Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von jogiwan »

Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Bild

Originaltitel: Mulholland Dr.

Herstellungsland: USA, Frankreich / 2001

Regie: David Lynch

Darsteller: Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Harring, Ann Miller

Story:

Bei einem Autounfall auf den Hügeln über Hollywood verliert eine schwarzhaarige Schönheit ihr Gedächtnis und sucht verstört in einem leerstehenden Appartment Zuflucht. Dort zieht am nächsten Tag die naive Schauspielerin Betty ein, die in der Traumfabrik auf die große Karriere hofft. Die beiden Frauen freunden sich an und versuchen gemeinsam, das Geheimnis um die Identität der Schwarzhaarigen zu lüften. Parallel dazu wird ein Filmregisseur mit den harten Tatsachen des Filmgeschäfts konfrontiert. (quelle: videomarkt)
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jogiwan
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - David Lynch (2001

Beitrag von jogiwan »

„Mulholland Drive“ ist ja erst vor kurzen in einer BBC-Umfrage von renommierten Filmkritikern zum besten Film des 21. Jahrhunderts gewählt worden und daher war es auch wieder einmal Zeit diesen unkonventionell erzählten Film aus dem Jahr 2001 zu sichten. Den Versuch einer Interpretation unterlasse ich ja lieber an dieser Stelle, aber auch wenn der Streifen wie ein cineastisches Rätsel den Zuschauer bewusst ratlos zurücklässt, kann man sich der Wirkung dieses Filmes doch kaum entziehen. Wie die titelgebende Straße schlängelt sich der Film kurvenreich dahin, bis man das ursprünglichen Start nur noch schemenhaft aus Ferne sieht und am Ende auch kein Navi der Welt mehr helfen kann, weil man sich nicht sicher sein kann, was überhaupt das Ziel dieser Reise sein soll. Lynch taucht tief ein in eine Welt aus (Alp-)Träumen, Wünschen und unterbewussten Ängsten, Liebe und Eifersucht ein und präsentiert das alles in einer Art Psychothriller mit Mystery-Einschlag, der mit seinen sympathischen bis exzentrischen Figuren und seltsamen Ereignissen wie im Flug vergeht und in der letzten halben Stunde dann völlig abdriftet ohne sperrig oder abgehoben zu wirken. Dabei ist „Mulholland Drive“ mit seinen Zutaten ein selbstreferenzielles Werk, trägt unverkennbar die Handschrift des Regisseurs und ist für Fans ein großes Vergnügen, die ja eigentlich auch darauf warten, dass Lynch ihnen wieder einmal genüsslich den Boden unter ihren Füssen wegzieht.
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buxtebrawler
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von buxtebrawler »

Die "David Lynch - Complete Film Collection" ist mutmaßlich am 10.10.2019 bei Studiocanal als 10-Blu-ray- und 10-DVD-Box erschienen:

Bild Bild

Enthaltene Filme:
Eraserhead
Der Elefantenmensch
Dune: Der Wüstenplanet
Blue Velvet
Wild at Heart
Twin Peaks - Der Film
Lost Highway
Eine wahre Geschichte - The Straight Story
Mulholland Drive
Inland Empire

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 09.12.2021 bei Arthaus auf Ultra-HD-Blu-ray und auch noch einmal auf Blu-ray und DVD:

Bild
Ultra-HD-Blu-ray

Extras:
Featurettes "Back to Mulholland Drive", "On the Road to Mulholland Drive" & "In the Blue Box", Interview mit Laura Harring, Interview mit Mary Sweeney, Interview mit Angelo Badalamenti, Einführung von Thierry Jousse, Booklet

Bild
Blu-ray

Extras:
Featurettes: "Back to Mulholland Drive", "On the Road to Mulholland Drive" & "In the Blue Box", Interviews mit Laura Harring, Mary Sweeney & Angelo Badalamenti, Einführung von Thierry Jousse

Bild

Extra:
Einführung von Thierry Jousse

Quelle: OFDb-Shop

Bekommt am 01.02.2022 außerdem eine Kino-Wiederaufführung.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Pippolino
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von Pippolino »

Zurecht der beste Film des 21. Jahrhundert. Hoffentlich bleibt das, solange ich lebe. :thup:

Ich hätte lieber die Edition ohne diesen 4k-Quatsch. :pfeif:
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Maulwurf
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von Maulwurf »

Auch auf die Gefahr hin mich furchtbar unbeliebt zu machen ...
 
Mulholland Drive – Straße der Finsternis
Mulholland Dr.
USA/Frankreich 2001
Regie: David Lynch
Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Harring, Ann Miller, Robert Forster, Dan Hedaya, Brent Briscoe, Katharine Towne,
Lee Grant, Scott Coffey, Billy Ray Cyrus, Chad Everett


Mulholland Drive.jpg
Mulholland Drive.jpg (93.84 KiB) 164 mal betrachtet
OFDB

David Lynch. Großmeister des psychedelischen Kinos, des schrankendurchbrechenden Films und der fortwährenden What the Fuck-Momente. Einer der ganz großen Regisseure des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, der mit Filmen wie DER ELEFANTENMENSCH, ERASERHEAD, WILD AT HEART oder BLUE VELVET Kinogeschichte geschrieben hat. Und dessen Oeuvre von den allermeisten Filmfans, gleich ob Arthouse- oder Genrefans, gleichermaßen geschätzt wird. Und MULHOLLAND DRIVE gehört zum Kanon des erfolgreichen Non-Mainstreamkinos von heute genauso wie Nicolas Winding Refns DRIVE oder George Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD.

Doch nehmen wir mal an, nur für einen kleinen Moment, nicht David Lynch hätte MULHOLLAND DRIVE gedreht, sondern … zum Beispiel jemand den wir Olaf Müller nennen wollen. Ein kleiner deutscher Independentfilmer, der sich zu viele Filme der Gosejohann-Brüder angeschaut hat und daraufhin meinte, dass er sowas auch könne. Flugs ein paar Bier getrunken, was geraucht, und die Nacht mit dem Schreiben eines Drehbuchs durchgebracht. Im Lauf der nächsten Wochen ein paar Freunde zusammengetrommelt, und in den Straßen der Heimatstadt sowie in der Wohnung der Freundin munter gefilmt. Den Schnitt dann wieder unter ernsthaften Einsatzes bewusstseinserweiternder Mittelchen durchgeführt, und ab damit in die Öffentlichkeit via Youtube und Konsorten. Wie wäre dann wohl die Rezeption der meisten Zuschauer ausgefallen?

Nein, so schlecht wie das Beschriebene ist MULHOLLAND DRIVE selbstverständlich nicht. Schauspieler, Technik, Schnitt, Musik – Alles auf allerhöchstem Niveau, und vor allem Naomi Watts und Laura Harring scheinen ihre innersten Gefühle direkt an den Zuschauer zu übertragen. Weint Naomi Watts, möchte man mit ihr weinen. Hat Laura Harring Angst, rollt man sich auf dem Sofa zusammen. Überragende Schauspielkunst, die den großen Regisseur genauso verrät wie den einfühlsamen Schauspieler.

Aber ein gelungener Film hat nach meinem Dafürhalten halt auch noch eine Geschichte zu bieten. Und da kommt das oben beschriebene und im Rausch entstandene Skript wieder ins Spiel. Was stimmungsvoll und mysteriös beginnt, nämlich mit einer nächtlichen Fahrt durch die Hügel der Umgebung von Los Angeles, einem schrecklichen Unfall und der Verwirrung einer bildschönen Frau, wächst sich relativ schnell aus zu einer Verwirrung des durchschnittlichen Zuschauers. Lynch bombardiert uns mit Skizzen von Geschichten, mit Momentaufnahmen aus verschiedenen Leben verschiedener Menschen, und nicht immer hängt alles zusammen. Von der Struktur sogenannter Short Cut-Filme wie zum Beispiel L.A. CRASH, welche die Schicksale unterschiedlichster Menschen und –gruppen zusammenbringen, ist MULHOLLAND DRIVE gar nicht so weit entfernt, führt aber die Erwartungshaltung des Zuschauers ganz schnell ad absurdum zugunsten eines Flickwerks an gutaussehenden Bildern. Ein ominöser Strippenzieher, der in einem Rollstuhl sitzt und einsilbige Befehle gibt? Ist schnell wieder weg. Ein Psychiater und sein Patient, die in einem Schnellimbiss Traumanalyse betreiben? Hat nicht viel praktischen Nutzen. Ein Regisseur, der sich mit der Mafia einlässt? Eine sehr schöne und interessante Geschichte, die aber leider viel zu früh wieder losgelassen wird.

David Lynch setzt uns einen Kosmos an Typen und Stories, an Ideen, Erfindungen und Andeutungen vor, und er allein entscheidet, welche dieser Andeutungen zu einer Geschichte ausgebaut wird, und welche im Winde verweht. Wie in einem Skizzenbuch erarbeitet Lynch oftmals Hintergründe zu Charakteren, die nach wenigen Minuten das Licht des Films verlassen, was dem Film eine vordergründige Fülle und Reichhaltigkeit gibt, die er dann aber schlussendlich nicht einlösen kann.

Denn sind wir mal ehrlich: Hätte Olaf Müller diesen Film genauso gedreht, alle wären entsetzt ob des hanebüchenen Stils und der unstrukturierten Erzählweise. Zu lang, zu zerfasert, zu unkonzentriert in der Narration, so würde es heißen. Dreht David Lynch so einen Film so liest man „Genialer und vertrackter Psychotrip“ oder „Meisterhaftes Verwirrspiel mit doppeltem Boden“. Denn es steht ja David Lynch dran, und da werden solche Phrasen erwartet.

Ich persönlich, und ich lege Wert darauf das dies meine persönliche Meinung ist, konnte sogar mit INLAND EMPIRE mehr anfangen als mit MULHOLLAND DRIVE, aber eigentlich vermisse ich die erzählerischen Zeiten von BLUE VELVET oder WILD AT HEART, wo Lynch noch erstklassige und tiefgehende Stories mit überwältigenden Bildern und einem betörenden Soundtrack kombiniert hat. Die Bilder sind immer noch überwältigend, aber die Story (?) lässt meines Erachtens schwer zu wünschen übrig, und der Soundtrack von Angelo Badalamenti ist sehr schön, nutzt sich aber in der Laufzeit von weit über zwei Stunden irgendwann doch deutlich ab. Oder anders ausgedrückt: Zwischen dem düsteren Gedudel eines ROSSO VENEZIA und dem Geklimper von MULHOLLAND DRIVE besteht von Seiten des Scores streng genommen sehr wenig Unterschied.
Mag sein, dass sich nach der fünften Sichtung von MULHOLLAND DRIVE Zusammenhänge erschließen und neue Ebenen eröffnen, die den Zugang zu diesem Vexierspiel leichter machen. Aber nach der ersten Sichtung tue ich mich hart, an dem Film wirklich richtig viel Gefallen zu finden. Ich hänge mich dann an die begeisternden Schauspieler, erfreue mich an der fast überirdischen Schönheit von Laura Harring, und genieße es, durch die betörenden Settings zu stromern und Ideen zu sammeln, wie ich mein Haus gestalten könnte. Aber sonst? Fast könnte ich mich ärgern, auf das Etikett David Lynch hereingefallen zu sein …

Es gibt da diese Szene in dem alten Theater, wenn Betty und Rita einer Sängerin zuhören, welche die beiden mit ihrem Gesang zu Tränen rührt, bis die Sängerin dann irgendwann tot umfällt, der Gesang aber weiter läuft. Eine für die Karriere Lynchs und sein Storytelling symptomatische Szene: Der Reiz des verwickelten, des undurchsichtigen, des mysteriösen, das hat sich irgendwann in Lynchs Karriere anscheinend verselbständigt, und genau zu dem Zeitpunkt, als die Sängerin zusammenbricht und der Gesang weiter erklingt, genau zu diesem Zeitpunkt hat sich auch die Narration von Lynchs Geschichten verselbständigt. Wo BLUE VELVET noch eine dunkle und obsessive Mär um Sex und Gewalt bot, und wo LOST HIGHWAY in seiner Mehrdeutigkeit Anreiz zum eigenständigen Denken gab und damit das filmische Äquivalent zu einem LSD-Trip war, da verliert sich MULHOLLAND DRIVE in Welten, die wie Einbahnstraßen in irgendeinen Winkel eines Universums führen, ohne einen Rückweg anzubieten. INLAND EMPIRE, der dieses Konzept, wenn man es denn so nennen möchte, konsequent weiterführt, ist dann die logische Fortsetzung einer narrativen Sackgasse: Voll gegen die Wand, aber dafür funkelnde und aufregende Sterne vor den Augen, die einem bunte Inhalte vorgaukeln, wo aber in Wirklichkeit doch nur ein Rumms auf den Schädel stattgefunden hat.

MULHOLLAND DRIVE ist schön anzusehen, er bietet sehr viele sehr aufregende filmische Momente, und ich bin froh ihn endlich einmal gesehen zu haben. Aber so viel Diskussionsgrundlage hier auch geschaffen wird, er sättigt nicht. Da ist mir ein Film wie etwa LE REGINE von Tonino Cervi wesentlich lieber, der ebenfalls in Symbolik und Mystizismus schwelgt, gleichzeitig aber auch eine Geschichte anbietet über die nachgedacht werden kann, und die den Betrachter zufriedenstellt. LE REGINE hat einen bösen Schluss mit einigen gemeinen Textpassagen, die ein fieses Grinsen auf das Gesicht des Zuschauers zaubern können. MULHOLLAND DRIVE hingegen hat am Ende nichts was wirklich glücklich macht, außer dem cineastischen Gegenstück zu einem Apfelmännchen: Maximaler Umriss mit schwammigem Inhalt, nicht greifbar und nicht real. Aber wunderschön anzuschauen …

5/10
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 05:08
Ich persönlich, und ich lege Wert darauf das dies meine persönliche Meinung ist, konnte sogar mit INLAND EMPIRE mehr anfangen als mit MULHOLLAND DRIVE,
Oha! Da ich "Inland Empire" damals im Kino gesehen hab (oder zumindest die Teile gesehen hab, bei denen ich nicht weggedöst bin...), sollte ich wohl besser hiervon lassen...
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Arkadin
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von Arkadin »

Maulwurf hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 05:08
Ich persönlich, und ich lege Wert darauf das dies meine persönliche Meinung ist, konnte sogar mit INLAND EMPIRE mehr anfangen als mit MULHOLLAND DRIVE, aber eigentlich vermisse ich die erzählerischen Zeiten von BLUE VELVET oder WILD AT HEART, wo Lynch noch erstklassige und tiefgehende Stories mit überwältigenden Bildern und einem betörenden Soundtrack kombiniert hat.
Ich, der INLAND EMPIRE fast noch mehr liebt als den wundervollen MULHOLLAND DRIVE, werfe mal die Frage in den Raum, ob Filme immer eine nachvollziehbare (oder überhaupt eine) Geschichte erzählen müssen. Beide Filme folgen einem Stream of consciousness (Empire mehr als Drive, der ja in seiner jetzigen Form das Fragment einer gescheiterten TV-Serie ist), dem man folgen kann, aber meiner Meinung nach nicht muss. Man kann sich auch einfach fallen lassen und die seltsamen Bilder und Szenen ganz eigene Geschichten im Kopf bilden lassen. Ich möchte das auch gar nicht decodieren, sondern beide Filme habe in meinem Kopf eine ganz eigene, persönliche Geschichte erzählt, die meine Gedanken auf merkwürdige Irrwege geführt haben, die ich nicht missen möchte.
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Maulwurf
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von Maulwurf »

Arkadin hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 17:50 Ich, der INLAND EMPIRE fast noch mehr liebt als den wundervollen MULHOLLAND DRIVE, werfe mal die Frage in den Raum, ob Filme immer eine nachvollziehbare (oder überhaupt eine) Geschichte erzählen müssen.
Nein, um Himmels willen, bloß nicht!! Filme dürfen auch gerne mal durch die Gegend mäandern, oder einfach nur um eine Geschichte herumschleichen und dem Zuschauer eine lange Nase drehen. Zuletzt war es THE HITCHHIKERS von 1972, der mich ohne durchgehende Handlung nur mit seiner Stimmung bezaubern konnte, und obwohl sämtliche dramaturgischen Höhepunkte konsequent verkackt wurden, zufrieden lächelnd auf dem Sofa zurückließ. Einfach weil er mich in seine Welt hineinziehen konnte.

Arkadin hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 17:50 beide Filme habe in meinem Kopf eine ganz eigene, persönliche Geschichte erzählt, die meine Gedanken auf merkwürdige Irrwege geführt haben, die ich nicht missen möchte.
Filme sind oft genug Tagesform, das wissen wir alle. Ein Film, der heute total abtörnt, kann morgen, in der richtigen Stimmung, ein Highlight sein. Meine ersten Francos habe ich in der richtigen Stimmung erwischt, und bin dadurch zum Fanboy geworden. In einer anderen Laune wären wir nie Freunde geworden. Und bei MULHOLLAND DRIVE sehe ich das genauso. Oder anders ausgedrückt: INLAND EMPIRE war der richtige Film am richtigen Tag, MULHOLLAND DRIVE wohl anscheinend nicht. Aber Deine Worte könnten mir fast Mut machen mir den nochmal anzuschauen. Und mich
Arkadin hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 17:50 einfach fallen lassen und die seltsamen Bilder und Szenen ganz eigene Geschichten im Kopf bilden lassen
Diese Worte sind eine schöne Motivationshilfe! Aber dafür muss halt das Außenrum passen. Und das Innendrin noch viel mehr ...
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Re: Mulholland Drive - Straße der Finsternis - D. Lynch (2001)

Beitrag von Adalmar »

ugo-piazza hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 15:20
Maulwurf hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 05:08
Ich persönlich, und ich lege Wert darauf das dies meine persönliche Meinung ist, konnte sogar mit INLAND EMPIRE mehr anfangen als mit MULHOLLAND DRIVE,
Oha! Da ich "Inland Empire" damals im Kino gesehen hab (oder zumindest die Teile gesehen hab, bei denen ich nicht weggedöst bin...), sollte ich wohl besser hiervon lassen...
Inland Empire ist eher was für Hardcore-Lynch-Fans, während ich Mulholland Drive ebenso wie Lost Highway jedem empfehlen würde, der ein bisschen was mit ungewöhnlichen Filmen anfangen kann.
Maulwurf hat geschrieben: Di 24. Jan 2023, 05:08 Denn sind wir mal ehrlich: Hätte Olaf Müller diesen Film genauso gedreht, alle wären entsetzt ob des hanebüchenen Stils und der unstrukturierten Erzählweise. Zu lang, zu zerfasert, zu unkonzentriert in der Narration, so würde es heißen. Dreht David Lynch so einen Film so liest man „Genialer und vertrackter Psychotrip“ oder „Meisterhaftes Verwirrspiel mit doppeltem Boden“. Denn es steht ja David Lynch dran, und da werden solche Phrasen erwartet.
Wenn Olaf Müller den Film gedreht hätte, würde ich mich mit Volldampf auf die Suche nach weiteren Filmen von Olaf Müller machen.
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