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Re: High Rise - Ben Wheatley (2015)
Verfasst: Di 28. Nov 2017, 19:54
von McBrewer
Arkadin hat geschrieben:@Dän: Mochtest du den "Crash"? Vorlage vom selben Autoren und ich fand in der Figurenzeichnung durchaus vergleichbar... kalt.
Natürlich mochte ich den, jedenfalls die Cronenberg Verfilmung. Da konnte ich aber die Geschichte eher
greifen...wie kann ich es besser ausdrücken. Vielleicht: Ich bekam schneller Zugang, obwohl die Figuren ähnlich "kalt" waren.
Daher liegt es evtl nicht an der literarischen Vorlage, als vielmehr an der Filmischen Umsetzung ? I dont know
Re: High Rise - Ben Wheatley (2015)
Verfasst: Mi 29. Nov 2017, 13:34
von Salvatore Baccaro
Arkadin hat geschrieben:Vorlage vom selben Autoren
Die Vorlage ist übrigens, wie ich finde, äußerst gelungen (die Verfilmung kenne ich indes *noch?* kein bisschen.) Gerade der Rückfall der Bewohner des Hochhauskomplexes in tribalistische Strukturen, obwohl sie zugleich noch ihren täglichen Jobs nachgehen, - ein Punkt, der mich anfangs beim Lesen auch irritiert hat -, wird durch Ballards recht klare Sprache, die konsequenten Perspektivwechsel von Kapitel zu Kapitel sowie die sorgsam eingeflochtenen Erzähl-Ellipsen zwar vielleicht nicht *logisch* erklärt, aber doch beinahe physisch nachfühlbar.
Ich mochte den Roman sehr, auch wenn er natürlich zu keinem Moment solche literarischen Seiltänze aufführt wie ATROCITY EXHIBITION oder CRASH, dafür sich aber runterlesen lässt wie Butter: Ich hatte den an zwei heißen Nachmittagen letzten Sommer durch...
Re: High Rise - Ben Wheatley (2015)
Verfasst: So 2. Sep 2018, 07:20
von jogiwan
Irgendwie scheine ich mich ja lange vor „High Rise“ gedrückt zu haben und seit gestern gehöre ich auch eher zur Fraktion von Adalmar und Dän, die mit der Dystopie eher nicht so viel anfangen konnten. Dabei wären die Bilder und der Look eigentlich fantastisch und auch die Musik ebenfalls super, aber die Figuren und das Geschehen ließen mich ehrlich gesagt gänzlich unberührt. Außerdem fand ich es auch nicht so ideal, dass die Eskalationsstufe einfach übersprungen wurde und so befindet man sich nach kleineren Mietshaus-Reibereien in der ersten Hälfte in der zweiten auf einmal mitten in einer Allegorie aus erbitterten Klassenkampf, Kolonialisierung und einem Abgesang auf menschliche Werte, die an den Untergang vergangener Zivilisationen erinnern. Als Zuschauer ist das zwar bitterböse und schwarzhumorig anzusehen, aber kaum fesselnd und noch weniger nachzuvollziehen. Die unbequemen Wahrheiten des Lebens fand ich in „Snowpiercer“ z. B. wesentlich besser präsentiert und fesselnder erzählt. Hier hingegen setzt man eher auf Übersättigung durch ständige Reizüberflutung, schnellen Schnitten und Verstörung, was jedoch bei mir nicht funktioniert hat, da mir persönlich zumindest ein Charakter als Anknüpfpunkt gefehlt hat und ich vermutlich auch durch das schicke Interior ständig abgelenkt war. So war mir „High Rise“ auch zu bemüht kunstvoll als Kritik zum gängigen Kapitalismus konstruiert bzw. ein hübsch anzuschauendes Gedankenexperiment in wunderbar retro-futuristischer Kulisse, das trotzdem irgendwie entglitten zu sein scheint.