Dark Angel - Peter Vanderbilt (1983)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Dark Angel - Peter Vanderbilt (1983)

Beitrag von Maulwurf »

 
Dark Angel
Dark angel
USA 1983
Regie: Peter Vanderbilt
Desiree Lane, Jamie Gillis, Lynx Canon, Don Fernando, Lynn Francis, Genoa, Phaedra Grant,
Blair Harris, Mick Jones, Mari Lynn, Jon Martin, Natasha


Dark angel (1983).jpg
Dark angel (1983).jpg (145.77 KiB) 58 mal betrachtet
OFDB

Ein Mann fährt durch die Nacht, auf der Suche nach IHR. Bisher war er, Leland Keller, immer vom Erfolg verwöhnt. Unendlich viel Geld steht zu seiner Verfügung, und die Frauen lagen ihm zu Füßen. Bis er eines Nachts im Park SIE sah. Die Schöne, die Geheimnisvolle, und seitdem interessiert ihn nichts mehr. Nur noch SIE will er wiederfinden, aber alles ist zwecklos. Und wenn er SIE doch einmal kurz aus dem Wagenfenster heraus sieht, so ist SIE verschwunden, sobald er an der Stelle, wo SIE eben noch war, ankommt. SIE wird zu seiner Obsession, zur Führung in seinem Leben, und als er SIE irgendwann tatsächlich trifft, da ist sie bereit sich ihm hinzugeben. Wenn er ihr etwas von sich gibt …

Womit wir eigentlich in einem Märchen sind. SIE trägt einen roten Umhang, SIE verliert einen Schuh den er von ihr behält und fortan als ein Pfand mit sich trägt, und SIE verzaubert mit einem bloßen Augenaufschlag. Aber eigentlich sind wir auch in einem Porno. Eine sehr stimmungsvolle Orgie in einem Pool, männliche Stripper die ihr weibliches Publikum so richtig anheizen, eine gespielte Vergewaltigung in einer Lagerhalle, eine SM-Session im Licht eines Stroboskops. Und natürlich SIE, denn Leland ist tatsächlich bereit alles zu geben was sie von ihm verlangt. Auch seine Seele …

Doch letzten Endes sind wir vor allem in einem Drama. Nach seinem anfänglichen Begehren, sein Leben mit ständig wechselnden Gespielinnen auszukosten, wird er auf der Suche nach IHR schnell depressiv. Ein trauriger und einsamer Mensch, der merkt dass ihm in seinem Leben etwas fehlt, fährt durch die dunkle Großstadt, oder auf einsamen Straßen entlang der Pazifikküste, während auf der Tonspur ein melancholisches Klavierstück dieser tiefen Einsamkeit Ausdruck verleiht. Die Stimmung ist nicht gekünstelt und wirkt nicht aufgesetzt, vielmehr umhüllt die Traurigkeit dieser Momente den Zuschauer in seiner Ganzheit. Und umso intensiver, als er direkt vorher oder nachher Zeuge einer vollkommen hemmungslosen Orgie in einer Irrenanstalt wurde, wo fünf ausgehungerte Nymphomaninnen Leland die Kleidung vom Leib reißen und sich noch darum prügeln, welche jetzt für ihn die Beine breit machen darf – Eine Szene wie aus einer psychedelischen Hölle für Rollenspielfanatiker, und sehr durchdringend in ihrer Wirkung.

Vor allem diese abrupten Stimmungsschwankungen, diese unglaublichen Szenenwechsel zwischen wildem Geficke und abgründigem Trübsinn, geben dem Film viel Tiefe und vor allem viel Gefühl. Gerade in der ersten Hälfte des Films sind die Sexszenen alle von Spaß und Freude am Geschlechtsverkehr durchdrungen, gibt es keine Gewalt und keine Erniedrigung. Alle wollen immer, und alle wollen das gleiche. Die Vergewaltigung in der Lagerhalle, die in der deutschen Fassung komplett herausgenommen wurde, ist auch innerhalb des Films eine gespielte Szene, die Leland eigentlich antörnen soll, aber doch nur seinen Weltschmerz vergrößert. Die einzigen die hier Spaß hatten waren die Akteure und die Schauspieler der Akteure, und selbst die Szene im SM-Club ist von einem tiefen Einverständnis aller Teilnehmenden durchdrungen.

Dies, die wunderschön gefilmten Szenen, und die erwähnten Stimmungswechsel, machen DARK ANGEL zu etwas ganz Besonderen. Zu einem kleinen Juwel, dass mich völlig überrumpelt hat. Der Film schließt mit einem niedergeschlagenen Leland, und entlässt den Zuschauer mit einem Gefühl der Mutlosigkeit und Leere. Und wir reden hier schließlich von einem Sexfilm! DARK ANGEL ist eine dunkle und gleichzeitig heitere sexy Filmerfahrung, die einen nachdenklichen Zuschauer in melancholischer Stimmung zurücklässt. Großartige Filmkunst, die erstklassig in das von mir zunehmend geschätzte Genre des HC-Dramas passt!

8/10
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Jack Grimaldi
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