Platz 14 Diverses: „Winner takes all“ (Barry Lang, Simon May, Guido und Maurizio de Angelis) aus „Piranha II – Die Rache der Killerfische”
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Wir nähern uns recht vorsichtig an den unausweichlichen de-Angelis-Marathon an und zwar mit einem Song, für den sie sich die Verantwortung mit einigen anderen Persönlichkeiten teilen, „Winner takes all“ aus Antonio Margheritis „Piranha II – Die Rache der Killerfische“. Während der Vorspann nur zurückhaltend mitteilt, dass die Musik von den beiden de Angelis Brüdern stammt (unter ihren richtigen Namen), weiß der Abspann über den Song zu berichten, dass an seiner Komposition neben Guido und Maurizio auch die Herren Barry Lang und Simon May beteiligt waren.
Über Barry Lang ließ sich recht wenig herausfinden. Alles, was ich in Erfahrung bringen konnte war, dass er in den 80ern und 90ern Presenter bei einem irischen Radiosender war, bevor er die Musikbranche verließ, um Pilot zu werden (Hätte er statt bei „Winner takes all“ bei „Flying through the air“ mit Guido und Maurizio kollaboriert hätte ich mich über die Ironie gefreut… ). Simon May hingegen scheint in der britischen Musikbranche als Komponist recht etabliert zu sein. Die beiden britischen Songschreiber gesellten sich wohl aufgrund des Co-Produktions-Status von "Piranha II" zu Guido und Maurizio.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Lyrics, welche die beiden Italiener selbst dichten, häufig durch eine sympathische Einfachheit und Reime, die nicht zwangsläufig über einen Sinn verfügen, auszeichnen, würde ich vermuten, dass für den heutigen Songtext einer der beiden Briten zuständig war. Bei den Reimen hält er sich stark zurück, aber als Ausgleich bekommen wir ein paar schöne Formulierungen wie „the loneliness we feel in a crowded room of strangers“, die mir sehr gefallen.
Instrumental könnten Guido und Maurizio dafür mit Simon May zusammengearbeitet haben. Das flotte Intro mit der kreischenden E-Gitarre erinnerte mich ein wenig an die de Angelisse, während die Geigen, die später einsetzen, eher nicht zu ihren bevorzugten Instrumenten gehören. So bekommen wir ein Lied, das sich einerseits ohne weiteres in ihre Diskographie einordnen lässt, aber doch auch einige abwechslungsreiche Besonderheiten beinhaltet (ich mag Geigen).
Was der Seriosität des Liedes ohne Zweifel zu Gute kommt ist, dass die beiden Italiener diesmal auf das Singen – zugunsten der soulvollen Stimme von Amii Stewart – verzichteten. Mit Amii hatte Margharitis obskures „Piranha“-Rip-Off einen ziemlichen Star der damaligen Disco-Szene mit an Bord. 1979 – dem Erscheinungsjahr von „Piranhas II“ – hat sie mit „Knock on Wood“ die Charts ziemlich regiert. Co-Produzent dieses Songs war übrigens niemand anderes als unser alter Freund Simon May, was der Grund für ihre Beteiligung sein könnte. Obwohl der Song nicht ganz nach meinem Geschmack ist (Ich hatte eigentlich gehofft, dass es sich um ein Cover von dem hier handelt: https://www.youtube.com/watch?v=0ZWCSEoBpCw, war leider nicht der Fall), amüsiert es mich zumindest, dass Amii „Light my fire“ gecovert hat: https://www.youtube.com/watch?v=xzmTDaLXbe0
Anyway, ihre Stimme macht „Winner takes all“ zu einem ziemlich coolen Song. Fast schon ein wenig zu cool. Wenn ich ihn höre erwarte ich jedenfalls alles andere, als einen exploitativen italienischen Horrorfilm über Killer-Piranhas. Ich war immer der Meinung, dass sich das Lied im Vorspann eines James Bond Filmes viel wohler gefühlt hätte. Das war immer meine Meinung und bei meiner Recherche zu dem Lied bin ich draufgekommen, dass ich mit dieser Meinung wohl nicht mal allein stehe. Wenn man „Winner takes all Amii Stewart“ in Youtube eingibt findet man dieses Video, wo jemand das Lied über Bilder von 007 gelegt hat: https://www.youtube.com/watch?v=hcidVWP7wkc
Um jedoch fair zu bleiben: So unpassend das Lied für die Thematik des ganzen Filmes scheinen mag, den Vorspann hätte es nicht perfekter untermalen können: Während diesem wird die Flucht einer Gruppe Einbrecher gezeigt, deren spektakulären Coup wir in der vorigen Szene gesehen haben. Da ihr Auftraggeber zur selben Zeit um Geld spielt, passt die ganze Glückspiel Metaphorik des Songs („winner takes all“) natürlich wunderbar. Leider hat das Sound Design das Volumen des Titelsongs nur immer in Dialog-Passagen während des Vorspanns runter und danach wieder rauf gedreht. Das wirkt etwas störend, aber zum Trost bleibt ja noch der Abspann, in dem wir das Lied in seiner ganzen tönenden Glorie genießen können.
Platz 14 Western: „Maybe one, maybe nine“ (Berto Pisano, Fred Bongusto) aus „Von Django mit den besten Empfehlungen“
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„Maybe one, maybe nine“ ist einer der am unfreiwillig komischsten Songs, die ich kenne. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie die Qualität der Lyrics von Zeile zu Zeile kontinuierlich absinkt. Es beginnt mit einem ziemlich tollen Bild: „When the light of the rainbow is gleaming down.“ – Großartig! Nach so einem tollen Einstieg erwartet man sich gleich einen atemberaubenden Song voll philosophischer Metaphern und lyrischer Ästhetik!
Dass man diesen wohl doch nicht bekommen wird, lässt sich dann leider schon in den nächsten Zeilen erahnen: „There’s a man, who is waitin‘ for a man [Wortwiederholung]; but reason, you don’t know, he wants to kill a man [nicht grammatikalisch korrekt – Auf einer russischen Internetseite, welche die englischen Lyrics des Songs enthält, lautet die Stelle zwar fehlerfreier „The reason you don’t know,…“ Allerdings hat sich der Sänger eindeutig nicht an besagte russische Seite gehalten.].
Die Frage, ob der Songtext nach dieser leichten Enttäuschung noch zu retten ist, erübrigt sich, sobald der Schreiber in den nächsten Zeilen vollkommen aufgibt und sich allem Anschein nach darauf beschränkt, die letzte Mathematikhausaufgabe seines achtjährigen Töchterleins abzuschreiben: „Maybe one, maybe two or maybe three, maybe four, maybe five, or maybe seven, maybe seven, maybe nine, he wants to kill a man.“ Da besagtes Töchterlein offenbar nicht besonders gut in Mathematik war, bekommen wir eine sehr seltsame Zählweise. In dieser sind die Zahlen „6“ und „8“ nicht existent, während die Zahl „7“ für zwei verschiedene Werte stehen kann.
Hier möchte ich die ironische Tatsache anmerken, dass dieser Song, der dem Protagonisten einen Body Count von vielleicht einem, vielleicht zwei, vielleicht drei, vier, fünf, sieben, sieben oder vielleicht neun zuschreibt, für einen Film geschrieben wurde, in dem der Protagonist für
Nach seinem numerischen Exkurs bietet der Song keine neuen Textzeilen mehr, stattdessen beschränkt sich der Sänger darauf, die Phrase „Maybe, he wants to kill a man.“ mehrmals zu wiederholen. Dabei legt er jedoch immer auf das „Maybe“ eine Betonung, die irgendwie fehl am Platz wirkt. Die Tötung eines Mannes (und vielleicht auch einiger mehr – aber nur vielleicht! ) ist zweifellos mit einigen Gewissenskonflikten verbunden, der Eindruck, welchen der Song vermittelt, spricht allerdings weniger von solchen moralischen Bedenken und mehr von einem einfach nur unschlüssigen Revolverhelden. Das betonte „Maybe“ lässt eher vermuten, dass sich unser Held unsicher ist, ob er es sich wirklich antun will, mordend seine Waffe zu ziehen, sie könnte ja schmutzig sein oder so. Dann hat er heute auch noch vergessen sich Watte in die Ohren zu stopfen und dabei hasst er doch diese lauten Knalls, welche die Schießeisen immer machen. Und überhaupt und außerdem müsste er im schlimmsten Fall dann auch noch die Leiche seines Kontrahenten vergraben, wobei er sich einen Sonnenbrand holen könnte… Hach, Tötungen sind so umständlich, vielleicht sieht er doch davon ab.
Die Möglichkeit zu solchen Weiterdenkungen der Lyrics macht den Song zu einem ziemlichen Vergnügen, welches ihn für mich wesentlich unterhaltsamer werden lässt, als die anderen Italowestern-Lieder aus dem Munde des Sängers Fred Bongusto. Auch hat der gute Fred – wie nicht anders zu erwarten ein gebürtiger Italiener – eine sehr sympathische Weise, das „two“ auszusprechen – bei ihm klingt es eher, wie „duu“. Ich weiß auch nicht genau, warum ich mich über diese Kleinigkeit so sehr freue, aber ich betrachte sie als das i-Tüpfelchens eines ohnehin schon ausgesprochen spaßigen Songs.
In dem Wikipedia-Artikel über Fred ist übrigens angemerkt, dass er 2005 den Verdienstorden der italienischen Republik erhielt. Warum ist nicht genau spezifiziert. Naheliegend wäre, dass ihm seine politische Arbeit diese Ehrung einbrachte, für mich selbst will ich aber glauben, dass der damals amtierende Silvio Berlusconi einfach ein sehr sehr großer Fan von „Maybe one, maybe nine“ war.
Diesmal hatten wir zwar einen de-Angelis-Song, allerdings nur einen, wo sie lediglich Co-Komponisten und nicht mal die Sänger waren. Ich habe nun gemerkt, dass mir das eindeutig zu wenig ist! Nächste Woche dürfen wir uns daher auf einen „echten“ de Angelis Song freu… ach, was solls, nächste Woche dürfen wir uns daher auf zwei de Angelis So… immer noch zu wenig… nächste Woche dreimal de Angelis! In zwei als Gleichstand angeführten Komödien-Songs werden uns die Gebrüder von Verkehrsmitteln zur Luft und zu Lande erzählen während sie mit einem Western Song unser heute erhaltenes Zahlenwissen auch noch durch ein wenig Farbenlehre ergänzen werden…