Macumba sexual - Jess Franco (1983)
Moderator: jogiwan
Macumba sexual - Jess Franco (1983)
Macumba sexual (Spanien 1983, Originaltitel: Macumba sexual)
Lina im Rausch, Lina in der Wüste, Lina...
Alice (Lina Romay) und ihr Begatter (Antonio Mayans) geniessen den gemeinsamen Urlaub. Jedoch wird Alice von bizarren Albträumen heimgesucht, in denen ihr eine dunkelhäutige Schönheit (Ajita Wilson) erscheint. Zu allem Überfluss erhält Alice einen Anruf von ihrem Chef, sie soll einen Immobilienkauf abwickeln, es winkt eine fette Provision. Als Alice schliesslich auf die Kundin trifft, ist es die Frau aus ihren befremdlichen Träumen. Die rätselhafte Dame lässt sich von zwei Sklaven umsorgen, sie stellt sich als Prinzessin Obongo vor. Die Immobilie sei für sie nicht von Interesse, gleichwohl werde sie diese erwerben, sie habe Alice aber aus einen ganz anderen Grund zu sich gerufen. Alice stolpert in einen Taumel aus Lust und Wahn, die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Was führt Prinzessin Obongo im Schilde, welches Schicksal ist Alice bestimmt...???
"Macumba sexual" ist gewissermaßen eine Neuauflage von "Vampyros Lesbos"(1970). Im Jahre 1970 (bzw. 1971, Kinostart in Deutschland) nahm uns Jess Franco bei der Hand, mit auf eine wundervolle, psychedelische Traumreise, verwöhnte uns mit herrlichen Bildern, sowie den beiden Schönheiten Ewa Strömberg und Soledad Miranda. "Vampyros Lesbos" atmete den Geist der späten sechziger Jahre, ist durch und durch ein Kind seiner Zeit. Erstaunlicherweise schafft Franco es auf überzeugende Weise, diese Faszination zu einem großen Teil in die achtziger Jahre zu transportieren. Wir dürfen erneut einen Trip und Sinnesrausch erleben, auch wenn wir diesmal vielleicht nicht ganz so hoch und weit abheben können.
Die Kamera fängt stimmungsvolle Bilder ein, gewährt der Kulisse Raum zur Entfaltung. Es gibt bizarr anmutende Momente zu sehen, Ajita Wilson hält ihre Sklaven an der Leine, die wie Hunde neben ihr auf allen Vieren laufen. Die Prinzessin aus Transgenitalien *räusper* Obongo gräbt einen phallischen Fetisch aus dem Wüstensand hervor etc.. Den grössten Unterschied zum legendären Vorbild, macht die weitaus offensivere Darstellung der erotischen Szenen aus. Während "Vampyros Lesbos" von knisternder Erotik durchzogen war, weicht dieses Element in "Macumba sexual" sehr zeigefreudigen Sexszenen. Immer wieder schrammt Franco knapp am HC-Bereich vorbei, für ganz, ganz kurze Momente lässt er sich dorthin treiben. Freilich ist der Streifen kein Porno, doch wer sich generell mit Nacktheit, Gezüngel und einem geplegten Räppelchen nicht anfreuden mag, dürfte hier eine Überdosis weiblicher Reize erfahren. Es wäre ein Fehler, wenn man den Film auf diese Momente reduzieren würde. Franco jubelt uns geschickt diverse Standards des Vampirfilms unter, man beachte die Manipulation, die Abhängigkeiten usw., verpackt diese Klischees aber ganz anders, als man es aus gewöhnlichen Horrorbeiträgen kennt. So fügt sich letztlich alles zu einem betörenden Bild zusammen, sofern man sich auf diesen Stoff einlassen kann (und mag).
Seit ich mich ein wenig intensiver mit dem Schaffen von Jess Franco beschäftige, werde nicht nur immer stärker von seinen Werken gepackt, sondern erliege mehr und mehr den Reizen seiner Gattin Lina Romay. Ehrlich, mir hängt vor Gier die Zunge aus dem Hals, war für eine Frau! Diese Augen, diese sinnlichen Lippen (alle), diese Rundungen, dieser Körper. "Macumba sexual" lässt Linas Reize nahezu zügellos auf den geneigten Zuschauer einwirken. Die mir vorliegende DVD bietet den Film im spanischen Originalton an, Lina klingt in dieser Sprache noch erotischer, auch wenn ich nahezu kein einziges Wort verstehe. Ajita Wilson bietet -in jeder Hinsicht- einen perlenden, harschen Kontrast zur drallen Weiblichkeit der Frau Romay. Lang und dürr, dunkelhäutig, mit einer eigenwilligen, puppenhaft-dämonischen Schönheit gesegnet. Dass Frau Wilson ursprünglich Herr Wilson war, ist ihr nicht im Ansatz anzusehen. Lina passt weitaus besser in mein Beuteschema, doch kann mich auch den Reizen und der Präsenz von Ajita nicht entziehen. Franco dosiert die Auftritte seiner Vampirin, Sukkubiene, Dämonin (der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt) genau auf den Punkt. Man wird Ajita Wilson nie überdrüssig, sie verkommt aber auch nie zur unbedeutenden Randnotiz. Gegen diese weiblicher Overpower haben die männlichen Nebendarsteller nicht viel zu melden. Jess Franco gibt sich auch vor der Kamera die Ehre, wirkt hier aber weitaus weniger irre und bedrohlich, als es in "Vampyros Lesbos" der Fall war. Man könnte zu der Erkenntnis gelangen, dass der gute Jess seinen ursprünglichen Part mit reichlich Ironie in den neuen Aufguß eingebaut hat. Antonio Mayans aka Robert Foster mimt Linas Ehemann. Ein unscheinbarer Auftritt, durchaus solide gespielt, aber eben nur als Ergänzung angelegt. Mayans taucht häufig in Filmen von Jess Franco auf. Lorna Green und ein Typ namens José Ferro dürfen die Sklaven der Prinzessin geben. Eine kleine, sehr feine Besetzung, Lina wird mich in vielen feuchten Träumen verfolgen.
"Macumba sexual" ist ein heissblütiger, die Seele wärmender Film, der in den frühen Jahren eines kalten Jahrzehnts entstanden ist. Zugegeben, ein Meisterstück wie "Vampyros Lesbos" ist Franco nicht ganz gelungen, aber fraglos ein sehr schöner Film, der den aufgeschlossenen Zuschauer zu entzücken vermag. Ich wiederhole mich gern, Franco hat erstaunlich viel Atmosphäre der späten sechziger/frühen siebziger Jahre gerettet, präsentiert diese in einem etwas weniger abgehobenen Rahmen. Selbst die musikalische Untermalung flirrt und zirpt dezent psychedelisch, obschon weniger zupackend als beim großen Vorbid. Mir erscheint "Macumba sexual" umso liebenswerter, wenn ich mir den Zeitpunkt der Entstehung vor Augen führe.
In Deutschland liegt leider keine DVD-Auswertung des Films vor. Daher lohnt der Griff zur "Jess Franco Collection 2" aus dem Hause Anchor Bay. Das Set aus Großbritannien bietet neben "Macumba sexual" fünf weitere Filme des Spaniers an:
• The sexual Story of O
• The inconfessable Orgies of Emmanuelle
• Downtown Heat
• Down Town
• Mansion of the Living Dead
Die sechs DVDs sind in Slimcases verpackt, eine stabile Pappbox hält die Scheiben zusammen. "Macumba sexual" kommt in schöner Bildqualität daher, Boni sind leider nicht an Bord. Der Ton liegt im spanischen Original vor, englische Untertitel sind zuschaltbar. "Down Town" ist gekürzt, doch mit diesem Manko kann man gut leben, denn die ordentliche DVD von Ascot sorgt für Abhilfe (Titel der Scheibe: Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt).
Fazit: Ich tauche mit Begeisterung tiefer und tiefer in das Franco-Universum ein, ich liebe Lina Romay.
Gut und schön = Dicke 7/10
Lieblingszitat:
"I've never travelled on a Camel before. I must smell a bit strange." (Hat zwar nicht viel mit der Stimmung des Films zu tun, wird aber von Lina unglaublich knuffig vorgetragen)
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Re: Macumba sexual - Jess Franco
Das ist auch die einzige Art sich Francos Werk zu nähern. Immer mehr und immer tiefer... und man wird reichlich belohnt.Blap hat geschrieben: Fazit: Ich tauche mit Begeisterung tiefer und tiefer in das Franco-Universum ein, ich liebe Lina Romay.
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Re: Macumba sexual - Jess Franco
Jetzt brauche ich nur noch eine Zeitmaschine, um Mitte der siebziger Jahre einen Dreier mit Lina Romay und Rita Calderoni zu genießen!
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Re: Macumba sexual - Jess Franco
keine Zeitmaschine, aber Zeit-adäquate Aufbereitung und demnächst auch in Blaustrahl von Severin in den Staaten:
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Re: Macumba sexual - Jess Franco (1983)
Da Jess Franco-Filme ja ohnehin zumeist nur von Jess Franco-Fans geschaut werden, entsteht ja oft der Eindruck, dass es sich dabei tatsächlich um passable bis sehr gute Filme handeln könnte. In Wirklichkeit ist auch „Macumba Sexual“ eher cineastischer Bodensatz, der inhaltlich, darstellersich und technisch völlig unterdurchschnittlich daherkommt und mehr als hübsche Locations und ein paar nackte Leiber und mehr hat dieser grottige Streifen auch nicht zu bieten. Es wird wieder fleißig gezoomt, banale Alltagsaktivitäten gefilmt und daneben gibt es Story-Fragmente über eine junge Dame, die samt Gatten in den sexuellen Bann einer ominösen Prinzessin kommt, die es sich auf Gran Canaria in einem Resort gemütlich gemacht hat. „Macumba Sexual“ soll wohl sie ein fiebriger, sexuell aufgeladener Traum daherkommen, Zungen flitzen stakkato-artig über Körperregionen und dabei kann ich mir nichts Unerotischeres vorstellen, als wenn sich Lina Romay mit ihrer Billig-Perücke und Ajita Wilson gegenseitig fingern und das Ganze so aussieht, als hätten sie nervöse Zuckungen. Dazwischen kichert Jess Franco manisch als debiler Hotel Rezeptionist und ab und an wird Touristenkrempel in die Kamera gehalten, der dann sexuell und symbolisch aufgeladen wirken soll. Alles ganz schrecklich, völlig billig und fern jeglicher Erotik ist „Macumba Sexual“ dann auch die erwartete Enttäuschung auf allen Ebenen und würde Jess Franco nicht fast alle Füll-Szenen doppelt verwenden, wäre der Streifen wohl um eine halbe Stunde kürze. Außerdem kenne ich keinen Streifen, bei dem so viele Fliegen auf den Akteuren herumkrabbeln, aber dass passt ja auch irgendwie ganz gut zum Charakter des Streifens, auch wenn ich mir das S-Wort an dieser Stelle lieber verkneife.
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