Zwei Freundinnen - Claude Chabrol (1968)

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Maulwurf
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Zwei Freundinnen - Claude Chabrol (1968)

Beitrag von Maulwurf »

 
Zwei Freundinnen
Les biches / Le cerbiatte
Frankreich/Italien 1968
Regie: Claude Chabrol
Jean-Louis Trintignant, Jacqueline Sassard, Stéphane Audran, Nane Germon, Serge Bento, Henri Frances, Henri Attal, Dominique Zardi


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OFDB

Claude Chabrol. Einer der ganz großen französischen Regisseure. Sein Lieblingsthema ist es, zu zeigen, wie sich die bessere Gesellschaft selbst zerfleischt. Dafür, und für seinen galligen und hintergründigen Humor, wird er geliebt und gefeiert, und Chabrol hat so ungefähr den gleichen Status wie ein Alfred Hitchcock: Alle seine Filme sind gefälligst Meisterwerke, und die wenigen Filme die es nicht sind, sind trotzdem immer noch genial. So der Kanon, und da kommt dann so ein kleiner Maulwurf und muss halt leider konstatieren, dass er zu dumm ist für einen Film wie ZWEI FREUNDINNEN. Oder zu viele Western gesehen hat und einfach nur verdorben ist …

Die reiche Unternehmerin Frédérique kommt aus Paris wieder zurück in ihre Villa nach St. Tropez und hat ein neues Spielzeug dabei: Eine Herumtreiberin und Pflastermalerin namens Why, die sie ziemlich attraktiv findet und mit der sie gerne im Bett herumturnt. Zumindest so lange, bis Why auf einer Party den Architekten Paul kennenlernt, sich in ihn verliebt und die Nacht mit ihm verbringt. Geht ja gar nicht, dass eines ihrer Spielzeuge einen eigenen Willen hat. Frédérique verführt Paul und muss dabei die schreckliche Erfahrung machen, dass sie sich ebenfalls in den charismatischen Mann verliebt. Und er in sie. Die beiden Hofnarren Riais und Robègue fliegen aus der Villa, und fortan lebt man als Menage à Trois zusammen. Aber dies ist keine freie Liebe, trotzdem wir uns im Jahr 1968 befinden – Frédérique und Paul sind ein Liebespaar, und Why erstickt fast an ihren Emotionen. Spürt sie Hass? Eifersucht? Die nie versiegte Liebe zu Paul? Oder die immer noch wache Liebe zu Frédérique?

Schöne Bilder, toll gefilmt, die winterlich-kalte Atmosphäre eines nur im Sommer zu Leben erwachenden Badeortes, großartige Schauspieler, Stéphane Audran so atemberaubend wie selten … Aber wo ist der Funke, der das alles zum Leben erweckt? Claude Chabrol lässt sich viel Zeit seine Geschichte zu erzählen, und er baut sein Netz sehr langsam und sorgfältig auf - Das Netz aus Gefühlen und Abgründen, aus Obsessionen und vor allem aus demjenigen, was die Welt immer noch am Zweitmeisten drehen lässt: Der Liebe. Irregeleitete Liebe, fehlgeschlagene Liebe, nie versiegende Liebe … Ganz allmählich spürt der Zuschauer, wie die Figuren sich in Irrwege und Abgründe stürzen und eine Katastrophe sich anbahnt, aber dabei wird nie wirklich klar, in welche Richtung diese Katastrophe sich denn entwickeln könnte. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei die labil wirkende Why, die der perfekte Gegensatz zur dominierenden Frédérique ist, während Paul zum Sex taugt und zu sonst sehr wenig. Bis zum Schluss ist nicht klar, ob Why Frédérique hasst, weil diese sich in ihren eigenen Liebhaber verliebt hat. Oder ob sie Frédérique liebt, und Paul gleich mit …

Doch mir persönlich fehlt der Wahnsinn, um aus dieser Mischung aus einer herrsch- und kontrollsüchtigen Diva, einem Liebhaber schöner Frauen und einem Mädchen mit Stimmen im Kopf eine brodelnde Masse zu machen. In der unterkühlten Stimmung bleiben auch die Gefühle der Protagonisten immer unter Verschluss, und nur Why gönnt sich, ganz Kind ihrer Zeit, den Luxus von Tränen und von Berührungen, die zu völlig falschen Resultaten führen werden. Es mag gut sein, dass Chabrol die Gefühlskälte der oberen Klassen anprangern wollte, und zur Verdeutlichung seine Story in das winterliche St. Tropez verlegt hat. Dies ist nicht das St. Tropez eines Gendarms Cruchot, sondern ein kalter und unwirtlicher Ort, der in den kahlen Räumen der Villa seine Fortsetzung genauso findet wie in den Beziehungen der Figuren untereinander.

Und so künstlerisch wertvoll und abgehoben dies auch alles klingt, so stellt es sich letzten Endes dann auch dar. Niemand der mal aus sich herausgeht, und selbst der Rausschmiss der dekadenten Nervbatzen Riais und Robègue endet nicht in Geschrei und gegenseitigen Vorwürfen sondern in einer eisigen Übergabe größerer Geldmengen, Hauptsache die Clowns verschwinden endlich und Chabrol kann genüsslich die Demontage der Haute Volée vorantreiben.

Schöne Bilder, toll gefilmt, die winterlich-kalte Atmosphäre eines nur im Sommer zu Leben erwachenden Badeortes, großartige Schauspieler, Stéphane Audran so atemberaubend wie selten … Aber wo ist der Funke, der das alles zum Leben erweckt? Der Emotionen auf die Leinwand bringt? Gefühlsausbrüche, Liebe, Hass, Dramatik? Alles Dinge, die doch eigentlich das Kino ausmachen. Und die so einen Stoff erst mit Leben füllen … Nein, so ganz ist das meines nicht, trotz der überwältigend schönen Stéphane Audran. Das Lexikon des internationalen Films gibt mir durch die Blume recht wenn es den Film wie folgt beschreibt: [Ein] „Thriller, der hinter seiner vermeintlich kolportagehaften Handlung auf subtile Weise die Psychologie des reichen Bürgertums, seine Ängste und Neurosen entlarvt, sich freilich selbst nie für eine moralische Wertung entscheidet.“ Sowas kann ja nur in die Hose gehen …

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