The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado (1972)

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buxtebrawler
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von buxtebrawler »

untot hat geschrieben:Geht mir auch so, aber so viele Filme wie wir schon vergessen haben, muß ein normaler Mensch erst mal angucken! ;) :lol:
Haha :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Arkadin
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von Arkadin »

untot hat geschrieben: Geht mir auch so, aber so viele Filme wie wir schon vergessen haben, muß ein normaler Mensch erst mal angucken! ;) :lol:
:lol: :thup: :prost:
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firetrain
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von firetrain »

Chi l'ha vista morire.png
Chi l'ha vista morire.png (714.84 KiB) 425 mal betrachtet
Foto: Italienisches Plakat von THE CHILD - DIE STADT
WIRD ZUM ALPTRAUM von Aldo Lado


Chi l'ha vista morire spanish.png
Chi l'ha vista morire spanish.png (918.35 KiB) 425 mal betrachtet
Foto: Kleines spanisches Plakat

Franco (George 007 Lazenby) bekommt in Venedig Besuch von seiner kleinen Tochter Roberta (Nicoletta Elmi), die eigentlich in London bei ihrer Mutter (Anita MISS WANGENKNOCHEN Strindberg) lebt. Noch am selben Abend verschwindet Roberta spurlos - Papa Franco hatte sich derweil mit seiner Geliebten ein Schäferstündchen gegönnt. Am nächsten Morgen wird Robertas Leiche im Kanal schwimmend entdeckt. Das Entsetzen ist gross...
Zur Beerdigung erscheint schliesslich Robertas Mutter, die zusammen mit Franco trauert und bemerkt, das ihr Ehemann wie besessen beginnt, nach dem irren Kindermörder zu fahnden. Vor einigen Jahren geschah nämlich noch ein Mord an einem rothaarigen Mädchen, dessen Vater aber nichts mehr vom Tod seiner Tochter wissen möchte. Doch Franco gibt nicht auf...


Bild
Foto: Die britische DVD vom Label
SHAMELESS SCREEN ENTERTAINTMENT...


Bild
Foto: ...und die deutschsprachige Edition von EIKÄTSCHER

soundtrack.jpg
soundtrack.jpg (46.5 KiB) 425 mal betrachtet
Foto: Der hypnotische Score von Maestro Ennio Morricone

Im Gegensatz zum unglaublich banalen deutschen Titel THE CHILD - DIE STADT WIRD ZUM ALPTRAUM macht der italienische Originaltitel durchaus mehr Sinn, denn er heisst übersetzt: Wer sah sie sterben? So auch der englische Filmtitel WHO SAW HER DIE? Den Text dazu singen die Kinder, die am Anfang des Films kreisend um Roberta herum tanzen. Ironie des Schicksals?
Jedenfalls ist THE CHILD ein weiterer intelligenter Psychotrip des italienischen Regisseurs Aldo Lado, der seine Filmkarriere mit MALASTRANA (aka SHORT NIGHT OF GLASS DOLLS) eindrucksvoll startete. Auch sein extrem heftiger Rape-and-Revenge-Schocker NIGHT TRAIN MURDERS von 1975, der genauso wie THE CHILD beim kultigen, britischen Label SHAMELESS SCREEN ENTERTAINTMENT kürzlich erschien, geht an die Nieren. Denn Morde an Kindern sind eine sehr heikle Angelegenheit in einem Krimi - doch Aldo Lados Werke sind ähnlich genial wie die eines Massimo Dallamano oder Luigi Bazzoni, denn genau wie diese beiden Vorzeigeregisseure, meistert Lado den schmalen Grat zwischen ernsthaftem Anspruch, Kunst und Exploitation mit Bravour! Seinen NIGHT TRAIN MURDERS nannte er übrigens einen "Film über den Faschismus", denn das Auslöschen von Verbrechern durch Selbstjustiz ist nie weit von dem entfernt, was im dritten Reich geschah. Regisseure, denen diese Feinschliffe nicht gelingen, liefern dann reine Exploitation wie zum Beispiel Sean Cunningham mit seinem völlig überbewerteten LAST HOUSE ON THE LEFT. Klar, David Hess ist schon ein Kultbösewicht, doch LAST HOUSE ON THE LEFT ist reines Stückwerk gegen den brillianten NIGHT TRAIN MURDERS. Doch darum geht es ja nun nicht, sondern um Nicoletta Elmi, und die spielt ausnahmsweise alles andere als eine unheimliche Rolle. In THE CHILD spielt sie ein ganz einfaches, nettes Mädel von nebenan - umso mehr setzt einem ihr Tod nach schon 30 Minuten zu. Auch wenn ich das natürlich schon wusste, bevor ich den Streifen zum ersten Mal sah. Hat man selbst eine (oder mehrere ;) ) Töchter, kann man schon nachvollziehen, das Franco wirklich ALLE Hebel in Bewegung setzt, um den fiesen Meuchelmörder zur Strecke zu bringen...
Überhaupt George Lazenby! Ich kenne ihn eigentlich hauptsächlich aus dem James-Bond-Streifen mit Onkel Donald (Pleasance), und in THE CHILD ist er kaum noch wiederzuerkennen. Mindestens 15 Kilo leichter und mit Pornobalken kommt er um die Ecke geschossen. Hätte ich nicht gewusst, das George Lazenby die Rolle des Franco spielt - ich hätte ihn definitiv nicht erkannt.

 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
Foto: George Lazenby und Anita Strindberg trauern

Dann wäre da als Robertas Mom die bildschöne, wirklich wundervoll anzuschauende Anita Strindberg mit den magischsten Wangenknochen, die ich jemals erblickte! Wow, die sieht einfach zum Anbeissen aus, wie sie da nackt im Bette liegt und traurig in die Leere schaut - die möchte man doch gerne tröstend in die Arme nehmen, oder? So schön wie in diesem Film sah sie niemals zuvor aus. Allein für ihren Anblick hätte ich mir den Streifen schon in den Schrank gestellt - ganz egal, ob er ein Schundfilm oder ein Gialloklassiker ist! Und um es zu verraten: ja, THE CHILD ist ein Spitzengiallo, wie er im Lehrbuch steht. Natürlich alles im ästhetisch-kunstvollen Rahmen eines Aldo Lado und mit der traumhaften Kulisse Venedigs.
In den unendlichen Weiten des WWWs lassen sich doch tatsächlich Volldeppen finden, die rumposaunen, das Aldo Lado reichlich von DON'T LOOK NOW aka WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN geklaut hätte. Schade nur, das es genau andersrum ist, denn THE CHILD ist satte zwei Jahre vor DON'T LOOK NOW entstanden! :evil:

Adolfo Celi taucht auch noch zwischendurch auf, jedoch nicht als Bösewicht - oder vielleicht doch???

 ! Nachricht von: buxtebrawler
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Foto: Adolfo Celi
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DrDjangoMD
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von DrDjangoMD »

Handlung:
Die kleine Roberta (Nicoletta Elmi) reist nach Venedig um ihren Vater James Bond Franco (George Lazenby) zu besuchen. Dort wird sie Opfer eines mysteriösen Kindermörders, als Franco gerade die Octopussy einer Dame erkundet. Obwohl er keine Lizenz zum Töten hat, sucht er den Killer um ihn für das Leben seiner Tochter sterben zu lassen. Dabei hilft ihm seine Frau Elizabeth (Anita Strindberg), denn zu so einer traurigen Pflicht sagt man niemals nie :palm: …(Es ist wirklich traurig, dass ich es bei all diesen dummen und unsinnigen James-Bond-Anspielungen nicht einmal geschafft habe den Filmtitel, in dem Lazenby tatsächlich mitspielt einzubringen. :oops: )

Kritik:
:cry: „The Child – Eine Stadt wird zum Alptraum“ gehört sicherlich zu den deprimierenderen Filmen des Giallo-Genres. Dies liegt einerseits an der traurigen Handlung an sich, die sich mit Kindermord beschäftigt, als auch an der Art wie diese Handlung von Aldo Lado umgesetzt wurde. Die eigentliche Handlung, das Aufklären des Mordes, setzt zirka erst nach einer halben Stunde ein. Das erste Drittel verbringen wir mit Franco und Roberta, die Vater-Tochter-Zeugs machen, während sie von einer unbekannten Gestalt beobachtet werden. :(
In dieser Zeit lernen wir die beiden sympathischen Menschen ein wenig näher kennen: Franco liebt seine Tochter und das ist nachvollziehbar, denn Roberta ist ein intelligentes freundliches verspieltes Mädchen und eine der wenigen Kinderrollen, die mich in letzter Zeit nicht genervt haben. Dies ist sicherlich der grandiosen Nicoletta Elmi zu verdanken, die in diesem Film beweist, dass sie normale Kinder genauso gut verkörpern kann wie obskure Satansbraten.
Die Tragik besteht nun darin, dass wir ganz genau wissen, was geschehen wird. :cry: Hätten es Trailer, Covertexte, ich, Originaltitel, usw. nicht schon längst gespoilert, arbeitet Lado gezielt darauf hin, dass er das Kind sterben lassen wird, und das weis das Publikum. Wir werden also gezwungen uns eine halbe Stunde anzusehen, wie sich Elmi und Lazenby immer mehr in unser Herz einschmeicheln, obwohl wir genau wissen, dass beide ein furchtbares Schicksal ereilen wird. :cry: Der Mord selbst stellt dann den grausamen Höhepunkt da. In einer erschreckenden Schnittfolge wird Roberta vom Killer gefangen, während sich ihr Vater bei einer Frau befindet (Lars Van Trier machte Notizen). Aber Lado hört hier noch nicht auf uns zu quälen, als es schon wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher, ist, dass Roberta tot ist, lässt er ihren verzweifelten Vater noch zehn Minuten nach dem Kind suchen, bis er sofort auf die Begräbnisszene schneidet. Hier liegt übrigens ein kleines Problem, dass ich mit diesem Film habe: Der Schnitt ist ein wenig verwirrend: Beispielsweise arbeiten wir eine halbe Stunde auf den Tod Robertas hin, nur um dann all die Szenen des Vaters, der davon erfährt wegzulassen und gleich auf einen Sarg zu cutten, von dem ich ziemlich lange nicht wusste, wer denn da jetzt drin liegt. Dies kann allerdings von zwei Seiten gesehen werden: Entweder ist es ungeschickt und verwirrend oder es ist brillant und hält den Zuseher gezielt hin. Ich habe es wie ersteres aufgefasst, aber auf einige wird es wahrscheinlich eindrucksvoll wirken.
Um die große Depression noch ein wenig düsterer zu gestalten, bekommen wir als Schauplatz ein vernebeltes Venedig, in dem keinen einzigen Tag die Sonne zu scheinen scheint :cry: und einen Soundtrack bestehend aus einem unheimlichen Kinderchor.
Jetzt könnte man sagen: Aber hey, die Italiener machen doch oft Filme mit deprimierenden Storys, jedoch sind diese Filme dann durch spaßige Charaktere, ulkige Situationen, Übertreibungen, sinnlose Sex-Szenen und ansehnliche Effekte doch eher witzig anzusehen. Dieser aber nicht! Jede Figur, allerhöchstens den einen Reporter ausgenommen, ist todernst. Ein abgemagerte Lazenby und eine verzweifelte Strindberg spielen ihre Hauptrollen seriös und mitreißend, die Nebenrollen derweil sind ernst zu nehmen und düster. Der Film ist wahnsinnig deprimierend, übertreibt aber nicht wie beispielsweise der „New York Ripper“ (Letzte Einstellung: Kleines weinendes Mädchen, welches Krebs hat und gerade Vollwaise geworden ist. :shock: ), was ihn nur noch ernst zu nehmender macht. Die Effekte sind gut, aber nicht wirklich erinnerungswürdig (das Ende des Killer vielleicht ausgenommen); Sexszenen gibt es, diese werden aber entweder mit Bildern Robertas in Gefahr untermalt oder durch eine weinende Strindberg unangenehm gemacht. :shock: :( :cry:
Da ich gerade über die Hauptcharaktere sprach: Noch eine Tatsache, die den Film viel bedrückender als die meisten anderen Gialli macht: In der Regel haben wir in diesen Filmen einen Helden, der den Killer entweder suchen muss, da beispielsweise er verdächtigt wird („Das Geheimnis des gelben Grabes“); oder einen Helden, der den Killer aus Neugier („Profondo Rosso“) oder beruflichen Interesse („Time to kill, Darling“) sucht. Egal was seine Motivationen sind, der Held kann immer entweder gewinnen oder verlieren: Gewinnen indem er seine Unschuld beweist oder seine Neugierde befriedigt, verlieren indem er seine Unschuld nicht beweist oder vom Killer getötet wird. Hier liegt die Sache anders: Der Held kann nichts mehr verlieren, weil das Kostbarste ihm schon genommen wurde und zu gewinnen hat er aber auch nichts. Egal was er anstellt, ob er den Mörder am Ende schnappt oder nicht, die traurige Ausgangssituation des toten Kindes bleibt so oder so. Und wenn dies dem Zuseher bewusst ist, ist „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ recht schwer durchzustehen. :cry:
Fazit: Aldo Lado will mit diesem Film offenbar bedrücken und nicht unterhalten. Obwohl der Film hier und da ein wenig verwirrend ist, erreicht Lado sein Ziel 100%. Durch seine intelligente Regie und einige gute Darsteller wurde der Streifen zu einer düsteren Tragödie, die keinen Silberstreifen entdecken lässt. 8/10 :cry: :thup: (So traurig, dass ich mich mit dummen James-Bond-Referenzen bei Laune halten muss, während ich darüber nachdenke wie Lazenby den geheimnisvollen Killer im Dienst seiner toten Tochter, mit dem Ziel ihren Mörder zu schnappen, sucht und dabei anders vorgeht als manch jemand es täte – yippie!!! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: )
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von purgatorio »

DrDjangoMD hat geschrieben:(...)(So traurig, dass ich mich mit dummen James-Bond-Referenzen bei Laune halten muss, während ich darüber nachdenke wie Lazenby den geheimnisvollen Killer im Dienst seiner toten Tochter, mit dem Ziel ihren Mörder zu schnappen, sucht und dabei anders vorgeht als manch jemand es täte – yippie!!! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: )
:mrgreen: absolut großartig, Doc2 :nick: :thup: super Idee :kicher:
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von buxtebrawler »

Danke für deine Kritik, Wortakrobat Doc2. Ist ja tatsächlich noch ein Punkt mehr geworden (von 7 auf 8/10). Ich schätze, dass über dem Film eine düstere Melancholie liegt? Sowas mag ich ja. Ich sollte den endlich mal gucken.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von Adalmar »

firetrain hat geschrieben:In den unendlichen Weiten des WWWs lassen sich doch tatsächlich Volldeppen finden, die rumposaunen, das Aldo Lado reichlich von DON'T LOOK NOW aka WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN geklaut hätte. Schade nur, das es genau andersrum ist, denn THE CHILD ist satte zwei Jahre vor DON'T LOOK NOW entstanden!
Merke: Wenn ein britischer bzw. amerikanischer und ein italienischer Film dasselbe Thema oder ähnliche Motive haben, ist immer der italienische Film das Plagiat, egal, wie viel früher er entstanden ist. :mrgreen:
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purgatorio
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von purgatorio »

Adalmar hat geschrieben: Merke: Wenn ein britischer bzw. amerikanischer und ein italienischer Film dasselbe Thema oder ähnliche Motive haben, ist immer der italienische Film das Plagiat, egal, wie viel früher er entstanden ist. :mrgreen:
:mrgreen: das gehört jetzt offiziell in die große Deliria-Zitate-Sammlung. Soviel Weißheit in einem Satz!
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von buxtebrawler »

Italo-Regisseur Aldo Lado erschuf mit seinem nach dem doch eher dem Mystery-Thriller-/Horror-Bereich zuzuordnenden „Malastrana“ zweiten Spielfilm „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ im Jahre 1972 einen relativ eindeutig als Giallo erkennbaren Film in italienisch-deutscher Koproduktion. Bildhauer Franco (Ex-„James Bond“ George Lazenby, „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) lebt von seiner Frau (Anita Strindberg, „Your Vice is a Locked Room and Only I Have the Key“) getrennt in Venedig. Seine kleine Tochter Roberta (Nicoletta Elmi, „Profondo Rosso“) kommt ihn besuchen, wird jedoch kurz darauf umgebracht. In verzweifelter Trauer macht sich Franco auf, den Mörder zu finden...

„The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ beginnt mit einer Rückblende ins Jahr 1968, in dem in einem Skigebiet ein junges Mädchen Opfer eines sich hinter einem Schleier verbergenden Mörders wird, um anschließend im Venedig des Jahres 1972 einzusteigen. Die Szenen, die das glückliche Vater-Tochter-Verhältnis zeigen, werden in wunderschön sowohl mit künstlichem als auch dem natürlichen Sonnenlicht ausgeleuchteten Bildern, die die unbeschwerte Lebenskultur der romantischen Stadt zeigen, eingefangen. Doch nach dem Mord an Roberta verändert sich die Optik des Films. Wirkte der überragende „Malastrana“ wie eine Liebeserklärung an die „goldene Stadt“ Prag, scheint Lado mit Venedig das genaue Gegenteil vorzuhaben: In gedeckten Farben entromantisiert er die Lagunenstadt und inszeniert sie als einen Ort der Trauer und Tristesse, des sterbenden Lebensmuts, der düsteren Schatten und schmutzigen Gassen. Diese atmosphärische Meisterleistung, das Erzeugen dieser unwirtlichen Stimmung, ist die größte Stärke des Films, der als Giallo überwiegend mehr zum Krimi denn zum Psycho- oder gar Horror-Thriller tendiert, wenngleich die subjektive Kameraführung aus Sicht des Mörders für sehr unheimliche Momente sorgt.

Untermalt von einem zwischen fröhlich und enervierend pendelndem Kinderchor-Soundtrack des Maestros Ennio Morricone und mit einer schön wie selten erscheinenden Anita Strindberg als Augenschmaus und subtilen Erotikfaktor versehen, wird der Zuschauer Zeuge eines souverän aufspielenden, jegliche Erinnerungen an „James Bond“ hinter sich lassenden Lazenbys, den das Drehbuch verzweifelt und kraftzehrend von Indiz zu Indiz, von Nebendarsteller zu Nebendarsteller und von Ort zu Ort hetzen lässt, getrieben von nur noch einem einzigen Lebensinhalt. Dies geschieht intensiv und konsequent ernst genug, um ein empathiebegabtes Publikum die geringe Anzahl an Morden und den generell niedrigen Gewaltfaktor des Films, der sich wenig exploitativ gibt, schnell verzeihen zu lassen und mit einer deprimierenden Handlung zu fesseln. Leider – und das ist wiederum die größte Schwäche des Films – hat man letztlich kein wirklich starkes, überzeugendes Finale zu bieten, so dass „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ in erster Linie als ungewohnte Konfrontation mit den dunklen Seiten Venedigs, als trauriges Kriminaldrama italienischer Handschrift, im Gedächtnis bleibt, während die Auflösung hingegen womöglich schnell verdrängt werden wird. Damit wirkt Lados Film etwas unrund, die Geschichte nicht 100%ig ausgegoren, was eine italophile Zielgruppe, die diese Art von Filmen bzw. ihre Regisseure, Kameraleute und Komponisten in erster Linie für ihre Ästhetik schätzt, aber nicht sonderlich tangieren dürfte. Zudem scheint „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ recht deutlich Inspirationsquelle für den populäreren „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ gewesen zu sein, dessen eigene Kreativleistung sich dadurch relativiert.

Allein schon wegen der rothaarigen, unter tausenden Kindern unverkennbaren Göre Nicoletta Elmi als ausnahmsweise einmal ganz normales Mädchen sehenswert.
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Re: The Child - Chi l'ha vista morire? - Aldo Lado

Beitrag von horror1966 »

The Child - Die Stadt wird zum Alptraum
(Chi I'ha vista morire)
mit George Lazenby, Anita Strindberg, Adolfo Celi, Dominique Boschero, Peter Chatel, Piero Vida, Jose Quaglio, Alessandro Haber, Nicoletta Elmi, Rosemarie Lindt, Carlo Hollesch, George Willing, Vittorio Fanfoni
Regie: Aldo Lado
Drehbuch: Francesco Barilli / Massimo D'Avak
Kamera: Franco Di Giacomo
Musik: Ennio Morricone
ungeprüft
Deutschland / Italien / 1972

Venedig, die romantische Lagunenstadt, wird vom Hauch des Todes umweht! Eine Serie schrecklicher Morde, ausgeführt von einer geheimnisvollen, verschleierten Frau, verwandelt die Stadt in einen Hexenkessel aus Angst, Gewalt und Mord. Der offenbar geistesgestörte Killer ist überall - er (?), sie (?) lauert im Hinterhalt und schlägt erbarmungslos zu! Franco (George Lazenby), ein in Venedig lebender Bildhauer, erhält Besuch von seiner kleinen Tochter (Nicoletta Elmi), die bei ihrer Mutter (Anita Strindberg) lebt. Doch die Freude über den Besuch ist nur von kurzer Dauer: Am nächsten Morgen treibt das Kind tot in einem Kanal. Wie ein Besessener und blind vor Trauer beginnt Franco, sich auf die Suche nach dem Mörder zu machen, der die Lagunenstadt in Angst und Schrecken versetzt...


Venedig ist der Schauplatz dieses Giallo's aus dem Jahre 1972, der einen eher ruhigen Vertreter seiner Zunft darstellt. In der Hauptrolle ist ein überzeugender George Lazenby zu sehen, der auf eigene Faust den Mörder seiner kleinen Tochter suchen will und dabei mehrmals selbst in äußerst brenzlige Situationen gerät. Regisseur Aldo Lado beginnt seine Geschichte mit einem Rückblick in das Jahr 1968, in dem der Zuschauer Zeuge eines Kinder-Mordes wird, der erst im späteren Verlauf der Geschichte eine besondere Gewichtung erfährt, am Anfang jedoch noch keine Zusammenhänge mit den weiteren Ereignissen erkennen lässt. Und so entwickelt sich ein herrliches Puzzle-Spiel, in dem sich dem Zuschauer mit der Zeit immer wieder Verdächtige präsentieren, denn Lado hat es absolut erstklassig verstanden, mehrere mögliche Mörder zu offerieren, die einen immer wieder auf falsche Fährten führen, bevor sich erst kurz vor dem Ende der wahre Täter zu erkennen gibt. Dadurch baut sich von Beginn an ein stetig ansteigender Spannungsbogen auf, der in Kombination mit der exzellenten Grundstimmung des Szenarios für ein erstklassiges Filmerlebnis sorgt.

Eine große Stärke des Filmes ist sicherlich der sehr gelungene Soundtrack von Ennio Morricone, der hauptsächlich aus Kinderliedern besteht. Dadurch erhält das Geschehen einerseits eine kindlich naive Note, entpuppt sich jedoch andererseits durch die Ereignisse gleichzeitig als sehr bedrohlich. Es entsteht ein Gefühl der Beklemmung, das einen selbst wie eine zusätzliche Haut ummantelt, aus der man sich unmöglich befreien kann. Die vielen von Lado gelegten Fährten weisen gar nicht einmal in eine falsche Richtung, denn eigentlich sämtliche Verdächtige haben in irgendeiner Weise mit den Geschehnissen zu tun und sind tief in das dargestellte Puzzle verstrickt, das streckenweise undurchdringlich erscheint. Erst nach und nach löst sich langsam der dichte Knoten und immer mehr Details kommen zum Vorschein, die auch die Motive des Mörders offen legen. Im Gegensatz zu etlichen anderen Genre-Vertretern lebt "The Child" nicht unbedingt von reißerisch dargestellten Passagen, die vorhandenen Kills werden zumeist eher etwas unblutig dargestellt. In erster Linie ist es vielmehr die extrem dichte Atmosphäre, die den Zuschauer hier ganz unweigerlich in ihren Bann zieht.

Dazu trägt auch der mit der Stadt Venedig absolut perfekt ausgewählte Schauplatz bei, denn insbesondere die in der Nacht spielenden Sequenzen in den menschenleeren Gassen entfachen ein Höchstmaß an Intensität, die sich fast zwangsläufig auch auf den Betrachter überträgt. Fast durchgehend ist dabei eine äußerst unheimliche Note zu verspüren die über den Ereignissen schwebt und jederzeit für absoluten Nervenkitzel sorgt. Trotz einer fast schon bedächtigen Erzählweise entfaltet das Szenario stellenweise eine ungeheure Wucht und schreitet immer mehr auf einen furiosen Showdown zu, in dem sich der Täter und der Vater gegenüberstehen. Aldo Lado hat es nahezu perfekt verstanden, seiner Geschichte immer wieder diverse Steigerungs-Momente zu verleihen, wodurch die Konzentration des Zuschauers ganzzeitig aufrecht erhalten wird. Immer tiefer taucht man in die teils mysteriösen Geschehnisse ein und fiebert regelrecht der Auflösung des Rätsels entgegen, das sich einem hier präsentiert.

Insgesamt gesehen kann "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" in wirklich allen Belangen überzeugen, denn hier handelt es sich um einen atmosphärisch äußerst dichten Giallo, der mit einem vollkommen überzeugenden George Lazenby in der Hauptrolle besetzt ist. Ein phasenweise wunderbar ineinander verschachteltes Szenario lädt regelrecht zum mitraten ein und macht den Betrachter zu einem Hobby-Detektiv. Untermalt wird das Ganze von einem brillanten Score, der vor allem in psychischer Hinsicht seine Spuren hinterlässt. Denn aufgrund der vorhandenen Thematik eines Kinder-Mordes erscheinen die eher fröhlichen Kinderlieder sehr beklemmend und erfüllen einen mit dem Gefühl äußerster Beklemmung, die man erst lange nach der Sichtung des Filmes endlich abstreifen kann. Alles zusammen genommen kann man hier nur eine dicke Empfehlung aussprechen, die sich aber längst nicht nur auf die Genre-Liebhaber bezieht, denn dieser Film dürfte im Prinzip für jeden beste Unterhaltung bieten.


Fazit:


Im Gegensatz zu etlichen anderen Genre-Beiträgen präsentiert sich mit "The Child" ein eher ruhiger Vertreter, der jedoch gerade aus diesem Aspekt seine Stärke bezieht. Gutes Schauspiel, eine jederzeit interessante-und spannende Geschichte und ein teils dichtes Verwirr-Spiel lassen die Zeit wie im Flug vergehen und sorgen für einen herrlich atmosphärischen Beitrag des italienischen Kinos, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


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