Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Moderator: jogiwan

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sergio petroni
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von sergio petroni »

Ich könnte mir vorstellen, daß "Green Room" auf
der großen Leinwand um einiges brachialer daherkommt,
als auf dem heimischen Bildschirm. Nichtsdestotrotz handelt
es sich bei dem Streifen von Jeremy Saulnier auch zuhause um
packende und eiskalte Unterhaltung.
Das versiffte Redneck-Nazi-Milieu ist deprimierend gut dargestellt.
Verroht in Wort und Tat, heruntergekommen im Materiellen und
im Geistigen. Da hat es die aufrechte Punkband schwer, dagegen zu
bestehen.
Knallhart und schnell, allerdings nicht unbedingt
an einem Familienabend empfehlenswert.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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jogiwan
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von jogiwan »

Eine erfolglose Punk-Band, die in einer abgelegenen Gegend vor Nazi-Skinheads ein Konzert gibt und Zeuge eines Mordes wird, ist ja der Aufhänger für einen der besten Terror-Filme der letzten Jahre, der wirklich den Geist von John Carpenters Klassiker „The Assault“ atmet. Im Falle von „Green Room“ ist die Spannung ja schon bei Betreten der Location förmlich körperlich spürbar, die Band am denkbar falschen Ort und was danach passiert ist funktionales Terrorkino, das bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt. Ein falscher Moment lässt alles kippen und während sich die Band im Backstage-Raum in der Defensive befindet und noch andere Dinge entdeckt, haben auch die gewaltbereiten Nazis keinen richtigen Plan, wie sie mit den Zeugen und der Gesamtsituation umgehen sollen. Also keine idealen Voraussetzungen für die junge Band um den nächsten Tag unbeschadet zu erleben. Dabei wird die Spannungsschraube so derart angedreht, dass es im Karton nur so wackelt und auch in Punkto Härte gibt sich „Green Room“ wenig bescheiden und schockt den Zuschauer mit allerlei hässlichen Dingen. Regisseur Jeremy Saulnier überrascht auf der anderen Seite aber auch mit einer gelungenen Inszenierung, interessanten Figuren, mit denen man gerne mitfiebert und einer flott und schnörkellos erzählten Geschichte, die glaubhaft wirkt und dennoch bis zum Ende unberechenbar bleibt. Brachiales Terrorkino, das sein Geschehen, die Ausweglosigkeit und seine Brutalität dem Zuschauer förmlich körperlich spürbar macht und meines Erachten extrem gelungen ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Arkadin
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von Arkadin »

Ja, wirklich sauspannend und sehr bedrohlich. Da läuft es einem mehrmals kalt den Rücken runter. Die grafische Gewalt wird auch überraschend nebenbei abgehandelt und steht nicht exploitativ im Vordergrund. Gespickt mit hervorragenden Schauspielern (die einem wahlweise sehr sympathisch oder eben extrem unsympathisch/beängstigend vorkommen), einen fies-düsteren Atmosphäre und dem abgefuckten Club in der Mitte von Nirgendwo als Hauptschauplatz, macht der Film sehr viel richtig. Was mir etwas aufgestoßen ist, ist die Belanglosigkeit. Daraus, dass die Bösewichte Nazis und die nette Band Punks sind, wird so gar nichts gemacht. Die Schurken hätten auch normale Drogendealer, Terroristen, Spione, Biker oder was weiß ich sein können, ohne das man die Story hätte umschreiben müssen. So wirken die Nazis eher wie Gimmicks, denn Teil der Handlung. Ich finde, da hätte man schon etwas politisch werden können. Dieser Aspekt wird bei "Green Room" aber völlig ausgespart.
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 25.06.2021 bei Leonine noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

Bild
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

Extras:
- 5 Featurettes
- Trailer
- Trailershow

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von Blap »

Gestern geschaut. Gerade hier gelesen, Anton Yelchin ist bereits 2016 verstorben. :(

"Green Room" überzeugt mit seiner finsteren und räudigen Atmosphäre. Die Darstellungen der Gewalt muten recht bodenständig an, es wird nicht übertrieben gesplattert, gerade deswegen wirkt das Treiben unbequemer, fühlt sich realer an. So verläuft das Finale eher unspektakulär, ich habe mit einem boshafteren Ende gerechnet. Aber so wie es ist, ist es ebenfalls gut.

7,5/10
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Re: Green Room - Jeremy Saulnier (2015)

Beitrag von buxtebrawler »

„Es gibt eine Tote!“ – „Trotzdem müssen die Bücher stimmen.“

Der dritte Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors Jeremy Saulnier („Blue Ruin“) ist der erneut für ein Genre-Publikum gedrehte Thriller „Green Room“, der dieses jedoch mit einem harten Realismus konfrontiert. Der 2015 erschienene Film lässt eine kleine Punkband in einen brutalen Konflikt mit einer Bande Neonazis geraten.

„Das hier ist ein Flächenbrand!“

Die Punkband „The Ain’t Rights“, bestehend aus Pat (Anton Yelchin, „Hearts in Atlantis“), Sam (Alia Shawkat, „The Runaways“), Reece (Joe Cole, „Vor ihren Augen“) und Tiger (Callum Turner, „Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn“), befindet sich auf einer US-Tour und gibt einem Punk namens Tad (David W. Thompson, „Win Win“) ein Interview fürs College-Radio. Der von ihm organisierte Gig wird jedoch ein Reinfall. Es gibt böses Blut und die Tour steht auf der Kippe. Als Wiedergutmachung macht Tad ein Konzert irgendwo in den Wäldern Oregons klar, wo sein Cousin einen Laden mitbetreibt. Doch dieser ist Teil der örtlichen Neonazi-Szene, entsprechend setzt sich das Publikum zusammen. Die Band zieht ihren Auftritt trotzdem durch und setzt mit dem Dead-Kennedys-Cover „Nazi Punks Fuck Off“ ein deutliches Zeichen. Als sie anschließend die Szenerie verlassen wollen, finden sie eine Leiche im Backstage. Damit werden sie zu höchst ungebetenen Zeugen, zumal in der Lokalität auch weitere Straftaten stattfinden und man dort keinerlei Polizei gebrauchen kann. Als der Mörder die Bandmitglieder bedroht, überwältigen diese ihn zusammen mit dem Renee Amber (Imogen Poots, „28 Days Later“) und verschanzen sich im Backstage. Dies ruft den Besitzer und Kopf der Nazibande Darcy (Patrick Stewart, „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“) auf den Plan, der alles daransetzt, dass keiner der Punks lebend sein Grundstück verlässt…

„Ich bleib‘ bei den Misfits.“

Die wunderschönen Landschaftsaufnahmen zu Beginn wiegen in falscher Sicherheit und kontrastieren das Grauen, das sich abspielen wird. Passend zum Titel ist grün die dominierende Farbe in der Bildgestaltung. Im Gegensatz zu anderen Filmemachern, die Punks in ihren Filmen (gern auch exploitativ) karikieren oder sich mangels Kenntnis der Subkultur in Klischees suhlen, gelingt Saulnier eine realistische Zeichnung der Band, ihres Auftretens und Verhaltens. Auch die Musik wirkt authentisch. Die Stimmung ist nicht überdreht, sondern unangenehm, düster und zunehmend beklemmend und nervenaufreibend, letztlich gar nihilistisch. Für die Konzertszenen arbeitet Saulnier (bzw. seine Postproduktion) mit Zeitlupen; weitere Verfremdungen gibt es nicht bzw. verwenden sie derart subtil eingesetzt, dass sie nicht gleich ins Auge stechen.

„Ich will hier nicht sterben neben dir!“ – „Dann lass es...“

Die eigentliche Bedrohung beginnt erst nach dem Gig mit dem Fund der Leiche. Für die Polizei wird eine Messerstecherei als Vertuschungsversuch fingiert und den Punks eine Falle zu stellen versucht, auf die diese nicht hereinfallen. Die Belagerungssituation ist die Folge. Das Licht fällt aus und Darcy verhandelt rhetorisch überaus geschickt mit den Punks durch die geschlossene Tür. Wer eventuell fürchtet, von nun an handle es sich um ein dialoglastiges Kammerspiel, sieht sich getäuscht: In einer besonders krassen Szene reißt der Mörder einem der Punks beinahe die Hand ab. Kampfhunde und ein Mördertrupp werden auf die unwillkommenen Gäste gehetzt, es gibt Verluste auf beiden Seiten. Was hinter dem initialen Mord steckt, klärt sich dabei erst relativ spät.

„Green Room“ ist hochspannend und actionreich inszeniert, zudem sehr gut geschauspielert. Seine angespannte Stimmung und Härte erhält er bis zum Schluss aufrecht und bleibt ein grober, rüder Terror-Thriller. Neben manch Film subkulturellen Inhalts dürfte Saulnier Carpenters „Das Ende“ gesehen – und durchdrungen – haben, um davon inspiriert aber etwas mit eigener Handschrift zu kreieren. Und das ist überaus gelungen! Klare Empfehlung für Connaisseusen und Connaisseure dreckiger Indie-Thriller.

R.I.P. Hauptdarsteller Anton Yelchin, der 2016 gerade einmal 27-jährig bei einem Unfall verstarb.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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