Rock My Heart- Mein wildes Herz - Hanno Olderdissen (2017)

Moderator: jogiwan

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FarfallaInsanguinata
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Rock My Heart- Mein wildes Herz - Hanno Olderdissen (2017)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

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AT: Mein wildes Herz - Alles auf Sieg

Herstellungsland/-jahr: Deutschland 2017

Regie: Hanno Olderdissen

Drehbuch: Clemente Fernandez-Gil & Hanno Olderdissen
Produktion: Boris Schönfelder
Musik: Tobias Wagner
Kamera: Sten Mende
Schnitt: Claudia Wolscht

Darsteller:

Emilio Sakraya: Samy
Annette Frier: Beate Hilbig
Dieter Hallervorden: Paul Brenner
Lena Klenke: Jana
Milan Peschel: Steckel
Johann von Bülow: Dr. Korten
Anneke Kim Sarnau: Sabine Brenner
Amrei Haardt: Schwester Mirjam
Hans Martin Stier: Kronweiler
Vedat Erincin: Samy's Vater
Michael Lott: Joachim Hilbig

Inhalt:

Jana hat einen angeborenen Herzfehler. Um dem Schicksal zu trotzen, sucht Jana jede Herausforderung, stürzt sich in jedes wilde und gefährliche Abenteuer. Ihren Eltern gefällt das nicht und sie haben noch mehr Angst um ihre Tochter.
(laut IMDb)
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Rock My Heart- Mein wildes Herz - Hanno Olderdissen (2017)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich hatte es ja bereits angedroht, ab jetzt bespreche ich nur noch Pferdemädchenfilme. :troest:

Auf einem ihrer Ausflüge macht Jana eine Bruchlandung mit einem geklauten Motorroller und trifft unverhofft ein geheimnisvolles Pferd. Diese Begegnung lässt sie nicht mehr los und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus begibt sie sich auf die Suche nach dem Tier. Sie findet es auf dem Gelände der ehemaligen Trainer-Legende Paul Brenner, der aber schon ewig nichts mehr reißen konnte. Sein Anwesen ist hoch verschuldet und die Zwangsversteigerung steht vor der Tür. Das junge Talent "Rock My Heart" ist seine letzte Hoffnung, nur dumm, dass das Vieh niemanden an sich ranlässt. Aber, oh Wunder, Jana und Rock nehmen ihren Draht zueinander wieder auf. Sie ist tatsächlich der einzige Mensch, dessen Anwesenheit und Körperkontakt das Pferd erträgt. Das führt zu einem verwegenen Plan, Paul will Jana in wenigen Wochen von der Laiin zur Rennreiterin ausbilden, um bei einem Derby den mit 100.000€ dotierten Sieg abzuräumen.

Ich bin keine Reiterin, habe erst vor wenigen Jahren überhaupt einen Zugang zu Pferden gefunden, der nicht von kompletter Abneigung geprägt ist und halte die Handlung für ziemlich unrealistisch. Aber darum geht es gar nicht, betrachten wir den Film schlicht als modernes Märchen.

In erster Linie beindrucken mich die Darstellerleistungen.
Anna-Lena Klenke ist großartig als Jana, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich einmal ein "normaler" Teenager sein zu dürfen, aber bei jeder selbstständigen Handlung von ihren überführsorglichen Eltern gemaßregelt und fast erstickt wird. Die Familienatmosphäre ist sehr authentisch umgesetzt. Liebe kann auch toxisch sein.
Dieter Hallervorden sehe ich sehr gerne, seit er den debilen Blödsinn der 70er und 80er zu den Akten gelegt hat und anspruchsvollere Rollen spielt. So macht er auch hier eine gute Figur.
Dann die zarten Bande zwischen Jana und Samy, die beide das gleiche Schicksal teilen, aber deswegen auch Angst haben, sich aufeinander, überhaupt auf irgendwas einzulassen, schließlich sind sie eh dem Tode geweiht. Das ist alles richtig toll dargestellt.
Jana schafft es, die Angst zu besiegen und sich auf die Ungewissheit einzulassen, das finde ich unglaublich bewundernswert. Und selbst der Schicksalsschlag, den sie noch erleiden muss, kann sie davon nicht abbringen.
Das Ende ist etwas überzogen rosa, dafür gibt es einen halben Punkt Abzug!
Ansonsten, wer beim ersten "Ostwind" eine positive Überraschung erlebte, so wie ich, wird auch an diesem Werk seine Freude haben.

Ehrliche 7,5/10
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Salvatore Baccaro
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Rock My Heart - Mein wildes Herz - Hanno Olderdissen (2017)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Rock My Heart - Mein wildes Herz

Produktionsland: Deutschland 2017

Regie: Hanno Olderdissen

Cast: Lena Klenke, Dieter Hallervorden, Annette Frier, Michael Lott, Emilio Sakraya, Vedat Erincin, Anneke Kim Sarnau


Abt. Hottehü-Filme

Die siebzehnjährige Jana leidet unter einem angeborenen Herzfehler; jedwede Anstrengung könnte sie in Lebensgefahr bringen. Vor allem ihre überbesorgte Mutter möchte jeden Schritt ihrer Tochter überwachen, sie in Watte packen, ihr alles verbieten, was Spaß und damit eine erhöhte Herzfrequenz bereiten könnte. Bei Jana wiederum führt der Umstand, dass sie sich in einer Welt aus Porzellan bewegen soll, zu einer engagierten Rebellion gegen ihr Elternhaus, gegen die Ärzte, die sie zu einer neuartigen Operation drängen wollen, letztlich gegen ihren eigenen Körper, dem sie bewusst viel mehr aufbürdet als er eigentlich zu tragen vermag. Gleich zu Beginn des deutschen Spielfilms ROCK MY HEART aus dem Jahre 2017 führt Janas Aufbegehren fast zu einer Katastrophe: Mit einem stibitzten Motorroller ist sie in einem nächtlichen Wald verunglückt, und kann nur dadurch, dass sie so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus eingeliefert wird, dem Tod noch einmal von der Schippe springen. Fortan aber verfolgen sie Erinnerungen an diese Nacht, von denen sie nicht sicher ist, ob sie sie sich nur im Delirium eingebildet hat oder ob sie tatsächlich genauso abgelaufen sind: Ein schwarzer Hengst nämlich soll ihr an der Unfallstelle Gesellschaft geleistet, sie am Einschlafen und damit potentiellen Nicht-Mehr-Aufwachen gehindert haben, ein Pferd jedoch, das keinem der Rettungskräfte aufgefallen ist, und das die Ärzteschaft als Phantasmagorie ihres mit der Ohnmacht kämpfenden Verstandes abtut.

Darauf will Jana die Sache nicht beruhen lassen: Mit dem Rad fährt sie die Gegend, in der sie verunfallt ist, so lange ab, bis sie wirklich auf einen Pferdehof stößt. Der wiederum ist außerordentlich heruntergekommen, wird geleitet von dem greisen Paul Brenner, dessen beste Tage als erfolgreicher Jockey weit hinter ihm liegen, und verfügt über ein einziges Pferd, nämlich jenen schwarzen Hengst, zu dem Jana sofort eine Seelenverwandtschaft verspürt, und der kurioserweise auf den Namen „Rock My Heart“ getauft worden ist. Wie Jana von Paul erfährt, steht dieser kurz davor, seinen Hof zu verleihen: Sollte er nicht in Ablauf einer gewissen Frist all seine Schulden bei der Bank tilgen, fällt sein Lebenswerk nebst „Rock My Heart“ automatisch an dieselbe. Da Jana und das Pferd indes mehr und mehr zu einem Herz und einer Seele werden, und sich unsre Heldin zudem als reittechnisches Naturtalent erweist, das scheinbar mühelos selbst einen Wildfang wie Rock My Heart zu bändigen weiß, keimt in Paul ein Plan, wie er seinen Kopf doch noch aus der Schlinge ziehen könnte: Wieso nimmt Jana nicht bei einem alsbald anstehenden Galopprennen teil? Wenn sie gewinnt, würde das Preisgeld ausreichen, nicht nur Paul von seinen Gläubigern freizukaufen, sondern auch Rock My Heart sei eine rosige Zukunft auf dem Hof gesichert. Aus Liebe zu dem Vierbeiner geht Jana auf den Deal ein – und nimmt es in Kauf, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Während Paul, der von Janas Herzkrankheit scheinbar nichts ahnt, das Mädchen in Rekordschnelle zur Profireiterin ausbildet, verschlimmert sich Janas Gesundheitszustand zusehends…

Erstaunlich ist, wie transparent ROCK MY HEART seine kapitalistischen Implikationen offenlegt: Von Anfang an besteht kein Zweifel an den eigennützigen Motiven, die die Figur Paul Brenner leiten, - selbst wenn er noch so sehr von Dieter Hallervorden als liebenswerter Kauz gespielt wird. Um seinen Hof zu retten, - anders gesagt: um ökonomischen Gewinn zu erzielen -, zaudert er nicht, ein junges Mädchen, das nie zuvor auf einem Pferderücken gesessen hat, in die Mühlen des kräfteverzehrenden Reitsporttrainings zu werfen, dieses junge Mädchen zudem seinen Eltern zu entfremden, die es bald bloß noch zum Frühstück oder zum Abendessen zu Gesicht bekommen, da es seine komplette Freizeit auf einem Pferderücken zubringt, und sich letztendlich sogar billigend damit abzufinden, dass dieses Mädchen sein Leben – wortwörtlich: sein Herz – für einen Traum einsetzt, der im Grunde gar nicht sein eigener ist. Letzteres wird vor allem in einer Szene deutlich, in der Hallervordens Charakter durch die Blume zugibt, doch bemerkt zu haben, dass mit Janas Gesundheit nicht alles astrein läuft, - dass er diesen Verdacht jedoch einfach zur Seite schob, um sich von ihm nicht in die großangelegte Rettung seines Lebenswerks hineinpfuschen zu lassen. Dabei handelt aber auch Jana rein egoistisch: Das Pferd mit dem sprechenden Namen wird für sie zum Katalysator all der Dinge, die ihr in ihrem bisherigen Leben aufgrund ihres maladen Herzens verwehrt geblieben sind. Im Prinzip geht es ihr nicht primär um den Hof, nicht primär um das Pferd, nicht primär um die Bedürfnisse Pauls; vielmehr bietet sich der Teenagerin auf dem Silbertablett eine Gelegenheit, ihre vorher rein destruktive, blindwütig ins Feld schießende Rebellion in etwas Produktives umzuwandeln. Ihr angeblicher „Ferienjob“ auf dem Pferdehof macht es ihr möglich, sich von ihren Eltern zu emanzipieren, einmal das halbwegs normale Leben eines Mädchens in ihrem Alter führen zu können, - wenn auch mit der Aussicht, dass sie dieses Leben dadurch von Tag zu Tag beträchtlich verkürzt.

Es passt zum wenig schönfärberischen Naturalismus dieses Films, der sich nachgerade anfühlt wie eine Anti-These zu harmlos-märchenhaften Hottehü-Abenteuern einer WENDY oder von BIBI & TINA, dass er auf Überzeichnungen seiner Figuren, auf allzu abstruse Plot-Volten, auf jedweden Holzhammer-Humor verzichtet, und sich stattdessen beinahe kammerspielartig auf das Dreiergespann Jana/Paul/Rock-my-Heart konzentriert. Selbst im Finale auf der Galopprennbahn oder beim Tod eines ebenfalls herzkranken Jünglings, den Jana bei ihrem letzten Reha-Aufenthalt kennengelernt hat und zu dem sie zunächst eine freundschaftliche, dann zärtlichere Beziehung entwickelt, rekurriert ROCK MY HEART zu irgendeinem Zeitpunkt auf allzu sensationsträchtige Elemente, stets bleibt die Inszenierung auffallend zurückhaltend, - eine Zurückhaltung, die manche möglicherweise (zumal bei einer Laufzeit von 100 Minuten) als Langweile oder Spannungsarmut abtun dürften, die dem Film aber, wie ich finde, relativ gut zu Gesicht steht: Keine Hexereien wie bei BIBI & TINA, keine realitätsferne Postkarten- oder Barbie-Ästhetik wie in den beiden WENDY-Adaptionen, nicht mal den New-Age-Mystizismus, der in den OSTWIND-Filmen den Raum zum Übernatürlichen hin öffnet, - stattdessen bietet ROCK MY HEART eine ernsthafte Coming-of-Age-Geschichte, die, was mich übrigens vielleicht am meisten überrascht hat, sogar durchaus kritisch den Sport des Dressurreitens reflektiert. Für Heranwachsende sicherlich wesentlich empfehlenswerter als ein Hottehü-Film à la EMOCOES SEXUAIS DE UM CAVALO…
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FarfallaInsanguinata
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Re: Rock My Heart - Mein wildes Herz - Hanno Olderdissen (2017)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Zu diesem Film gibt es bereits einen Fred, lieber Salvatore! :P --->

viewtopic.php?p=240022&hilit=rock+my+heart#p240022

Ansonsten danke für die Besprechung. Auch wenn ich nicht in allen Details mit dir übereinstimme, verbindet uns das positive Fazit.
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