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USA 1969
R: Paul Mazursky
D: Natalie Wood, Robert Culp, Elliott Gould, Dyan Cannon, Horst Ebersberg
Bob (Robert Culp) und seine Frau Carol (Natalie Wood) sind ein glückliches Paar, das in Kalifornien lebt. Zur Recherche für einen Dokumentarfilm begibt sich Bob mit Carol in die Berge zu einer Kommune, die spirituelle Seminare anbietet, freie Liebe propagiert und Workshops zu Meditation durchführt. Anfangs noch eher belustigt von der Art des Seminars erlebt das Paar schon bald eine tiefe, innere Erleuchtung, eine Ehrlichkeit in ihrer Beziehung, die sie ihre Verbindung grundsätzlich überdenken lässt. Wieder angekommen im Alltag berichten sie ihren Freunden Ted (Elliott Gould) und dessen Frau Alice (Dyan Cannon) von ihrer Erleuchtung, dass sie von nun an eine offene Beziehung praktizieren wollen. Darüber hinaus setzen die beiden alles daran, ihre eher konservativen Freunde von ihrer neuen Lebensphilosophie zu überzeugen, was insbesondere bei Alice für Irritation sorgt. Als Bob und Alice Carol dann beginnen, die Seitensprünge des anderen zu vergeben und gut zu finden, kommt es zum Zusammenprall der beiden Lebensansichten. (film-rezensionen.de, korrigiert)
Plakat bzw. Cover führen mit ihrer Assoziation zu Partnertausch und Gruppensex erstmal in die Irre, denn es geht zunächst um Ehrlichkeit und um Wahrheit. Dass man damit schnell in den Fettnapf treten kann, zeigt sich bereits im Lieblingsrestaurant der 4, wenn der Kellner fragt, ob alles in Ordnung gewesen sei etc. und Carol daraufhin ihn fragt, ob er es denn wirklich so meine. Allgemeine Ratlosigkeit bei Tisch, ein völlig irritierter Kellner, der sich in die Küche begibt. Carol folgt ihm in die Küche, entschuldigt sich, sie habe ihn nicht bloßstellen wollen etc. und tut dabei genau dies noch einmal vor dem Küchenpersonal.
Ted und Alice haben mit dem Restaurantbesuch aber noch aus einem anderen Grund zu kämpfen, denn Bob hat ihnen allen erzählt, Carol mit einer Mitarbeiterin betrogen zu haben. Erst ist Bob das Schwein, weil er seine Frau betrogen hat. Dann weil er sie betrogen und ihr davon erzählt hat, und schließlich, weil er sie betrogen und nicht nur seiner Frau, sondern auch ihnen davon erzählt hat.
Carol allerdings scheint mit dem Geständnis keine größeren Probleme zu haben, ging es doch nur um sexuelle Abwechslung. Als dann Bob unerwartet früh nach Hause kommt, muss er sich von Carol anhören, er könne jetzt nicht ins Schlafzimmer gehen, da sei noch Horst, ihr Tennislehrer, drin. Nach einem ersten Ausraster dämmert Bob, dass hier ja auch nur um Sex gehe, und bietet dem irritierten Horst was zu trinken an...
Doch bei einem gemeinsamen Trip nach Las Vegas beichtet dann auch Ted einen Seitensprung, und dann steht in der Tat die Partnertausch-Frage im Raum nach dem Motto "Erst machen wir die Orgie, und dann schauen wir uns Tony Bennett an". Aber ist das so einfach?
Diese Frage wird nicht beantwortet. Aber wenn man nicht den Fehler macht, den Film als outdated anzusehen, nur weil er Ende der 60er zu Zeiten von Hippies und freier Liebe enstand, wird schnell klar, dass die hier aufgeworfenen Fragen nichts an Relevanz verloren haben: Wie ehrlich bin ich mit meinem Partner? Wie ehrlich bin ich mit mir selbst? Wie würde ich mit einem Seitensprung umgehen?
Ein absolut sehenswerter Film.
Ich hatte danach ja, den Drang, umgehend einen Song namens "I immediately fell in love with Natalie Wood" zu schreiben.
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PS: Mir fällt gerade auf, dass auf dem Kinoplakat "Caroline" steht, aber auf dem DVD-Cover "Carol". Hm...