Operation Ganymed - Rainer Erler (1977)
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Operation Ganymed - Rainer Erler (1977)
Alternativtitel: Helden - Verloren im Staub der Sterne
Originaltitel: Operation Ganymed
Herstellungsland: Deutschland / 1977
Regie: Rainer Erler
Darsteller: Horst Frank, Uwe Friedrichsen, Claus Theo Gärtner, Dieter Laser, Wolf Mittler, Jürgen Prochnow,
Vicky Roskilly
Story:
Jahre nach dem Start kehrt eins von drei Raumschiffen der ersten Jupitermission zur Erde zurück. Längst hat man die Schiffe abgeschrieben, niemand erwartet sie noch zurück. Doch die vier Amerikaner und ein Russe (Horst Frank, Dieter Laser, Jürgen Prochnow, Claus Theo Gärtner, Uwe Friedrichsen) versuchen trotzdem Funkkontakt aufzunehmen, was aber nicht gelingt. Sie landen schließlich in der Wüste nahe der US-Pazifikküste, wo sie einen langen Marsch zur Zivilisation beginnen. Doch gibt es diese überhaupt noch. Mehrere Anzeichen deuten auf einen Krieg. Wer hat ihn begonnen? Die Russen? Die Amerikaner? Mißtrauen und Entbehrungen zersetzen den Zusammenhalt der Gruppe, die versucht, ihre Ordnung aufrechtzuerhalten. Trotzdem gibt es bald den ersten Toten...
http://www.ofdb.de/film/28125,Operation-Ganymed
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
Rainer Erler? Den hatte ich bisher so gar nicht auf dem Schirm. Ein deutscher Autorenfilmer und Träger des Bundesverdienstkreuzes, der fürs Fernsehen arbeitete, ist nun auch nicht unbedingt jemand, der mein Interesse übermäßig wecken würde. Ein Fehler, denn mit „Operation Ganymed“ aus dem Jahre 1977 schuf Erler einen anregenden Science-Fiction-/Endzeit-Thriller fürs ZDF (seine Kinoauswertung erfuhr der Film drei Jahre später), der auch auf Genrepublikum anziehend wirken dürfte.
Als der Funkkontakt zu drei erstmals zum Jupiter entsandten Raumschiffen abbricht, betrachtet man auf Erden die Mission als gescheitert, schreibt die Schiffe samt Besetzung ab und verschwendet nach einer Schweigeminute keinen Gedanken mehr an sie. Doch eines der Schiffe mit internationaler Besatzung kehrt nach Jahren tatsächlich zurück – vergeblich versuchen die Männer (Horst Frank, Dieter Laser, Jürgen Prochnow, Claus Theo Gärtner und Uwe Friedrichsen) Kontakt aufzunehmen und notlanden schließlich in der westmexikanischen Wüste nahe des Pazifiks. Statt des erträumten glorreichen Empfangs finden sie ein großes Nichts, eine entzivilisierte Gegend vor – und während die Sonne erbarmungslos an den Kräften der Männer zerrt, gehen die Vorräte zuneige…
„Operation Ganymed“ ist ein konsequent negativer, pessimistischer Film, eine zynische Dystopie. Die Besatzung, die ihre entbehrungsreiche Mission im Glauben antrat, internationale Anerkennung zu ernten und der Forschung wichtige Erkenntnisse zu vermitteln, wird, wie sie sich durch die Wüste schleppt, nach und nach realisieren bzw. sich einreden, dass alles sinnlos war, da man sie nicht nur schnell vergessen hat, sondern sich die Menschheit offensichtlich zwischenzeitlich selbst ausgelöscht hat. Was genau geschehen ist, wird nicht erklärt, da der Zuschauer die Handlung komplett aus Sicht der Besatzung verfolgt. Wie den gebeutelten Männern wird auch ihm Stück für Stück suggeriert, dass ein Atomkrieg oder etwas ähnlich Verheerendes getobt haben muss. Der Weg zu dieser Erkenntnis jedoch ist ein weiter, der geprägt ist von einem Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Verzweiflung, bis letztere die Überhand gewinnt, sowie von Verteilungskämpfen, Misstrauen, Sinnkrisen, Hunger und Not bis hin zu Wahnvorstellungen und Verlust zivilisierter Moral, der sich in Gewaltausbrüchen und Kannibalismus äußert. Ob überhaupt tatsächlich etwas Derartiges geschehen ist, wird nicht zweifelsfrei geklärt; es bleibt unklar, ob sich die Männer in ihrer Negativität evtl. nur in etwas hineinsteigern. Das Ende ist ebenfalls in die eine oder andere Richtung interpretierbar – die Fata Morgana eines vollkommen Ausgelaugten, dem Tode Geweihten, eine Nahtoderfahrung, der symbolisierte Übergang ins Totenreich? Oder ein „Happy End“ für wenigstens einen Überlebenden?
Die Menschen in ihrer Extremsituation zeigt Erler in sehr behäbigem Tempo, bis sie beinahe auch für den Zuschauer zu einem ziellosen Kriechgang durch die Einöde wird. Das verhilft der bitteren Stimmung des Films ungemein zur Entfaltung, geht aber natürlich zu Lasten des Unterhaltungsfaktors. Diesen möchte Erler mit seinem Film jedoch ganz sicher ohnehin nicht ausreizen, insofern betrachte ich das „geil-langweilige“ Element seines Films als bewusst gewähltes Stilelement, zumal die aufreibende Wirkung nicht verfehlt wird. Die Geduld des an Weltall-Science-Fiction interessierten Publikums wird sodann auch belohnt, als es in einer Rückblende tatsächlich auf den Jupitermond Ganymed geht und in einer spannungsgeladenen Einstellung eine eigentlich bahnbrechende Entdeckung gemacht wird, wenn auch nicht verlustfrei. Dieses Zugeständnis an die Erwartungshaltung des Zuschauers ist sehr befriedigend und ein angenehmer Kontrast zum Rest des Films, zudem ein eindeutiges Bekenntnis zu seinem Genre.
Mithilfe leidensfähiger Schauspieler, die zu den großen deutschen Talenten zählen, ihre Rollen authentisch vermitteln und den weitestgehenden Verzicht auf Spezialeffekte vergessen machen, gelang Erler ein beunruhigender Film, der einen kritischen Blick auf den Kalten Krieg richtet, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. So handelt es sich bei der Besatzung um eine im Rahmen einer UNO-Friedensmission bewusst gewählte gemischte Konstellation aus Amerikanern, Europäern und Russen, die Systemgrenzen nicht nur überwinden soll, sondern auch muss, während auf der Erde dieser progressive Ansatz evtl. längst ad absurdum geführt wurde. Des Weiteren wirft Erler Fragen nach Kosten und Sinn der bemannten Raumfahrt auf und lässt die banal und egozentrisch anmutenden Beweggründe der Männer für ihre Teilnahme deutlich werden, denen es vorrangig nicht um den Nutzen für die Menschheit, sondern um ihre eigene Eitelkeit geht, wofür sie Entbehrungen auf sich nehmen, die schließlich in den Wahnsinn führen…? Ein intelligenter und dabei so zynischer Film, dargereicht in einer allgemeinverständlichen Form und stilsicher umgesetzt – sein Publikum dennoch fordernd, ohne sich anzubiedern. Tipp!
Als der Funkkontakt zu drei erstmals zum Jupiter entsandten Raumschiffen abbricht, betrachtet man auf Erden die Mission als gescheitert, schreibt die Schiffe samt Besetzung ab und verschwendet nach einer Schweigeminute keinen Gedanken mehr an sie. Doch eines der Schiffe mit internationaler Besatzung kehrt nach Jahren tatsächlich zurück – vergeblich versuchen die Männer (Horst Frank, Dieter Laser, Jürgen Prochnow, Claus Theo Gärtner und Uwe Friedrichsen) Kontakt aufzunehmen und notlanden schließlich in der westmexikanischen Wüste nahe des Pazifiks. Statt des erträumten glorreichen Empfangs finden sie ein großes Nichts, eine entzivilisierte Gegend vor – und während die Sonne erbarmungslos an den Kräften der Männer zerrt, gehen die Vorräte zuneige…
„Operation Ganymed“ ist ein konsequent negativer, pessimistischer Film, eine zynische Dystopie. Die Besatzung, die ihre entbehrungsreiche Mission im Glauben antrat, internationale Anerkennung zu ernten und der Forschung wichtige Erkenntnisse zu vermitteln, wird, wie sie sich durch die Wüste schleppt, nach und nach realisieren bzw. sich einreden, dass alles sinnlos war, da man sie nicht nur schnell vergessen hat, sondern sich die Menschheit offensichtlich zwischenzeitlich selbst ausgelöscht hat. Was genau geschehen ist, wird nicht erklärt, da der Zuschauer die Handlung komplett aus Sicht der Besatzung verfolgt. Wie den gebeutelten Männern wird auch ihm Stück für Stück suggeriert, dass ein Atomkrieg oder etwas ähnlich Verheerendes getobt haben muss. Der Weg zu dieser Erkenntnis jedoch ist ein weiter, der geprägt ist von einem Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Verzweiflung, bis letztere die Überhand gewinnt, sowie von Verteilungskämpfen, Misstrauen, Sinnkrisen, Hunger und Not bis hin zu Wahnvorstellungen und Verlust zivilisierter Moral, der sich in Gewaltausbrüchen und Kannibalismus äußert. Ob überhaupt tatsächlich etwas Derartiges geschehen ist, wird nicht zweifelsfrei geklärt; es bleibt unklar, ob sich die Männer in ihrer Negativität evtl. nur in etwas hineinsteigern. Das Ende ist ebenfalls in die eine oder andere Richtung interpretierbar – die Fata Morgana eines vollkommen Ausgelaugten, dem Tode Geweihten, eine Nahtoderfahrung, der symbolisierte Übergang ins Totenreich? Oder ein „Happy End“ für wenigstens einen Überlebenden?
Die Menschen in ihrer Extremsituation zeigt Erler in sehr behäbigem Tempo, bis sie beinahe auch für den Zuschauer zu einem ziellosen Kriechgang durch die Einöde wird. Das verhilft der bitteren Stimmung des Films ungemein zur Entfaltung, geht aber natürlich zu Lasten des Unterhaltungsfaktors. Diesen möchte Erler mit seinem Film jedoch ganz sicher ohnehin nicht ausreizen, insofern betrachte ich das „geil-langweilige“ Element seines Films als bewusst gewähltes Stilelement, zumal die aufreibende Wirkung nicht verfehlt wird. Die Geduld des an Weltall-Science-Fiction interessierten Publikums wird sodann auch belohnt, als es in einer Rückblende tatsächlich auf den Jupitermond Ganymed geht und in einer spannungsgeladenen Einstellung eine eigentlich bahnbrechende Entdeckung gemacht wird, wenn auch nicht verlustfrei. Dieses Zugeständnis an die Erwartungshaltung des Zuschauers ist sehr befriedigend und ein angenehmer Kontrast zum Rest des Films, zudem ein eindeutiges Bekenntnis zu seinem Genre.
Mithilfe leidensfähiger Schauspieler, die zu den großen deutschen Talenten zählen, ihre Rollen authentisch vermitteln und den weitestgehenden Verzicht auf Spezialeffekte vergessen machen, gelang Erler ein beunruhigender Film, der einen kritischen Blick auf den Kalten Krieg richtet, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. So handelt es sich bei der Besatzung um eine im Rahmen einer UNO-Friedensmission bewusst gewählte gemischte Konstellation aus Amerikanern, Europäern und Russen, die Systemgrenzen nicht nur überwinden soll, sondern auch muss, während auf der Erde dieser progressive Ansatz evtl. längst ad absurdum geführt wurde. Des Weiteren wirft Erler Fragen nach Kosten und Sinn der bemannten Raumfahrt auf und lässt die banal und egozentrisch anmutenden Beweggründe der Männer für ihre Teilnahme deutlich werden, denen es vorrangig nicht um den Nutzen für die Menschheit, sondern um ihre eigene Eitelkeit geht, wofür sie Entbehrungen auf sich nehmen, die schließlich in den Wahnsinn führen…? Ein intelligenter und dabei so zynischer Film, dargereicht in einer allgemeinverständlichen Form und stilsicher umgesetzt – sein Publikum dennoch fordernd, ohne sich anzubiedern. Tipp!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
Den Dieter Laser dürften hier übrigens einige hier von seinem Hundertfüssler-Experiment her kennen...
Früher war mehr Lametta
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
Jetzt kann ich mich ja auch kurz fassen, juhuu
Also zunächst dachte ich, was denn das fürn ein langweiliger Scheiss, aber dann habe ich es begriffen, was uns der Film vermitteln wollte. Interessant auf jeden Fall, wie der Film gemacht ist, aber auch HORST FRANK und CLAUS THE(O) GÄRTNER (EIN FALL FÜR ZWEI) sind ja schon mal ein Pluspunkt. Im Verlauf des Films stiegen dann die Sympathiepunkte. Zunächst dachte ich eher an einen Weltraum-Sci-Fi, dann dachte ich an sowas wie ALIEN - DIE SAAT DES GRAUENS, wo die Ereignisse im All eher nebensächlich waren und ob OP GANYMED diesen noch toppen würde. Es ging dann doch etwas in eine andere Richtung, getoppt hat er ihn natürlich nicht, aber gute
6/10
sind locker drin und denke, eine Zweitsichtung haut hier noch was raus, weil ich im Nachhinein hinter die Botschaft des Films gestiegen bin.
Also zunächst dachte ich, was denn das fürn ein langweiliger Scheiss, aber dann habe ich es begriffen, was uns der Film vermitteln wollte. Interessant auf jeden Fall, wie der Film gemacht ist, aber auch HORST FRANK und CLAUS THE(O) GÄRTNER (EIN FALL FÜR ZWEI) sind ja schon mal ein Pluspunkt. Im Verlauf des Films stiegen dann die Sympathiepunkte. Zunächst dachte ich eher an einen Weltraum-Sci-Fi, dann dachte ich an sowas wie ALIEN - DIE SAAT DES GRAUENS, wo die Ereignisse im All eher nebensächlich waren und ob OP GANYMED diesen noch toppen würde. Es ging dann doch etwas in eine andere Richtung, getoppt hat er ihn natürlich nicht, aber gute
6/10
sind locker drin und denke, eine Zweitsichtung haut hier noch was raus, weil ich im Nachhinein hinter die Botschaft des Films gestiegen bin.
Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
Ich mag ja Rainer Erlers Werke ungemein. Auch Operation Ganymed ist ein gelungener Beitrag, der seine Spannung erst langsam aufbaut. Die Schauspieler sind absolut top. Allen voran Horst Frank, der als unerschütterlicher Chef die Gruppe zusammenhalten will. Dieter Laser als junger und ungeduldiger Astronaut, Claus Theo Gärtner, der immer mehr die Nerven verliert. Die Leistung der Schauspieler kann sich auch heute noch sehen lassen. Praktisch ein Kammerspiel, das in der Wüste spielt. Die Location ist staubig und dreckig. Selbiges gilt auch für die Darsteller, die schön erschöpft und abgekämpft aussehen, so dass man ihnen die Strapazen nicht nur ansieht sondern auch abnimmt.
Die Gruppe zerbricht während ihrer stetigen Suche nach menschlicher Zivilisation immer weiter auseinander. Die Reibereien werden immer aggressiver und gewalttätiger ausgetragen. Die aus Amerikanern, Russen und Europäern bestehende Mannschaft wirft der jeweils anderen Nation die Schuld am scheitern der Mission vor. Rainer Erler zeigt hier schön detailliert, wie Menschen in Extremsituationen ihre Menschlichkeit verlieren und jeder nur noch an sich denkt. Zynischerweise überlebt nicht der ruhige und besonnene der Gruppe, sondern der im Affekt handelnde Hitzkopf, was die Frage aufwirft, ob logisches Vorgehen in Notsituationen vielleicht doch unangebracht ist? In Gefahr und größter Not bietet der Mittelweg den sicheren Tot!
Negativpunkte wären meinerseits die etwas zu zähe Erzählweise. Insb. in der Mitte wird zuviel Zeit verschwendet und die mäßigen SFX hätte man lieber in der Schublade lassen sollen. Gerade auch weil die anderen Szenen durch ihre ungeschönte Glaubwürdigkeit absolut überzeugen und die Schauspieler gut miteinander agieren. Ebenfalls ein großer Störfaktor ist die sehr unpassende Konservenmusik, die absolut nicht zur Stimmung beiträgt, sondern wie ein totaler Fremdkörper wirkt. Das Operation Ganymed nicht über ein riesiges Budget verfügte, sieht man in diversen Szenen deutlich (SFX). Auch ist offensichtlich, dass Ganymed ein TV-Film ist, was zwar nicht schlimm ist, aber Kino verwöhnte Zuschauer etwas irritieren könnte.
Einen kleinen Dämpfer erlebte ich auch vorige Woche, als ich mir die Folge "wie ein Pfeil im Wind" aus der Twilight Zone angeschaut habe. Die Folge ist von 1959! und erinnert doch schon ziemlich an Erlers Operation Ganymed. Drei Astronauten sind die Helden der ersten bemannten Raumfahrt und müssen auf einem Asteroiden notlanden. Der Asteroid ist eine Wüste. Staubtrocken und die Sonne grillt die Astronauten unerbittlich. Die Wasservorräte gehen schnell zu neige und einer aus der Gruppe ist nur auf sein eigenes Überleben aus. Der besonnene Chef versucht in der ausweglosen Situation so gut es geht menschlich zu bleiben und den verletzten bis zum Schluss beizustehen. Der makabere Plottwist am Schluss erinnert ebenfalls an das "ungewöhnliche" Ende von Operation Ganymed. Bloßer Zufall? Oder kannte Rainer Erler die Folge selber und wusste um das Potential der Geschichte?
Da durch die Sichtung der Twilight Zone die Geschichte nicht mehr so innovativ ist, wie ich anfangs dachte, gebe ich 6,8/10 (ansonsten wären es 8/10)
Die Gruppe zerbricht während ihrer stetigen Suche nach menschlicher Zivilisation immer weiter auseinander. Die Reibereien werden immer aggressiver und gewalttätiger ausgetragen. Die aus Amerikanern, Russen und Europäern bestehende Mannschaft wirft der jeweils anderen Nation die Schuld am scheitern der Mission vor. Rainer Erler zeigt hier schön detailliert, wie Menschen in Extremsituationen ihre Menschlichkeit verlieren und jeder nur noch an sich denkt. Zynischerweise überlebt nicht der ruhige und besonnene der Gruppe, sondern der im Affekt handelnde Hitzkopf, was die Frage aufwirft, ob logisches Vorgehen in Notsituationen vielleicht doch unangebracht ist? In Gefahr und größter Not bietet der Mittelweg den sicheren Tot!
Negativpunkte wären meinerseits die etwas zu zähe Erzählweise. Insb. in der Mitte wird zuviel Zeit verschwendet und die mäßigen SFX hätte man lieber in der Schublade lassen sollen. Gerade auch weil die anderen Szenen durch ihre ungeschönte Glaubwürdigkeit absolut überzeugen und die Schauspieler gut miteinander agieren. Ebenfalls ein großer Störfaktor ist die sehr unpassende Konservenmusik, die absolut nicht zur Stimmung beiträgt, sondern wie ein totaler Fremdkörper wirkt. Das Operation Ganymed nicht über ein riesiges Budget verfügte, sieht man in diversen Szenen deutlich (SFX). Auch ist offensichtlich, dass Ganymed ein TV-Film ist, was zwar nicht schlimm ist, aber Kino verwöhnte Zuschauer etwas irritieren könnte.
Einen kleinen Dämpfer erlebte ich auch vorige Woche, als ich mir die Folge "wie ein Pfeil im Wind" aus der Twilight Zone angeschaut habe. Die Folge ist von 1959! und erinnert doch schon ziemlich an Erlers Operation Ganymed. Drei Astronauten sind die Helden der ersten bemannten Raumfahrt und müssen auf einem Asteroiden notlanden. Der Asteroid ist eine Wüste. Staubtrocken und die Sonne grillt die Astronauten unerbittlich. Die Wasservorräte gehen schnell zu neige und einer aus der Gruppe ist nur auf sein eigenes Überleben aus. Der besonnene Chef versucht in der ausweglosen Situation so gut es geht menschlich zu bleiben und den verletzten bis zum Schluss beizustehen. Der makabere Plottwist am Schluss erinnert ebenfalls an das "ungewöhnliche" Ende von Operation Ganymed. Bloßer Zufall? Oder kannte Rainer Erler die Folge selber und wusste um das Potential der Geschichte?
Da durch die Sichtung der Twilight Zone die Geschichte nicht mehr so innovativ ist, wie ich anfangs dachte, gebe ich 6,8/10 (ansonsten wären es 8/10)
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
6,8/10nocgi hat geschrieben:
Da durch die Sichtung der Twilight Zone die Geschichte nicht mehr so innovativ ist, wie ich anfangs dachte, gebe ich 6,8/10 (ansonsten wären es 8/10)
Hübsche Wertung!
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler (1977)
Erscheint voraussichtlich am 22.02.2024 bei Fernsehjuwelen auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD:
Extras:
- Audiokommentar von Benedikt Wilken und Leonhard Elias Lemke
- Deep Red Radio-Interview: Dieter Laser (ca. 24 Min.)
- Rainer Erler erzählt: Von der Bavaria zur Pentagramma / 1952-1973 (ca. 39 Min.)
- Rainer Erler erzählt: Operation Ganymed
- Booklet von Jens Uwe Bauer
- Schuber, Wendecover
- Trailer / Weitere Highlights
Quelle: OFDb-Shop
Extras:
- Audiokommentar von Benedikt Wilken und Leonhard Elias Lemke
- Deep Red Radio-Interview: Dieter Laser (ca. 24 Min.)
- Rainer Erler erzählt: Von der Bavaria zur Pentagramma / 1952-1973 (ca. 39 Min.)
- Rainer Erler erzählt: Operation Ganymed
- Booklet von Jens Uwe Bauer
- Schuber, Wendecover
- Trailer / Weitere Highlights
Quelle: OFDb-Shop
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- FarfallaInsanguinata
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Re: Operation Ganymed - Rainer Erler (1977)
Ersatz für die Dateileiche in meinem Beitrag von 2014:
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.