Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von jogiwan »

Blap hat geschrieben:Was solls, ich habe sowieso beide Scheiben.
Herzerl, du sagst es! ;)
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buxtebrawler
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von buxtebrawler »

Das find ich schon schade, zumal es nicht das erste Mal ist, dass sowas bei cmv passiert. Bei "Angst - Das Camp des Schreckens" war das Bild auch schon zu dunkel.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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untot
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von untot »

"Totenchor der Knochenmänner" hat mich wirklich begeistert, ich hab mich richtig gut unterhalten gefühlt!
Die Darsteller sind gut gewählt und machen ihre Sache durchwegs gut, Naschy seh ich sowieso immer gerne, Blutgehalt ist auch stimmig, grusel ist ausreichend vorhanden, auch die Location war prima und verstärkt die düstere Grundstimmung noch zusätzlich.
Die Story war interessant und der Schluß eine Überraschung für mich, damit hatte ich nicht gerechnet.
Das einzige was dieser Film nicht ist, ist trashig, was kein Nachteil ist, wie ich finde, hier kriegt man nen richtig schönen alten Grusler geboten, der absolut keine Wünsche offen lässt, echt top!
Das einzige Manko ist das dunkle Bild, das ja Jogi schon erwähnt hat, eigentlich schade, bei so einer kleinen Filmperle.

8,5/10
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jogiwan
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von jogiwan »

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Hach, was für ein absolut herrlicher Film! „Totenchor der Knochenmänner“ bzw. „La Orgia de los Muertos“ von Regisseur José Luis Merino stammt wirklich aus der Blütezeit des Euro-Horrors und bietet neben dem etwas in die Irre führenden deutschen Titel (Musikeinlagen gibt es ja keine zu betrachten) auch noch eine spannende Geschichte irgendwo zwischen „Zombie-„, „Haunted House-„ und „Mad Scientist“-Thematik. Daneben gibt es auch noch jede Menge gruseliger Locations und einen tollen Cast inklusive den von mir vergötterten und leider im Jahr 2009 verstorbenen Paul Naschy, der hier als degenerierter und nekrophiler Totengräber durchs Bild schlurfen und in dem Film seine unverkennbaren Trademarks aufdrücken darf.

Die Handlung von „La orgia de los muertos“ inklusive übernatürlicher Komponente ist für B-Movie-Verhältnisse eigentlich recht gut ausgefallen und bietet eigentlich eine klassische Kriminalgeschichte mit etwas Spannung, Sleaze und Gore in einer kleineren Autopsie-Szene, sowie auch eine Menge Atmosphäre, obskure Charaktere und kurzweilige Entwicklungen. Trotz des eingeschränkten Personenkreises in dem abgelegenen Ort gibt es ja genug zwielichtige Personen bzw. Möglichkeiten für etwaige Verdächtige, auch wenn diese im Verlauf der Geschichte dann stetig dezimiert werden. Das erinnert dann stark an Agatha Christie Filme, doch die Auflösung der ganzen Untoten-Sause, ist natürlich gruselig ausgefallen und wird auch jeden Freund von Horrorfilmen versöhnlich stimmen.

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José Luis Merino, der dem Fan ja auch durch seinen atmosphärisch gelungenen „Das Grauen von Schloss Monte Christo“ mit der ebenfalls wunderbaren Erna Schürer bekannt sein dürfte, hat mit „Totenchor der Knochenmänner“ einfach ein kleines Genre-Juwel geschaffen, dass trotz allerlei sattsam bekannter Zutaten aus der zu seiner Zeit erfolgreichen Filmen dennoch bestens unterhält und kaum enttäuschen wird. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, so ist „Totenchor der Knochenmänner“ auch nicht in einem osteuropäischen Ort, sondern kostengünstig in den spanischen Pyrenäen bzw. größtenteils im Studio gedreht worden.

Neben der schönen Location begeistert aber natürlich auch der tolle Cast. Das liegt vor allem an Paul Naschy, der es trotz kleinerer Nebenrolle schafft, dem Film wieder einmal seinen unverkennbaren Stempel aufzudrücken. Als Merino Naschy das Drehbuch schickte, war dieser von seiner Rolle wenig begeistert und begann, diese gemeinsam mit dem Regisseur zu überarbeiten. Herausgekommen ist dabei eine Weiterentwicklung seines Charakters Igor aus „Die Stunde der grausamen Leichen“, der wieder einmal alle Sympathien auf seiner Seite hat. Aber auch bei den restlichen Darstellern gibt es das ein oder andere bekannte Gesicht zu entdecken. Carlos Quiney kennt man ebenfalls aus Merinos „Das Geheimnis von Schloss Monte Christo“, während die hübsche Aurora de Alba neben „Blutrausch der Zombies“, wie auch Stelvio Rosi vor allem in zahlreichen Western in Erscheinung getreten ist.

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Was jedoch etwas verwundert ist die Tatsache, dass der Streifen trotz all seiner Qualitäten und Naschy-Beteiligung VÖ-technisch bislang doch etwas stiefmütterlich behandelt wurde. Im deutschsprachigen Raum gab es neben dem Kinoeinsatz zwar eine Handvoll VHS-Veröffentlichungen unter dem Titel „Totenchor der Knochenmänner“ und eine Wiederveröffentlichung unter „Die Bestie aus dem Totenreich“, aber die sind natürlich schon längst vergriffen. Auf DVD ist der Streifen bislang meines Wissens auch nur in den Staaten erschienen, wobei sich „Troma“ hier auch die Mühe gemacht hat, die qualitativ-mäßige Scheibe mit Extras aufzupeppen. Auch die Bildqualität der Scheibe aus der Trash-Collection lässt leider etwas zu wünschen übrig und wird dem tollen Film leider keinesfalls gerecht. Diese ist bestenfalls VHS-Niveau und auch zu dunkel gehalten, wobei gerade bei den Outdoor-Szenen doch die Fantasie des Zuschauers etwas gefragt ist.

Besonderes Highlight der Nummer 80 aus der beliebten Trash-Collection ist ja dann auch in Form einer kleinen Sonderausgabe der „Creepy Images beigelegt. In dem 32seitigen Booklet im A6-Format bringt uns der deutsche Naschy- und Filmplakat-Experte Thorsten Benzel neben einen informativen Text auch allerlei seltenes Werbe- und Plakatmaterial aus aller Welt. Vom deutschen Kinoaushang bis zum amerikanischen Plakat ist da dann auch so alles vertreten, was jemals als Werbematerial zu dem Film gedruckt wurde. Besonderes lustig ist da auch das obskure Plakat mit dem Titel „Blacula“, wo wohl niemand so genau weiß, wo dieses eigentlich herkommt. Alles in allem eine wunderbare Beigabe für einen tollen Film, für die es nur zwei Daumen nach oben geben kann.

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Unterm Strich ist „Totenchor der Knochenmänner“ ein spannender und schöner Genre-Beitrag aus Spanien, der trotz dem Fehlen jeglicher Gesangseinlagen oder knöchriger Männer auf der ganzen Linie punkten kann. Die Story rockt, die Darsteller auch und Paul Naschy als Nekroman toppt sowieso wieder einmal alles. Angesichts des tollen Filmes kann dann auch mit etwas Augen zudrücken die dürftige Bildqualität entschuldigt werden und in einer besseren Form wird man den Streifen von José Luis Merino wohl ohnehin nicht so schnell vor die Linse bekommen. Die Idee mit dem Sonderheft ist grandios und sollte auf jeden Fall wiederholt werden. Der „Totenchor der Knochenmänner“ ist dann filmtechnisch auch mein bisheriges Highlight der Serie und kann trotz qualitativer Mängel der DVD allen Fans von Euro-Horror und Paul Naschy nur empfohlen werden!

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sid.vicious
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von sid.vicious »

Hinter dem reißerischen deutschen Titel, verbirgt sich ein Krimigerüst gestützt von Grusel- und Horrorelementen. Die Story ist recht gut angelegt, braucht allerdings einiges an Zeit, bis diese letztendlich in Fahrt kommt. Erst das letzte Drittel lässt den Film interessant werden. Denn erst dann kommt richtig Bewegung in den Film und spart sich gar eine morbide Schlussszene für das Finale auf. Man kann zwar zum Ende Gemeinsamkeiten mit Leichenhaus der lebenden Toten, hinsichtlich der „-Inspektor und dem zu Unrecht verdächtigten Held- Beziehung“, erkennen, findet allerdings auch einen ganz klaren Unterschied. Denn bei „Totenchor der Knochenmänner“, spielen die Untoten, eher eine untergeordnete Rolle. Der Zuschauer wartet sehr lang auf deren Auftritt und muss sich zuvor mit allerlei Rätseln auseinandersetzen.

Das letzte Drittel ist zweifelsohne das Highlight des Films. Es kommt zu einigen düsteren Außenaufnahmen und ansehnlichen Locations. Im Vergleich zu Jorge Graus Film, in dem der Held am Ende getötet wird, kann der Hauptdarsteller in diesem Film überleben und alle von seiner Unschuld überzeugen. Was zuerst nach einem Happy End in Heimatfilm-ähnlichen Gefilden aussieht, entpuppt dieses sich allerdings als ein morbides offenes Ende. Polanskis Grundidee lässt grüßen, aber lassen wird das…

Für Nostalgiker, auf jeden Fall sehenswert.

7/10
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Blap
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von Blap »

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Links: Kleine Hartbox (Nr. 80) aus der CMV Trash Collection, Cover A / Rechts: US-DVD von Troma Retro



Der Totenchor der Knochenmänner (Spanien, Italien 1972, Originaltitel: La orgía de los muertos)

Paul verehrt sterbliche Überreste

Serge (Stelvio Rossi aka Stan Cooper) reist in eine abgelegene Gegend, er soll dort das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten. Die Einheimischen erweisen sich nicht als zugänglich, ein älterer Herr warnt den Neuankömmling vor unheimlichen Begebenheiten, doch der selbstbewusste Serge pfeift auf das schrullige Geschwätz. Wenig später soll dem jungen Mann tatsächlich der Schrecken in die Glieder fahren, er entdeckt eine erhängte Frau, deren Leiche an einem Ast baumelt. Serge nimmt die Beine in die Hand, seine verzweifelten Hilferufe werden von der liebenswerten Dorfbevölkerung ge­flis­sent­lich ignoriert. Schliesslich trifft er ausser Atem am Ziel seiner Reise an, wo er von der Bediensteten Doris (Dyanik Zurakowska) freundlich empfangen wird. Noch offenherziger wird Serge von der Witwe seines verblichenen Verwandten begrüßt, flott landet er mit Nadia (Maria Pia Conte) im Schmuddelbettchen. Nicht alle Bewohner des Anwesens freuen sich über den neuen Hahn im Korb, bevor Serge mit Nadia die Kissen umpflügen kann, muss er zunächst den eifersüchtigen Diener (Carlos Quiney) gewaltsam aus dem Haus entfernen. Vom Baum herab hing übrigens die Tochter des Erblassers, das Testament weist nun Serge als Begünstigten aus, Nadia wird zu ihrem Ärger mit einer belanglosen Kleinigkeit abgespeist. Andere Sorgen hat Professor Leon Droila (Gérard Tichy), Wissenschaftler und nebenbei Vater der bezaubernden Doris, er macht sich Gedanken um die weitere Förderung seiner Forschungen, die ihm der alte Schloßherr über einen längeren Zeitraum ermöglichte. Noch sind nicht alle Fragen bezüglich des Selbstmordes geklärt, wirkte eventuell eine weitere Person am Ableben der jungen Frau mit? Schnell gerät der seltsame Totengräber Igor (Paul Naschy) in Verdacht, der zuständige Ermittler (Pasquale Basile) findet in der Behausung des Burschen äusserst befremdliche Dinge vor. Bald sind weitere Tote zu beklagen, die schreckliche Wahrheit sprengt jegliche Vorstellungskraft...

Spanischer Horror aus den siebziger Jahren, einer der herrlichsten Spielplätze für mein altes Herz. Die Regie übernahm in diesem Fall nicht einer der üblichen Verdächtigen, weder León Klimovsky noch Amando de Ossorio waren am Start, der umtriebige Paul Naschy sollte sein Regiedebüt sowieso erst wenige Jahre später feiern. José Luis Merino nahm auf dem Chefsessel Platz, ein Mann der nur selten im Horrorsektor unterwegs war. Immerhin geht der schöne Grusler "Das Geheimnis von Schloß Monte Christo" (1970) auf seine Kappe, wahrlich kein schwacher Arbeitsnachweis. "Der Totenchor der Knochenmänner" wurde in Deutschland auch unter dem Titel "Die Bestie aus dem Totenreich" vermarktet. Noch abstruser muten einige internationale Schöpfungen an, aus "La orgía de los muertos" (Die Orgie der Toten) wurde z. B. "Bracula - Terror of the Living Dead"! Nein, das ist kein Tippfehler, es soll in der Tat "Bracula" heissen, vermutlich waren Drogen im Spiel.

Den geneigten Zuschauer erwartet ein typischer Genrebeitrag, was keinesfalls abwertend gemeint ist, spanischer Horror ist immer für knuffige Unterhaltung gut. Da wäre zunächst die malerische Ortschaft, die in ein schönes Bergpanorama eingebettet ist. Gruften, Gräber, Gänge und stilvoll eingerichtete Räume gesellen sich hinzu. Nicht weniger ansprechend und reizvoll sind die Charaktere angelegt, da hätten wir den jungen und dynamischen Helden im Angebot, das ruchlose Flittchen, das warmherzige Dienstmädchen. Das reicht euch bereits? Von wegen, der nicht allzu clevere Schmalspur-Ermittler, ein überspannter Wissenschaftler und ein aufbrausender Butler sollen nicht unterschlagen werden. Vor allem giert der Fan nach Paul Naschy, der als durchgeknallter Leichenschlabberer prächtig aufspielt. Obschon ihm nur eine Nebenrolle zufällt, kann er dem Streifen seinen Stempel aufdrücken, hinterlässt eine nachhaltige Duftmarke (ähmm...).

Bevor es zu ausufernd wird, folgt flugs der übliche Blick auf das Ensemble. Stelvio Rosi (unter seinem Künstlernamen Stan Cooper am Start) war offensichtlich das Vorbild für den prachtvollen Haarschnitt von Helge Schneider, zumindest war das mein erster Gedanke, als ich Herrn Cooper auf meinem Bildschirm erblickte. Die Darstellung des cleveren Lebemannes gelingt dem Italiener gut, er geht nicht im Taumel der teils skuriller angelegten Nebenfiguren unter. Richtig stark Gérard Tichy in der Rolle des Professors, der dem erstaunten Neuankömmling eindrucksvolle Einblicke in seine Arbeit gewährt, aber hinter dessen braver Fassade noch viel, viel mehr zu entdecken ist. Pasquale Basile macht uns den "Möchtegern-Holmes", was mir mehrfach ein wohlwollendes Schmunzeln entlockte, ferner fällt Carlos Quiney auf, der in der frühen Phase der Sause mehrfach in die Fäuste von Stan Cooper laufen darf. Wie bereits erwähnt, ist selbstverständlich der einmalige, einzigartige und unvergessene Paul Naschy die Hauptattraktion, mit irrem Blick geifert er als nekrophiler und wahnsinniger Igor durch die Kulissen, es ist eine wahre Wonne. So abstossend und verdorben Igor auch sein mag, in erster Linie ist der Totengräber ein bemitleidenswerter Einzelgänger am Rande der kleinen Dorfgemeinschaft, sein Dasein mutet gleichzeitig bizarr und tragisch an. Schon sind wir in den Reihen der Damen angekommen, die in spanischen Horrorfilmen meist das Auge des gierigen Lüstlings erfreuen. In dieser Disziplin geht "Totenchor" eher im Mittelfeld über die Ziellinie, so machner verwandte Flick hat schönere Frauen im Gepäck, gewährt überdies etwas großzügigere Einblicke. Bitte versteht mich nicht falsch, hier sind keinesfalls hässliche Lappen am Start! Maria Pia Conte gewinnt klar den ersten Preis, der Wirkung ihrer Augen kann ich mich nicht entziehen, als kleines Flittchen hat sie sowieso sofort meine Zuneignung erobert. Dyanik Zurakowska fällt die Rolle des braven Gegenpols zu, sie zieht nur unter Druck blank, gefällt mir verhüllt besser, ihr Obstkorb ist mir zu dürftig bestückt (ja, ich bin ein widerlicher und unverbesserlicher Chauvinist!). Aurora de Alba kommt nur kurz zum Zuge, damit will meine Bemerkungen zur Besetzung beschliessen.

Mir liegen zwei DVD-Auswertungen zu diesem Film vor, die deutsche Scheibe aus dem Hause CMV, die US-DVD von Troma Retro, beide Silberlinge haben Stärken und Schwächen. Bei der CMV-DVD säuft das Bild zu oft in Dunkelheit ab, zudem schwächelt die Kompression sehr deutlich. Troma hat in diesen Disziplinen die Nase vorn, dafür fehlen die Farben, das Bild ist sehr braunstichig. Schade, denn "Der Totenchor der Knochenmänner" ist ein -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr schöner Film, dessen Anmut unter den Einschränkungen der DVDs leidet. Zeilenzähler und Pixelonanisten werden sich sowieso nicht für den Streifen interessieren, der tolerante Fan kann mit diesen DVDs IMHO recht gut leben. Erfreuliches gibt es über die Ausstattung zu berichten. CMV bietet angenehme Extras an, Trailer, Bilder und alternative Szenen sind die Stichworte. Die grösste Zierde dieser Veröffentlichung ist jedoch die Sonderausgabe des von mir sehr geschätzten Magazines Creepy Images, für die die schnöde Bezeichnung "Booklet" glatt eine Beleidigung wäre. Thorsten Benzel hat sich nicht lumpen lassen, der Macher des Magazines steuerte Bildmaterial aus seiner Sammlung bei, toll! Den Sympathiepreis für besondere Leistungen hat die CMV-Scheibe damit bereits sicher, doch auch Troma hat sich nicht lumpen lassen. So bietet die US-Scheibe u. a. Interviews mit Paul Naschy und Jose Luis Merino an, weitere Boni gesellen sich hinzu, obendrauf sogar ein Bonusfilm (Sweet Sound of Death). Als Verehrer des Eurokinos sollte man beide Ausgaben besitzen, Material von Thorsten Benzel findet sich übrigens auch auf der Troma-DVD. Ich rate zum Besuch der Website: http://www.creepy-images.com

Wenn ich "nur" 7/10 (gut) ziehe, dann ist diese Bewertung den übermächtigen Brüdern und Schwestern geschuldet, die das spanische/europäische Horrorkino der siebziger Jahre so einzigartig machen. Daher sind diese 7/10 ein echtes Schwergewicht, die Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte sprengen sowieso jede Skala!

Lieblingszitat:

"Der Kerl bewahrt hier Damenunterwäsche auf."
"Vielleicht ist er ein Fetischist!?"


...aus der englischen Fassung:

"I'm afraid, we just have to start looking for a new Butler. Good Night."
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von buxtebrawler »

Der spanische Regisseur José Luis Merino konnte bereits mit dem 1970 erschienenen „Das Geheimnis von Schloß Monte Christo“ Erfahrungen im Gebiet des Gothic-Horrors sammeln und lieferte zwei Jahre später mit „Der Totenchor der Knochenmänner“ sein Gesellenstück ab. Knöchrige Chorknaben kommen hier zwar keine vor, doch die nicht ganz unkomplexe Handlung um den in Skopje eintreffenden Serge Chekov (Stelvio Rosi alias Stan Cooper), der sein Erbe in Form eines Grafenschlosses antreten will, zunächst aber seine Cousine erhängt auf dem Friedhof vorfindet, sich mit der Missgunst der Bediensteten herumärgern muss und schließlich einem mörderischen Geheimnis auf die Spur kommt, verbindet Gothic-, Mad-Scientist- und Zombie-Subgenre-Charakteristika zu einem schmackhaften Euro-Horror-Gebräu.

Die düsteren Kulissen versprühen reichlich Flair eines unheilschwangeren Ortes mitsamt verängstigten, verschrobenen Bewohnern, die atmosphärische musikalische Untermalung unterstützt diesen Eindruck. Stelvio Rosi als Chekov entsetzt allerdings mit einer unmöglichen Maurizio-Merli-Schnauzbartproll-Haarpracht und es fällt schwer zu glauben, dass ausgerechnet er hier die Mädels ins Bett bekommt. Denn einen sleazigen Erotikanteil gibt es im „Totenchor der Knochenmänner“ natürlich auch, ebenso ein paar blutige Morde, einen nekrophilen Totengräber (Paul Naschy!), ein prächtiges Gruselschloss inkl. unterirdischen Katakomben, schwarze Magie, wissenschaftliche Experimente, Besessenheit, polizeiliche Ermittlungsarbeiten, Prügeleien, Intrigen etc… eine ganze Menge Stoff also, der uns hier aufgetischt wird. Das Tempo bleibt bis zum wahnwitzigen Finale aber dieser Art Film angemessen ruhig und lässt dem Zuschauer genug Zeit, alle Eindrücke, die sich zwischen absolut stimmigem Euro-Gothic und charmant-altertümlicher Exploitation-Kante bewegen, zu genießen. Weiß man noch nicht, wohin die Handlung letztlich steuert, bleibt „Der Totenchor der Knochenmänner“ zudem in unterschiedlich starker Ausprägung, aber doch konstant spannend. Die Schauspieler, unter ihnen Aurora de Alba, Maria Pia Conte, Catherine Gilbert und Dyanik Zurakowska, sind allesamt gut aufgelegt, Paul Naschys Nebenrolle ist herrlich neben der Spur und wird von ihm hervorragend und erinnerungswürdig dargeboten.

Fazit: Pflichtprogramm für Freunde europäischen Gothic-Grusels, die die exploitativen Einschläge der 1970er ebenso zu schätzen wissen wie den spanischen Charme alter Zeiten. Der Trash-Gehalt hält sich arg in Grenzen, wohliger Grusel und gelungener Make-up-Horror behalten stets die Überhand. Am gewöhnungsbedürftigsten ist das grässliche Erscheinungsbild des Hauptdarstellers, der den wahren Genregrößen dieses Bereichs nicht das Wasser reichen kann.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von jogiwan »

buxtebrawler hat geschrieben:Paul Naschys Nebenrolle ist herrlich neben der Spur und wird von ihm hervorragend und erinnerungswürdig dargeboten.
Ich bin stolz auf dich! :D
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben:Ich bin stolz auf dich! :D
War der erste vernünftige Film mit Naschy, den ich gesehen habe. Nun muss natürlich auch "Die Stunde der grausamen Leichen" her und eine Sichtung seines berüchtigten Werwolf-Films ist zumindest wieder in den Bereich des Möglichen gefallen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Totenchor der Knochenmänner - José Luis Merino (1972)

Beitrag von creepy-images »

buxtebrawler hat geschrieben: War der erste vernünftige Film mit Naschy, den ich gesehen habe...
Na dann hast Du einfach zu wenig, oder die falschen gesehen, oder hast einfach nur überhaupt keinen geschmack ;-)

Aber mal im Ernst und - soweit das bei mir möglich ist - auch ohne Fanbrille: Ähnlich wie bei Franco (obwohl sich die beiden Herren imho nur sehr, sehr bedingt vergleichen lassen) kommt es auch bei Paules Werk sehr auf den jeweiligen Einstieg an. Wer an der Stelle zum (für ihn) falschen Film greift, mag sich in der Tat etwas schwer tun.

Aber ich kenn ja auch deinen sonstigen Filmgeschmack nicht.
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