Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Moderator: jogiwan
Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Originaltitel: Io la conoscevo bene
Herstellungsland: Italien/Deutschland/Italien/1965
Regie: Antonio Pietrangeli
Darsteller: Stefania Sandrelli, Nino Manfredi, Ugo Tognazzi, Robert Hoffmann, Jean-Claude Brialy, Joachim Fuchsberger, Mario Adorf, Franco Fabrizi, Karin Dor, Véronique Vendell, Enrico Maria Salerno und Turi Ferro.
Story: Adriana (Stefania Sandrelli) arbeitet als Friseurin und als Platzanweiserin in einem Kino, träumt aber von einer Schauspielkarriere, weshalb sie vom Land nach Rom gezogen ist. Ihre Wünsche scheinen sich zu konkretisieren, als sie Cianfanna (Nino Manfredi) kennenlernt, der sie als Agent betreut und für sie Engagements vereinbaren will. Zudem nimmt sie Barbara (Karin Dor) unter ihre Fittiche, besorgt ihr eine Stadtwohnung und Einladungen auf angesagten Partys und alles nimmt seinen lauf...
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Ein guter Film der in den 60er bestimmt besser funktioniert hat als heute, die Story ist einfach nicht mehr zeitgemäss.Sonst past einfach alles und der Cast, der ist eine BOMBE !! Leider ist das Ende vorhersehbar aber es gibt trotzdem gute 7/10.
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- buxtebrawler
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
„Ich habe sie gut gekannt“ ist ein in italienisch-deutsch-französischer Koproduktion 1965 entstandenes, in Schwarzweiß gedrehtes Drama und der vorletzte Film des italienischen Regisseurs Antonio Pietrangeli vor seinem Tod. Adriana (Stefania Sandrelli „Desideria“), ein hübsches, junges Ding vom Lande, träumt von einer Schauspielkarriere und „la dolce vita“, weshalb sie ihren Lebensmittelpunkt nach Rom verlagert. Dort gerät sie allerdings an windige Zeitgenossen und muss feststellen, dass es so einfach, wie die schillernde Fassade suggeriert, leider nicht ist, in der Welt der Blitzlichtgewitter Fuß zu fassen. Nachdem sie auch noch ungewollt schwanger wurde, droht sie, in die Verzweiflung zu stürzen.
Pietrangeli fängt in diesem mit Namen wie Karin Dor, Mario Adorf und Joachim Fuchsberger populär besetzten Film sehr bewusst das vordergründig leichte Leben an der sonnendurchfluteten Adria ein und versteht, seine attraktiven Darstellerinnen erotisch in Szene zu setzen, ohne wirklich etwas zu zeigen. Zunächst könnte man glatt meinen, man befände sich in einer leichten Sommerkomödie. Passend zum sarkastischen Filmtitel erfährt man dabei nicht wirklich viel über die liebenswürdig-naiv wirkende, von Sandrelli sinnlich gespielte Adriana, was über ihre Ziele und ihren sozialen Hintergrund hinausgeht. Was aufgrund ihrer Misserfolge in ihr vorgeht, bleibt weitestgehend verborgen. Im episodenhaften Aufbau wirkt es jedoch, als würde sie sich ihre Lebensfreude bewahren und weiter an ihrem Ziel festhalten. Ihre positive Ausstrahlung und unbedarfte Menschlichkeit, die sie zur Sympathieträgerin machen, wird besonders in einer Szene mit Mario Adorf deutlich, der kurz zuvor einen Boxkampf verloren hatte, durch seine Begegnung mit Adriana aber kurzzeitig vorbehaltlose, ehrliche Zuneigung erfährt.
Das tragische Ende jedoch offenbart, dass die von ihr auserkorene Karriere für eine arglose junge Frau zu viel ist und dass ihr einfach gestrickter, blauäugiger Charakter – so liebenswürdig er auch erscheinen mag – sie nicht vor den psychischen Auswirkungen negativer Erfahrungen zu schützen vermag, sie letztlich auf sich allein gestellt keinen verarbeitenden Umgang mit ihren Enttäuschungen findet und schließlich nur noch einen Ausweg sieht. Die Bewertung dessen obliegt dabei dem Zuschauer, denn so selbstverständlich Pietrangeli zuvor die Sonnenseiten des Lebens zeigte, so wertungsfrei konfrontiert er den Zuschauer mit ihrem Gegenteil. Ist Adriana Opfer ihrer Leichtgläubigkeit? Ist ihre Entscheidung die infantile Trotzreaktion eines sich von der Glitzerwelt blenden lassen habenden, auf Karriere und Oberflächlichkeit fixierten, unreifen Menschen? Oder hat man ihr in einem nicht zu verantwortenden Maße übel mitgespielt? Kam sie unter die Räder einer egozentrischen Ellbogengesellschaft? Darüber nachzudenken lohnt sich, nicht zuletzt, weil die Thematik an ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat. Und so stilvoll und angenehm, wie Pietrangeli sein Publikum durch das sonnige Rom der 1960er-Jahre führt, in dieser Mischung aus Leichtfüßigkeit und tödlichem Ernst, wie er es Anteil nehmen lässt an den Vorzügen des leichten Lebens, um es letztlich zu desillusionieren, so sehr lässt sich dieser Film genießen – auch heute noch, wenn er auch seine seinerzeit evtl. provokante, schockierende Wirkung im Laufe der Jahrzehnte weitestgehend verloren haben dürfte (weil das Gezeigte allgemein hingenommene Normalität geworden ist?).
Pietrangeli fängt in diesem mit Namen wie Karin Dor, Mario Adorf und Joachim Fuchsberger populär besetzten Film sehr bewusst das vordergründig leichte Leben an der sonnendurchfluteten Adria ein und versteht, seine attraktiven Darstellerinnen erotisch in Szene zu setzen, ohne wirklich etwas zu zeigen. Zunächst könnte man glatt meinen, man befände sich in einer leichten Sommerkomödie. Passend zum sarkastischen Filmtitel erfährt man dabei nicht wirklich viel über die liebenswürdig-naiv wirkende, von Sandrelli sinnlich gespielte Adriana, was über ihre Ziele und ihren sozialen Hintergrund hinausgeht. Was aufgrund ihrer Misserfolge in ihr vorgeht, bleibt weitestgehend verborgen. Im episodenhaften Aufbau wirkt es jedoch, als würde sie sich ihre Lebensfreude bewahren und weiter an ihrem Ziel festhalten. Ihre positive Ausstrahlung und unbedarfte Menschlichkeit, die sie zur Sympathieträgerin machen, wird besonders in einer Szene mit Mario Adorf deutlich, der kurz zuvor einen Boxkampf verloren hatte, durch seine Begegnung mit Adriana aber kurzzeitig vorbehaltlose, ehrliche Zuneigung erfährt.
Das tragische Ende jedoch offenbart, dass die von ihr auserkorene Karriere für eine arglose junge Frau zu viel ist und dass ihr einfach gestrickter, blauäugiger Charakter – so liebenswürdig er auch erscheinen mag – sie nicht vor den psychischen Auswirkungen negativer Erfahrungen zu schützen vermag, sie letztlich auf sich allein gestellt keinen verarbeitenden Umgang mit ihren Enttäuschungen findet und schließlich nur noch einen Ausweg sieht. Die Bewertung dessen obliegt dabei dem Zuschauer, denn so selbstverständlich Pietrangeli zuvor die Sonnenseiten des Lebens zeigte, so wertungsfrei konfrontiert er den Zuschauer mit ihrem Gegenteil. Ist Adriana Opfer ihrer Leichtgläubigkeit? Ist ihre Entscheidung die infantile Trotzreaktion eines sich von der Glitzerwelt blenden lassen habenden, auf Karriere und Oberflächlichkeit fixierten, unreifen Menschen? Oder hat man ihr in einem nicht zu verantwortenden Maße übel mitgespielt? Kam sie unter die Räder einer egozentrischen Ellbogengesellschaft? Darüber nachzudenken lohnt sich, nicht zuletzt, weil die Thematik an ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat. Und so stilvoll und angenehm, wie Pietrangeli sein Publikum durch das sonnige Rom der 1960er-Jahre führt, in dieser Mischung aus Leichtfüßigkeit und tödlichem Ernst, wie er es Anteil nehmen lässt an den Vorzügen des leichten Lebens, um es letztlich zu desillusionieren, so sehr lässt sich dieser Film genießen – auch heute noch, wenn er auch seine seinerzeit evtl. provokante, schockierende Wirkung im Laufe der Jahrzehnte weitestgehend verloren haben dürfte (weil das Gezeigte allgemein hingenommene Normalität geworden ist?).
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Der Film ist ein echtes Meisterwerk und einer der allerbesten italienischen Filme der 60er Jahre. Ich kann es nicht erwarten bis Filmjuwelen die Doppel DVD dazu bringt. Am 14. Juni 2013 ist es soweit.
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Der Film ist wirklich ne bombe, wer ihn nicht kennt sollte ihn sich unbedingt zulegen, damit macht ihr nichts verkehrt...
Ist hier übrigens ein Fachmann unterwegs, der ein Paar Filmtipps Parat hätte, von Filmen die in die Selbe Richtung gehen wie dieser hier??
Filme alla....
"Wir von der Straße"
"Gefährliche Nächte"
oder
"Rocco und seine Brüder"
"ACCATONE - WER NIE SEIN BROT MIT TRÄNEN Aß"
"Heirat auf Sizilianisch"
Dramen, gerne auch mit anderen Genres gemixt, aus den 60iger Jahren, aus good old Italy ??? Oder halt einfach Filme die die leute von der Straße zeigen ??
Ist hier übrigens ein Fachmann unterwegs, der ein Paar Filmtipps Parat hätte, von Filmen die in die Selbe Richtung gehen wie dieser hier??
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"Gefährliche Nächte"
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
@Reggie
Die User hier stehen mehr auf Sleaze und Mondofilme. Da kennt doch niemand IO LA CONOSCEVO BENE.
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Dein geistiger Dünnpfiff mal wieder...italostrikesback hat geschrieben:@Reggie
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
Ich vermute mal, dir könnte "Mama Romma" von Passolini noch sehr gut gefallen. Ansonsten fällt mir spontan noch "Umberto D." von de Sica (ist aber 50er) ein. Ebenfalls aus den 50er liebe ich noch die beiden Fellinis "Die Müßiggänger" und "Die Schwindler". Oder Rosselinis "Stromboli". 60er habe ich jetzt so nicht drauf.reggie hat geschrieben:
oder
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Früher war mehr Lametta
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Re: Ich habe sie gut gekannt - Antonio Pietrangeli
"Stromboli" gibt es in einer Box von Koch, habe die alte Auflage hier ("Paisà", "Deutschland im Jahre Null", "Stromboli" & "Reise in Italien").
Den hiesigen Kennern freilich bekannt, aber vielleicht lesen auch Einsteiger mit.
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Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen