Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

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Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von sid.vicious »

Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1959
Regie: Crane Wilbur
Darsteller: Vincent Price, Agnes Moorehead, Gavin Gordon, John Sutton
259295_f.jpg
259295_f.jpg (59.49 KiB) 379 mal betrachtet
Tja, nach zig Jahren mal wieder rausgekramt und einen eher humoresken als horroresken Film geschaut. Vincents Spiel ist im Vergleich zu seinen Poe-Darbietungen deutlich zurückhaltender, sodass ihm die Kolleginnen die Show stehlen, die Mädels sind nämlich ziemlich knuffig. Knuffig ist auch das Finale, dass zwar lang nicht dem knuffigsten Finale aller Zeiten (DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA) das Wasser reichen kann, aber...

Kann man sich gut anschauen.
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Dick Cockboner
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Dick Cockboner »

Beyond Dreams Door
:bang:

Ticks aka "C2 - Killerinsect"
Tony Randel hat hier einen richtig guten Tierhorror-Flick abgeliefert, sehr charmant, voll mit Klischees, effektvoll und blutig. Seth Green finde ich gut & Clint Howard ist eben Clint Howard, macht deshalb natürlich so seine Clint Howard Sachen... und deshalb... :knutsch:
Gesehen habe ich die Vinegar Syndrome 4K Tritratrullala - Scheibe, welche optisch einiges hermacht und auch inhaltlich mit vielen Extras überzeugt.
Allen Leuten, denen der deutsche Ton wurscht is, lege ich sie ans Herz, respektive empfehle ich die Lagerung im Einkaufskörbchen. :smile: Lohnt!

VIY
Ich gebe zu: Ich erwartete Viel - und bekam Alles! Toller Film!
Diese märchenhafte Aura, diese Farben & der ganze Rest - ich bin begeistert. Die russische Sprache, die doch sehr blumig im Ausdruck ist (sagt zumindest mein Arbeitskollege) ist einfach wunderbar, inwiefern die UT das authentisch transportieren können lass ich mal dahingestellt. Egal!
VIY hat mir richtig, richtig gut gefallen!
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buxtebrawler
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von buxtebrawler »

Dick Cockboner hat geschrieben: Fr 3. Feb 2023, 19:40 Ticks aka "C2 - Killerinsect"
Tony Randel hat hier einen richtig guten Tierhorror-Flick abgeliefert, sehr charmant, voll mit Klischees, effektvoll und blutig. Seth Green finde ich gut & Clint Howard ist eben Clint Howard, macht deshalb natürlich so seine Clint Howard Sachen... und deshalb... :knutsch:
Gesehen habe ich die Vinegar Syndrome 4K Tritratrullala - Scheibe, welche optisch einiges hermacht und auch inhaltlich mit vielen Extras überzeugt.
Allen Leuten, denen der deutsche Ton wurscht is, lege ich sie ans Herz, respektive empfehle ich die Lagerung im Einkaufskörbchen. :smile: Lohnt!
Teile deine Eindrücke auch gern in den Filmthreads mit uns (https://www.deliria-italiano.org/viewtopic.php?t=5432).

@Topic:
Der Schrecken schleicht durch die Nacht (6/10)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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karlAbundzu
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Kino, 35mm, Mondo Weekender
Die Mumie des Pharao (1981)
Die Mumienthematik wird hier mit Zombies verbunden, es gibt haufenweise unglaubliche Szenen, und hysterisch Herumschreiende Schauspieler. Logikfehler überall.
Ein Spaß zu Beginn. Mir hat er wirklich gut gefallen. GOLD! Ich hab mich verlaufen! Und Hochzeitsbuffet bekommt einen neuen Beigeschmack....

Woodoo - Schreckensinsel der Zombies (1979)
Trotz Sekundenschlaf konnte ich diesen wunderbaren Fulci Klassiker geniessen. Immer wieder schön.

Das Mädchen mit dem Mini (1964)
Der Wahnsinn des Wochenendes. Ein östereichischer Nudie Cutie. Frank Roberts erzählt die Geschichte seiner Geliebten, nachdem sie sich entschied, ihren Mini (hier weder Rock noch Auto, sondern ein Bikini ohne Oberteil) zu tragen. Die ganze Zeit Voice over des Hauptdarstellers inklusive nachgesprochener Dialoge. Und der Typ ist echt unangenehm: Gibt sich modern und eloquent mit Pfeife und anscheinend aufgeschlossen, denkt, das seine Worte auf ansprechende Weise witzig sind, dabei ist er nur schmierig, pseudowitzig und spiessig, aufgeschlossen nur dann, wenn es seinem privaten Vergnügen dient. Alles läuft auf einen Chanson aus, der dann tatsächlich ein Tiefpunkt ist.
Interessantes Zeitdokument, und sowas haste noch nicht gesehen.

Teufelscamp der verlorenen Frauen (1977)
Klar, die Story ist hanebüchen. Aber dieser Film um zwei Gangsterpaare und der Mordkomplott an eine Geliebte hat so viel gutes und schönes, dass man ihm manches verzeiht.
Ich war begeistert.

Die weiße Göttin der Kannibalen (1978)
Martinos Beitrag zum Kannibalen Genre, top besetzt.
Vielleicht war ich zu müde, aber ich hatte den Eindruck, das der viel zu langsam bis gar nicht in Schwung kommt, dabei stimmt einiges. Aber es passiert nicht viel, und mit vielen Tierarchiveinsatz und geklautem Snuffs wird auch noch in die Länge gezogen. Sollteich noch mal fit antesten.

Frankenstein - Der Schrecken mit den Affengesicht (1965)
Honda Kaiju ohne Big G. Hier wirklich mit dem Monster von Frankenstein, der hier wächst und wächst, und es so am Ende mit Baragon aufnehmen kann.
Einer meiner liebsten ohne Godzilla, mit rasantem Schlusskampf, da ja ein Mann ohne Gummianzug beweglicher ist. Dazu wird die Deutsch-Japan-Connection des zweiten Weltkriegs und die Hiroshima Folgen mit eingebaut. Toll.

Nachts, wenn die Leichen schreien (1975)
Satanisten Film, prominent besetzt.
Storytechnisch etwas zerissen, mir gefällt er aber sehr gut. Diese Atmosphäre der Wüste mit Satanskult und Pilgervergangenheit einzubauen. Gut. OK, das Rumgeschmelze am Ende dauert ein wenig lang. Aber insgesamt sehr gut.

Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall (1967)
Basierend auf den ersten drei Heftchen haben wir hier eine Perry Rhodan Verfilmung italinischen Schlags. Eher Eurospy denn Weltraumkracher. Wunderbare Kulissen und Klamotten. Sehr guter Ausklang.

Demnächst woanders mehr.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Dick Cockboner
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Dick Cockboner »

karlAbundzu hat geschrieben: Mo 6. Feb 2023, 17:23 Kino, 35mm, Mondo Weekender
:thup: Starkes Programm!


Hier:
Bordello of Blood
Der läuft relativ regelmäßig im Château Cockboner, genauso regelmäßig penne ich dabei ein, is aber gar nich so schlimm - ich glaube ich kenne ihn jetzt komplett :shock:
Also, Corey Feldman nervt, die nicht nackte Betschwester Eleniak nervt noch viel mehr, Dennis Miller hat bei "Joe Dreck" mitgespielt, der kann ja gar nicht nerven :kicher:
Der Rest ist sehr okay, aber doch ganz sicher nicht im Sinne von Bill Gaines, denn dazu fehlt die pulpige, schmierige, großzügig mit Käse überstreute Verve.
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Arkadin
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Arkadin »

Mondo Bizarr Weekender Düsseldorf

Die Mumie des Pharao (1981)
Den Film hatte ich irgendwann mal als VHS-Kopie gesehen. In Erinnerung hatte ich nur noch wahnsinnig schlechte Schauspieler und überraschend krasse Gore-Effekte. Damit lag ich dann auch nicht falsch. Overacting und viel, VIEL Geschreie und Gekreische. Alle verhalten sich maximal doof, was aber auch manchmal maximal unterhaltsam sein kann. Das Make-Up der Mumie war gut, die Effekte auch. Das Drehbuch und die Dialoge eine Katastrophe. Aber als Apéritif in einem gut gelaunten und vollbesetzten Kino kann man das gerne mal mitnehmen und im Anschluss die wildesten Haarsträubereien zitieren. GOOOOOOOOOOLD!!!!!

Woodoo - Schreckensinsel der Zombies (1979)
Das zweite Mal von 35mm auf der großen Leinwand. War auch die leicht geschnittene Kopie, die wir vor 10 Jahren in Bremen hatten. Man sieht aber, dass die Farben in der Zeit nachgelassen haben. Ging aber noch. Ich mag den Film ja sehr.

Das Mädchen mit dem Mini (1964)
Das war dann mal eine Erfahrung. Kein guter Film. Neinneinnein. Ich bin auch einige Male weggeratzt. Ein zweites Mal gucke ich den auch nicht. Aber war trotzdem interessant, den man zu gucken. Allein für den Zeitkolorit. Der wirklich widerliche Hauptdarsteller, die Fleischwerdung des Begriffs Alter-Weißer-Mann, labert einem ein Ohr ab, was für ein toller Kerl er doch ist, inszeniert sich als gnädiger Lebemann und Frauenversteher - und ist in seiner Überheblichkeit und Frauenverachtung einfach zum Kotzen. Da er in jeder Szene ist und zudem pausenlos kommentiert, fand ich das alles weniger belustigend (was es auch ist) als eher übelkeitserregend. Dass die Frauen dann noch als willenlose Dummerchen, die ihren Herrn und Meister anzuhimmeln haben (und dies auch mit inbrünstiger Leidenschaft tun) fand ich fast noch schlimmer. Eine echte Story gibt es nicht und am Ende singt der Herr noch ein schlechtes Lied über Liebe, Love, l'amour. Faszinierend, dass ein solches Weltbild in den 60ern ja tatsächlich Gang und Gebe ist. Da beruhigt es etwas, dass die Gesellschaft sich zumindest ein wenig weiterentwickelt hat.

Teufelscamp der verlorenen Frauen (1977)
Worum es da genau ging weiß ich gar nicht. Das war schon sehr wirr. Laut Wiki-Inhaltsangabe soll da eigentlich noch vielmehr passieren. Aber auch so reicht das schon. Auch hier sind die Männer sprücheklopfende ("Geilchen!") Obermachos mit einem ausgeprägten Sextrieb. Aber auch gleichzeitig wahnsinnig dumm und reine Popanze. Die Frauen halten auch ordentlich dagegen und bedecken die Supermänner mit derbsten Beleidigungen und auch mal Schlägen. Es ist immer etwas los und alle Beteiligten geben Vollgas. Das macht Spaß und die Synchro schlägt auch mal wieder dem Fass den Boden aus. Irgendwann habe ich den Faden verloren, aber das machte nichts. Auffällig gut fotografiert, mit einem schönen Gerhard-Heinz-Soundtrack und schönen Damen. In Bárbara Rey hatte ich mich ja schon beim Deliria-Treffen und "Zeig mir wie man's macht" verguckt. Kein Meisterwerk, aber kann man sehr gut gucken. Vor allem in guter Gesellschaft.

Die weiße Göttin der Kannibalen (1978)
Für einen Kannibalenfilm finde ich den ja nicht schlecht. Klar es wird viel durch das Unterholz gekraucht, aber das Teil ist gut gefilmt, hat echte Schauspieler (sogar Stars) und eine gar nicht mal so schlechte Story. Martino kann schon was. Habe den jetzt das zweite Mal auf 35mm gesehen und wie beim ersten Mal haben mich die vielen, vielen Tiersnuff-Szenen wieder extrem gestört und aus der Handlung rausgerissen. Die dritte Sichtung kann von mir aus aber wieder einige Jahrzehnte warten. Und ich hoffe, die Mondos aus Düsseldorf sind jetzt mit dem Kannibalen-Krams durch.

Frankenstein - Der Schrecken mit den Affengesicht (1965)
Beim ersten Film am Sonntag hänge ich ja traditionell durch. Auch hier, obwohl ich mich sehr bemüht habe, nicht wegzudösen. Denn ich hatte mich sehr auf den Film gefreut, den ich auch noch nicht kannte. Der Film hätte auch meine volle Aufmerksamkeit verdient, denn er besticht durch eine durchaus originelle Story mit hübschen Verweisen auf den Frankenstein-Mythos und ein knuddeliges Monster als Gegner für den immer weiter wachsenden Frankenstein. Habe ich definitiv nicht zum letzten Mal geguckt (wenn den mal jemand in Deutschland noch einmal rausbringt - die Anolis kann man ja nicht mehr bezahlen).

Nachts, wenn die Zombies schreien aka Nachts, wenn die Leichen schreien (1975)
Auch hier befand ich mich im Kampf gegen Morpheus, weshalb ich mir keine rechte Meinung bilden konnte. Der Film nimmt in der Mitte schon sehr das Tempo raus. Was ich ja durchaus mag. Die Schmelzeffekte am Ende fand ich phänomenal. Grundsätzlich hat der Film mich aber nicht so gepackt, wie ich es im Vorfeld erwartet hatte. Was vielleicht an der Erwartungshaltung lieg, ganz bestimmt aber auch an meiner Müdigkeit. Den gucke ich auf jeden Fall noch einmal.

Kampf der Planeten aka Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall (1967)
Hier umgekehrte Erwartungshaltung. Da ich im Vorfeld skeptische Töne hörte, hoffte ich, dass es nicht zu arg langweilig wird. Wurde es auch nicht. Im Gegenteil. Für mich einer der Höhepunkte des Wochenendes. Ich habe mich köstlich amüsiert. Mir hat der richtig viel Freude gemacht. Ich bin bei Herrn Rhodan aber auch nicht drin. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Fans den schrecklich finden. So war es eine tolle Mischung aus SF und Eurospy. Mit einigen Unglaublichkeiten, einem kalauernden Rainer Brandt (als einziger mit kessen Sprüchen), niedlichen Modelleffekten und einem genialen Soundtrack, den ich mir demnächst mal besorgen muss. Italo-Kino, wie man es liebt. Ach, und spannend wurde es auch noch - weil 4x der Film riss und wir pünktlich los mussten, um den Anschluss-Zug in Osnabrück zu bekommen. Da konnten einem die (gefühlt) langen Unterbrechungen schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben. Aber am Ende gab es auch hier ein Happy End und ich hätte mich wahnsinnig geärgert, wenn ich den Film nicht hätte zu Ende schauen können.
Früher war mehr Lametta
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Weird Xperience
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Mike Run
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Mike Run »

Im Dschungel ist der Teufel los (1982) von Harald Reinl

Eigentlich hatte ich freevee unter dem Suchbegriff Tommi Ohrner durchsucht und bin bei der letzten Regiearbeit Harald Reinl's hängen geblieben. Klamauk, Action und wilde Tiere auf höchstem Unterhaltungs-Niveau. Ein schöner Lisa-Film, mit Werner Pochath und Jim Mitchum.

„Was hast du denn drauf?“ „Leberwurst. Und du?“ „Schmalz.“ „Wollen wir tauschen?“ „Na klar.“
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FarfallaInsanguinata
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

The Fog - Nebel des Grauens

Das müsste heute meine vierte Ansicht gewesen sein. Zweimal in der ersten Hälfte der Achtziger; zuerst in der ARD, dann im O-Ton im Englisch-Leistungskurs (zum Thema "Unterricht wie er Spaß macht" :smile: ); drittens im frühen DVD-Zeitalter, wobei ich die Veröffentlichung nicht behielt, da die Bildqualität nicht überzeugen konnte und nun die arte-Ausstrahlung.
Ich wusste ja was mich erwartet, aber der Film ist tatsächlich noch besser, als ich in Erinnerung hatte. Perfektes Spannungskino! Okay, man merkt ihm seine Entstehungszeit an, macht aber überhaupt nichts. Schöne Phase, als man sich auf "das Label" Carpenter noch verlassen konnte.
Erfreulich auch, dass arte solche alten Klassiker immer wieder aufgreift und in wunderbarer Bildqualität ausstrahlt bzw. in die Mediathek stellt. Weniger erfreulich, dass für unendlich viele dieser Filme die aktuellen Rechte bei "StudioCanal" liegen, deren Logo im Vorspann ich schlicht als Fremdkörper empfinde und kaum noch ertrage.

8/10
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Maulwurf
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Maulwurf »

Ich hab es schon wieder getan! Ich war schon wieder im Kino :shock: Drei Kurzfilme aus den Jahren 1913 und 1915 mit Live-"Musik"-Begleitung. Nun ja, ich gebe zu, normalerweise ist der Krach der Band unerträglich, dieses Mal waren die Musiker aber wirklich gut und haben sich ausnahmsweise auch mal am Film orientiert ...

The rosary (Lois Weber, 1913) - Phillips Smalley, Lois Weber
Ein Mann erinnert sich an die Frau die er einst liebte, und die er bis heute liebt. Sie gehörten zusammen, doch der Krieg kam und trennte die beiden. Irgendwann erhält sie die Nachricht, dass ihr Liebster tot sei, und voller Schmerz geht sie ins Kloster. Doch der Mann lebt noch, und als er sie besuchen will erfährt er, dass seine Herzensdame eine Braut Christi geworden ist. Einmal sieht er sie noch, doch sie kann sich ihm nicht mehr hingeben. Einsam und düster dreht er gedankenverloren einen Rosenkranz zwischen den Fingern, das einzige Erinnerungsstück, das er von ihr noch hat.

Einsam und düster, das trifft diesen 15-Minüter ziemlich genau. THE ROSARY ist langsam erzählt und ausgesprochen schwermütig. Eine traurige Geschichte, die völlig ohne erhobenen Zeigefinger oder moralischen Impetus erzählt wird, und bildlich dabei immer im Rahmen eines Rosenkranzes erzählt wird. Einfach nur ein Mann und eine Frau, die sich innig verbunden sind und doch für immer getrennt sein werden …


Suspense (Lois Weber, 1913) - Lois Weber, Val Paul, Douglas Gerrard, Sam Kaufman, Lon Chaney, Lule Warrenton
Die Frau ist mit ihrem Kind allein im abgelegenen Haus, und draußen schleicht ein abgerissener Landstreicher herum. Nein, jetzt dringt er in das Haus ein! Die Frau ruft ihren Mann an, dass er er schnell kommen solle, sie sei in Gefahr, aber der Weg von der Stadt bis zu dem Haus ist weit, und der Mann hat kein Auto. Also stiehlt er einen Wagen, und während der eigentliche Autobesitzer mit der Polizei den Dieb verfolgt, versucht der Landstreicher, mittlerweile mit einem Messer bewaffnet, in das Zimmer einzudringen, in dem die Frau sich verbarrikadiert hat.

Abgesehen von der kurzen Einführung mit der fortgehenden Haushälterin ist hier absolut alles drin, was einen Thriller ausmacht. Auch heute, über 100 Jahre später sehen gute Filmthriller kaum anders aus, ein Film wie ESCAPE ROOM zieht seine Spannung aus genau der gleichen Geschichte. Nur: SUSPENSE ist sage und schreibe 10 Minuten lang! 10 Minuten Tempo und Spannung. Ein Mann wird direkt vor der Kamera angefahren. Ein düsterer Hobo schaut in die Kamera und wälzt sichtlich finstere Gedanken. Im Split Screen dringt der Kerl dann in das Haus ein, während gleichzeitig das Telefonat stattfindet, die Frau völlig verzweifelt ist, und der Mann ungläubig zuhört was seiner Gattin gerade passiert. Hochspannung in Reinform: Wird der Mann rechtzeitig kommen? Oder wird die Polizei ihn anhalten und damit dem Mörder Zeit geben sein schreckliches Werk auszuüben? 10 Minuten, in denen eine komplette Geschichte erzählt wird, ohne Nebenhandlungen, ohne Abschweifungen, ohne Charakterisierungen … Ein Mann, eine Frau, ein böser Mensch – Mehr braucht es einfach nicht um eine richtig gute Geschichte zu erzählen. Doch, eines: Eine Frau als Regisseurin, die ihr Handwerk versteht und genau weiß, wie sie die Mittel der Filmgestaltung einzusetzen hat. Grandios!


Hypocrites (Lois Weber, 1915) - Courtenay Foote, Myrtle Stedman, Herbert Standing, Adele Farrington, A.D. Blake
Hypocrites.jpg
Hypocrites.jpg (149.22 KiB) 213 mal betrachtet
Der Mönch Gabriel erschafft in einer vergangenen Epoche eine Statue der Wahrheit. Sie ist wunderschön, aber sie ist auch nackt, denn die Wahrheit ist immer nackt. Als Gabriel die Statue präsentiert kommt es zu einem Skandal, denn die Menschen erschrecken vor der Nacktheit der Wahrheit, und sie töten Gabriel
In der Gegenwart predigt der Kirchenmann Gabriel über Heuchelei, was niemanden in seiner Gemeinde wirklich interessiert. Nachdem die Menschen seine Kirche verlassen haben schläft Gabriel ein. Im Traum besucht er gemeinsam mit der nackten Wahrheit die Mitglieder seiner Gemeinde und hält ihnen den Spiegel der Wahrheit vor: Der Politiker, auf dessen Bühne das Schild „Ehrlichkeit ist unser Fundament“ steht, zeigt sich im Spiegel als bestechlich. Die Gesellschaftslöwen akzeptieren die Wahrheit nur, wenn sie in ihre eigenen Vorstellungen hineinpasst. Die Liebenden erweisen sich als herzlos (er) und geldgierig (sie). Die Familie, die den Tod des kleinen Mädchens betrauert, hat ebendieses Mädchen mit Genussmitteln zu Tode gebracht, während der halbwüchsige Junge über Sex gelesen hat (und der Zusammenhang angedeutet wird, dass die Beschäftigung des Jungen zum Tod des Mädchens beigetragen haben könnte). Und als am Ende der Prediger, der sich so über Heuchelei mokiert, und der andere Menschen zumindest in seiner Fantasie mit der nackten Wahrheit konfrontiert, als dieser Mann tot aufgefunden wird, da hat er eine Sonntagszeitung in der Hand –Eine Zeitung, die am Sonntag, dem Tag des Herrn, gedruckt wird, und die allerlei weltliche Dinge verbreitet ...

Die überzeugte Katholikin Lois Weber dreht also einen Film über Heuchelei. Über die Nacktheit der Wahrheit und darüber, dass Menschen diese Wahrheit grundlegend ablehnen. Bezeichnend ist die Szene, in welcher der Prediger mit wenigen Folgenden einen steilen und mühseligen Pfad auf einen Berg erklimmt, während unten die Menschenmassen vorbeiziehen. Manche Frauen wollen dem Prediger folgen, werden aber von ihren Männern abgehalten. Andere schütteln nur den Kopf, wieder andere sehen den Weg nach oben nicht einmal, sondern gehen ins Gespräch vertieft einfach weiter. Aber Lois Weber ist der Kirche nicht bedingungslos hörig, das ist am Schlusstwist klar zu erkennen, und eigentlich, ja eigentlich könnte HYPOCRITES auch heute noch herrlich böse und sarkastisch sein. Wenn Gabriel und die nackte Wahrheit die Politiker besuchen, die Gesellschaft oder die Liebenden, und die Wahrheit hinter all den schönen Worten erkennen müssen, dann ist das im Jahre 2023 genauso aktuell wie im Jahre 1913. Genauso wie die Hinrichtung Gabriels durch den aufgebrachten Pöbel (und die Kirchenleute!), weil diese die nackte Wahrheit nicht akzeptieren wollen.

Aber leider hat Lois Weber sich entschieden, den Film extrem ruhig und theatralisch aufzubauen. Die Zwischentitel zitieren John Milton und legen auch sonst ein sehr altmodisches Englisch an den Tag, und die Theatralik, die übertriebenen Posen vor allem Gabriels, der am Übel der Welt jammernd und überdramatisierend zugrunde geht, nehmen der Geschichte viel von ihrer Würze und ziehen alles ein klein wenig ins Komische. Was dann zwar zum Ende passt, aber leider eben auch die Aussage verwässert. Der salbadernde Habitus Gabriels ist schnell nervig, wirkt völlig überzogen und damit fast ein wenig wie eine Karikatur auf sich selbst, was der Grundaussage des Films leider zuwider läuft.

Vom cineastischen Standpunkt gesehen ist HYPOCRITES ein Meisterwerk. Die halbdurchscheinende Wahrheit, die nur dann klar zu sehen ist wenn sie ihren Spiegel zückt, während genau dann die reale Welt ins Diffuse zurücktritt, ist wie ein Vexierbild mal zu sehen und mal nicht. Wie im wirklichen Leben halt auch. Nur die Narration und die Darstellungsweise, die sind für einen Zuschauer 110 Jahre nach der Entstehung des Films doch ein wenig ermüdend. Oder einigen wir uns zumindest auf gewöhnungsbedürftig. Wenn Lois Weber den Schwung, den sie in SUSPENSE an den Tag gelegt hat, hier ebenfalls eingesetzt hätte, dann hätte HYPOCRITES das Zeug zum Meisterwerk gehabt …
Zuletzt geändert von Maulwurf am So 12. Feb 2023, 06:54, insgesamt 1-mal geändert.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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karlAbundzu
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Klingen spannend. Wie und von wem war die Musik?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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