Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis (1992)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis (1992)

Beitrag von horror1966 »

Bloody Marie - Eine Frau mit Biss.jpg
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Bloody Marie - Eine Frau mit Biss
(Innocent Blood)
mit Anne Pirallaud, David Proval, Rocco Sisto, Chazz Palminteri, Anthony LaPaglia, Robert Loggia, Tony Sirico, Tony Lip, Kim Coates, Marshall Bell, Leo Burmester, Rohn Thomas, Angela Bassett, Luis Guzman, Don Rickles
Regie: John Landis
Drehbuch: Michael Wolk
Kamera: Mac Ahlberg
Musik: Ira Newborn
FSK 18
USA / 1992

Marie ist ein einsamer fanzösischer Vampir in New York mit Prinzipien: Sie beißt keine guten Menschen. Doch an dem Mafiaboß Macelli tut sie sich gütlich - mit verheerenden Folgen: Macelli erwacht mit Superkräften zu neuem Leben und macht seine Leute mit kurzem Biß zu untoten Gangstern. Marie verliebt sich einstweilen in den Cop Joe. Nach einer gemeinsamen, bißfreien Liebesnacht bekämpfen sie gemeinsam die italienische Vampirmafia.


Das Regisseur John Landis gern einmal ein bestimmtes Sub-Genre des Horrorfilms hernimmt und dieses mit einer ordentlichen Portion anreichert, weiss man ja schon durch seinen Kultfilm "American Werewolf" aus dem Jahr 1981, in dem er den Werwolffilm auf sehr humoristische Art und Weise beleuchtet hat. 11 Jahre später war es die Vampir-Thematik, die für eine erstklassige Horror-Komödie herhalten musste, in der es aber keineswegs nur witzig, sondern streckenweise auch recht blutig zur Sache geht. Im Focus der Geschichte steht die hübsche Marie, die unter ständigem Hunger leidet, der aber nicht menschlicher Natur ist, denn Marie ist ein weiblicher Vampir, der seinen männlichen Opfern immer gut 5 Liter Blut abnimmt, worauf sich insbesondere die Cops und Gerichtsmediziner keinen Reim machen können. Einzig und allein Undercover-Cop Joe, der in eine berüchtigte Mafia-Organisation eingeschleust ist fällt ihr nicht zum Opfer, da Marie sich in ihn verliebt, doch dieser Umstand ist längst kein Freifahrtsschein für die echten Mitglieder der Organisation.

John Landis ist es auch hier ganz exzellent gelungen, den typischen Vampirfilm mit sehr viel Humor anzureichern, ohne das Geschehen dabei albern erscheinen zu lassen. Es handelt sich um genau die richtige Art von Witzigkeit, die den Ereignissen nahezu perfekt angeglichen wurde. Zudem enthält der Film auch durchaus blutige Passagen, ohne das jedoch unnötige Härte auftreten würde. Gerade das Zusammenspiel der beiden Komponenten aus Horror-und Komik ist es, die diesen Film so aussergewöhnlich gut und sehenswert macht, wie es auch schon bei "American Werewolf" der Fall war. Das gesamte Szenario wirkt einfach richtig gut aufeinander abgestimmt, dazu gehören auch die teils sehr bekannten gesichter, auf die man in der Darsteller-Riege trifft. Hierbei ist besonders die Mafia-Garde brillant besetzt, mit Robert Loggia, Kim Coates und all den anderen hat man Schauspieler verpflichten können, die den von ihnen dargestellten Charakteren auch viel an Glaubwürdigkeit und Authenzität verleihen.

Mit der Zeit entfaltet sich hier eine charmante, aber phasenweise auch recht ernste Geschichte, in der insbesondere die vorgenommenen "Umstrukturierungen" innerhalb der Verbrecher-Bande ein absoluter Höhepunkt sind, denn nachdem das Oberhaupt der Famile mit dem Vampir-Virus infiziert wurde kann man sich schon fast bildlich vorstellen, das er nicht das einzige Opfer bleiben wird.Und so wird die unheilvolle Infektion auf immer mehr Opfer übertragen, was jederzeit auf eine wirklich unterhaltsame Art geschieht, so das erst gar keine Langeweile Einzug halten kann. Trotz einer Laufzeit von gut 110 Minuten ist es den machern gelungen, keine langatmigen Phasen entstehen zu lassen, denn immer wenn es den Anschein hat, das sich die Szenerie etwas beruhigt, wird man im nächsten Moment schon wieder eines Besseren belehrt. Und so kann man dann auch ganzzeitig seinen Spaß an dieser herrlichen Vampir-Komödie haben, die man sich immer wieder gut anschauen kann und die auch nach fast 20 jahren rein gar nichts von ihrem vorhandenen Charme eingebüsst hat.

Wenn es überhaupt eine Schwachstelle in diesem sehr kurzweiligen Film gibt, dann ist es die entstehende Beziehung zwischen Marie und Joe, wobei es in erster Linie Anthony LaPaglia (Joe) ist, der auf die entstehende Liebe bezogen eher wie ein Fremdkörper wirkt. Geht er doch während der gesamten Geschichte viel eher auf Distanz zu Marie, so kommt die plötzliche Liebe doch schon fast wie aus heiterem Himmel und erscheint so nicht unbedingt sehr glaubhaft. Ganz egal, ob es sich dabei um seine Mimik oder Gestik handelt, es gibt im Prinzip gar keine Anzeichen für aufkommende Emotionen, sein Gesichtsausdruck ist beispielsweise die ganze Story über der gleiche und kann schon als stoisch bezeichnet werden. Dennoch soll dieser kleine Schwachpunkt keinesfalls das ansonsten erstklassige Gesamtbild trüben, das man von "Bloody Marie" erhält, denn insgesamt gesehen hat man es mit einem tollen Film-Spaß zu tun, für den man eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann.


Fazit:


Auch wenn "Bloody Marie - Eine Frau mit Biss" meiner Meinung nach nicht an die genialität eines "American Werewolf" herankommt, hat John Landis einen weiteren, sehr unterhaltsamen Mix aus Horror-und Komödie geschaffen. Ein richtig gutes Darsteller-Ensemble gibt hier eine Kostprobe seines Könnens ab, was auch zum insgesamt sehr guten Gesamteindruck beiträgt. Lediglich Anthony LaPaglia ist als verliebter Cop nicht zwingend überzeugend, was man allerdings durchaus verschmerzen kann. Einige blutige Passagen verleihen dem Geschehen einen nicht übermäßig hohen Härtegrad, der aber trotzdem sehenswert und dazu auch vollkommen ausreichend ist. Letztendlich handelt es sich um ein Gesamtpaket, das kein Fan des Genres an sich vorrüberziehen lassen sollte, denn ansonsten hat man einen wirklich gelungenen Film verpasst.


8/10
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Blap
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Re: Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis

Beitrag von Blap »

Die bissige Marie habe ich auch in guter Erinnerung. Anthony LaPaglia sehe ich sehr gern, allerdings verbinde ich mit eher die TV-Serie "Without a Trace".

Schön sind die Verbeugungen vor den Klassikern von Hammer und Universal, die im Hintergrund über diverse Bildschirme flimmern.
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buxtebrawler
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Re: Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis

Beitrag von buxtebrawler »

„Wenn man dazu verdammt ist, ewig zu leben, hat man nur zwei echte Freuden: Nahrung – und Sex.“

Elf Jahre nach „American Werewolf“ drehte US-Regisseur John Landis 1992 eine weitere Horrorkomödie, für die er sich diesmal der Vampirthematik annahm: „Bloody Marie – Eine Frau mit Biss“. Im Mittelpunkt stehen der weibliche Vampir Marie (Anne Parillaud), ein versehentlich zum Vampir gewordener Mafiaboss (Robert Loggia) und ein verdeckt ermittelnder Bulle (Anthony LaPaglia). Denn nachdem es Marie nicht gelungen ist, Obergangster Macelli, nachdem sie ihn ausgesaugt hatte den finalen Rettungsschuss zu verabreichen, arrangiert sich dieser nach anfänglicher Skepsis recht bald mit seiner Situation und gründet eine nun auch im wahrsten des Sinne des Wortes blutsaugende Verbrecherorganisation. Dem aufgeflogenen V-Mann Joe ist diese verständlicherweise nicht wohlgesinnt und die Polizei unterschätzt die Gefahr. So sieht sich das ungleiche Duo Marie und Joe gezwungen, gemeinsam auf Mafia-Vampir-Jagd zu gehen…

Allein schon für die Eröffnungsszene könnte ich Landis knutschen: Eine schwelgerische Kamerafahrt über den Dächern und durch die Straßen des abendlichen Pittsburghs endet im vom Schein dutzender Kerzen erleuchteten Zimmer der splitternackten Vampirin Marie, Typ: superschlanke Französin, während ihre passende, süße deutsche Synchronstimme aus dem Off spricht und ihr charmantes Lächeln den Zuschauer in die eigentliche Handlung entlässt.. Was für ein sinnlicher, atmosphärischer Auftakt!

Ja, Anne Parillaud („Nikita“) verkörpert eine etwas andere Art Vampir: Gewissenhaft und doch frech, charmant und dabei sexy. Gängige Mafiaklischees werden ordentlich aufs Korn genommen, so besteht ein beträchtlicher Teil des Soundtracks aus Frank-Sinatra-Songs und Robert Loggia gibt einen herrlich jähzornigen, cholerischen, skrupellosen Mafiaboss. Dagegen bleibt LaPaglia als verdeckter Ermittler eher blass und wenig erinnerungswürdig, seiner Rolle fehlt es an eindeutig an Würze und Charakter. Das ist aber im Prinzip auch schon die einzige Schwäche des Films, für den Macellis Bande mit einwandfreien Mafiosi-Fressen besetzt wurde, dem es mit Frank Oz („Muppet-Show“), Sam Raimi („Tanz der Teufel“), Tom Savini (SFX-Guru) und Dario Argento (Giallo-Papst) an namhaften Cameos nicht mangelt und der mit einigen sorgsam eingesetzten, handgemachten Spezialeffekten neben der ungewöhnlichen Sexszene zwischen Marie und Joe das Auge verzückt. Als Reminiszenz an Genreklassiker laufen in den Fernsehgeräten der Protagonisten permanent Genreklassiker, angefangen bei Lugosis „Dracula“ über „King Kong“ bis hin zu Christopher Lees Verkörperung des blutdürstigen Transsylvaniers.

Obwohl eindeutig als situationskomiklastige Horrorkomödie ausgelegt, versteht es Landis, den humoristischen Anteil nie in belanglosen Klamauk abfallen zu lassen und umschifft jedweden möglicherweise trashigen Moment gekonnt. Die Geschichte kommt schnell in Fahrt und unterhält durchgehend, sofern man auch mit der Nebenhandlung um Maries und Joes Anbändelungen etwas anfangen kann. Wie auch in „American Werewolf“ schließt Landis mit einem etwas seltsamen, unerwarteten, aber dennoch ziemlich coolen Ende ab; streng genommen der einzige Moment, in dem er mit der Erwartungshaltung des Zuschauers bricht, was zu Irritationen führen kann.

Mit „Bloody Marie“ lädt Landis zum Zurücklehnen und Genießen ein und richtet sich in erster Linie an Genrefreunde, die neben bewährten Zutaten mit einer gewissen Dosis Sinnlichkeit belohnt werden. Viel zu lange habe ich diesen Film im Schatten seines großen Werwolf-Bruders nicht beachtet – zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis

Beitrag von CamperVan.Helsing »

"Bloody Marie" ist mir ewig durch die Finger geflutscht, und damit ist mir wirklich was entgangen. Robert Loggia als untoter Mafiosi mit der grandiosen Idee, aus der Mafia eine wahrhaftig blutsaugende Vampirbande zu machen. Anne Parillaud als sexy Vampirin mit Vorliebe für italienisches Essen, die bei Loggia leider gepatzt hat und versucht, das Unheil aufzuhalten. Und Anthony LaPaglia, der als Undercover-Cop, der einerseits Loggia stoppen muss und andererseits sich in die Vampirin Marie verliebt, aber Angst hat, einem Blutrausch zum Opfer zu fallen. Dazu kommen noch einige Hommagen (nicht nur) an das Vampirkino früherer Tage, und schon hat man einen wohlschmeckenden Filmeintopf der bekömmlichen Art.

John Landis war schon ein Guter, damals. Und Anne Parillaud hätte danach auch einen größeren Eintrag in den Filmlexika verdient gehabt, doch die Weltkarriere kam nicht.
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Re: Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis

Beitrag von Arkadin »

ugo-piazza hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 16:21 John Landis war schon ein Guter, damals. Und Anne Parillaud hätte danach auch einen größeren Eintrag in den Filmlexika verdient gehabt, doch die Weltkarriere kam nicht.
In der Tat. Auch so ein Fall, wo man sich fragt: "Warum eigentlich nicht?". Wahrscheinlich, weil "Bloody Marie" leider ein Flop an der Kasse war. So habe ich das zumindest in Erinnerung. Die Kritiken waren - das weiß ich noch - damals auch nicht so gut und cancelten den Film als "American Werewolf"-Abklatsch ab. Ich mochte den aber damals schon. In Landis steckt vielleicht noch ein guter Film, aber es hat schon so seine Gründe, weshalb ihm seit 11 Jahren keiner mehr Geld dafür in die Hand gab. Das war schon eine beeindruckende Kette an Reinfällen nach "Blood Marie". Ich denke da nur mit Grauen an "Blues Brothers 2000". Mannmannmann...

Wer mehr (viel mehr!) von Anne Parillaud möchte, dem würde ich das Delon-Vehikel "Der Kämpfer" empfehlen. Auch wenn der Film selber eher so naja ist, Frau Parillaud reißt da einiges raus. :pig:
Früher war mehr Lametta
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Re: Bloody Marie - Eine Frau mit Biss - John Landis (1992)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 28.03.2024 bei Plaion als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

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Extras:
Booklet von Nicolai Bühnemann
Trailer
umfangreiche Bildergalerie

Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/505,12 ... -mit-Biss/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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