Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

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Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

Chatterbox.jpg
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Originaltitel: Chatterbox

Herstellungsland: USA / 1977

Regie: Tom DeSimone

Darsteller(innen): Candice Rialson, Larry Gelman, Jane Kean, Rip Taylor, Irwin Corey, Sandra Gould, Perry Bullington, Trent Dolan, Cynthia Hoppenfeld, Robert Lipton, Arlene Martel, Michael Taylor u. A.

Penelope (Candice Rialson) und Ted (Perry Bullington) sind ein eigentlich glückliches junges Paar, das gern Sex miteinander hat. Eines Tages jedoch meldet sich nach dem Beischlaf urplötzlich Penelopes Vagina zu Wort und lässt kein gutes Haar an Teds Fähigkeiten als Liebhaber. Bedröppelt sucht dieser das Weite. Fortan denkt Penelopes Muschi, die Virginia getauft wird, gar nicht mehr daran, die Klappe zu halten, und bringt Penelope in allerlei unangenehme Situationen. Ferner entdeckt Virginia ihr Gesangstalent, was Penelope, Spitzname: Penny, endgültig zu Psychiater Dr. Pearl (Larry Gelman) treibt. Dieser wittert ob dieser anatomischen – und künstlerischen – Kuriosität das große Geschäft und verdingt sich fortan als Manager der, äh, beiden, um sie groß rauszubringen. Tatsächlich tritt Virginia vor ausverkauftem Haus als Sängerin auf und geht auf große Tournee, doch Pennys Privatleben leidet darunter…

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das nennst du bumsen?!“

US-Regisseur Tom DeSimone („Hell Night”), der seine Karriere auf Schwulenpornos aufbaute, später ins Genrefilmerfach und schließlich zum Fernsehen wechselte, drehte die im Jahre 1977 veröffentlichte Erotikkomödie „Chatterbox“ um eine sprechende Vagina. Die Filmidee beanspruchte er für sich, obwohl bereits zwei Jahre zuvor der französische Pornofilm „Pussy Talk“ erschienen war, der hierzulande sogar in einer Softcore-Fassung im Kino lief.

„Was du da von dir gibst, befremdet mich irgendwie...“

Penelope (Candice Rialson, „In Hollywood ist der Teufel los“) und Ted (Perry Bullington, „Zeit der Sehnsucht“) sind ein eigentlich glückliches junges Paar, das gern Sex miteinander hat. Eines Tages jedoch meldet sich nach dem Beischlaf urplötzlich Penelopes Vagina zu Wort und lässt kein gutes Haar an Teds Fähigkeiten als Liebhaber. Bedröppelt sucht dieser das Weite. Fortan denkt Penelopes Muschi, die Virginia getauft wird, gar nicht mehr daran, die Klappe zu halten, und bringt Penelope in allerlei unangenehme Situationen. Ferner entdeckt Virginia ihr Gesangstalent, was Penelope, Spitzname: Penny, endgültig zu Psychiater Dr. Pearl (Larry Gelman, „...die keine Gnade kennen“) treibt. Dieser wittert ob dieser anatomischen – und künstlerischen – Kuriosität das große Geschäft und verdingt sich fortan als Manager der, äh, beiden, um sie groß rauszubringen. Tatsächlich tritt Virginia vor ausverkauftem Haus als Sängerin auf und geht auf große Tournee, doch Pennys Privatleben leidet darunter…

„Sie hat eine wundervolle Stimme!“

DeSimones Low-Budget-Komödie lässt sich guten Gewissens dem Bereich des freiwilligen, campy Trashs zuordnen und entspringt weniger dem Erotik- und Softsex-Genre mit seinen nach der sexuellen Revolution trotz aller nackter Haut seltsam verklemmt oder patriarchalisch-sexistisch anmutenden Rödelklamotten, sondern – ob DeSimone nun „Pussy Talk“ kannte oder nicht – den kreativen, originellen bis experimentellen Vertretern des Golden Age of Porn. Slapstick trifft hier auf Situationskomik und Erotik, wenn die sexy und zeigefreudige, im ultraknappen Kleidchen als Friseurin arbeitende Penny zur Nutznießerin des Umstands wird, dass Virginia ein Schäferstündchen mit der lesbischen Kundin Marlene (Arlene Martel, „Zoltan – Draculas Bluthund“) arrangiert. Nachdem sie Dr. Pearl konsultiert hat, wird sie auf einem Ärztekongress vorgeführt, wo sie mit einer Band singt – Virginia, wohlgemerkt. Virginias Bestechungsversuch eines Polizisten, nachdem Penny falsch geparkt hat, führt jedoch direkt ins Gefängnis – glücklicherweise zahlt Ted ihre Kaution.

Virginia treibt Penny fortan penetrant zur Sexualpartnersuche. Als Pennys Mutter von der Tournee erfährt, ist sie zunächst empört – als sie erfährt, vom Ruhm ihrer Tochter partizipieren zu können, sieht sie das aber plötzlich ganz anders…Pennys Versuch, wieder mit Ted zusammenkommen, scheitert, woraufhin sie an der „Herzblatt“-US-Variante teilnimmt bzw. -nehmen. Mit - nomen est omen - Dick (Michael Taylor, „Die Klapperschlange“), dem Gewinner, geht Penny tanzen, was DeSimone zum Anlass für eine recht ausgedehnte Füllszene in Form fröhlicher Bewegungen zur Musik nimmt (wodurch „Chatterbox“ sogar ein bisschen was einem Musikfilm bekommt). Sie lässt sich zu ihm nach Hause mitnehmen, wo ein kitschiges Liebesnest auf ihn und seine Eroberung wartet. Obwohl er auf Rollenspiele steht, erleben Penny und Virginia eine wunderschöne Nacht. Doch Dick war nur an einem One Night Stand interessiert, seine nächste Bettgespielin wartet schon.

Dafür sind Penny und Virginia im Verbund aber ein echter Superstar, der sogar zum Film geht und in einem albernen Musicalfilm mitspielt. Dort jedoch erträgt Penny ihre Situation nicht mehr, verschwindet vom Set, fährt an eine Klippe und will sich herunterstürzen – bis sie Ted dort ebenfalls stehen sieht, dessen Penis ein Duett mit Virginia zu singen beginnt…

Seeing oder vielmehr hearing ist hier Believing, denn Pennys schambelipptes, aber wenig schamvolles Plappermuschimäulchen bekommt man nie zu Gesicht, dafür aber die attraktive Penny häufig oben ohne. Dass sich die Kameraarbeit indes ganz generell sehen lassen kann, liegt an Tak Fujimoto, der später großes, ernstes Hollywood-Kino wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Philadelphia“ auf Film bannte. Tatsächlich entpuppt sich diese höchst eigenartige Handlung mit ihren witzigen Dialogen und ihrem frechen Humor als schlüpfrige und kurzweilige, weil mit rund 70 Minuten Laufzeit nicht überstrapazierte Parodie auf Triebhaftigkeit und Satire aufs Showgeschäft. Sommerlich und unbeschwert werden ein Konflikt Liebe versus Libido karikiert, die Verwertungsmechanismen des Showbiz persifliert und ein für derartige Späße zu habendes Publikum amüsiert. Humoristisch sicherlich nicht der ganz große Wurf, aber eine sympathische Wohltat zwischen den ganzen halbgaren bis gänzlich abtörnenden Fummelfilmchen der 1970er.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 16:08
Virginia treibt Penny fortan penetrant zur Sexualpartnersuche. Als Pennys Mutter von der Tournee erfährt, ist sie zunächst empört – als sie erfährt, vom Ruhm ihrer Tochter partizipieren zu können, sieht sie das aber plötzlich ganz anders…Pennys Versuch, wieder mit Ted zusammenkommen, scheitert, woraufhin sie an der „Herzblatt“-US-Variante teilnimmt bzw. -nehmen. Mit - nomen est omen - Dick (Michael Taylor, „Die Klapperschlange“), dem Gewinner, geht Penny tanzen, was DeSimone zum Anlass für eine recht ausgedehnte Füllszene in Form fröhlicher Bewegungen zur Musik nimmt (wodurch „Chatterbox“ sogar ein bisschen was einem Musikfilm bekommt). Sie lässt sich zu ihm nach Hause mitnehmen, wo ein kitschiges Liebesnest auf ihn und seine Eroberung wartet. Obwohl er auf Rollenspiele steht, erleben Penny und Virginia eine wunderschöne Nacht. Doch Ted war nur an einem One Night Stand interessiert, seine nächste Bettgespielin wartet schon.
:???: Müsste da nicht Dick stehen? Bzw. müsste da nicht Dicks Dick stehen? :kicher:


Und noch zwei inhaltliche Anmerkungen:

Claude Mulots "Pussy Talk" war gemäß der OFDB sowohl in der Soft- als auch in der Saftfassung im Kino zu sehen https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=426121

Auf Video oder anderen Heimmedien gab es m.W. nur die Softfassung bei VPS, obwohl die Firma ja anfänglich noch mit Venus Video ein Extra-Label für den Fleischmarkt führte.

Mulots Fortsetzung gab es hier gar auf DVD, allerdings fürchte ich, dass man dort qualimäßig nun wirklich gar nichts erwarten darf.


In den USA wurde das Thema aber auch bereits 1975 in "Angel above, devil below" angerissen.

https://www.imdb.com/title/tt0149670/
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 20:44 :???: Müsste da nicht Dick stehen? Bzw. müsste da nicht Dicks Dick stehen? :kicher:
Natürlich! :hirn: Habe ich ausgebessert. Danke, ugo!

Danke auch für die interessanten Ergänzungen :thup:

Edit: Hast du diesen "Angel above, devil below"? Soll ja eine Art "Der Exorzist"-Rip-Off sein...?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 08:59
Edit: Hast du diesen "Angel above, devil below"? Soll ja eine Art "Der Exorzist"-Rip-Off sein...?
Nö, hab ich nicht. Im OFDB-Review stand was von "derberer Vergewaltigung", und da hab ich absolut keinen Bock drauf, mir das anzutun.
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 18:39 Nö, hab ich nicht. Im OFDB-Review stand was von "derberer Vergewaltigung", und da hab ich absolut keinen Bock drauf, mir das anzutun.
Verständlich.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 16:08
US-Regisseur Tom DeSimone („Hell Night”), der seine Karriere auf Schwulenpornos aufbaute, später ins Genrefilmerfach und schließlich zum Fernsehen wechselte, drehte die im Jahre 1977 veröffentlichte Erotikkomödie „Chatterbox“ um eine sprechende Vagina. Die Filmidee beanspruchte er für sich, obwohl bereits zwei Jahre zuvor der französische Pornofilm „Pussy Talk“ erschienen war, der hierzulande sogar in einer Softcore-Fassung im Kino lief.
Beide Filme scheinen sich mit dem Motiv der plaudernden Pussy übrigens, wie ich, glaube ich, schon an anderer Stelle mal angemerkt habe, auf den Roman "Les Bijoux indiscrets" des französischen Aufklärers Denis Diderot aus dem Jahre 1748 zu beziehen, in dem auf magische Weise zum Sprechen gebrachte Vulven allerhand Indiskretes herausposaunen und damit den Königshof, dessen heuchlerisches Zeremoniell Diderot in seiner Gesellschaftssatire durch den Kakao zieht, in hellen Aufruhr versetzen...
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Re: Chatterbox - Tom DeSimone (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mo 30. Jan 2023, 15:49 Beide Filme scheinen sich mit dem Motiv der plaudernden Pussy übrigens, wie ich, glaube ich, schon an anderer Stelle mal angemerkt habe, auf den Roman "Les Bijoux indiscrets" des französischen Aufklärers Denis Diderot aus dem Jahre 1748 zu beziehen, in dem auf magische Weise zum Sprechen gebrachte Vulven allerhand Indiskretes herausposaunen und damit den Königshof, dessen heuchlerisches Zeremoniell Diderot in seiner Gesellschaftssatire durch den Kakao zieht, in hellen Aufruhr versetzen...
Auch für diese Ergänzung herzlichen Dank!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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