Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von horror1966 »

Bild




Electric Boogaloo
(Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films)
mit Molly Ringwald, Dolph Lundgren, Brooke Shields, Bo Derek, Mariel Hemingway, Chuck Norris, Catherine Mary Stewart, Cassandra Peterson, Richard Chamberlain, Michael Dudikoff, Sybil Danning, Tobe Hooper
Regie: Mark Hartley
Drehbuch: Mark Hartley
Kamera: Garry Richards
Musik: Jamie Blanks
FSK 16
Australien / Israel /Großbritannien / USA / 2014

Wer in den 1980er Jahren Videotheken-Kunde war, kennt ihre Filme. Die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus kamen aus Israel, wo sie mit ihren Eis am Stiel-Produktionen viel Geld verdient hatten, und eroberten Amerika. Sie gingen nach Hollywood und machten in schwindelerregendem Tempo Filme, hemmungslos auf das zugeschnitten, was sie für den Publikumsgeschmack hielten. Action und Sex war ihre Devise. Ihre Stars hießen Chuck Norris, Van Damme und Charles Bronson. Bo Derek und Sylvia Kristel sorgten für Erotik. Wer für Cannon Films arbeitete, saß in einem Irrenhaus und hat viel zu erzählen. Und das tun die Interviewpartner in dieser Doku über die Cousins mit der großen Liebe zum Kino, aber ohne Geschmack. Ein Feuerwerk von Anekdoten und Filmclips sorgt für beste Unterhaltung!


Die berühmte und ebenso berüchtigte Cannon Filmschmiede dürfte insbesondere den Fans der 80er Jahre ein Begriff sein, hat Cannon Films doch so manch kultigen Film auf den Weg gebracht, der auch in der heutigen Zeit noch tief im Herzen der Fans verankert sein dürfte. In der vorliegenden Dokumentation werden einem nun unzählige Anekdoten und Hintergründe näher gebracht, wie die beiden israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus seinerzeit Hollywood mit ihren Werken eroberten und dabei wirklich etliche nicht unbedingt übliche Mittel zur Hilfe nahmen, um irgendwie zum Erfolg zu kommen. Schon nach wenigen Minuten wird dem Zuschauer klar das hier ein ungewöhnlicher Weg nachgezeichnet wird, was insbesondere in den Interviews etlicher Beteiligter äußerst stark zum Ausdruck kommt. Viele Schauspieler, Regisseure und andere Wegbegleiter kommen zu Wort und haben so einige Dinge beizutragen, die diese Dokumentation zu einem echt unterhaltsamen Erlebnis machen. Das Cannon immer der zweifelhafte Ruf anhaftete nicht unbedingt qualitativ hochwertige Filmkost zu produzieren dürfte jedem bekannt sein, doch die hier zu Tage geförderten Hintergrundinformationen lassen das noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Gleichzeitig kristallisiert sich jedoch auch die fanatische Liebe der beiden Cousins zum Medium Film heraus und vermeint das Herzblut regelrecht spüren zu können, mit dem die beiden Männer ihren Job erledigt haben. So manchen Film wird man dann wohl auch bei der nächsten Sichtung aus einem anderen Blickwinkel betrachten und sein Hauptaugenmerk dabei auf gewisse Kleinigkeiten legen, auf die man bisher weniger geachtet hat. Eines wird bei "Electric Boogaloo" ziemlich schnell klar, denn Golan / Globus haben sich immer wieder an zwei Grundzutaten für ihre Produktionen gehalten, denn viel nackte Haut oder knallharte Action sind definitiv immer mit von der Partie. Das die Geschichte an sich und auch andere Elemente dabei des Öfteren auch mal gern auf der Strecke geblieben sind, dürfte spätestens nach der Sichtung dieser Dokumentation kein Geheimnis mehr sein. Aber obwohl die meisten Filme gern auch einmal vom filmischen Standpunkt her als Müll abgetan werden, sind eigentlich alle mit äußerst bekannten Darstellern besetzt. Namen wie Charles Bronson, Dolph Lundgren, Brooke Shields, Chuck Norris oder auch Sylvester Stallone geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und sind auch in der heutigen Zeit noch untrennbar mit dem Namen Cannon Films verbunden.

Die Nachzeichnung der Erfolgsgeschichte deckt ganz eindeutig auf, warum viele Filme von Cannon in gewissen Kreisen einen absoluten Kultstatus inne haben. Präsentiert sich doch in vielen Werken die gleiche Mischung aus Genie und Wahnsinn, die zudem noch mit einem riesigen Schuss Leidenschaft ausgestattet ist und gleichzeitig auch auf die Arbeitsweise von Golan / Globus anzuwenden ist. Dieses unverkennbare Merkmal wird durch etliche Aussagen Beteiligter unterstützt und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das die vorliegende Dokumentation nicht nur sehr informativ, sondern auch unglaublich unterhaltsam ist. Man mag zu den Produktionen der Firma stehen wie man will, aber die charmant erzählte Erfolgsgeschichte verleiht auch den Filmen einen Liebreiz den jeder Fan wohl schon oft genug verspürt hat. Was mit den isralischen "Eis am Stiel" Filmen seinen Anfang hatte, wurde später in Hollywood durch die Produktion unzähliger B-Actioner wie beispielsweise "Missing in Action", der "Death Wish" Reihe oder auch "American Fighter" fortgesetzt. Gleichzeitig bekommt der Betrachter aber auch viele Filme offeriert die man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und so zeigt sich hier ein wunderbarer Querschnitt durch die goldenen 80er Jahre, an der man jede Menge Freude hat.

Für den einen ist es Trash oder filmischer Müll, für die unzähligen Fans ist es aber vielmehr die pure Verehrung für eine Firma, die mit ihren etlichen Filmen oft am Puls der Zeit war und definitiv für unzählige Stunden kurzweilige Unterhaltung gesorgt hat. Das es sich dabei nie um echte Blockbuster und schon gar keine Oscar-Kandidaten gehandelt hat ist dabei vollkommen nebensächlich, denn der Name Cannon steht viel eher dafür das Volk bei Laune zu halten, als das man es an den anspruchsvollen Film heran führen will. Natürlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, doch wer den Charme des 80er Jahre B-Movies zu schätzen weiß darf sich diese tolle Doku keinesfalls entgehen lassen.


Fazit:


Die Namen Menahem Golan und Yoram Globus sind ganz bestimmt nicht immer mit filmischer Qualität gleich zu setzen, stehen aber jederzeit für charmante und kurzweilige B-Movies, von denen so mancher schon längst den Rang des Kult-Klassikers erreicht hat. Nicht immer gelten dabei die handelsüblichen Maßstäbe und gerade dieser Aspekt kommt in vorliegendem Film extrem gut zum Ausdruck.


9/10
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Paco
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley

Beitrag von Paco »

100%ige Zustimmung zu Horrortschis Bewertung :thup:

Ein Tipp noch: Wer sich den FIlm kaufen möchte, sollte unbedingt die Blu-ray wählen, denn die enthält noch eine sehr geile Trailershow zu 32 Cannon-Filmen. Macht tierisch Laune :prost:
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horror1966
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley

Beitrag von horror1966 »

Paco hat geschrieben:100%ige Zustimmung zu Horrortschis Bewertung :thup:

Ein Tipp noch: Wer sich den FIlm kaufen möchte, sollte unbedingt die Blu-ray wählen, denn die enthält noch eine sehr geile Trailershow zu 32 Cannon-Filmen. Macht tierisch Laune :prost:

Freut mich sehr, das dir diese unterhaltsame und informative Doku auch so gut gefallen hat.
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Onkel Joe
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von Onkel Joe »

"Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films"
Regie: Mark Hartley (2014)
Meine Kids haben mir zum Vatertag die DVD vermacht und was soll ich sagen, es ist nicht wirklich das was ich erwartet habe. 100 Minuten lang wird in einem Affenzahn wirklich alles schlecht gemacht was die Beiden Herren da vollbracht haben. Es wird so viel erzählt und hängen bleibt fast gar nichts! Hier und da gibt es mal etwas Input aber die guten Momente kann ich an einer Hand abzählen. Weniger und nicht ganz so hektisch wäre hier deutlich mehr gewesen. Für mich bleiben Menahem Golan und Yoram Globus die Besten ihres Faches.Mit kleinen Produktionen angefangen und irgendwann haben sie in den Teich der großen gepinkelt. Aus dem nichts sind sie gekommen und dahin sind sie auch (leider) wieder verschwunden. Cannon ist ein Stück von meiner Kindheit und das Lächeln was mir dieses Logo und die Filme gegeben haben das lasse ich mir nicht nehmen.
CANNON das Geilste Independent-Label der Welt, Prost!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von italostrikesback »

Gibt es irgendwo eine Liste der Trailer?
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Jeroen
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von Jeroen »

italostrikesback hat geschrieben:Gibt es irgendwo eine Liste der Trailer?
Mit einer Liste kann ich zwar nicht dienen, aber Umbrella Entertainment hat die komplette Trailer-Show offiziell auf Vimeo verfügbar gemacht:

(Einbetten dieses Videos ist leider nicht erlaubt/möglich, daher nur der Link)
italostrikesback
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von italostrikesback »

Ich habe mir heute die Doku angesehen und finde sie super und kurzweilig. Sie macht extrem Lust auf die Cannon Filme.

Was mich aber wundert ist, dass Cannon von allen interviewten Machern und Stars als Schund abgetan wird.
In den 80er Jahren war das nämlich nicht der Fall. Klar kamen von Cannon Action und B Movies aber wer damals schon ins Kino gehen konnte, kam um Cannon Films gar nicht herum und in den Videotheken genauso wenig.
Wenn man damals von Menahem Golan gelesen hat, galt er als einer der großen Filmproduzenten.
Sicherlich waren das keine Meisterwerke aber wenn ich bedenke, was von den Majors alles an Schrott in der Zeit veröffentlicht wurde, kommen die Cannon Filme etwas zu schlecht weg in der Doku. Cannon stand für gute Actionfilme mit großen Stars, mal gut mal weniger gut aber es war definitiv eine Marke, die nicht mit Schund gleichgesetzt wurde, sondern eher mit leichterer Actionkost.
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Arkadin
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von Arkadin »

Der Dokumentarfilm des Australiers Mark Hartley berichtet über den unglaublichen Aufstieg und Fall der Cannon Group und ihrer Chefs Menahem Golan und Yoram Globus. Dafür hat Hartley zahlreiche Weggefährten der Beiden befragt und seinen Film mit vielen zeitgenössischen Interviews und reichlich Filmausschnitten aus der Welt der Cannon-Filme angereichert.

Wer in den 80ern aufgewachsen ist und das Glück hatte, bereits so alt zu sein, dass er in eine der Videothek durfte, die gerade wie Pilze aus dem Boden schossen – oder wer zumindest einen Freund mit älteren Bruder hatte – der wird fast zwangsläufig mit den Produktionen des Hauses Cannon aufgewachsen sein. Noch heute sieht man öfter mal Menschen fast ausschließlich männlichen Geschlechts mit T-Shirts herumlaufen, auf denen das Cannon-Logo prangt. Chuck Norris, Michael Dudikoff und immer wieder Charles Bronson waren die Helden jener Tage. In preisgünstig heruntergedrehten Action-Krachern, die aber immerhin weitaus teurer aussahen als so manches, was heutzutage größtenteils am Computer entsteht, zeigten sie den Bösewichtern, wo Bartel den Most holt. Die Actionfilme der Cannon Group sind noch heute Legende, da vergisst man schon mal, dass sich Cannon auch auf dem Feld des Erotikfilms und des Musicals versucht hat. „Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ räumt mit diesem Missstand auf.

Regisseur Mark Hartley ist Australier und hat dem Exploitation-Kino seiner Heimat, dank seines Dokumentarfilm „Not Quite Hollywood“, nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern es auch weit über die Grenzen eines nur begrenzten Fankreises hinaus bekannt gemacht. Danach wandte er sich dem philippischen Exploitationfilm zu und stellt die herrliche Doku „Machete Maidens Unleashed“ fertig, die für das wilde Filipino-Kino dasselbe tat, wie „Not Quite Hollywood“ für die „Ozploitation“. Nun also richtet Hartley seinen Blick nach Hollywood und selbstverständlich nicht auf die großen Studios MGM, Warner oder Paramount, sondern auf ein Paar von filmverrückten Israelis, die glaubten, im Konzert der Großen lauthals mitsingen zu können: Menahem Golan und Yoram Globus. Ihre Cannon Group wurde von den Großen belächelt und verschmäht, doch ihre Filme fanden ihr Publikum. Natürlich kann man über die Güte der Filme streiten und über die Produktionsbedingungen nur den Kopf schütteln, doch eines kann man nicht: Menahem Golan und Yoram Globus absprechen, sie hätten nicht mit der fiebrigen Leidenschaft echter Cineasten gehandelt.

Hartley stellt Cannon in eine Linie mit den heutigen Hollywood-Indies Miramax und Nu Image. Damit liegt er nicht falsch. Menahem Golan und Yoram Globus haben eine Menge Dinge begonnen, die heute gang und gebe sind. Z.B. nach Cannes zu fahren und einen Film nur aufgrund eines Posters und eines reißerischen Titels zu verkaufen, ohne dass eine Drehbuch, oder überhaupt eine Idee worum der Film gehen könne, vorlag. Auch die Art und Weise, wie Menahem Golan und Yoram Globus ihr Imperium führte war zur damaligen Zeit außergewöhnlich. Da wurden Filme am laufenden Band rausgehauen, Menahem Golan und Yoram Globus mischten sich immer wieder lautstark in die Produktion ein und warfen das Geld mit vollen Händen raus, um noch mehr Filme zu produzieren oder mal eben fast alle Theatersäle in England zu übernehmen. Was Menahem Golan und Yoram Globus waren, das sind echte Typen, wie man sie heute nicht mehr oft findet. Und so strahlt Hartleys Dokumentation – trotz aller auch kritischen Worte – eine ungeheure Faszination und Sympathie für die beiden Israelis aus, die gerne in Hollywood dazugehören wollten und nach Respekt rangen, aber für die Amerikaner immer wie exzentrische und etwas ungehobelte Emporkömmlinge wirkten, die man nicht ernst nehmen könne.

Mark Hartley nimmt die beiden ernst und setzt ihnen ein Denkmal, welches allerdings nie zur Heldenverehrung kommt. Vor die Kamera hat er mehrere Dutzend ehemalige Mitarbeiter und Geschäftspartner geholt, die nicht immer nur freundliche Dinge über Menahem Golan und Yoram Globus zu berichten wissen. Auch die Schauspieler, die hier Anekdoten zum Besten geben, sind häufig nicht gut auf die Beiden zu sprechen. Laurene Landon aus „America 3000“ verbrennt sogar vor laufender Kamera ihre VHS-Kopie des Filmes. Zwei Dinge fallen auf: Drei Schauspieler, die das Gesicht von Cannon geprägt haben, tauchen nur in Filmausschnitten auf, sind aber nicht an den Interviews beteiligt. Einmal Chuck Norris, dann Jean-Claude Van Damme und schließlich Sylvester Stallone, der Mitte der 80er einen unglaublichen Deal mit Cannon machte, die ihm immens viele US-Dollar für drei Filmen gaben, von denen aber dann gleich der erste – „Over the Top“ – fürchterlich floppte. Am schmerzlichsten vermisst man aber Chuck Norris, der sich heute scheinbar von den ultrabrutalen Cannon-Filmen distanziert, die seinen Mythos begründeten. Norris war damals zusammen mit Charles Bronson DER Cannon-Schauspieler. In „Electric Boogaloo“ wird erzählt, dass alle Drehbücher damals auf einen von zwei Stapeln kamen. Einen für Norris und einen für Bronson. Zum anderen ist es fast schon penetrant, wie stark die Cannon-Filme von allen Beteiligten abgewertet werden, die sie fortwährend als „shit“, „junk“ und „rubbish“ bezeichnen. Die Fans der alten Actionkracher werden hierzu sicherlich eine andere Meinung haben.

Hartley pflegt in „Electric Boogaloo“ den Stil, den er schon in „Not Quite Hollywood“ und „Machete Maidens Unleashed“ etabliert hat. Viele Köpfe erzählen interessante Dinge über ihre Zeit mit und bei Cannon. Die Statements werden rasant aneinander geschnitten und mit Filmszenen unterfüttert, so dass ein zügiger Fluss entsteht. Dieser trägt dazu bei, dass man das Gefühl hat, eine stringente Geschichte und nicht viele Anekdoten zu hören. Allerdings ist Hartleys Tempos teilweise so hoch, dass man nur mit größte Mühe identifizieren kann, wer nun eigentlich was erzählt hat und welche Funktion dieser Menschen bei Cannon ausübte. Durch die hohe Faktenfülle schwirrt einem auch schon mal der Kopf. Aber die Geschichte der Cannon Group verläuft eben auch nicht linear, sondern hat viele Schlenker und spannende Nebenschauplätze, die in den 95 Minuten der Dokumentation gar nicht alle beleuchtet werden können. Neben den offensichtlichen Themen wie die frühe Karriere Menahem Golans und Yoram Globus’ in Israel und den weltweiten Erfolg ihrer „Eis am Stiel“-Reihe und den Actionfilmen, werden auch die Musicals – insbesondere der erfolgreiche Tanzfilm „Breakin’“, die Erotikfilme mit einer damals kokain- und alkoholabhängigen Sylvia Kristal erwähnt.

Wichtig ist auch Cannons verzweifelter Versuch mit ambitionierten Filmen aus der Arthouse-Ecke, einen respektablen Ruf zu verschaffen. So wird oftmals vergessen, dass Menahem Golan und Yoram Globus auch Filme von Barbet Schröder, Franco Zeffirelli – der höchsten Lobes für Menahem Golan und Yoram Globus ist -, John Cassavettes, und unglaublicherweise auch Jean-Luc Godard produzierten. Genützt hat es ihnen nichts. Cannon blieb als Schmuddel-Schmiede verrufen. Der letztendliche Untergang des Imperiums wird von Harltey recht schnell abgehandelt. Zum Bankrott führten schließlich zu teure Prestige-Projekte, die an der Kino-Kasse floppten. Wie „Superman 4 – The Quest For Peace“ oder „Captain America“. Heute kaum fassbar, dass Cannon damals, lange vor der großen Comichelden-Welle, die Rechte an den populärsten DC- und Marvel-Figuren hatte. Hartley erwähnt einmal sogar einen „Spider-Man“-Film, der aber nicht über das Planungsstadium hinaus kam. „Electric Boogaloo“ endet dann mit einer wunderbaren Note. Eine Texttafel informiert darüber, dass Menahem Golan und Yoram Globus nicht am Film partizipierten, weil sie – als sie von Hartleys Projekt hörten – sofort selbst einen Dokumentarfilm über ihre Cannon Group in Auftrag gaben – und dieser ganz im alten Cannon-Style das „Original“ im Rennen um den Starttermin um ganze drei Monate schlug.

Mit „Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ setzt Mark Hartley seine wundervolle Exploitation-Trilogie fort. Mitunter sorgt der schnelle Schnitt und die Unmengen auftretender Personen dafür, dass man den Überblick verliert, wer denn nun genau was zu berichten weiß. Auch irritiert, dass von den Beteiligten kaum jemand ein gutes Haar an den Cannon-Produktionen lässt. Darüber hinaus ist „Electric Boogaloo“ aber ein unterhaltsamer und faszinierender Trip in die nähere Vergangenheit und macht Lust darauf, mal wieder einen dieser alten Chuck-Norris-Klopper einzulegen.
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Onkel Joe
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von Onkel Joe »

„Not Quite Hollywood“ & „Machete Maidens Unleashed“ fand ich deutlich besser weil nicht ganz so hektisch und es wurde in diesen Vorgänger nicht alles Schlecht gemacht! Bei Electric Boogaloo hatte ich oftmals das Gefühl das man als Konsument dieser Filme als Vollhonk hingestellt wird und das geht ja mal überhaupt gar nicht. Hartley hatte fast 150 Interview Partner und das bei einer Spieldauer von knapp 100 Minuten kann doch gar nicht funktionieren. Dann kommt da u.a. Alex Winter (Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit) daher und schwingt große Reden was das für Leute gewesen sind . Erzählt über die beiden Chefs Story um Story als wäre er auf jedem Set gewesen und hätte überall mitgespielt :roll: .

Es ist nicht alles schlecht an dieser Doku. aber ich habe da deutlich mehr erwartet und dieses Schänden der Leute die sich zum Teil gar nicht mehr wehren können das hat Bild Zeitung Niveau. Mist erzählen und das heraus kramen von Storys aus der untersten Schublade, tut mir leid aber ganz schlechter Stil.
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Arkadin
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Re: Electric Boogaloo (Doku) - Mark Hartley (2014)

Beitrag von Arkadin »

Onkel Joe hat geschrieben: Es ist nicht alles schlecht an dieser Doku. aber ich habe da deutlich mehr erwartet und dieses Schänden der Leute die sich zum Teil gar nicht mehr wehren können das hat Bild Zeitung Niveau. Mist erzählen und das heraus kramen von Storys aus der untersten Schublade, tut mir leid aber ganz schlechter Stil.
Dürfte spannend sein, den Film im Vergleich zu der von Golan/Globus selbst produzierten Doku zu sehen. Die Wahrheit liegt dann wahrscheinlich in der Mitte.
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