Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 8. Mär 2023, 23:11
sid.vicious hat geschrieben: Sa 4. Mär 2023, 10:43
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: So 26. Feb 2023, 01:18 Kennst du "New Lifeshark" in Essen?
Die Betreiberin Angela ist eine gute und langjährige Freundin von mir. Vinyl ohne Ende, also schau mal vorbei. :wink:
https://www.newlifeshark.de
Jetzt hat es auch geklingelt, da mir ein guter Freund auf die Sprünge half. Der Laden wird von Angela und Wolgang geführt. Wolfgang habe ich in den frühen 1980ern kennen gelernt. Der hatte auf Plattenbörsen und Flohmärkten einen Stand. Wolfgang war (?) großer Clash-Fan und ich bekam einige Clash-Singles von ihm. Er hatte wohl auch die Sammlung von Willi Wucher aufgekauft, aus der ich eine Discharge-Single erhielt.
Ha! Dachte ich es mir doch, dass die beiden dir nicht unbekannt sind. Ich kenne sie ebenfalls bereits seit den Achtzigern, wo sie regelmäßige Gäste auf der Hamburger Plattenbörse waren. Mit den Jahren entwickelte sich daraus eine private Freundschaft, habe auch schon bei ihnen zuhause übernachtet. Sie wohnen ja wie du in Bochum, obwohl der Laden in Essen ist.
Leider sehen wir uns inzwischen selten, das letzte Mal ist schon wieder ein paar Jahre her. :(
An die Willi Wucher-Geschichte erinnere ich mich. Der hatte wohl alle nicht Oi!-relevanten Tonträger verschleudert, als er zum Glatzkopf wurde. :lol:
Das sie in Bochum wohnen wusste ich nicht... obwohl, ich vermute eher, dass ich es vergessen habe, da ich mir ziemlich sicher bin, dass es mir mal ein guter Freund erzählt hat.

Der Willi wurde dereinst schlagartig sehr dünn und aus dem Wucher wurde der Oi-Willi, der urplötzlich keine Punks mehr mochte. Das hat sich dann aber auch wieder beruhigt. Eine Band wie "Body Checks" habe ich eh nie für voll genommen. Alles halb so wild.
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sid.vicious
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Beitrag von sid.vicious »

DSCN8383.JPG
DSCN8383.JPG (1.78 MiB) 167 mal betrachtet

SIDE 1

A1 Everybody Needs Somebody To Love
A2 Down Home Girl
A3 You Can't Catch Me
A4 Time Is On My Side
A5 What A Shame
A6 Grown Up Wrong

Side 2

B1 Down The Road Apiece
B2 Under The Boardwalk
B3 I Can't Be Satisfied
B4 Pain In My Heart
B5 Off The Hook
B6 Suzie-Q


“The Rolling Stones No. 2“ handelt nach dem Wahlspruch Adenauers: Keine Experimente! Die STONES schöpften wie beim Vorgänger fleißig im R&B-Fundus, um ein Album aufzunehmen, das vornehmlich aus Coversionen besteht. Irgendwie konnte mich das alles nicht wirklich packen und rauschte auch beim zweiten Hören vornehmlich an mir vorbei. Freilich gibt es Ausnahmen wie das wunderschöne „Time ist on my Side“ und das großartige „Under the Boardwalk“ (von den DRIFTERS).

Ferner muss ich das Engagement von Brian Jones loben, der die Slide-Guitar als auch die Mundharmonika in die Songs einfließen lässt. Brian Jones war ein fähiger und kreativer Musiker, dessen Schicksal ja hinreichend bekannt ist. Wie die Barrett-Geschichte gleichermaßen schade wie traurig. Ach so: Wer sich alte TV-Auftritte der STONES anschaut (in den zahlreichen Banddokumentationen zu entdecken), dem wird auffallen, dass Jagger immer so tut, als würde er und nicht Jones in die Mundharfe hauchen.

Ob “The Rolling Stones No. 2“ hinreichend geschätzt wird oder für die STONES-Fans eher als Trauerklos fungiert, kann ich nicht beantworten. Ich fand das Album okay, aber Jaggers Gesang könnte trotzdem emotionaler sein. Das Highlight ist für mich übrigens das LP-Cover, welches deutlich die mitesserischen Gesichtsunreinheiten des Keith Richards erkennen lässt. Heidewitzka!
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

GET YER YA-YA´S OUT -Rolling Stones
YAYA DELI.JPG
YAYA DELI.JPG (1.68 MiB) 152 mal betrachtet
Side 1
1. "Jumpin' Jack Flash" (27. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
2. "Carol" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
3. "Stray Cat Blues" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
4. "Love in Vain" (26. November 1969: Civic Center, Baltimore)
5. "Midnight Rambler" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)

Side 2
1. "Sympathy for the Devil" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
2. "Live with Me" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
3. "Little Queenie" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
4. "Honky Tonk Women" (27. November 1969: Madison Square Garden, New York City)
5. "Street Fighting Man" (28. November 1969: Madison Square Garden, New York City)


„Get Yer Ya-Ya’s Out!” – Wo der Titel entsprang und was es mit ihm auf sich hat, lässt sich im Internet recherchieren, sodass ich mich damit nicht unnötig aufhalten muss und zur gern von Politikern, Managern, Supervisoren und sonstigen Blendern zitierten Tagesordnung übergehen kann.

„Get Yer Ya-Ya’s Out!” betitelt das erste Live-Alben der STONES, welches Aufnahmen der 1969er Konzerte in NYC und Baltimore (nicht auf dem Cover angeführt) inkludiert. Das Album wurde 1970 veröffentlicht. Jemen Jahr in dem der Film „Performance“ mittels seiner Dekadenz wie seiner ausschweifenden Sexmomente einen Zensurstreit auslöste und infolgedessen mit einer nicht eingeplanten Verspätung in den Lichtspielhäusern anlief.

Da 3 der 10 (auf „Get Yer Ya-Ya’s Out!” veröffentlichten) Songs nicht von den STONES, sondern von Chuck Berry respektive von Robert Johnson komponiert wurden, dokumentiert das Live-Album, dass die STONES eine (nicht unbedeutende) Zeit lang als Coverband aktiv waren. „Get Yer Ya-Ya’s Out!” fängt allerdings nicht mit einem Coversong an, sondern mit jenem Song, der die ersten Gitarrenübungsstunden aller Möchtegern-Keith Richards versüßen konnte wie kann: „Jumpin´ Jack Flash“.

Nachdem Jagger im Anschluss an den polyvalent deutbaren „Flash“ irgendetwas über seine rutschende Hose mitteilt, folgt eine Coverversion von Chuck Berrys „Carol“. Der Sound klingt gemessen am Entstehungsjahr (!) gut und der Applaus wie das Johlen des Publikums wurden innert der Abmischung derart hochgezogen, dass die Stimmung auch innerhalb der heimischen Wände greifbar ist. Die Abmischung muss ich allerdings bemängeln, da die Gitarren nach meinem Dafürhalten zu leise und zu dünn geraten sind.

Die Songauswahl auf Seite 1 haut mich nicht wirklich um, aber als ich die Schallplatte umdrehte und die Nadel erfolgreich die anvisierte Rille enterte, da wurde mir mittels „Sympathy for the Devil“ deutlich wärmer ums Herz. „Live with Me“ und „Little Queenie“ sollen dito folgen wie Jaggers Frage „Are you alright“?“ Nachdem diese enthusiastisch vom Publikum bejaht wird, gibt es auch für mich kein Halten mehr, was den ersten Tönen von „Honky Tonk Woman“ geschuldet ist. Gefolgt von der Straßen-Hymne „Street fighting Man“. Wow, was ein geiler Abschluss!

Im Kontext meines überwiegend positiven Eindrucks möchte ich auch Jaggers (Live-)Interpretation der Songs positiv erwähnen. Er bringt die Gesangsmelodien einfach gut rüber. Warum ich das hervorhebe? Weil mir sein zumeist unmelodiöser Gesang auf „Love you Live“ überhaupt nicht zusagt. Als eindringliches Beispiel führe ich seine stakkatohafte Interpretation eines an sich geilen Songs wie „Get off of my Cloud“ an.

Fazit: Wer die STONES live von Vinyl hören will, der/die kann bei „Get Yer Ya-Ya’s Out!” überwiegend guter Dinge sein und sich das Album gern zulegen, auf das es ein flauschiges Plätzchen in der LP-Sammlung erhalten wird - und zwar neben dem dito wichtigen STONES-Live-Album „Still Life“.
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Arkadin
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Arkadin »

Ich kann noch hinzufügen, dass die Live-Version von "Midnight Rambler" eines meiner absoluten Lieblingslieder der Stones ist. :D
Die "Get Yer..." ist auch mein liebstes Live-Album der Stones. Dagegen mag ich den Stadion-Klang von "Still Live" eher weniger. Der Tiefpunkt ist dann später "Flashpoint". Die finde ich irgendwie so richtig leblos.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

Ich habe mit Live-Alben seit jeher meine Problemchen. Das akustische Moment ist oft gut und überzeugend, aber es fehlen einfach die Präsenz und die Persönlichkeit der Musiker, die Show, das Licht, die Hitze ... Wie war ich enttäuscht von The Who's Live at Leeds, und gerade auch die Live-Alben der Stones kommen an die Qualität der Studioproduktionen nicht ran. Und an die Live-Konzerte schon gleich gar nicht.
Ganz ganz wenige Ausnahmen kenne ich. Die Wipers gehören bedingt dazu, Deep Purple natürlich, vor allem aber spannenderweise das Livealbum von Lindisfarne. Hier konnten Stimmung und Atmosphäre in die Rillen übertragen werden, und das große Fest kommt tatsächlich aus den Boxen. Get Yer Ya-Ya’s Out! hat mich leider noch nie begeistern können. Die Stones live auf Platte? Mit Abstrichen Got live if you want it aus dem Jahr 1966 - Schwere Empfehlung meinerseits.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Maulwurf hat geschrieben: Sa 11. Mär 2023, 16:26 Wie war ich enttäuscht von The Who's Live at Leeds
Wenn ich genau darüber nachdenke, dann ist "Live at Leeds" im www das vermutlich meist gefeierte Live-Album. Ich habe es nicht und die letzte Hörung liegt ewig zurück, sodass ich mir immo keine Meinung bilden kann. Aber das Live-Video ist der absolute Knaller:



Die KISS Alben "Alive I" und "Alive II" sind sehr geil. Die ersten drei KISS-Alben klingen ja sehr dünn und waren nicht wirklich so erfolgreich in den USA, wie man es sich wünschte. "Alive I" musste unbedingt zünden und das tat es auch.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Arkadin hat geschrieben: Sa 11. Mär 2023, 13:23 Ich kann noch hinzufügen, dass die Live-Version von "Midnight Rambler" eines meiner absoluten Lieblingslieder der Stones ist. :D

Das Teil klingt auf dem YAYA-Album verflucht spannend. Sean Egan bestätigt dem Song gar eine gewisse Bedrohlichkeit.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von karlAbundzu »

Das Referenzwerk in Sachen Live-Alben ist It's Alive von den Ramones.
Ansonsten bin ich tatsächlich auch kein Freund davon, und habe sie mir nur geholt, da sie entweder oft günstig waren oder einzelne Songs anders nicht zu bekommen waren .
So gar nicht verstanden habe ich den Live Boot Run, miese Qualität zu hohen Preisen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Maulwurf
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

karlAbundzu hat geschrieben: So 12. Mär 2023, 10:11 Das Referenzwerk in Sachen Live-Alben ist It's Alive von den Ramones.
...
So gar nicht verstanden habe ich den Live Boot Run, miese Qualität zu hohen Preisen.
Stimmt, das Ramones-Album ist geil. Und Iron Maiden hatten es auf A real dead one auch drauf. Und das mit den Bootlegs, nun ja, ich habe so etwa 10 bis 20 Bootlegs von Iggy Pop und/oder den Stooges. Viel rares, gerade bei Iggy viele Versionen, die die Studioversionen locker in den Schatten stellen, und bei den Stooges jede Menge Stoff der nie veröffentlicht wurde. Scheiss auf die Qualität, das Zeug rockt einfach ungemein. Das ist wie VERDAMMTE, HEILIGE STADT auf VHS - Hauptsache überhaupt gucken können!
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Arkadin
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Arkadin »

Generell sind Live-Alben auch nicht meine bevorzugte Jagdbeute. Deep Purples "Made in Japan" und Kiss' "Alive" tatsächlich jetzt mal ausgenommen. Teilweise sind "Die Ärzte" auch nett, weil sie halt die Texte abwandeln oder Songs intelligent miteinander verschmelzen. Aber dass ich mir in den letzten Jahren bewusst ein Live-Album gekauft habe? Neee... das hat höchstens dann etwas mit Komplettierungswahn zu tun. Wobei ich da - um den Bogen wieder zu kriegen - bei den Stones irgendwann aufgegeben habe. Das nervte auch: Best-Of, Live-Album zur Best-Of, nächste Best-of.. usw. usf. Maiden ist da auch ganz schlimm, was die Live-Alben-Inflation angeht. Wobei da, die "Live After Death" damals für mich wichtig war. Aber nach dem "A Real Live One" und "A Real Dead One" war ich dann raus.

Slightly off-topic: Das nervt mich übrigens bei Discogs wahnsinnig. Da werden die ganzen offiziellen und inoffziellen Live-Dinger in der normalen Discographie einer Band/Künstler*in geführt. Genau wie Interview-Platten. Was das ganze ausufernd und unübersichtlich macht. Ich wünschte, die würden das irgendwann mal trennen.
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