. Inhaltlich mag man jetzt darüber streiten können ob es nun gut oder schlecht ist, aber eins lässt sich nicht bestreiten: Leatherface ist so böse, finster und brutal wie schon lange nicht mehr. Er zeigt keine Spur von Reue, Gnade oder Mitleid und nimmt sich jeden vor, der sich ihm in den Weg stellt. Am eindrucksvollsten zeigt er dies im Bus und wie ich finde am Ende, als man denkt, man hat ihn ein für alle mal erledigt, trumpft er nochmal richtig auf und zeigt der letzten Überlebenden den Mittelfinger!

Sehr geil fand ich, dass Sally Hardestly sozusagen ein Comeback in dem Film feiert und Laurie Strode gegenüber nahezu Konkurrenz machen könnte, aber neben nur fast. Die Idee dahinter ist nicht schlecht, wirklich nicht, und hat dem Film als auch der Geschichte einen kleinen Biss gegeben. Wie es nicht anders zu erwarten war, hat Leatherface Sally überlebt, trotz dass er ziemlich viel mit seinen 70 Jahren einstecken musste. Bei dem letzten Versuch ihn zu töten hatte ich eine extreme Gänsehaut, weil ich Angst hatte, dass es das nun war, aber wie es mit Filmmonstern so ist, sind sie einfach nicht tot zu kriegen.

Veröffentlicht wurde der Film exklusiv über Netflix, was mitunter auch ein Grund war, dass ich dem ganzen skeptisch gegenüber stand, weil ich halte nicht all zu viel von Netflix, weil die Auswahl meistens nicht das ist, was ich suche, aber das ist jedem selber überlassen. Ein weiterer Knackpunkt sind die Bewertungen zu dem Film, die teilweise recht niederschmetternd sind. Es ist schon lange her, dass ich so eine eine Spaltung von Fans zu TEXAS CHAINSAW MASSACRE gesehen habe. Ich kann nur für mich und meinen Eindrücken sprechen und war wirklich mehr als zufrieden mit dem Film. Umso erfreulicher ist es, dass Netflix wohl 2 weitere Teile bestellt hat, man darf gespannt sein wie lange das Franchise noch geht, ich hoffe als eingebrannter TEXAS CHAINSAW MASSACRE-Fan, dass sie nie endet!
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