bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6842
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von Blap »

dr. freudstein hat geschrieben: :jogi: Bild
Du zerblasterst den armen Bux, der zwischen dir und Jogi steht? Das will ich nicht, denn Jogi will ich für mich haben.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39409
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von jogiwan »

auf meinen Blap ist halt immer Verlass! ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Schön, dass ihr wieder zusammengefunden habt. Dann könnt ihr jetzt ja mein Filmtagebuch verlassen und euch ein lauschiges Separee suchen :!:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
The Devil Rides Out
Der Duc de Richleau (Christopher Lee) muß zu seinem Entsetzen feststellen, daß der junge Simon droht, unter dem Einfluß des teuflischen Mocata (Charles Gray) zu dem dreizehnten Mitglied einer Teufelssekte gemacht zu werden. Mocatas Kräfte sind groß, doch der Duc, der sich als Kämpfer für das Gute versteht, fordert den Großmeister des Bösen zu einem Zweikampf heraus.
„The Devil Rides Out“ alias „Die Braut des Teufels“ – das ist Okkult-Horror aus dem britischen „Hammer“-Hause, 1968 umgesetzt unter der Regie von Terence Fisher, in der Hauptrolle Christopher Lee, diesmal nicht als Bösewicht - ein eingespieltes Team also. Selten allerdings habe ich mich bei einem „Hammer“-Film so königlich amüsiert wie hier, denn schon als der Duc de Richleau (Christopher Lee) und sein Begleiter ihren alten Freund Simon (Patrick Mower) in dessen Anwesen aufsuchen, wo er gerade im Kreise einer illustren Gesellschaft eine schwarze Messe vorbereitet, dies aber vor seinem unangemeldeten Versuch zu verbergen versucht, musste ich das erste Mal herzhaft lachen. Wie Lee herumschleicht und investigativ Gesprächsfetzen der Konversation unserer Satansjünger aufschnappt, ist einfach köstlich! Und als man Simon letztlich überführt hat und plötzlich ein Dämon in Form eines geschminkten Farbigen straight from hell aus dem Nichts auftaucht, dachte ich, ich kipp vom Stuhl! Inzwischen wissen wir, dass der Duc ebenfalls sehr viel weiß, in Sachen Satanismus-Hokuspokus sogar allwissend scheint, sein geballtes Fachwissen durch den gesamten Film trägt und in jeder noch so ausweglosen Situation immer eine Lösung parat hat, um nicht nur das eigene Überleben und das seiner Freunde zu sichern, sondern auch die bevorstehende satanische Taufe Simons und einer attraktiven jungen Frau zu verhindern, die endgültig in die Abhängigkeit Mocatas (Charley Gray) und seiner finsteren Machenschaften führen würde. Dementsprechend wird die Waldlichtung, wo das Ritual seinen Lauf nehmen soll, aufgesucht, wobei einem schwindelig dabei werden kann, zuzusehen, wie Lee & Co. auf geradem Streckenverlauf an den Lenkrädern herumschrauben. Die – natürlich – das Ritual begleitende „Orgie“ fiel zwar leider verdammt züchtig aus, doch es dauert nicht lange und da hockt er plötzlich – blitz, peng – der ziegenköpfige „Goat of Mendes“, der so niedlich aussieht, dass man sich ihn am liebsten im Stall halten würde. Als sich unsere Nicht- und Fast-Satanisten dann in das Haus von Familienmitgliedern zurückziehen, bilden sie eine Art magischen Kreis, in den das Böse keinen Zutritt hat. Doch dieses gibt nicht so einfach auf und versucht, unsere tapferen Helden mit allerlei fiesen Tricks herauszulocken – beispielsweise durch eine riesige Spinne, deren Spezialeffekte aber so dermaßen durchschaubar gerieten, dass sie zumindest aus heutiger Sicht eher Irritationen hervorrufen dürften – es scheint, als würde die Spinne ihre Größe sekündlich von Normalzustand zu riesengroß und wieder zurück ändern. Doch da unser Duc so gut über alles Bescheid weiß (es wird erwähnt, dass er sich in der Vergangenheit selbst mit so etwas auseinandergesetzt hat, näher wird aber nicht darauf eingegangen), bleibt man standhaft, bis Sektenführer und Hypnotisator Mocata das Haus betritt und es zu finalen Psychoduellen kommt. Ich muss allen Beteiligten Respekt dafür zollen, dass sie es geschafft haben, bei all dem faulen Zauber ernst zu bleiben – mir ist es nicht gelungen. Verglichen mit z.B. einem fast zeitgleich erschienenen „Rosemary’s Baby“ ist „The Devil Rides Out“ zu keinem Zeitpunkt ernstzunehmen, dafür aber stets sehr sympathisch, herzlich und unterhaltsam, das Wort „trashig“ umgehe ich absichtlich in Zusammenhang mit diesem Kleinod. Dank der recht rasanten Inszenierung kommt jedenfalls keine Langeweile auf. Mit einem höheren Budget und etwas mehr Mut bei der Ausführung wäre sicherlich mehr möglich gewesen – fraglich jedoch, ob „The Devil Rides Out“ auch dann noch so charmant geblieben wäre mit seinen Knalleffekten voll Gepuffe, Gepenge und Geblitze, die an Hobbyzauberkünstler erinnern, seiner naiven Einfachheit und seinem schrägen Gesamteindruck; eine Unperfektion, die Freunde alter Filme aus diesem Bereich oftmals gerade suchen und als liebenswürdig empfinden. Blut und Sleaze sucht man hier allerdings vergebens.

Dem Drehbuch von Richard Matheson (Autor des mehrfach verfilmten Werks „I am Legend“) liegt übrigens ein Roman von Dennis Wheatley zugrunde.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Mutant – Das Grauen im All
Auf dem Planeten Xerbia arbeitet eine Gruppe von Elite-Wissenschaftlern daran, ein Lebewesen zu kreieren, das die Zellstruktur von allem, was es frisst, repliziert. Sie sind erfolgreich, doch das Alien gerät ausser Kontrolle…
Im Auftrag von Exploitation-Tausendsassa Roger Corman drehte US-Regisseur Allan Holzman 1982 den „Alien“-Rip-Off „Mutant – Das Grauen im All“ – aber was für einen! Doch der Reihe nach: „Forbidden World“, so der Originaltitel, beginnt zunächst einmal mit recyceltem Material irgendwelcher Raumschlachten aus einem anderen Corman-Sci-Fi-Film und endet auch genauso, was den Film halbwegs auf Länge bringt (zumindest in der deutschen Schnittfassung, im Original fehlt das mit dem Prolog identische Ende). Doch ab dem Zeitpunkt, an dem Mike Colby (Jesse Vint) die Raumstation auf dem Planeten Xerbia betritt, deren Besatzung ihn wegen diverser Probleme mit einem außer Kontrolle geratenen Experiment angefordert hat, geht der Spaß so richtig los. Seinen sprechenden Roboter im Gepäck, der aussieht, wie aus „Star Wars“ entsprungen, lernt er die Besatzung kennen, bestehend unter anderem aus einem ketterauchenden und allgemein wenig vertrauenserweckenden Wissenschaftler und zwei Sexbomben (June Chadwick und Dawn Dunlap). Ein gezüchteter Mutant hat einen exorbitanten Appetit und Aggressionsgrad entwickelt und sämtliche Tiervorräte der Station auf- bzw. angefuttert und sich zum Erreichen seiner nächsten Evolutionsstufe gerade neu verpuppt. Dass ein ehemaliges Besatzungsmitglied Teil dieser Mutation ist, bekommt der Zuschauer schnell zentimeterdick aufs Brot geschmiert, Weltraumausputzer Colby soll es aber erst gegen Ende des extrem kurzweiligen Filmes gelingen, diese Erkenntnis aus den Verantwortlichen herauszuquetschen. Zwar sind die Raumstationskulissen Wiederverwertungen aus Cormans ebenfalls empfehlenswertem „Planet des Schreckens“ mitsamt ihrer Eierpappen- und Fast-Food-Styropor-Verpackungs-Innenverkleidungen, doch bei der Gestaltung der Kreatur und dem, was sie anrichtet, hat man sich nicht lumpen lassen und geniale, handgemachte Spezialeffekte kreiert, bei denen es nur so schleimt, tropft und sabbert und bietet dem Kreaturen- und Gore-Fan genau das, was er sehen will - kein Vergleich zu sterilem CGI-Schund von heute. Überflüssig zu erwähnen, dass unser kleiner Mutant nicht so klein bleibt und sich durch die Leichtsinnigkeit des menschlichen Mutantenfutters unter der Besatzung schnell aus seinem Glaskasten befreien kann, um sich durch die Verbliebenen zu wüten. Dabei kommt er auf so geniale Ideen wie seine Opfer lediglich anzuknabbern und mit seinen Genen (oder was auch immer) zu infizieren, wodurch sie ebenfalls herrlich schleimig und gorig vor sich hinmutieren, sich per Zellteilung vermehren und dadurch einen Nahrungsvorrat für ihn schaffen. Natürlich wird das Vieh immer größer und sieht Gigers „Alien“ irgendwann verdammt ähnlich, doch das nur am Rande. Unser herbeigerufener Weltraum-Cow- bzw. Playboy hat es natürlich weniger auf schleimige Kreaturen als vielmehr auf die beiden Sexbomben – eine blonde und eine (verdammt heiße) brünette – abgesehen und unterbricht seine Mutantenjagdaktivitäten gern für ein Schäferstündchen – tits’n’gore galore! Die erotischen Schauwerte des Films sind mindestens ebenso gelungenen wie die Spezialeffekte, jedenfalls, wenn sich Dawn Dunlap lasziv in der Sauna (!) räkelt und sich denkwürdige Dialoge mit Colby liefert. Doch zu viel mehr kommt es nicht, denn der Mutant macht wieder auf sich aufmerksam. Irgendwann geschieht etwas, womit ich bei der Erstsichtung nun wahrlich nicht mehr gerechnet hatte: Der Mutant verlässt die Raumstation, um sich unter freiem Himmel erneut zu verpuppen. Diese Außenaufnahmen überraschen positiv, denn wie der riesige Kokon da so herumhängt, sieht schon verdammt abgefahren aus und hätte auch ernstzunehmenderen Science-Fiction-Filmen zur Ehre gereicht. Doch das Drehbuch schlägt in rasantem Tempo weiterhin Kapriolen, wenn es unsere beiden Mädels auf die Idee kommen lässt, nur im Nachthemd bekleidet (!) mit dem Mutanten reden zu wollen (typisch Frau, oder was?) – muss man mit eigenen Augen gesehen haben, um es glauben zu können! Doch es kommt noch besser (Achtung, Spoiler!):
► Text zeigen
Was für ein Finale…

„Mutant – Das Grauen im All“ ist ein grandioses Sci-Fi-Horror-Trash-Spektakel in kunterbunter 80er-Optik, sleazig und hanebüchen, voller kruder und geschmackloser Einfälle und äußerst gelungener, fieser Effekte, unterlegt von einem schmissigen Synthesizer-Soundtrack – ein Partyfilm par excellence, der jeden Freund derartiger Mischungen frohlocken lassen sollte!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Horror-Maske
Frederic Lousac ein bekannter Maler verliebt sich in sein bildschönes Modell Ann und heiratet sie. Seine ehemalige Geliebte sinnt auf Rache. Bei einem Handgemenge zwischen den Rivalinnen stürzt Ann in ein Feuer und ihr Gesicht verbrennt zu einer gräßlichen Horror-Maske. Steht eine rätselhafte Mordserie in Verbindung mit den Ereignissen auf dem Landsitz der Lousac’s? Covertext
Bei „La rose écorchée“, so der Originaltitel dieses französischen Horrorfilms aus dem Jahre 1969, scheint es sich um das Regiedebüt von Claude Mulot zu handeln, der später in erster Linie Pornofilme drehte. Dafür fiel „Horror-Maske“, der reißerisch als „Sex-Horror-Film“ beworben wurde, überraschend züchtig aus und ist eigentlich ist ein sehr atmosphärischer, düsterer, traurig-trostloser Genre-Beitrag, der sich stark am Franzosen-Klassiker „Augen ohne Gesicht“ orientiert und vom Schicksal eines einst glücklichen Paares erzählt, dessen Leben aus den Fugen geriet, als Ann schwerste Gesichtverbrennungen erleidet und fortan mit ihrer Existenz hadert – bis man den Entschluss fasst, sich ein attraktives weibliches Opfer für eine Gesichtstransplantion zu suchen. Dabei sind Mulots Regiearbeit und das Drehbuch in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich: Während die Handlung eigentlich in der damaligen Gegenwart zu spielen scheint, wirkt das Gothic-Horror-Ambiente des Familienschlosses von Frederic Lousac und seiner entstellten Frau höchst anachronistisch. Die Zeit scheint dort stehengeblieben zu sein, wenn man erfährt, dass die Lousacs sich beispielsweise zwei kleinwüchsige Diener halten, die zudem von Ann selbstgefällig-arrogant diskriminierend und betont als „besonders hässlich“ bezeichnet werden, man ihnen aber „gnädigerweise“ Unterkunft und Verpflegung gewährt und sie für sich arbeiten lässt. Offensichtlich treffen hier zwei Welten aufeinander: Die reiche Oberschicht, die sich fast wie im Mittelalter gebärdet, und die Ausgestoßenen, Verbannten, Rechtelosen. Dass sich die gesellschaftliche Zugehörigkeit Anns nach ihrem Unfall verschiebt und sie vielleicht noch länger zu den Reichen, nicht mehr aber zu den Schönen gehört, kann sie nicht akzeptieren und ist der Ausgangspunkt für die folgenden blutigen Umtriebe, vielleicht sogar bewusst als überspitzte Darstellung eines gesellschaftlichen Klassenkonflikts gedacht, zumindest aber als Veranschaulichung der Diskrepanz zwischen Frederic, der trotz seines gesellschaftlichen Status’, den er als Künstler erreicht hat, relativ bodenständig und wesentlich weniger oberflächlich als seine Frau erscheint. Trotz einiger Nacktszenen behält „Horror-Maske“ aber seinen poetischen Stil bei und betreibt nur wenig Effekthascherei – so bekommt man die grausam verbannte Fratze Anns beispielsweise kaum zu Gesicht, was ihre Wirkung aber nur verstärkt und im Zusammenspiel mit der fatalistischen Bitterkeit der Handlung für manch Gänsehaut sorgt. Die Schauspieler agieren glaubwürdig und wenn Ann und Frederic verzweifelt beginnen, sich im übertragenen Sinne gegenseitig zu zerfleischen und dem Wahnsinn immer näher kommen, fühlt man unweigerlich mit. Die stimmige, effektive musikalische Untermalung unterstreicht das Geschehen perfekt. Trotz seines Anachronismus und des eingeschränkten, elitären, eher unsympathischen Milieus, in dem er spielt, stellt man als Zuschauer automatisch einen emotionalen Bezug zu den Protagonisten her und es fällt leicht, das Dargebotene zu abstrahieren und auf die Realität zu übertragen. Insofern ist „Horror-Maske“ ein zwar vielleicht wenig eigenständiger, aber dafür gut gelungener, seltsamer, unangenehmer Horrorfilm und ein Geheimtipp für aufgeschlossene Genrefreunde mit einem Hang zu unglücklicher Romantik. Mein Rip der deutschsprachigen VHS-Kassette ist leider übersät mit Jumpcuts, evtl. entfaltet „Horror-Maske“ seine Qualitäten auch erst in restaurierter, ansprechenderer Form in Gänze.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse
Ein geheimnisvoller Frauenmörder, der seinen Opfern das Blut abzapft, wird von der englischen Polizei gejagt. Einmal ertappt, zerstört er sich selbst, nachdem er auf den Landsitz des geheimnisvollen Dr.Mabuse (Vincent Price) gerannt ist. Ein Mitarbeiter der Anatomie geht den Spuren nach, doch auch eine geheimnisvolle politische Macht und ihre unheimlichen Agenten sind an Mabuse interessiert. Oder sind es sogar Mabuses Auftraggeber?
„Aber Militärregime werden immer schief angesehen!“

Peter Cushing, Vincent Price und Christopher Lee mal im selben Film – und dann so ein Trash… einerseits enttäuschend, andererseits aber auch sehr erheiternd, was da unter der Regie von Gordon Hessler 1969 in Großbritannien zusammengeflickt wurde. Irritierend und ziemlich zusammenhanglos werden Politthriller-, Vampir- und Mad-Scientist/Frankenstein-Motive zusammengeführt, die nicht so recht zueinander passen wollen. Warum im England der Gegenwart eine Militärdiktatur von Kommunistennazis an der Macht ist, wird weder abschließend geklärt noch überhaupt näher beleuchtet. Peter Cushing hat einen Kurzauftritt als einer dieser Militärfutzies, Christopher Lee mimt einen Spion oder so was und Vincent Price, der noch am meisten (aber immer noch viel zu wenig für eine zentrale Figur, die es so hier eigentlich auch gar nicht gibt) Screentime zugeschrieben bekam, ist der titelgebende Dr. Mabuse, der natürlich nichts mit den eigentlich Mabuse-Filmen zu tun hat und im Original noch Dr. Browning hieß. Dieser versucht, eine elitäre Rasse aus dem Stückwerk von Menschenopfern zu züchten und scheint dabei aber eine Art Vampire mit Superkräften hervorzubringen. Nach ellenlangen und leider recht ermüdenden Verfolgungsjagden bekommt man in diesem Zusammenhang auch endlich mal so etwas wie einen Spezialeffekt zu sehen, wenn an der Stoßstange, an der der blutsaugende Delinquent angekettet wurde, nur noch seine abgerissene Hand baumelt. Viel mehr passiert aber in Sachen Blut auch nicht und wer versucht, statt roten Saftes wenigstens einen roten Faden in diesem Film zu erkennen, hat von vornherein verloren. Das ergibt nämlich alles überhaupt keinen Sinn und sollte daher keinesfalls hinterfragt werden. Zwar für einen Horrorfilm eigentlich ziemlich unpassend, aber dafür sehr unterhaltsam ist der abgefahrene Soundtrack, der unnachgiebig in jazzigen Tönen vor sich hin dudelt und eine Stimmung suggeriert, die es im Film nicht gibt, ein Tempo vorgibt, das der Film nicht hält und beschwingt durch einen Film führt, der eher hüftsteif daherkommt. Vereinzelte „Höhepunkte“ sind es, wenn man Humor beweist und dem Kommissar ein paar lustige Dialoge gewährt oder auf höchst makabre Weise einen armen, im Krankenhaus gelandeten Jogger nach und nach auseinandernimmt: Narkose, aufwachen, Bein ab, Narkose aufwachen, noch ein Bein ab usw. Erst am Ende, wenn sich Lee und Price ein „Duell“ liefern und wir etwas über die Hintergründe Dr. Mabuses erfahren, kann man sich am Schauspiel Vincent Prices erfreuen, der zumindest Ansätze seiner eigentlichen Qualitäten offenbart. Ansonsten ist „Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse“ vor allem unfreiwillig komisch, aber immer mit angezogener Handbremse (trotz der ausufernden Verfolgungsjagden…). Ich für meinen Teil habe quasi sekündlich damit gerechnet, dass gleich die Jungs von Monty Python um die Ecke kommen und das Ganze endgültig ad absurdum führen. Das blieb leider aus und führte dazu, dass ich diesen Film erst im Nachhinein so richtig lustig fand, eben aufgrund seines völligen Unvermögens, etwas mit der illustren Besetzung anzufangen und der Dreistigkeit, solchen Unfug tatsächlich auf ein Publikum loszulassen, das Cushing, Lee und Price aus einer ganzen Reihe hochwertiger Genrebeiträge kennt. Harmloser Eurotrash aus dem Kuriositätenkabinett mit eklatant schwachem, chaotischem Drehbuch und um Solidität bemühten Darstellern.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von dr. freudstein »

Du meinst sicher "Solidarität" :opa:
Aber so mies, der Film?
3/10, oder? So jedenfalls klingt deine Kritik. Selbst noch nicht gesehen, nicht im Besitz...
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:Du meinst sicher "Solidarität" :opa:
Nein.
Wobei, vielleicht war man um Solidarität mit dem Regisseur bemüht :D
Aber so mies, der Film?
3/10, oder? So jedenfalls klingt deine Kritik. Selbst noch nicht gesehen, nicht im Besitz...
Ich enthalte mich in diesem Falle mal einer Bewertung...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
The Good, the Bad and the Ugly
Ein mysteriöser Fremder namens Joe, der mexikanische Revolverschütze Tuco und Sentenza, ein sadistischer Krimineller, sind auf der Jagd nach einer Geldkassette. Inhalt: 200.000 Dollar. Die drei Desperados haben nichts miteinander gemein - werden aber zu Komplizen, wenn es die Situation erfordert. Doch jeder verfolgt nur ein Ziel: die Geldkassette. Und keiner von ihnen ist bereit, zu teilen...
Sergio Leones dritter Italo-Western und Abschluss der „Dollar-Trilogie“ aus dem Jahre 1966 ist für mich DER Italo-Western schlechthin: perfektes Drehbuch, perfekte Besetzung mit Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee van Cleef in den Hauptrollen, perfekter Soundtrack von Maestro Ennio Morricone, perfekte Regiearbeit. Die Geschichte dreht sich um eine wenig heldenhafte Dreierkonstellation bestehend aus vollkommen unterschiedlichen Charakteren, deren Wege sich auf der Jagd nach einer auf einem Friedhof vergrabenen Geldkassette immer wieder kreuzen und sie mal zu unerbittlichen Gegnern machen und mal zu verschworenen Zweckgemeinschaften zusammenschweißen. Zwischen dem schweigsamen Kopfgeldjäger „Blondie“ (Clint Eastwood) und dem impulsiven, temperamentvollen Ganoven Tuco (Eli Wallach) entwickeln sich dabei Ansätze einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft, die hinter dem Ziel, dem Fund des Geldschatzes, in den entscheidenden Momenten aber immer zurückstecken muss. So geht man sich gegenseitig an die Gurgel, nur um im nächsten Moment umeinander besorgt zu sein und an einem Strang zu ziehen. Unmöglich scheint aber die Entwicklung einer derartigen Beziehung zum kaltblütigen „Angel Eyes“ Sentenza (Lee van Cleef), einem kaltblütigen Auftragskiller, der ebenfalls hinter dem Geld her ist. Neben menschlicher Raffgier dominieren Schweiß und Dreck Leones Werk, das ironischerweise gerade dadurch das Glanzlicht des Genres darstellt. Verklärende Romantik nach US-Manier gibt es hier nicht; die Antihelden wurden losgelassen, um mit dem Zigarillo im Mundwinkel, der Pistole im Anschlag und dem Teufel im Leib endgültig den Beweis anzutreten, dass Europa die besseren Western hervorbringt und sich mit diesem Beitrag so fest ins kollektive Populärkulturbewusstsein einzubrennen, dass selbst, wer den Film nicht kennt, ganz bestimmt schon einmal auf irgendeine Art mit ihm konfrontiert wurde.

Eastwood gefällt sich sichtlich in der Rolle des unterkühlten, aber mit Intelligenz und trotz zusammengekniffener Augen Weitblick ausgestattetem, geheimnisvollen Meisterschützen und van Cleef erfüllt den Part des wandlungsfähigen, brutalen Unholds mit Bravour, doch beide verblassen (sofern davon überhaupt die Rede sein kann) neben Eli Wallach, der die Rolle seines Lebens spielt und den Film theoretisch auch ganz allein hätte tragen können. Als dauerfluchender, verschlagener und bauernschlauer Mexikaner und mit seinem ausgeprägten Mienenspiel wird er zum heimlichen Sympathieträger für den Zuschauer, der keine eindeutige Identifikationsfigur vorgesetzt bekommt, sondern individuelle Charaktere mit Fehlern, charakterlichen Schwächen und einem ausgewiesenen Gespür fürs große Geld. Wallach sorgt zudem für den humoristischen Teil des Films, aber ohne sich in Overacting zu verlieren oder eine Komödie draus zu machen. Immer, wenn das Drehbuch Gefahr läuft, zu sehr ins Komödiantische abzudriften, zieht es die Reißleine und bekommt rechtzeitig die Kurve. Generell spielt die Mimik eine große Rolle; so kommt es zu zahlreichen Mimikduellen, für die kein gesprochenes Wort notwendig ist. Veredelt von einer Kameraführung, die sich beständig zwischen den Polen Panorama und Close-Up, gern und ausgiebig auf die charakteristischen Augenpartien der Protagonisten, bewegt und dafür sorgt, dass man die Gesichter des kontrastreichen Trios nie wieder vergisst, wird eine poetische Gänsehautszene nach der anderen geschaffen, während die Dialoge wohldosiert und auf den Punkt gebracht geschrieben wurden. Ohne jemals zur Selbstzweckhaftigkeit, zum „Style over Substance“ zu geraten, wird die Kraft der Bilder voll ausgereizt. Ein geschwätziger Film ist das ganz bestimmt nicht, dennoch oder gerade deshalb wirkt das gesprochene Wort doppelt schwer und einige Aussprüche prägen sich ins Langzeitgedächtnis ein und werden zumindest beim Genrekenner zu geflügelten Worten. Die Handlung ist episodenartig aufgebaut und jeder Teilabschnitt verfügt jeweils über seine eigene Dramaturgie und eine Pointe, eingebettet in ein großes dramaturgisches Ganzes. Dadurch wird gewährleistet, dass „The Good, the Bad and the Ugly“ trotz seiner beachtlichen Länge zu keiner Sekunde langatmig wird. Die einzelnen Pointen und Höhepunkte hätten gleich für mehrere Filme gereicht, andere Filmemacher schaffen es nicht einmal, auch nur eine einzige in dieser Qualität zu fabrizieren. Im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeigehen vollbringt man es gar, neben der hochgradig unkitschigen, illusionslosen und sarkastischen Charakterzeichnung, Kritik am sinnlosen US-amerikanischen Bürgerkrieg unterzubringen, die sich in dem Moment, als selbst die Teilnahme an selbigem nur eine weitere Zwischenstation auf dem Weg zum persönlichen, egoistischen Ziel darstellt, hervorragend in die Handlung einfügt und das Militär-Brimborium mit seiner „Kameradschaft“ und den vermeintlich hehren Zielen vollkommen abwegig, sogar albern erscheinen lässt. Nach langem, beschwerlichen Weg durch karge Wüsten, in denen die Sonne unnachgiebig brennt, kommt es auf dem staubigen Friedhof zu einem finalen Showdown, dem aber zusätzlich noch eine Schlusspointe folgt, bis das geplättete Publikum mit Blick auf den davonreitenden, „lachenden Dritten“ aus diesem Meisterwerk entlassen wird. Es hat gerade einen spannenden und zugleich poetischen, einen epischen und doch kurzweiligen, einen zynisch-ernsten obgleich erheiternden Film gesehen, der auch heute noch in der Lage ist, Menschen nicht nur für sein aus der heutigen Filmwelt verbanntes Genre, sondern für die faszinierende Welt des Films allgemein zu begeistern, ja, sich in sie zu verlieben. „The Good, the Bad and the Ugly“ ist mit Sicherheit einer der besten Filme aller Zeiten, vielleicht sogar der beste. Ein zeitloser Klassiker.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten