Das unheimliche Auge
(Le Foto di Giola)
mit
Serena Grandi, Daria Nicolodi, Vani Corbellini, David Brandon, George Eastman, Trine Michelsen, Karl Zinny, Lino Salemme, Sabrina Salerno, Capucine, Loredana Petricca, Beatrice Krüger, Marcia Sedoc
Regie:
Lamberto Bava
Drehbuch:
Gianfranco Clerici / Luciano Martino
Kamera:
Gianlorenzo Battaglia
Musik:
Simon Boswell
Ungeprüft
Italien / 1987
Gioia ist die Chefredakteurin des Erotik-Magazins «Pussycat». Im Swimmingpool ihrer Villa finden immer wieder einmal Photosessions statt. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wird ein Starmodel auf dem Nachhauseweg am Rande des Schwimmbeckens ermordet. Ein Zeuge berichtet Gioia davon, die Leiche scheint jedoch zunächst wie vom Erdboden verschwunden. Wenige Tage später wird ein weiteres Model auf grausame Art und Weise ermordet. Der Pussycat Verlag erhält mit der Post jeweils ein Photo der Leichen. Der Täter platziert die leblosen Körper immer vor ein riesiges Gioia-Plakat, bevor er sie fotografiert...
Dieser Spät-Giallo von Lamberto Bava erschien zu einer Zeit, als die Blütezeit dieser Filmart eigentlich schon beendet war und wird leider immer wieder etwas unter Wert bewertet. Sicher, es handelt sich hier ganz bestimmt nicht um ein absolutes Highlight des Genres, aber dennoch hat der Sohn von Regie-Legende Mario Bava eine größtenteils sehr spannende Geschichte auf den Weg gebracht die zwar auch kleinere Längen beinhaltet, insgesamt gesehen aber alles andere als ein echter Langeweiler ist, wie es einige Leute behaupten. Das eigentliche Problem dieses Filmes ist es viel eher, das ihm etwas die Ecken und Kanten fehlen, was sich leider ein wenig negativ auf die vorherrschende Grundstimmung auswirkt, die eigentlich nur selten eine so starke Bedrohlichkeit aufkommen lässt, wie man es aus etlichen anderen Genre-Vertretern her kennt. Das liegt insbesondere in den vorhandenen Schauplätzen begründet, die das Szenario insgesamt gesehen zu glatt erscheinen lassen. Ein großer Teil der Geschichte spielt sich beispielsweise in einer riesigen Villa ab, die von Chefredakteurin Giola (Serena Grandi) bewohnt wird, die in diesen pompösen Anwesen doch ziemlich verloren erscheint.
Zudem hat sich Bava etn wenig zu stark auf die Glitzerwelt der Models focusiert, was ja im Grunde genommen nichts Verwerfliches sein muss, doch die ständigen Einblicke in diverse Foto-Sessions hätte man durchaus kürzer halten können, nehmen sie doch einen nicht gerade kleinen Anteil der Gesamtspielzeit des Filmes ein. Man sollte allerdings fairerweise anmerken, das der Zuschauer einige sehr hübsche Frauen zu Gesicht bekommt, die auch nicht mit nackten Reizen geizen. Unter ihnen befindet sich zum Beispiel auch Sabrina Salerno, die vielen älteren Semestern auch noch als vollbusiges Popsternchen aus den 80er Jahren ein Begriff sein dürfte. Über genügend nackte haut und schöne Frauen kann man sich also wirklich nicht beschweren, was allerdings wie schon erwähnt ein wenig auf Kosten der Atmosphäre geht. Dabei ist diese doch in etlichen Passagen sogar äusserst dicht geraten und unterstützt den recht soliden Spannungsaufbau, jedoch sind da immer wieder diese kleinen Einbrüche, die man auf jeden Fall hätte vermeiden können.
Mir persönlich hat das eigentlich nicht sehr viel ausgemacht, denn als Gesamtpaket kann man dieses Werk ohne Weiteres als gut bezeichnen, zudem hat "Das unheimliche Auge" auch einige richtig gute Momente, womit ich nicht unbedingt die hübschen-und streckenweise nackten Damen meine, sonders dies vielmehr auf etliche spannende Passagen innerhalb des Filmes beziehe. So ist auch die Suche nach dem scheinbar psychophatischen Killer durchaus interessant in Szene gesetzt worden, der Zuschauer wird mit den schon fast oblgatorischen falschen Fährten des Öfteren in eine vollkommen falsche Richtung gelenkt, was die Identität des Mörders betrifft. Und auch die Motive sind eigentlich so gut wie gar nicht zu erkennen, lediglich der Aspekt das es sich um einen persönlcichen Rachefeldzug gegen Giola handelt, tritt ziemlich offensichtlich in den Vordergrund. Erst ganz kurz vor dem Ende kommt es dann zur endgültigen Preisgabe der Identität des verrückten Killers und diese kann man aufgrund der bis dahin stattfindenden Ereignisse schon als kleinen Überraschungsmoment ansehen, der nicht zwangsläufig vorhersehbar war.
So kann man dann auch insgesamt zu einem guten Gesamteindruck gelangen, denn auch in darstellerischer Hinsicht hat man schon weitaus Schlechteres zu Gesicht bekommen, als es in vorliegender Geschichte der Fall ist. Wunderdinge sollte man jedoch nicht erwarten, den insbesondere die weiblichen Akteure bestechen vor allem durch hübsches Aussehen und nicht unbedingt durch oscarreife Schauspielleistungen. Trotzdem bewegt man sich auf solidem Niveau und das ist ja viel mehr, als manch anderer Film zu bieten hat. Lamberto Bava kann mit diesem Giallo also auf keinen Fall an die Genialität seines berühmten Vaters herankommen, hat aber einen insgesamt doch überdurchschnittlich guten Vertreter kreiert, an dem man als Fan des Genres jederzeit seine Freude haben kann. Langeweile konnte ich persönlich jedenfalls nicht feststellen, lediglich die streckenweise etwas zu focusierte Darstellung der Glitzerwelt in der Model-Branche erscheint etwas störend und hätte etwas kürzer ausfallen können.
Fazit:
"Das unheimliche Auge" ist keinesfalls der schlechte Film, den man aufgrund diverser Kritiken vermuten könnte. Sicher, ein Meisterwerk ist hier ganz bestimmt nicht entstanden, aber immerhin ein interessanter-und spannender Vertreter seiner Art, in dem nur etwas zuviel Wert auf Nebensächlichkeiten wie gutes Aussehen und nackte Haut gelegt wurde. Dennoch wird man kurzweilig und spannend unterhalten, so das ich diesen Film auf jeden Fall empfehlen kann.
7/10