Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
Moderator: jogiwan
Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
Jeanne Dielman
Originaltitel: Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles
Herstellungsland: Belgien, Frankreich / 1975
Regie: Chantal Akerman
Darsteller:innen: Delphine Seyrig, Jan Decorte, Yves Bical, Henri Storck
Story:
Drei Tage im Leben von Jeanne Dielman, einer verwitweten und stillen Hausfrau, die mit ihrem heranwachsenden Sohn in einer Wohnung in Brüssel lebt. Der Tagesablauf, in den sie sich nach dem Tod des Gatten geflüchtet aht, ist sehr strukturiert und Jeanne führt auch ohne Ehemann ihre täglichen Aufgaben als Hausfrau wie bisher durch. Sie steht auf, macht Frühstück für ihren Sohn, erledigt Einkäufe und den Haushalt, passt auf den Sohn der Nachbarin auf und nachmittags, wenn der Sohn in der Schule ist, empfängt sie Herren um mit dem Geld etwas besser über die Runden zu kommen. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes, dass den bis ins letzte durchgeplante Tagesrhythmus durcheinanderbringt und Jeanne verwirrt. Die Abläufe stocken, Dinge geschehen nicht zu der Zeit, zu der sie geschehen sollen und bringen die eigentlich nur noch funktionierende Frau zu einer Kurzschlusshandlung…
Originaltitel: Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles
Herstellungsland: Belgien, Frankreich / 1975
Regie: Chantal Akerman
Darsteller:innen: Delphine Seyrig, Jan Decorte, Yves Bical, Henri Storck
Story:
Drei Tage im Leben von Jeanne Dielman, einer verwitweten und stillen Hausfrau, die mit ihrem heranwachsenden Sohn in einer Wohnung in Brüssel lebt. Der Tagesablauf, in den sie sich nach dem Tod des Gatten geflüchtet aht, ist sehr strukturiert und Jeanne führt auch ohne Ehemann ihre täglichen Aufgaben als Hausfrau wie bisher durch. Sie steht auf, macht Frühstück für ihren Sohn, erledigt Einkäufe und den Haushalt, passt auf den Sohn der Nachbarin auf und nachmittags, wenn der Sohn in der Schule ist, empfängt sie Herren um mit dem Geld etwas besser über die Runden zu kommen. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes, dass den bis ins letzte durchgeplante Tagesrhythmus durcheinanderbringt und Jeanne verwirrt. Die Abläufe stocken, Dinge geschehen nicht zu der Zeit, zu der sie geschehen sollen und bringen die eigentlich nur noch funktionierende Frau zu einer Kurzschlusshandlung…
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Re: Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
„Jeanne Dielman“ haben renommierte FilmkritikerInnen aus aller Welt für die britische Zeitschrift „Sight & Sound“ im Jahr 2022 auf Platz 1 der 100 besten Filme aller Zeiten (für die nächsten 10 Jahre) gewählt, während der überlange Streifen der belgischen Regisseurin Chantal Akerman hierzuland nicht einmal auf physischen Datenträger verfügbar ist. Der Streifen ist dann natürlich als Kritikerliebling und Konsens-Titel auch kein herkömmlicher Spielfilm, sondern ein dokumentarisch erstelltes, nüchternes, fast dreieinhalbstündiges Psychogramm einer Frau, deren Lebensinhalt sich um die Tätigkeiten einer Hausfrau dreht. Man sieht Jeanne beim Kochen, Waschen und Putzen und ab und an kommt ein Mann zum emotionslosen Beischlaf vorbei, mit dem sie zusätzliches Geld verdient. Mit dem Sohn spricht sie kaum und ihre Kontakte mit der Außenwelt beschränken sich auf das Notwendigste. Wenn man sich auf so einen Film einlässt braucht man als Zuschauer natürlich auch Wohlwollen entsprechendes Sitzfleisch und die meiste Zeit über passiert hier im Grunde wenig und auch die Dialoge beschränken sich auf ein Minimum. Dem Zuschauer präsentieren sich keine einzige Kamerafahrt, keine zusätzliche Musik und auch sonst sehr wenig, was vom routiniert, streng durchgeplanten Tagesablauf und den statischen Blick in den Zimmern der Wohnung ablenken könnte. Gleichzeitig entwickelt der Streifen dank der Präsenz von Delphine Seyrig eine fast schon hypnotische Wirkung und man ahnt bald, dass etwas passieren wird. „Jeanne Dielman“ ist ein Werk, bei dem Weg das Ziel ist und bei dem die Hauptfigur bewusst wenig greifbar bleibt und man kann im Grunde nur erahnen, was Jeanne Dielman im Leben widerfahren ist, dass sie sich statt Emotion in die strenge Funktionalität geflüchtet hat. Ein sehr spezieller Film.
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- Dick Cockboner
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Re: Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
(Delphine Seyrig )
Das ist ja mal eine Hausnummer. Geh darauf nochmal ein, geht das klar, kannst Du das nachvollziehen oder ist das kompletter Blödsinn und "nur" ein Titel von Kritikers Gnaden.
Der Inhalt liest sich für mich so, das "Jeanne Dielman" wenig von dem hat, was mich so richtig begeistern könnte.
Bei Frau Akerman denke ich auch immer an ihre deutsche Namensvetterin.
Re: Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
Der Streifen ist ein Experimentalfilm und der Zuschauer bekommt wenig Schauwerte geboten - im Grunde das genaue Gegenteil davon. Aber das macht auch den Reiz des Streifens aus, so widersprüchlich das jetzt auch klingen mag. Ich würde meinen, dass "Jeanne Dielman" vieles von dem vorweg nimmt, was die Dogma 95-Bewegung Jahrzehnte später zu ihrem Manifest machte. Er ist nüchtern, dokumentarisch, macht keinen Spaß und ist am Besten unter dem Punkt "interessante Erfahrung" zu verbuchen. Jetzt fühle ich mich aber definitiv reif für "Satanstango".Dick Cockboner hat geschrieben: ↑Mo 4. Nov 2024, 17:05(Delphine Seyrig )
Das ist ja mal eine Hausnummer. Geh darauf nochmal ein, geht das klar, kannst Du das nachvollziehen oder ist das kompletter Blödsinn und "nur" ein Titel von Kritikers Gnaden.
Der Inhalt liest sich für mich so, das "Jeanne Dielman" wenig von dem hat, was mich so richtig begeistern könnte.
Bei Frau Akerman denke ich auch immer an ihre deutsche Namensvetterin.
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- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3069
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
Ich hatte vor Jahren einmal das Vergnügen, die Erstsichtung auf der großen Leinwand erleben zu dürfen, im Rahmen eines Seminars zum Thema "Alltag im Spielfilm", was einen Genuss sondergleichen darstellte - zumindest für mich, denn einige andere Studis stahlen sich nach einer Stunde, nach zwei Stunden dann doch heimlich aus der Vorstellung: 4 Stunden den tagtäglichen Verrichtungen einer belgischen Hausfrau zuzuschauen, war dann wohl doch etwas zu viel des Guten. Im Grunde hat mich auch bei der Zweitsichtung - denn ich schrieb, als der Hype zu dem Film 2022 plötzlich losbrach, eine kurze Huldigung für das 70mm-Magazin - erneut einzig das Ende herausgerissen, wenn es - kein Spoiler! - dann doch auf einmal etwas, eh, handgreiflicher wird, und das ganze Drama - im Vergleich zur zähen Inszenierung zuvor - fast schon genre-affin kulminiert. Großartig ist das Stück freilich nichtsdestotrotz, gerade durch die Langatmigkeit und Langsamkeit wird der Blick geschärft für Details, und ein Ei, das zu lange gekocht hat, kann auf einmal die Ausmaße einer biblischen Tragödie annehmen, die Hauptdarstellerin sowieso über jeden Zweifel erhaben, und die Mise en Scène so konsequent wie man nur sein kann. Witzig finde ich, dass die Freier von Delphine Sevigy allesamt von Koryphäen der französischen Kinokultur verkörpert werden, wie dem belgischen Dokumentar- und Experimentalfilmer Henri Stock oder dem Gründer der "Cahiers du Cinèma", Jacques Doniol-Valcroze. Vielleicht nicht der beste Film aller Zeiten für mich, aber was sogenanntes "Slow Cinema" oder, wie Paul Schrader es nennt, Kino im "Transcendental Style", sicherlich die Crème de la Crème...
- Dick Cockboner
- Beiträge: 3017
- Registriert: Sa 30. Mai 2015, 18:30
- Wohnort: Downtown Uranus
Re: Jeanne Dielman - Chantal Akerman (1975)
Okay, mich macht ja dieses unglaubliche zerdehnen von eigentlich doch recht trivialen Dingen in Filmen ziemlich wahnsinnig und schnell mürbe.
Ich würde definitiv bis zum Ende durchhalten aber das Gefühl gerade einen der besten jemals gedrehten Filme gesehen zu haben, nee, das hätte ich wohl eher nicht.
Zu "Satanstango": Ich habe zugegebenermaßen bei Wikipedia nachgeschaut, aber ein Film mit dieser imposanten Lauflänge und der Beschreibung der Handlung in 2 einhalb Zeilen verursachte einen intensiven Lachflash.
Ich würde definitiv bis zum Ende durchhalten aber das Gefühl gerade einen der besten jemals gedrehten Filme gesehen zu haben, nee, das hätte ich wohl eher nicht.
Zu "Satanstango": Ich habe zugegebenermaßen bei Wikipedia nachgeschaut, aber ein Film mit dieser imposanten Lauflänge und der Beschreibung der Handlung in 2 einhalb Zeilen verursachte einen intensiven Lachflash.