Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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Re: Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Beitrag von Prisma »

jogiwan hat geschrieben:und die Locations des Instituts und des Apartments sind ebenfalls wow!
Man sieht dem Film sein hohes Produktionsbudget durch und durch an. Regan's Apartment Penthouse ist der Hammer, die Spiegel-Verkleidungen oder die Terrasse über der Skyline von New York, das ist schon eine besondere Hausnummer. Da kann man wirklich nur wow sagen! Manches wirkt sichrlich irgendwie verspielt oder auch gewöhnungsbedürftig, aber warum sollten Horror-Kulissen denn eigentlich auch immer direkt Steinzeit-Höhlen, oder vergammelten Hinterzimmern gleichen?
Das einzige Ambiente, das daran erinnert ist, als Regan mit Pater Lamont den Synchronisator ausprobieren will und das ist in irgend einer Absteige. Die Leute dort schauen die beiden ja ungefähr so an, als wollten sie sagen, dass der Pater sich offensichtlich ne kleine Nutte vom Straßenstrich organisiert hat. :lol:
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Il Grande Silenzio
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Re: Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Die Blu-ray gibt's heute bei Amazon für € 6,97!

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Prisma
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Re: Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Beitrag von Prisma »


ENNIO MORRICONE - EXORCIST II - THE HERETIC (Soundtrack)
0843563137062.jpg
0843563137062.jpg (34.07 KiB) 117 mal betrachtet

[TRACKS]

♦ Regan's theme
♦ Pazusu
♦ Interrupted melody
♦ Rite of magic
♦ Little Afro-Flemish mass
♦ Great bird of the sky
♦ Magic and ecstasy
♦ Seduction and magic
♦ Regan's Theme (Floating Sound)
♦ Dark revelation
♦ Night flight
♦ Interrupted melody
♦ Exorcism

Zuerst einmal ist es durchaus erwähnenswert, dass es dieser Soundtrack von Ennio Morricone überhaupt zu einer ordentlichen Veröffentlichung gebracht hat, denn gemessen an der mangelnden Beliebtheit des Films erscheint es eher ungewöhnlich, aber auch wegen der Tatsache, dass man Morricone hier teilweise sehr konträr zu seinen üblichen Klängen zu hören bekommt. Es sind dennoch ganz unverkennbare und klassische Stücke enthalten, wie beispielsweise 'Regan's Theme', welches ruhig und melancholisch wirkt, aber nicht minder verheißungsvoll. Gerade dieses Stück wirkt im Finale und den damit gezeigten Bildern in die hochgradig angelegte Tragik hinein und daher wie eine Prognose: Im Kampf gegen das Böse ist lediglich eine Etappe gewonnen worden und dieser Kampf wird niemals aufhören. Ennio Morricones zeitlose Musik-Darbietungen sind nahezu universaltaugliche Stücke für unterschiedlichste Genres, 'Regan's Theme' hätte genau so gut in einem Western oder einem Giallo funktioniert. Auch hier geht es darum, unterstützend Spannungen zu fabrizieren, beziehungsweise zu dirigieren, und für nachhaltige Momente zu sorgen. Wenn sich ein Thema im Kopf festsetzen kann, hat der Komponist seine Arbeit wohl am besten erledigt.


Allerdings braucht man bei Morricones "Exorzist"-Soundtrack bestimmt nicht Eintönigkeit zu befürchten. Es kommt bei 'Magic and Ecstasy' zu beinahe grotesk wirkenden Klang-Momenten, die Gegebenheiten ebenfalls perfekt untermalen, sie vielleicht auch charakterisieren und das teilweise sogar in unbequemer, disharmonischer Art und Weise. Das Orchester möchte und muss an den Nerven zerren, vielleicht kann man es sich bildlich etwa so vorstellen, als liefen etliche Seiten einer Flotte von Geigen genau durch den Kopf des Zuhörers, und dann wird schnell und aggressiv darauf gespielt, vom Rest des Ensembles ganz zu schweigen. Es handelt sich also definitiv um keine Musik für jeden Tag. Auffallend ist, dass Morricone innerhalb seines eigenen Orchesters ein spürbares Tauziehen veranstaltet, ruhige oder angenehme Momente gewährt der Majestro dem Zuhörer eher selten, so dass man auch von einer perfekten Abstimmung zu den gezeigten Bildern sprechen darf. Besonders das Finale ist gelungen und stellt (aus persönlicher Sicht) nicht zuletzt wegen der musikalischen Untermauerung einen der am meisten vollkomenen und ergreifenden Film-Momente dar. Es ist ein Glück, diesen abwechslungsreichen, aufwühlenden und doch beruhigenden Soundrtack in der Sammlung zu haben und der oft vernommene Vorwurf, Ennio Morricone hätte sich hierbei komplett verhauen, ist mit einem Satz heißer Ohren ins Reich der Mythen zu verweisen.

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Prisma
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Re: Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Beitrag von Prisma »


LINDA BLAIR als REGAN

»Nein! Wer einmal berührt wurde der gehört mir. Auf ewig!«
Die damals 17-jährige Linda Blair war damals »aus Gründen der Kontinuität« ein Muss für diese Produktion und laut Regisseur John Boorman soll sie zwar durchaus filmische Präsenz bewiesen haben, es weitgehend aber an Seele fehlen ließ. Wer kann es also im Endeffekt besser einschätzen als der Verantwortliche selbst? Insgesamt soll es einige Querelen mit den Hauptdarstellern gegeben haben, so dass es von vorne herein eine - als Voraussetzung ungünstige - Unzufriedenheit gegeben haben muss. Boorman bekam nicht die Schauspieler nach Wunsch und von Seiten der Produktion wurde offensichtlich unnachgiebig diktiert. Wie dem auch sei, auch ich halte Linda Blair weniger für einen Kompromiss, als definitiv für ein Muss, und das nicht nur der Kontinuität wegen. Sowohl im ersten, als auch im zweiten Teil kann sie durchaus als eine Art Quintessenz der kompletten Angelegenheit angesehen werden. Regan hat den assyrischen Dämon besiegt, doch "Der Ketzer" zeigt sehr interessant auf, dass dieser nun ein Teil von ihr bleiben wird und darauf ist die Geschichte letztlich aufgebaut. Linda Blair strahlt im Endeffekt vielleicht keine besondere Mystik aus, jedoch kann man ihr bescheinigen dass sie in vielen Szenen mit verantwortlich dafür ist, eine Aura zu konstruieren.

In dieser Produktion weigerte sich Linda Blair dem Vernehmen nach, sich die Maske der besessenen Regan erneut auferlegen zu lassen, so dass ihre Szenen gedoubelt wurden, nur im Finale gab es dämonische Kontaktlinsen und verheißungsvolle Dialoge. Auch ohne diese Tatsache stellt sie mit Leichtigkeit eine gedankliche Brücke zu ihrer bereits vier Jahre zuvor interpretierten Figur der Regan her und wirkt überzeugend. Blair funktioniert erneut als Identifikationsfigur, vergleichsweise wesentlich dominanter als bei ihren Schauspiel-Kollegen und gewisse Zustände und optische Metamorphosen werden glaubhaft geformt und transportiert. Was unter John Boorman hervorragend funktioniert, ist der funktionalisierte Charakter seiner Protagonisten. Regan überlagert das Szenario als Schlüsselfigur sehr bestimmend, um vor allem von der tatsächlichen Schlüsselfigur der gesamten Geschichte abzulenken, so dass eine große Überraschung gestaltet wird. Im Endeffekt bleibt zu sagen, dass Linda Blair ihre Rolle erneut blendend dargestellt hat und regelrecht ausspielt, wenngleich sie vielleicht nicht die beste Schauspielerin ist. Ich persönlich sehe die anziehend wirkende Amerikanerin jedoch stets sehr gerne, da sie ihre große Überzeugungskraft aus ganz einfachen Mitteln schöpfen kann.
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sid.vicious
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Re: Exorzist II - Der Ketzer - John Boorman (1977)

Beitrag von sid.vicious »

Ich finde EXORZIST 2 großartig und die Musik wunderprächtig. Der Film hat vor ca. 6 Jahren bei mir, nachdem ich Boormans Film zuvor herzlich wenig abgewinnen konnte, eingeschlagen, wie die inflationär zitierte Bombe.

Das Einzige was mich stört: Die Bluray wie die DVD sind mit der Neusynchro ausgestattet. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem DVD Rip, der die deutsche Kinosynchro inkludiert. Das gleiche gilt für FLAMMENDES INFERNO, dessen Kinosynchro (für mich) halt dermaßen fest mit den Filmcharakteren verwurzelt ist, dass ich die Neusynchro nicht akzeptieren kann.
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