@Blap: Schon mal was von Übersättigung gehört
? Vier mal z.B. Lollo Ferrari ... Jesus Christ, da kannste 'ne ganze Einbauküche runterklemmen.
Hier aber mal unsere
Rev zum
Haus:
Leonardo Ferri (Franco Nero) ist erfolgreicher Maler, vielmehr war er es: Inzwischen befindet sich der ausgebrannte Künstler nämlich in einer veritablen Schaffenskrise. Eingezwängt zwischen bedeutungslosen „Happenings“ und dem Druck, den seine Geliebte und Managerin Flavia (Vanessa Redgrave) auf ihn ausübt, läuft gar nichts mehr. Vielmehr plagen ihn akustische und optische Halluzinationen und heftige Alpträume. So verbringt er die Tage lieber damit, ziellos über Land zu fahren, als sich an der Staffelei zu quälen.
Auf einem seiner Ausflüge entdeckt er ein großes, offensichtlich seit langem leerstehendes Palazzo, an dem der Zahn der Zeit bereits heftige Spuren hinterlassen hat und das eine intensive Anziehungskraft ausübt. Hier will er seine Krise überwinden. Mit Hilfe von Flavia erwirbt er den Kasten, lässt ein paar Zimmer wieder herrichten und zieht alleine ein, lediglich begleitet von der jungen Haushälterin Egle (Rita Calderoni). Doch anstelle seiner Schaffenskraft findet er die Geschichte eines jungen Mädchens, das während des Zweiten Weltkriegs wohl bei einem Tieffliegerangriff auf das Gebäude starb. Wanda (Gabriella Grimaldi), so hieß sie, war nicht nur adeligen Geblüts, sondern mit ihren 17 Lenzen schon ein veritabler Feger, der den Männern der Umgebung heftig den Kopf verdrehte. Die Faszination für das Mädchen, dessen Geist in dem Gemäuer weiterzuleben scheint, steigert sich bei Leonardo zur Besessenheit.
Elio Petri, eher bekannt für Komödien und Krimis mit Anspruch, gerne mit Gian Maria Volonté oder Marcello Mastroianni, versuchte sich hier zum ersten und letzten Mal im Horrorgenre. Der Film lässt sich im weitesten Sinne den „Haunted House“-Streifen zuordnen, wenngleich am Ende offenbleibt, ob die zutage tretenden Phänomene tatsächlich übernatürlicher Natur sind oder zufällig und im Zusammenhang mit der labilen Psyche des guten Ferri auftreten. Und das Ende erlaubt sogar noch einmal eine komplett andere Sichtweise.
Zwar legt der Film ein moderates Tempo vor, spart mit klassischer Action ebenso wie mit genretypischen Spannungsmomenten, lebt jedoch intensiv seine Atmo als Mischung aus Besessenheit, Todessehnsucht und Schuld. Vision ist Realität und Realität Vision; was die erste Einstellung als Wahrheit verkauft, reißt die nächste wieder ein. Dazu feuert Petri ein Stilmittelfeuerwerk ab, was den Streifen in die Nähe des Kunstkinos rückt und entsprechend sperrig für ein Mainstream-Publikum macht: Doppelbelichtungen, stakkatohafte Schnittfolgen, die wie aneinandergereihte Standbilder wirken, eine zum Teil wirbelnde Kamera, Identitätswechsel. Die optische Ebene wird dazu verstärkt durch die akustische, im wesentlich getragen durch den auch für Morricone ungewohnt experimentellen Score, der aus kurzen Melodiefetzen besteht, in weiten Teilen aber auch aus instrumentalen und vokalen Versatzstücken. Zwischen Franco Nero und Vanessa Redgrave, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten ein Paar, glüht’s so richtig; der Rest des Casts bleibt im Hintergrund.
Der Jury der Internationalen Filmfestspiele von 1969 hat’s gefallen und belohnte mit einem Silbernen Bären für die Arbeit von Petris „Stammkameramann“ Luigi Kuveiller. Ich ziehe ein wenig ab, denn der Streifen leidet wie so leicht Filme von derlei experimenteller Art: Sie bleiben häufig ihrer Zeit verhaftet und wirken in der Rückschau „altmodischer“ als ihre konventioneller gemachten Brüder und Schwestern, wenn ihr wisst, was ich meine
. Trotzdem gibt’s noch `ne vergleichsweise satte Vier.
Rating: $$$$