2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

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Salvatore Baccaro
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2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: 2025 - The World enslaved by a Virus

Produktionsland: Deutschland/USA 2021

Regie: Joshua Wesely, Simon Wesely

Darsteller: Joshua Wesely, Matthew Dougan, Coby Gilyard, Isabelle Scheuermann, Antonia Joy Speer, Tabitha Wesely, Simon Wesely


Eine Freizeitbeschäftigung meinerseits, die ich in diesen heiligen Hallen noch nie wirklich zur Sprache gebracht habe, ist das Verfolgen von YouTube-Kanälen, die dezidiert konservative religiöse Positionen vertreten. Seit Jahren ziehe ich mir an faulen Freitagabenden, verregneten Nachmittagen, in verkaterten Morgenstunden alle möglichen Predigten, Q&As oder Real-Talk-Videos rein, in denen salafistische Prediger, minderjährige Mormonen oder die Angehörigen völlig obskurer synkretistischer Strömungen sich über die wichtigsten Alltagsfragen auslassen à la: Darf man Sex vor der Ehe haben? Darf man sich einen Hund halten? Darf man beim Menstruieren beten? Nicht ganz an der Spitze meiner Favoritenliste, aber immerhin im oberen Drittel platziert ist ein Kanal, der sich früher „Kirche Ü30“ nannte, und heute unter dem Nachnamen der drei Geschwister firmiert, die ihn hauptsächlich betreiben, nämlich "Wesely‘s": Simon, Joshua und Tabitha Wesely sind drei junge Leute aus einem fundamental-freichristlichen Haushalt, deren Konzept darin besteht, ein traditionelles, sprich: vollkommen nach der Bibel ausgerichtetes Weltbild in einer hippen Jugendsprache voller Anglizismen zu verpacken. Der Reiz hierbei ergibt sich für mich aus der irritierenden Diskrepanz zwischen den vermittelten Werten und der Weise, wie diese Werte vermittelt werden: Unbedingte Keuschheit, die Ablehnung von Halloween als heidnischem Fest oder kritische Kommentare zum Konsum von Harry Potter oder Herr der Ringe, also Büchern/Filmen, die knietief in Hexenkessel und Zauberwald waten, werden mit Swag und Slapstick unter die zumeist jugendliche Zuhörerschaft gebracht – worüber ich mich auch gar nicht amüsierend erheben möchte; vielmehr lausche ich interessiert, wie mir ein Mensch Anfang 20, der die Verse aus der Heiligen Schrift nur so aus dem Ärmel schüttelt, auf eine selbstironisch-coole Art die Existenz von Hölle und Fegefeuer als Tatsache präsentiert, (und hoffe währenddessen möglicherweise insgeheim auf die eigene Bekehrung?)

Vor ein paar Monaten verkündete der führende Kopf der Bande, Joshua Wesely, in einem Video, dass er mit seinen Geschwistern sowie weiteren Angehörigen seiner Truppe einen Kinofilm produziert habe. 2025 – THE WORLD ENLSAVED BY A VIRUS heißt das gute Stück, das freilich niemals eine Kinoauswertung erfahren hat, - (zumal die Lichtspielhäuser ja sowieso während des Veröffentlichungsdatums ein Schloss mit sieben Siegeln gewesen sind) -, sondern für eine Kollekte von 6 Euro auf Vimeo erworben werden kann. Monatelang trieb sich das Wissen um diesen Film in meinem Hinterkopf herum, - doch erst letzte Woche knickte ich dann endlich vor der inneren Stimme ein, die mir immer wieder zuflüsterte, dass das doch unterhaltsame eineinhalb Stunden verspräche: Die Weselys in einem Science-Fiction-Endzeit-Streifen, der in seinem Subtext natürlich nichts weiter darstellen wird als eine neunzigminütige Lobpreisung des HERRN. Einen Klick später kann ich mir 2025 als Mp4-Datei runterladen – und zwei weitere Stunden später sitze ich bass erstaunt, nahezu sprachlos vor meinem Laptopschirm.

Ich bin nun wirklich der Letzte, der jedem Kritiker der gegenwärtigen oder zurückliegenden Corona-Politik sofort empört übers Maul fährt. Gerne erkläre ich mich zu jeder Diskussion bereit, sofern sie sich noch ansatzweise auf dem Boden der Realität abspielt, und von mir aus kann auch jeder und jede gegen oder für alles demonstrieren, wofür er oder sie das möchte. Was die Weselys indes ihrem Film als (vollkommen ironiefreie (!)) Prämisse voranstellen, das ist wiederum ein Brocken so hart, dass ich gar nicht so oft schlucken kann, wie ich müsste, um ihn meinen Hals herunterzubekommen.

Der Film spielt, wenig verwunderlich angesichts des Titels, im Jahre 2025: Aufgrund der (wohlgemerkt von obersten Elitekreisen inszenierten) Pandemie hat sich die freie westliche Welt in nur fünf Jahren zu einem repressiven (kommunistischen) Überwachungsstaat gemausert, wie ihn Foucault nicht heftiger hätte heraufbeschwören können. Englisch ist verpflichtende Weltsprache, alle restlichen Idiome sind per Gesetz verboten; die Abstandsregeln gelten in erhöhtem Maße – zumal die Bürger sowieso permanent unter Beobachtung stehen, und beim kleinsten Fehltritt vom Polizeiapparat aus dem Weg geräumt werden; das Schlimmste aber: Das Christentum hat es ebenfalls auf die Schwarze Liste der verbotenen Dinge geschafft. Mehr noch ist die Fake-Pandemie, wie uns eine Texttafel zu Beginn des Films informiert, sogar einzig und allein deshalb ersonnen worden, um die Welt von der christlichen Religion zu befreien. In salbungsvolleren Worten: Satanas hat sich der ihm hörigen Regierungselite bedient, um die Erzählung einer Virusseuche in die Welt zu setzen, mittels dieser das Grundgesetz auszuhebeln, die Menschen in willenlose Sklaven zu verwandeln, die einzig noch als Konsumzombies vor sich hin vegetieren dürfen, und selbst ihre Jobs verlieren, wenn sie nicht regelmäßig auf die Neue Normalität schwören, - und das alles bloß, um seinem Erzfeind, Gott, eins dahingehend auszuwischen, dass jedes an ihn gerichtete Gebet, jeder heimlich abgehaltene Gottesdienst, jedes um den Hals getragene Kruzifix empfindliche Strafen für seine Schäfchen nach sich zieht. Was Verschwörungstheorien in Bezug auf Corona betrifft, ist das nun wirklich das Heftigste, was ich jemals vernehmen durfte, - vor allem dann, wenn es vorliegender Streifen, wie gesagt, dann auch noch mit einer Ernsthaftigkeit postuliert, dass ich das Gefühl nicht loswerde, die Verantwortlichen des Films würden ihre eigene dystopische Zukunftsvision tatsächlich vollkommen ernstnehmen…

„It’s 2025. The world as we have known in 2020 does not exist anymore. The virus changed the world. Communism is all over the place. A global state developed, meetings are illegal, travelling is illegal, and Christianity is illegal”, verkünden Zwischentitel zu unheilschwangerer Musik, bevor wir in einer Prologsequenz eine waghalsige Autoverfolgungsjagd bestaunen dürfen, (die tatsächlich das mit Abstand Actionreichste bleiben wird, was dieser sichtbar mit äußerst mageren Produktionsmitteln gestemmte Film aufbietet): Am Steuer des Fluchtautos sitzt Joshua Wesely, den das Drehbuch Dylan nennt, und der aus noch unerfindlichen Gründen vor einem Cop davonrast. Letztlich geht Dylan der Polente ins Netz und findet sich in einer kargen Verhörzelle wieder, wo er mit zwei Büchern konfrontiert wird, die man in seinem Kofferraum gefunden hat: Einmal das Grundgesetz und einmal die Bibel – beides Werke, die auf der gegenwärtigen Liste verfemter Druckerzeugnisse die Pole Position einnehmen. Dylan allerdings zeigt sich nicht etwa reumütig und versucht auch erst gar nicht, den Vorwurf, er sei Anführer einer christlichen Dissidententruppe, die die Unterwanderung des Staates plane, von sich zu weisen – stattdessen wechselt er in den Prediger-Modus und hält dem zunehmend stiller werdenden Polizisten einen endlosen Vortrag über die vergangene Zeit, in der man seine Freunde, Konzerte, Restaurants besuchen, sich frei bewegen, sich überall und jederzeit zum Gebet treffen durfte, (wozu random Aufnahmen von feiernden Partymengen, Live-Bands und Open-Air-Gottesdiensten eingespielt werden.)

Zweierlei offenbart die Inszenierung dieser Predigt: Bei 2025 handelt es sich um einen äußerst geschwätzigen Film, der seine mangelnden Schauwerte durch lange Litaneien zu ersetzen trachtet; bei 2025 haben wir es außerdem mit einem Film zu tun, dem jeglicher Wille abgeht, irgendwelche interessanten Bilder zu liefern, sondern der stattdessen blind seinem selbstgesetzten didaktischen Ziel hinterherrennt, konkret: aus technisch-ästhetischer Sicht wird nichts aufgeboten, was mich irgendwie affiziert hätte; stattdessen folgen Sermons auf Sermons, die – auch das ist eine Erkenntnis, zu der einen allein schon die Exposition gelangen lässt – von Menschen runtergebetet werden, an denen ganz bestimmt keine Schauspieltalente verlorengegangen sind. Die Weselys und ihre Freunde mögen Vorzeigechristen sein und herzensgute, sympathische Menschen, doch die Fähigkeit, sich schauspielerisch auszudrücken, besitzt niemand der Laien, die sich für 2025 vor der Kamera versammelt haben, - (zumal die wenigsten englische Muttersprachler sind und die größtenteils nun einmal auf Englisch vorgetragenen Dialoge somit nicht vor einem sehr starken deutschen Akzent bewahren können, der die gestelzten Sätze noch viel gestelzter wirken lässt als sie sowieso bereits in unartikulierter Drehbuch-Textform sind. An die finstersten Stunden deutschsprachigen Amateur-Kinos erinnert es übrigens, dass die Regisseure Simon und Joshua es manchmal nicht mal für nötig befunden haben, die Versprecher, die sich ihre Darsteller oder auch sie selbst sich leisten, beim Endschnitt unter den Tisch fallen zu lassen. Besser ein Take zu wenig als ein Take zu viel…)

Rückblende, einige Monate zuvor: Dylan und seine Schwester Hannah, (die allerdings nicht von Simon Weselys leibhaftiger Schwester verkörpert wird), führen als Christen ein isoliertes Leben, ausgeschlossen von gesellschaftlicher Teilhabe, und träumen sich in die glor- und gottreiche Vergangenheit zurück: Weißt Du noch, früher, als wir uns regelmäßig Videos aus dem Nahen Osten angeschaut haben, wo schurkische Muslime den Christen reihenweise die Köpfe abschnitten? Und jetzt kämpfen wir sogar hier, in Deutschland, auf verlorenem Posten! Zwei Mitstreiter haben unsere Freunde kurz zuvor verloren: Ein gewisser Jack ist mutmaßlich von der Polizei erschossen worden und ein gewisser Luke verabschiedet sich zu Beginn des Films aus der Gemeinschaft, denn er zweifelt nicht nur an der Existenz Gottes, sondern auch am Sinn und Zweck, unbedingt am eigenen Glauben festhalten zu wollen, wo doch mittlerweile die komplette westliche Hemisphäre gegen diesen aufgestellt ist. (Was mich erneut irritiert: Ja, es wurde postuliert, dass alle Sprachen außer Englisch verboten seien, doch weshalb unterhalten sich Dylan und Hannah dann auch, wenn sie allein in ihrer Wohnung sind, nicht auf Deutsch, sondern konsequent auf Englisch?) Diese ausufernden Dialogszenen (voller dramatischer Musik und theatralischen Gesten) spielen sich, (wie auch nahezu der komplette Film), in einem kargen Zimmer ab, bei dem es sich wohl um das Privatgemach eines der Beteiligten handeln dürfte: Per Kamerafilter wird zwar versucht, etwas Kino-Optik zu evozieren, aber, hm, nein, tatsächlich sieht es nie anders aus, als wenn ich mit ein paar Freunden spontan eine Kamera vor einer kahlen Schlafzimmerwand aufbauen und sie mehr recht als schlecht einstudierte Dialogzeilen aufsagen ließe.

Als Christen im Untergrund bleibt es nicht aus, dass Dylan und Hannah historische Analogen ziehen, denn: Ist es nicht den Urchristen im römischen Reich genauso ergangen? Und was haben die getan, als Cäsaren wie Nero zur großflächigen Christenverfolgung bliesen? Etwa ihren Schwanz eingezogen? Nein, sondern ihr Erkennungszeichen – einen stilisierten Fisch, den man heute noch manchmal auf PKW-Rückscheiben als Sticker findet – an Gebäudemauern gepinselt, um ihren Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern Mut zuzusprechen, ihr seid nicht allein!, gemeinsam sind wir stark!, solange wir in den HERRN vertrauen usw. Genau das tun nun auch Dylan und Hannah: Die Spraydosen haben sie zufällig bereits vorrätig. Da 2025, wenn die Handlung nicht gerade in minimalistisch eingerichteten Innenräumen angesiedelt ist, vorzugsweise unter freiem Himmel auf Feldern und in Wäldern spielt, wird das Fischsymbol nun eben in der Natur an Bäumen, auf öden Asphaltwegen oder in wenig frequentierten Unterführungen verewigt, (also dort, wo sie ganz sicher besonders viele Menschen sehen werden...) (Erneutes Stirnrunzeln verursacht mir die Tatsache, dass die Schauspieler, was im Verlauf des Films noch öfter der Fall sein wird, in geschlossenen Räumen fast ausnahmslos keine Mund- und Nasenschutzmasken tragen, dies aber dafür in vielen Szenen an der frischen Luft tun: Hat da jemand die Corona-Verordnungen missverstanden?)

Dass die Staatsmacht nicht schläft, beweist ein bis an die Zähne bewaffneter Polizist, der unsere Freunde plötzlich attackiert, - und wiederum von einem hinzueilenden jungen Mann ausgeknockt wird. Dieser stellt sich als Hunter vor, nachdem Dylan und Hannah von ihrem Lebensretter zu sich nach Hause mitgenommen worden sind. Are you Christian?, wird Hunter gefragt, obwohl nicht nur um seinen Hals ein Kreuz baumelt, sondern auch die Wände und sein Schreibtisch mit reichlich Kruzifixen geschmückt sind. Gewiss, Hunter ist Anhänger Jesu und deshalb auf dem gesellschaftlich absteigenden Ast, denn seine Freundin hat ihn für ihre Karriere verlassen und seine eigene Karriere bei der Armee ist jäh beendet worden, da er sich weigerte, den Schwur auf die kommunistische Weltregierung zu leisten. Nun wendet sich das Blatt, denn Hunter ist Feuer und Flamme für Dylans und Hannahs Revolte – und zu dritt zieht man nunmehr aus, um die menschenleere Wildnis mit weiteren Fisch-Symbolen zu bestücken. Dabei erzählt man sich ausgelassen christliche Witze – („What did Corona do Jesus?“ – „Nothing!“ Hahaha!) –, und sprüht die Meeresbewohner auch schon mal gerne auf Berge von Laub, (wodurch die Fische natürlich sofort in ihre Bestandteile zerfasern, sobald die kleinste Windböe aufkommt.) Weitere Freizeitbeschäftigungen unserer Helden, (die 2025 gnadenlos auswalzt), bestehen darin, in den obligatorischen zweckdienlichen Innenräumen fromme Dispute zu führen, (unter anderem vor der Requisite eines Weihnachtsbaumes mit Lichterkette), oder Karten zu spielen, (und zwar mit Karten, die auf ihren Rücken die norwegische Flagge tragen: Ihr könnt euch denken, weshalb – und, nein, es hat nichts mit Black Metal zu tun!)

Fahrt gewinnen die subversiven Umtriebe der Jesus Freaks, als eine Hackerin namens Holly zur Gruppe stößt. Schon lange beobachtet die junge Frau Dylan, Hannah und Hunter per virtueller Spionage und ist begeistert von Mut und Leidenschaft, die die drei jungen Leute für ihre Überzeugungen aufbringen. Holly ist zwar keine Christin, würde es jedoch gerne werden, - vor allem aber kennt sie Interna über die Feinde unserer Freunde, namentlich Lucinda, die Tochter eines Mannes, dessen Funktion sich mir nicht ganz erschlossen hat: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Lucindas Erzeuger eine Art lokaler Diktator, ein moderner Nero, der sich auf die Fahne geschrieben hat, sämtliche Christen auszumerzen – und Töchterchen sein willfähriges Werkzeug, indem sie eine Spezialabteilung leitet, die jeden Schritt etwaiger Gottesfürchtiger überwachen und diese gegebenenfalls ausschalten soll.

Aber wieso ist es Dylan, Hannah, Hunter bislang nicht an den Kragen gegangen? Tja, daran wiederum ist Leila schuld, eine Mitarbeiterin von Lucindas Christenverfolgungskommando, die als Maulwurf arbeitet und, ihren eigenen Kopf riskierend, regelmäßig empfindliche Daten bezüglich unserer Freunde in den Papierkorb wandern lässt. Allmählich aber beginnt im Headquarter der Sondereinheit, (die aussieht wie ein ordinäres Großraumbüro), die Luft zu brennen, und der geheimen Christin Lucinda fällt es immer schwerer, Dylan, Hannah, Holly und Hunter zu decken – was vor allem damit zu tun hat, dass die Vier zu immer heftigeren Aktionen ausholen: Mittlerweile nämlich werden DVDs gepresst, auf denen Dylan eine hemmungslose Predigt hält, und diese sodann an die Adressen von Christen überall im Land geschickt, die wiederum Holly aufgrund ihrer Hacker-Skillz von Regierungsfestplatten gefischt hat. Bald schon überzieht ein Netz konspirativer Kontakte die Nation; es kommt zu Hetzjagden und Verhaftungen; Lucinda ertappt Leila auf frischer Tat und gesteht ihr, dass sie unter ihrem dominanten Vater leide und sich nichts sehnlicher wünsche, als endlich zu Jesus zu finden; Leila und Dylan verlieben sich ineinander und er hält um ihre Hand an; Luke taucht wieder auf und schlüpft in die obligatorische Judas-Rolle, sprich: er verpfeift seine ehemaligen Freunde an die Cops; der zweite Wesely-Bruder Joshua leistet einen ultrakurzen Cameo-Auftritt ab; und dazwischen werden die Ohren mit christlichen Popsongs der pathetischsten Sorte oder christlichem Hip Hop mit den frömmsten Punchlines ever verwöhnt, die Figuren switchen relativ unmotiviert (und teilweise in ein und derselben Szenen!) von Englisch zu Deutsch und vice versa, und eine große Lehre, die Dylan seinen Mitstreitern mit auf den Weg gibt, ist, dass man nicht über tote Freunde und Verwandte trauern solle, denn die haben es doch schon längst gen Himmel geschafft, sodass man sich um sie keine Sorgen mehr machen müsse, viel wichtiger sei es, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, und den Kampf nicht aufzugeben – im Klartext: Weiter massenweise DVDs produzieren und Fische in die Einöde zu schmieren…

Im Finale sind wir dann wieder beim Anfang: Die Polizei ist Dylan auf den Fersen, schnappt ihn, bittet ihn zum Verhör. (Großartige Szene: Wahllos schlägt er einem zufällig irgendwo parkenden Auto die Scheibe ein, schwingt sich hinters Steuer, rast davon, um seinen Häschern zu entkommen – und scheint sich nicht daran zu stören, dass die Scherben der demolierten Scheibe eigentlich überall auf dem Fahrersitz herumliegen müssten.) Obwohl das Ende von 2025 offenbleibt, zeichnet sich doch ab, dass einer der Polizisten von Dylans Predigten inzwischen weichgeklopft genug ist, eher zur hellen Seite der Macht zu tendieren – und unseren Heros eventuell aus seiner misslichen Lage (er soll hingerichtet werden) herauszuboxen. (Oder aber es steckt auch einfach die Intention dahinter, diesem Erstlingswerk bei ausreichendem Erfolg alsbald ein Sequel nachzuschieben, das dann vielleicht 2026 heißen wird?) Im Abspann sahnt „Our Lord Jesus Christ“ ein „Special Thanks“ ab, danach kredenzt man uns noch von jedem vor der Kamera agierenden Menschen einen Barcode, mittels dessen wir auf den zugehörigen Instagram-Kanal zugreifen können, und unsere kleine Zeitreise in die Zukunft mündet in einem Schwarzbild.

Auch wenn man mir das nach den obigen Zeilen nicht glauben mag: Am allerwenigsten möchte ich irgendeinen der Beteiligten aufgrund seiner religiösen Glaubenssätze lächerlich machen, die sie oder er vertritt. Einige meiner Lieblingsfilme besitzen einen (mehr oder weniger stark ausgeprägten) christlichen Über- oder Unterbau. Ich denke an Werke von Carl Theodor Dreyer (ORDET) oder Robert Bresson (AU HASARD BALTHAZAR) oder Luis Bunuel (NAZARIN). Was nicht heißen soll, dass sich junge Christen Anno 2020 unbedingt mit diesen Monumenten der Filmgeschichte und der damit untrennbar verbundenen zentnerschweren Filmkunst messen müssen. Nein, wäre 2025 ein Film, der seine missionarische Botschaft in ein intelligentes, ästhetisch ansprechendes, dramaturgisch ausgefeiltes Gewand kleiden würde, wäre ich sicherlich nicht so sehr zur sarkastischen Meckerziege mutiert, wie ich es bei obigen Zeilen nun einmal geworden bin.

Doch genau hierin liegt eben das Problem eines Erzeugnisses wie vorliegendem Film. Einmal abgesehen davon, dass ich die Prämisse reichlich fragwürdig finde, dass eine kommunistische Weltregierung mittels einer fingierten Pandemie in die Steigbügel gelangt, um dann nichts Besseres zu tun zu haben, als arglose Christen zu verschleppen, zu foltern, zu exekutieren, ist der Streifen auch in jedweden anderen Belangen plakativ wie ein Holzhammer. Leise, feinsinnige Töne sind definitiv nicht Spezialität der Weselys. Stattdessen wirkt 2025 stellenweise wie ein Dauerbombardement von Lehrweisheiten, Kalendersprüchen, Predigtversatzstücken, die genauso auch auf dem erwähnten YouTube-Kanal der Verantwortlichen rausgehauen werden könnten. Was, wie gesagt, auch noch nicht das eigentliche Problem darstellt, denn jeder mündige Zuschauer sollte ja über die Fähigkeiten verfügen, vom Inhalt eines Films einen Schritt zurücktreten und sich seine eigenen Gedanken machen zu können.

Dass 2025 allerdings kinematographisch derart einfallslos, nahezu statisch, vollkommen uninspiriert ausgefallen ist, kann ich dem Werk schon weniger verzeihen. Die meisten Kritikpunkte habe ich ja schon in der Inhaltsangabe verarbeitet: Die Bilder sind langweilig, die Montage purer Pragmatismus, die Kamera ruht sich gefühlte Minuten in ein und derselben Einstellung aus, die Darsteller hadern mit jedem einzelnen Satz, das Drehbuch trottet vor sich hin. Gipfel dieses filmischen Leerlaufs ist sicher die Szene, in der Hunter, Hannah, Dylan eine Predigt aufzeichnen, um diese später auf DVD brennen zu können – und wir den improvisiert wirkenden Gottesdienst quasi in Echtzeit miterleben. Es dürfte obsolet sein, darauf hinzuweisen, dass sich 2025 nicht wirklich in Selbstironie suhlt, sondern seine Agenda ohne das geringste Mundwinkelzucken abfeuert – es sei denn, man kann sich, wie ich, an den (wenigen) unfreiwillig komischen Momenten ergötzen, von denen ich ja bereits einige aufgezählt habe. Aber, andererseits: Durch seinen Trash-Appeal ist 2025 dann doch noch die bessere Alternative zu Hollywood-Fundamentalkitsch wie GOD’S NOT DEAD und Konsorten.
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Re: 2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

Beitrag von purgatorio »

Ich muss das wohl in Etappen lesen. Die ersten zwei Absätze sind so absurd, das hat mich gekillt. Nach der Arbeit gehts weiter :lol:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
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Re: 2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

Beitrag von buxtebrawler »

Erschreckend, womit manche junge Menschen ihre Jugend verschwenden :palm:
(Und damit meine ich nicht dich als Zuschauer, Salvatore...)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: 2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

Beitrag von Dick Cockboner »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 21:43 Der Film spielt, wenig verwunderlich angesichts des Titels, im Jahre 2025: Aufgrund der (wohlgemerkt von obersten Elitekreisen inszenierten) Pandemie hat sich die freie westliche Welt in nur fünf Jahren zu einem repressiven (kommunistischen) Überwachungsstaat gemausert... Englisch ist verpflichtende Weltsprache, alle restlichen Idiome sind per Gesetz verboten; die Abstandsregeln gelten in erhöhtem Maße – zumal die Bürger sowieso permanent unter Beobachtung stehen, und beim kleinsten Fehltritt vom Polizeiapparat aus dem Weg geräumt werden...
Dann müssten doch, ausgehend von der gegenwärtigen Situation, alle Menschen chinesisch (resp. mandarin) sprechen, oder... :wink:
Da ich mich, ob des Filminhaltes, nicht in der Lage sehe einen seriösen Diskurs anstreben zu wollen...halt ich besser mal die Klappe bzw. die Tastatur im Zaum :D :pfeif:
...und halte mich an Karl Marx' Religionskritik, ein weiser Mann, dieser Karl... :nick:
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Salvatore Baccaro
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Re: 2025 - The World enslaved by a Virus - Joshua & Simon Wesely (2021)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 6. Sep 2021, 10:08 Erschreckend, womit manche junge Menschen ihre Jugend verschwenden :palm:
(Und damit meine ich nicht dich als Zuschauer, Salvatore...)
Ich zähle ja auch nicht mehr zu den "jungen Menschen"... ;-)

Der Trailer, falls jemand von euch noch zweifelt, ob er sich den Streifen nicht doch ebenso als Vimeo-Stream geben möchte:

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