Der Rabe - Lew Landers (1935)

Moderator: jogiwan

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Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von buxtebrawler »

The Raven.jpg
The Raven.jpg (395.09 KiB) 511 mal betrachtet

Originaltitel: The Raven

Herstellungsland: USA / 1935

Regie: Lew Landers

Darsteller: Boris Karloff, Bela Lugosi, Lester Matthews, Irene Ware, Samuel S. Hinds, Spencer Charters, Inez Courtney, Ian Wolfe, Maidel Turner
Dr. Vollin (Bela Lugosi) war einst ein begnadeter Neurochirurg, bevor er sein ganzes Leben seinem Lieblingsschriftsteller Edgar Allan Poe widmete, dessen düstere Geschichten ihn nicht nur faszinieren, er baut sogar dessen Apparaturen wie das Pendel in seinem Keller nach. Als die junge Tänzerin Jean (Irene Ware) jedoch nach einem Autounfall die Querschnittslähmung droht, läßt er sich von deren Freund Dr. Halden und seinem Freund Richter Thatcher, Jeans Vater, überreden, noch einmal zu operieren, als man sein Ego kitzelt. Die OP ist erfolgreich, doch infolge der Rekonvaleszenz baut sich eine, wie es scheint, zu innige Beziehung zwischen Arzt und Patient auf, so daß der Richter den Arzt kurzerhand bremst. Der jedoch sinnt auf Rache und bedient sich des flüchtigen Verbrechers Bateman (Boris Karloff), der ein neues Gesicht braucht. Er bekommt eins, aber nicht das, womit er gerechnet hatte...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Der Rabe - Lew Landers

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich kam mit einem berechtigten Einwand und durfte erwarten, dass Sie vernünftig darauf reagieren. Stattdessen finde ich einen völlig Wahnsinnigen vor!“

US-Regisseur Lew Landers’ Regiedebüt aus dem Jahre 1935 ist ein alter „Universal“-Grusler mit den damaligen Genrestars Bela Lugosi („Dracula“, „Plan 9 From Outer Space“) und Boris Karloff („Frankenstein“, „Die, Monster, Die!“). „Der Rabe“ ist ein Ehrerbietung an Horrorautor Edgar Allan Poe, die nach dessen gleichnamigem Gedicht betitelt wurde, aus dem Lugosi als Chirurg und Poe-Fanatiker Dr. Vollin gern zitiert. Wesentlich mehr Raum nehmen aber die Folterinstrumente aus Poes „Die Schlangengrube und das Pendel“ ein, weshalb es mehr Sinn ergeben hätte, den Film entsprechend zu nennen. Dr. Vollin hat diese im Keller seines prunkvollen Anwesens nämlich nachgebaut und brennt darauf, nachdem er von einer Patientin bzw. deren Vater zurückgewiesen wurde, diese an Menschen auszuprobieren, um Rache zu nehmen.

Außerdem hat er einen Verbrecher (Boris Karloff), der sich um eine Gesichts-OP bittend an ihn gewandt hat, chirurgisch entstellt und benutzt ihn als Handlanger, indem er ihn erpresst. Ja, Dr. Vollin ist ein selbstverliebter, bösartiger Narziss, ein übler Kotzbrocken, dem Lugosi mit seiner ihm eigenen Mimik und seiner Spielfreude Leben aus Ausdruck einhaucht. Karloffs Rolle des entstellten, eigentlich armen Tropfs erinnert vermutlich nicht von ungefähr an seine Auftritte als Frankensteins Monster und funktioniert mit ihrer tragischen Note auch hier einwandfrei.

Ein Aufeinandertreffen Karloffs und Lugosis sehen Genrefreunde in der Regel gern und dürften auch hier nicht enttäuscht werden. Diesmal sitzt eben nicht Karloff wie zuvor in „Die schwarze Katze“, sondern Lugosi an der Orgel und spielt schauerliche Musik, wirklich eigene Ideen hat „Der Rabe“ insgesamt kaum zu bieten. Auch hätte das auf Spannung getrimmte Finale inszenatorisch etwas sorgfältiger ausfallen können, als Beispiel sei lediglich das sich augenscheinlich nicht nur abwärts bewegende „Pendes des Todes“ genannt... Damit ist „Der Rabe“ sicherlich nicht sonderlich innovativ, möglicherweise aber wegweisend gewesen für die grundsätzlich gelungene Zusammenführung diverser bekannter Genreelemente zu einem unterhaltsamen Ganzen. Es würde mich nicht wundern, wenn Roger Corman diesen Film im Hinterkopf hatte, als er die Arbeit an seiner Reihe von Poe-Verfilmungen begann, die auch ein mit dem Poe nur marginal zu tun habenden „Der Rabe“ hervorbrachte...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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purgatorio
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Re: Der Rabe - Lew Landers

Beitrag von purgatorio »

hier gibt sich jetzt jemand die Klassiker-Keule, ja?
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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buxtebrawler
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Re: Der Rabe - Lew Landers

Beitrag von buxtebrawler »

purgatorio hat geschrieben:hier gibt sich jetzt jemand die Klassiker-Keule, ja?
Hab letzte Woche die Karloff/Lugosi-Box aus dem Hause Concorde durchgeguckt 8-)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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untot
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Re: Der Rabe - Lew Landers

Beitrag von untot »

Hach, ich liebe diesen Film, ich möchte hier einfach mal tollkühn behaupten, für mich die beste Vorstellung die ich von Lugosi jemals sah, nie wirkte er so herrlich diabloisch wie hier.
Die Stroy ist gleichermaßen tragisch wie auch anrührend finde ich, schade finde ich nur die geringe Laufzeit von nur einer Stunde, schade, das hätte man wegen mir gerne noch etwas ausbauen können.

9/10
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buxtebrawler
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Re: Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich heute bei Hansesound als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

Bild

Extras:
- 24-seitiges Booklet mit tollen Fotos und Hintergrundinformationen
- Bonusfilm "Die schwarze Katze" im O-Ton

Bemerkungen:
- Mediabook (Blu-ray + DVD)
- Limitiert auf 1200 Stück.
- Blu-ray mit neuer HD-Abtastung (auch die DVD stammt vom neuen Master)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=106272
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 12.11.2021 noch einmal bei Hansesound auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild

Extra:
Bonusfilm: Die schwarze Katze (im Originalton)

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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sergio petroni
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Re: Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von sergio petroni »

Dr. Vollin (Bela Lugosi), ein ehemaliger Neurologe, hat sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen
und lebt auf seinem Landsitz offenbar zu dem einzigen Zwecke, seinem Idol Edgar Allan Poe
zu frönen. Nicht nur, daß er ihn immer wieder zitiert. Der Rabe ist sein Idol un im riesigen Keller
des Anwesens baut Dr. Vollin von Poe beschriebene Folterinstrumente nach.
Als eines Abends die Tochter von Richter Thatcher schwer verunglückt, scheint Dr. Vollin
der einzige zu sein, dessen operative Fähigkeiten Irene Thatcher am Leben erhalten könnten.
Dr. Vollin läßt sich widerwillig auf die Operation ein und verliebt sich dabei in Irene.
Damit macht er sich Richter Thatcher und Irenes Verlobten zu Gegenspielern.
Da kommt es dem Arzt gerade gelegen, daß der wegen Mordes gesuchte Bateman (Boris Karloff)
bei ihm Unterschlupf sucht. Vollin faßt einen teuflischen Plan.

Karloff und Lugosi waren bei dieser Zusammenarbeit schon Stars. So wird zu Beginn eingeblendet
"Karloff & Lugosi", wohlgemerkt Karloff über Lugosi stehend, was Lugosi nicht gefiel. Dennoch haben beide
einige Genrestreifen zusammen gedreht, nie hat sich die Reihenfolge geändert.
Der vorliegende "Rabe" ist zielstrebig abgedreht und bietet einige technische Gimmicks,
was die nachgebauten Fallen bzw, das "Aufzugzimmer" angeht. Ein paar komödiantische
Einwürfe gibt es auch.
Vollstens zugeschnitten eben auf Karloff&Lugosi, dabei etwas die Atmosphäre vernachlässigend.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Arkadin
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Re: Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von Arkadin »

sergio petroni hat geschrieben: Sa 6. Nov 2021, 07:44 Karloff und Lugosi waren bei dieser Zusammenarbeit schon Stars. So wird zu Beginn eingeblendet
"Karloff & Lugosi", wohlgemerkt Karloff über Lugosi stehend, was Lugosi nicht gefiel. Dennoch haben beide
einige Genrestreifen zusammen gedreht, nie hat sich die Reihenfolge geändert.
Das lag u.a. daran, dass Karloff sich das in seinen Vertrag hat schrieben lassen. Generell war er der weitaus bessere Verhandler als Lugosi, der auch sehr viel weniger verdiente.
Früher war mehr Lametta
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Maulwurf
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Re: Der Rabe - Lew Landers (1935)

Beitrag von Maulwurf »

 
Der Rabe
The raven
USA 1935
Regie: Lew Landers
Boris Karloff, Bela Lugosi, Lester Matthews, Irene Ware, Samuel S. Hinds, Spencer Charters, Inez Courtney, Ian Wolfe, Maidel Turner, Anne Darling,
June Gittelson, Joe Haworth


The raven (1935).jpg
The raven (1935).jpg (136.08 KiB) 115 mal betrachtet
OFDB

Als der emeritierte Nervenarzt Dr. Vollin durch eine Operation das Leben der jungen Tänzerin Jean rettet, lebt sein Herz wieder auf. Nach Jahren des Rückzugs in eine düstere Traum- und Phantasiewelt, beherrscht von den morbiden Gedankenwelten Edgar Allan Poes, verliebt er sich neu. Und als Jean ihn zu einer Aufführung einlädt und für ihn das Rezitativ von Poes The Raven tanzt, da ist es gänzlich um ihn geschehen. Jeans Vater, der Richter Thatcher lehnt diese Verbindung allerdings rigoros ab, was ihn gemeinsam mit Jean, deren Verlobtem und ein paar Freunden, ein Wochenende auf Vollins Landsitz einbringt. Auf dem Programm stehen Folter und Tod, denn das ist es, was Vollins Herz wirklich bewegt …

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So ganz verstehe ich nicht, wie man THE RAVEN als Horrorfilm laufen lassen kann. Meines Erachtens ist der Film ein rassiger Psychothriller, oder wie sonst nennt man das, wenn ein Mann eine Gruppe von Menschen in ein abgelegenes Haus sperrt um sie in aller Ruhe foltern zu können? Übernatürliche Vorgänge sind auch nicht zu bestaunen, aber natürlich ist mir klar warum das Label Horror an diesem wunderbaren und düsteren Film hängt. Boris Karloff und Bela Lugosi, die einzeln schon jahrelang Horrorfilme mit ihrer Präsenz und ihrer Kunst veredelten, und die vorher zusammen bereits in DIE SCHWARZE KATZE zu sehen waren, die beiden sind nicht nur wie eine Auszeichnung oder ein Label zu sehen, sondern sie bringen den Streifen gemeinsam auch in trockene Tücher. Lugosis süffisantes Overacting, seine sardonische und im reinsten Sinne böse Art, das fasziniert und zieht geradezu magisch an. So verspricht Dr. Vollin einem Besucher, ihm beim nächsten Mal die selbsterstellten Nachbildungen von Foltergeräten zu zeigen. Der Besucher schaudert leicht und meint “Nun ja, jeder hat sein Hobby”, woraufhin Bela Lugosi in die Ferne schaut und flüstert “Es ist mehr als ein Hobby ...” – Die Gänsehaut auf dem Rücken des Zuschauers legt ein eindrückliches Zeugnis von Lugosis Intensität ab ...

Daneben Boris Karloff als Verbrecher Bateman, der in Vollins Haus Unterschlupf gesucht hat, und von Vollin zu einem hässlichen Monster operiert wird, denn Vollin ist der Überzeugung, dass nur hässliches Aussehen echten Hass erzeugt. Bateman ist zutiefst verunsichert, ist voller Ekel vor sich selbst und seiner Umwelt, und möchte endlich ein neues Leben beginnen. Doch Vollin fordert von Bateman Mord und Folter um den Preis eines neuen Gesichtes Bateman hat keine wirkliche Chance dagegen anzugehen – Zu groß ist seine Sehnsucht nach einem normalen Leben, zu klein seine Vorstellungskraft, dass Vollin ihn gar nicht zu einem gutaussehenden Menschen operieren würde. Der selbstsichere und bösartige Vollin neben dem zaudernden und zu Untaten gedrungenen Bateman, dem unsere ganze Sympathie gehört – Ein wahres Dreamteam des Psychothrillers.

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Und dazwischen, wie könnte es auch anders sein, eine Frau - Die wunderschöne Irene Ware als Jean, die uns (und Vollin) in ihrem Tanz ästhetisch entzückt und erotische Phantasien schenkt. Die so unschuldig und lasziv zugleich wirkt. Wahrlich eine Rose, für die es sich lohnt ein paar Menschen grausam zu Tode zu bringen...

THE RAVEN drückt von Beginn an aufs Tempo, überzeugt mit wunderbaren Bildern voller Melancholie und Tod sowie mit fantastischen Schauspielern, und rückt gerade durch seine knackige Laufzeit von gerademal 58 Minuten das Wesentliche in den Fokus. Keine langwierigen Subplots, keine überflüssigen Erklärungen – Das Böse ist da, es lebt, und es will den Körper von Jean besitzen und zerstören. Punkt.

Ein wunderbarer Film!

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7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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