Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Fr 17. Sep 2021, 08:36
von buxtebrawler
„Sex Education“: Neuer Trailer zur dritten Staffel der Netflix-Serie
Neue Folgen kommen am Freitag
Am morgigen Freitag (17. September 2021) geht bei Netflix nach einer gefühlten Ewigkeit „Sex Education“ mit der dritten Staffel weiter. Damit das auch niemand vergisst – und damit die Zuschauer auch an die neusten Entwicklungen erinnert werden – hat der Streaming-Dienst heute noch einen neuen Trailer veröffentlicht.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Fr 8. Jul 2022, 14:39
von buxtebrawler
„Sex Education“: Darstellerin der ersten Stunde kündigt ihren Ausstieg an
Netflix-Serienhit wird mit vierter Staffel fortgesetzt
Netflix hat seinen Serienhit „Sex Education“ bereits im vergangenem Herbst für eine vierte Staffel verlängert. Inzwischen nimmt die Produktion Gestalt an – auf eine beliebte Figur müssen Fans jedoch künftig verzichten: Ola-Darstellerin Patricia Allison hat ihren Ausstieg aus der Serie bekanntgegeben. Demnach wird sie in den neuen Folgen schon nicht mehr dabei sein.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Do 14. Jul 2022, 11:43
von buxtebrawler
[UPDATE] „Sex Education“: Darstellerinnen der ersten Stunde kündigen ihren Ausstieg an
Netflix-Serienhit wird mit vierter Staffel fortgesetzt
Nachdem bereits Ola-Darstellerin Patricia Allison kürzlich ihren Ausstieg aus der Serie bekanntgab, schließt sich nun auch ihre Kollegin und Lily-Darstellerin Tanya Reynolds an und bestätigt, dass auch sie in den neuen Folgen schon nicht mehr dabei sein wird.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Do 4. Aug 2022, 15:44
von buxtebrawler
„Sex Education“ verliert vor neuer Staffel vierte Darstellerin
Große Umwälzungen für die Schüler der Moordale High?
Die Netflix-Serie „Sex Education“ hat die nächsten beiden Abschiede zu verkraften: Simone Ashley (Olivia) und Rakhee Thakrar (Lehrerin Emily Sands) haben unabhängig voneinander bestätigt, dass sie nicht in der vierten Staffel dabei sind.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Do 1. Sep 2022, 08:42
von buxtebrawler
„Sex Education“: Details zur vierten Staffel und Daniel Levy als neuer Hauptdarsteller bestätigt
Ein Jahr der Veränderungen für Otis, Maeve & Co.
Bisher war vor allem bekannt geworden, wer vor der vierten Staffel von „Sex Education“ die Serie verlassen hatte (fernsehserien.de berichtete). Nun hat Netflix Castergänzungen sowie einen Ausblick auf die neue Staffel veröffentlicht.
Damit wird nun bestätigt, dass die Schließung der Moordale Secondary am Ende der dritten Staffel auch in der neuen Staffel Bestand hat und die Schüler auf eine neue Schule kommen.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Mi 23. Nov 2022, 08:35
von buxtebrawler
50. International Emmys: Top-Ehren für „Sex Education“ und „Vigil“
Einziger deutscher Teilnehmer geht leer aus
In der Nacht zum Dienstag wurden in New York City die 50th International Emmy Awards vergeben. Der einzige dabei nominierte deutsche Beitrag, „LOL: Last One Laughing“ von Amazon und Constantin, ging leider leer aus.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor & Kate Herron (2019)
Verfasst: Fr 13. Jan 2023, 14:16
von buxtebrawler
Sex Education [Staffel 2]
„Hier passiert eigentlich nie ‘was Interessantes...“
Nach dem Erfolg der ersten Staffel der britischen Sexualdramödien-/Aufklärungsserie „Sex Education“ aus dem Jahre 2019 verlängerte der US-Video-on-Demand- bzw. Streaming-Anbieter Netflix rasch um eine weitere Staffel, die am 17. Januar 2020 veröffentlicht wurde. Kate Herron schied als Regisseurin aus; Ben Taylor standen mit Alice Seabright und Sophie Goodhart, die bereits Drehbücher zur ersten Staffel verfasst hatte, zwei neue Regisseurinnen zur Seite. Die Länge der acht neuen Episoden blieb weitestgehend unverändert bei jeweils ungefähr einer knappen Stunde. Zu Konzept und narrativem Rahmen dieser Serie und deren Umsetzung habe ich bereits in meiner Kritik der ersten Staffel einiges geschrieben, weshalb ich an dieser Stelle näher auf die Inhalte der Episoden der zweiten Staffel eingehe:
„Ist das 'ne Scheißshow...“
Der pubertierende Otis (Asa Butterfield, „Der Junge im gestreiften Pyjama“) ist dauergeil, leidet unter Spontanerektionen und betreibt daher permanente Selbstbefriedigung, was im Prolog in eine peinliche Situation mündet – ein etwas plumper Lacher zum Auftakt, jedoch passend veredelt durch eine witzige Chorversion von „I Touch Myself“ der Divinyls. Otis‘ Mutter, die Sexualtherapeutin Jean Milburn (Gillian Anderson, „Akte X“), hat natürlich für alles Verständnis. Dabei hat ihr Sohn doch eigentlich Ola (Patricia Allison, „Les Misérables“) zur Freundin, allerdings noch keinen Sex mit ihr – denn ausgerechnet bei ihr bekommt er Erektionsprobleme. In einer weiteren hochnotpeinlicher Situation erwischen die beiden Olas Vater Jakob (Mikael Persbrandt, „Kommissar Beck“) und Otis' Mutter beim Sex miteinander und erfahren so vom deren Beziehung. Ferner sorgt ein Chlamydienausbruch an der Schule für allgemeine Hysterie und sucht Trailerpark-Bewohnerin Maeves (Emma Mackay, „Badger Lane“) suchtkranke Mutter Erin (Anne-Marie Duff, „Shameless“) wieder den Kontakt zu ihrer Tochter.
Der Staffelauftakt scheint veranschaulichen zu wollen, dass man sich keineswegs davor scheut, ans Eingemachte zu gehen, ja, dass einem nichts Menschliches fremd ist, und klappert mit großer Scham behaftete Stationen wie bei der Selbstbefriedigung erwischt zu werden, seine Eltern beim Sex zu überraschen und Geschlechtskrankheiten ab. Eine Krise zwischen Otis und Ola zeichnet sich bereits ab, während sich Maeve als Vertreterin der Unterschicht mit ihrer Mutter, die nur in ungenügendem Maße für sie da sein konnte, und damit vergleichsweise unpubertären, gewichtigen Herausforderungen konfrontiert sieht.
„Otis, das ist eine Vagina – und kein Examen!“
In der zweiten Episode hat Sexualkundelehrer Mr. Hendricks (Jim Howick, „Hellboy“) Sex mit seiner Kollegin Mrs. Sands (Rakhee Thakrar, „EastEnders“), die Dirty Talk will, den er – Typ klassischer, eher gemütlicher Pädagoge – ihr aber nicht bieten kann. Jeans Auftritt als Sexualtherapeutin vor versammelter Schülerschaft gerät zur Farce, der neue, sehr attraktive Schüler Rahim (Sami Outalbali, „Lola und das Meer“) freundet sich mit dem homosexuellen Eric (Ncuti Gatwa, „Stonemouth – Stadt ohne Gewissen“) an, Maeve besteht ihre Eignungsprüfung auf Umwegen , wodurch sie wieder die Schule besuchen darf, und die nerdige Fantasy-Comic-Zeichnerin Lily (Tanya Reynolds, „Delicious“) trägt wieder unfassbare Outfits. Der Haupthandlungsstrang dieser Episode handelt jedoch davon, dass Ola vom unerfahrenen Otis gefingert will, woraufhin sich dieser informiert und es daraufhin zu sehr wie im Ratgeber angelesen vollzieht. Ola spielt ihm einen Orgasmus vor, um ihn nicht zu verletzen, doch er fühlt sich wie ein Held. Ein weiterer Handlungsstrang zeigt den tumben Mobber und Schläger Adam Groff (Connor Swindells, „Keepers – Die Leuchtturmwärter“), der in der letzten Folge der vorausgegangenen Staffel seine Homosexualität entdeckt hatte, auf der Militärschule, auf die ihn sein Vater, Schulrektor Michael Groff (Alistair Petrie, „Rogue One: A Star Wars Story“) wegen seiner schlechten schulischen Leistungen geschickt hat. Dort wird ihm Gras untergeschoben, weshalb er auch von dieser Schule fliegt.
Mit dem homosexuellen Schönling Rahim wird eine interessante neue Figur eingeführt, die eine derart coole Aura umgibt, dass auch die arrogante Schickimicki-Clique der Schule an Rahims Freundschaft interessiert ist – was er jedoch nicht erwidert. Komödiantisch absurd ist der Umstand, dass Mr. Hendricks Rat bei Nachwuchs-Sexualtherapeut Otis sucht, für den aber bereits guter Rat in Sachen Fingern teuer ist. Dass Maeve noch nicht über Otis hinweg ist, ist der Startschuss für eine episoden- und staffelübergreifende verhinderte Romanze, die die Gefühlswelt beider Figuren dominiert. Als Moral dieser Episode lässt sich destillieren: Sagt euch gegenseitig offen, worauf ihr steht.
Episode 3 zeigt im Prolog die indischstämmige Schülerin Olivia (Simone Ashley, „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“), die ihrem Freund beim Sex stets ein Kissen auf den Kopf zu drücken pflegt, was zu einem Konflikt führt. Und Eric datet Rahim! Jean ist nun eine Art Vertrauenslehrerin für Fragen rund um Sexualität an Otis‘ Schule und steht dort für Gespräche zur Verfügung. Die naive Blondine Aimee (Aimee Lou Wood, „Die wundersame Welt des Louis Wain“) wird im Omnibus von einem fremden Sittenstrolch angewichst, was schwerwiegende Folgen für ihre Psyche hat. Sie kann sich nicht mehr überwinden, in einem Bus mitzufahren, und Maeve muss sie regelrecht zur Polizei zerren, damit sie den Übergriff überhaupt zur Anzeige bringt. Das aufgrund einer Verletzung pausieren müssende Sport-Ass Jackson (Kedar Williams-Stirling, „Wolfblood – Verwandlung bei Vollmond“) beginnt, sich für Schauspiel zu interessieren, und wirkt bei den Proben zur „Romeo und Julia“-Schulaufführung mit. Adam jobbt nun im Lebensmittelgeschäft von Rahims Onkel und lernt dort Ola als ebenfalls jobbende Kollegin kennen. Erin möchte in Maeves Wohnwagen miteinziehen, weil sie von ihrem Partner verlassen wurde – was Maeve nicht gerade zu Jubelsprüngen animiert. Ein Familienabend bei Otis zu Hause endet im Eklat.
Neben Maeves turbulenter Familiengeschichte dominieren die Probleme, eine funktionale Patchwork-Familie zu gründen, und der sexuelle Übergriff auf Aimee diese Episode, die für die möglichen Folgen derartiger Attacken sensibilisiert und für einen verantwortungsbewussten Umgang damit wirbt – zunächst einmal in Form einer Anzeige bei der Polizei. Der dramatische Anteil überwiegt, zu lachen gibt es hier eher wenig. Und es beginnt aufzufallen, wie „angezogen“ die Sexszenen in dieser Staffel sind; es wird fröhlich in die meiste nackte Haut verdeckender Kleidung gevögelt. Die Intention dahinter ist klar, Voyeurinnen und Voyeure will die Serie nicht ansprechen. Dass dies zu Lasten des Realismus geht, ist die Kehrseite der Medaille.
Maureen Groff (Samantha Spiro, „Game of Thrones“), Ehefrau des Rektors, eröffnet Jean, seit sechs Jahren von ihrem Mann nicht mehr angefasst worden zu sein. Ola zeigt sich bereit für Sex mit Otis, er ist’s eher weniger und macht ein Riesending daraus. Maeve gesteht Otis endlich ihre Gefühle, was ihn verwirrt, insbesondere kurz vorm geplanten ersten Mal mit Ola. Beim Vorspiel ist er total gestresst und als auch noch eine SMS von Maeve eingeht, bricht er ab. Jean stürzt derweil beinahe mit ihrem Ex-Mann Remi (James Purefoy, „Ritter aus Leidenschaft“) ab. Eric und Adam kommen sich näher und küssen sich wieder, Otis hingegen bekommt von Ola die Pistole auf die Brust gesetzt, steht am Ende der vierten Episode zwischen zwei Frauen – und Eric zwischen zwei Männern…
Die Gefühlskonfusionen zwischen Maeve und Otis entwickeln sich zu einem filmisch wirklich gut umgesetzten Drama, während diese Entwicklung beim Rezensenten Entsetzen hervorruft: Schließlich ist Ola total cool! Diese Emotionalisierung der Rezeption spricht natürlich für und nicht gegen die Serie. Ebenfalls gekonnt eingearbeitet wird, wie Maeve es besser zu machen versucht als ihre Mutter, was Zuschauerinnen (und auch Zuschauern), die sich eventuell in ähnlichen familiären Situationen befinden, eine wichtige Vorbildfunktion sein kann. Gegen diese schwereren Themen verblasst ein wenig die Sexlehre dieser Episode: Hängt euer erstes Mal nicht zu hoch auf und plant es nicht bis ins Detail durch, sonst droht die Enttäuschung vorprogrammiert zu sein – und meist kommt es ohnehin anders als gedacht.
In Episode 5 fährt Otis‘ Vater Remi mit Otis und Eric zum Wandern in den Wald. Jackson soll seine ihm Nachhilfe gebende Mitschülerin, die korpulente Viv (Chinenye Ezeudu, „Ich schweige für dich“), mit ihrem Schwarm Dex (Lino Facioli, „Game of Thrones“) verkuppeln. Zwischen Jean und Jakob kriselt’s und Ola, die sich eigentlich für heterosexuell hielt, träumt amourös von Lily. Remi bricht überraschend zusammen, als er erfährt, dass seine Ex-Frau neu liiert ist, und Maureen trennt sich von Michael. Damit nicht genug: Ola macht mit Otis Schluss – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem er sich für sie entschieden und den Kontakt zu Maeve abgebrochen hat. Und dann ist da noch Eric, der sich für Rahim entscheidet, weil Adam nicht zu seiner Homosexualität und somit auch nicht zu Eric steht.
Die Karten werden hier also komplett neu gemischt. Otis glaubt, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben, steht aber plötzlich allein da. Eigentlicher Kern dieser Episode ist indes Adam Groff. Sein Love Interest Eric wurde bereits in der ersten Staffel als lebenslustiger, selbstbewusster, ganz offen mit seiner Homosexualität umgehender Charakter eingeführt, von dem Adam das genaue Gegenteil ist: Dieser fühlt sich in seiner Männlichkeit, die er zuvor überzubetonen pflegte, verunsichert und traut sich nicht, zu seiner sexuellen Ausrichtung zu stehen. Dass sich nun auch noch seine Eltern trennen, macht das Leben für ihn nicht leichter. Vom verachtenswerten Bully Boy avanciert er immer mehr zum Sympathieträger bzw. zur ein gutes Stück weit bemitleidenswerten Figur, die zugleich beweist, dass die Autorinnen und Autoren nicht den Sinn für die Realität verloren haben, indem sie etwa eine insofern heile Welt etablierten, in der die sexuelle Ausrichtung keinerlei Rolle mehr spielen würden. Stattdessen steht Adam stellvertretend für den Typ verklemmter, verunsicherter Halbstarker, der innere Konflikte gegen von seinem Vater jahrelang indoktrinierte patriarchal-konservative Denkmuster ausfechten und erst einmal zu sich selbst finden muss. Für Zuschauer in ähnlichen Situationen dürfte es daher besonders spannend und im Idealfall erkenntnisreich sein, Adams weitere Entwicklung zu verfolgen. Als vielleicht ein Nebenhandlungsstrang zu viel erweist sich in dieser ansonsten sehr starken Episode Vivs Interesse am unsympathischen Dex.
Die sechste Episode eröffnet mit einem Prolog um zwei Schwule, von denen einer Angst davor bekommt, tatsächlich anal penetriert zu werden, und sich der Situation mit einem Trick entzieht. Im weiteren Verlauf wird er sich an Otis wenden, welcher wiederum Rahim dazu befragt. Lily scheint mit Olas Zuneigung nichts anfangen zu können und geht ihr aus dem Weg. Maeve soll wieder bei ihrer ehemaligen Quizgruppe mitmachen, um dort einen krankheitsbedingten Ausfall zu kompensieren. Sie lässt sich überreden – und ihr Team gewinnt prompt einen Wettbewerb! Jacksons Handverletzung ist so weit abgeheilt, dass er wieder am Schwimmtraining teilnehmen könnte, was seine Mutter zu forcieren versucht. Dies würde sich terminlich jedoch mit seinem Schauspielprojekt überschneiden. Er erträgt den Erwartungsdruck anderer, insbesondere seiner Mutter, in Bezug aufs Schwimmen nicht mehr; es stellt sich gar heraus, dass er seine Verletzung aus diesem Grunde selbst herbeigeführt hatte. Maureen emanzipiert sich mit Jeans Hilfe immer mehr von ihrem Mann, der aber leider an Jeans Notizen über seine Frau gelangt… Zwischen Maeve und ihrer Mutter läuft‘s mittlerweile besser, zudem scheint Maeve nach Otis‘ Entscheidung gegen sie geistig wieder offener für andere Menschen zu sein. Aus anfänglicher Abneigung gegen den im Rollstuhl sitzenden jungen Mann Isaac (George Robinson, „Dalgliesh“), der im Wohnwagen gegenüber wohnt, entwickeln sich zarte Bande der Zuneigung. Kernstück dieser Episode jedoch: Otis schmeißt eine Party bei sich zu Hause, zu der viel mehr Gäste erscheinen als eingeladen wurden. Rotzevoll beleidigt Otis sowohl Ola als auch Maeve und lässt sich völlig gehen. Auf dieser Party werden diverse Entscheidungen getroffen und Beziehungen ändern sich…
Eine weitere überaus gelungene Episode, die neben der Verhandlung homosexueller Themen überzogene Erwartungshaltungen von Eltern an ihren Nachwuchs und daraus resultierende mögliche negative Folgen aufgreift, die aus prekären Verhältnissen stammende und nach wie vor in ihnen lebende Maeve als gebildete junge Frau präsentiert (und damit zeigt, dass die soziale Herkunft mitnichten etwas über die Intelligenz aussagt) und Rollstuhlfahrern oder anderweitig körperlich eingeschränkten Menschen die leise Hoffnung vermittelt, vielleicht selbst einmal zum Schwarm von jemandem wie Maeve werden zu können. Otis‘ Party wiederum dürfte relativ nah an der Realität berüchtigter Hauspartys sein, inklusive Komplettabsturz des Gastgebers und anschließender Neudefinition zwischenmenschlicher Beziehungen. Nichtsdestotrotz geriet hier einiges recht plakativ und überzeichnet, was jedoch zum komödiantischen Stil der Serie passt.
Wie im echten Leben fällt auch der Auftakt der siebten Episode aus: Otis hatte im Vollsuff Sex mit Ruby (Mimi Keene, „EastEnders“) aus der Arroganzclique, an den er sich aber nicht erinnern kann. Leider ist sie sich nicht sicher, ob ein Kondom verwendet wurde, weshalb es die „Pille danach“ zu besorgen gilt. An seiner Schule gehen nun auch noch die die therapeutischen Notizen Jeans um. Es herrscht eine allgemeine Katastrophenstimmung und es kommt zu einem weiteren Eklat, als Jean erfährt, dass Otis Sexualberatung gegen Geld erteilt. Das Nachsitzen der eigentlich so unterschiedlichen Schülerinnen Maeve, Olivia, Aimee, Ola, Lily und Viv wird als zeitgemäße Hommage an den Kultfilm „Breakfast Club“ inszeniert, in deren Zuge sie als traurige Gemeinsamkeit feststellen, bereits belästigt worden zu sein, i.d.R. sexuell. Zwischen Eric und Rahim kommt es zu einem religiösen Disput, es gibt aber auch ein Happy End: Ola und Lily finden doch noch zueinander.
Diese Katerepisode der Staffel vermittelt zum einen, dass es die „Pille danach“ gibt, die in solchen und ähnlichen Situationen eine wertvolle Hilfe sein kann. Zum anderen sensibilisiert sie für den verantwortungsbewussten Umgang mit pikanten Aufzeichnungen. Auf der komödiantischen Ebene punktet er mit der absurd erscheinenden Liaison zwischen Ruby und Otis, auf der dramatischen – und wichtigeren – mit dem Quasi-Aufruf an die Frauenwelt, miteinander zu kommunizieren, auch negative Erfahrungen untereinander auszutauschen und sich zu vernetzen, um sich gegenseitig Halt zu geben und mit vereinten Kräften gegen sexistische und gewalttätige Übergriffe vorgehen zu können, die verbreiteter sind als vielfach angenommen. Niemand muss als Opfer allein bleiben. Manchmal hilft es auch, sich gemeinsam abzureagieren, wie es die Mädels hier auf dem Schrottplatz tun – denn auch das gehört dazu.
Das Staffelfinale treibt einige Konflikte auf die Spitze: Jean ist sauer auf Otis, weniger wegen der Party und der verwüsteten Wohnung als vielmehr deshalb, weil er Geld für seine Laienberatungen annahm – doch Otis bleibt uneinsichtig. Jakob beendet seine Beziehung zu Jean, nachdem diese zunehmend ein Problem mit seiner Anwesenheit entwickelt hatte – seither leidet sie jedoch. Isaac und sein Bruder schnüffeln Erin nach, um herauszufinden, ob sie wieder Drogen nimmt. Dem scheint so zu sein und ausgerechnet, während Maeve im Quizfinale sitzt, senden sie ihr den Beweis. Otis stellt seinen Vater zur Rede und möchte wissen, weshalb er seine Mutter und ihn seinerzeit hat sitzenlassen. Und last but not least steht die „Romeo und Julia”-Schulaufführung an, die unter Lilys Regie zu einer sexuell aufgeladenen campy Farce gerät, die zudem ungeplant von den Groffs torpediert wird.
Diese Aufführung ist der komödiantische Höhepunkt nicht nur der Episode, sondern wahrscheinlich der ganzen Staffel, der zugleich eine Lanze für die freie, kreative und zeitgenössische Bearbeitung klassischer Stoffe bricht. Manch dramatische Zuspitzungen fällt hingegen – geradezu kontrastierend – relativ derb aus und natürlich wartet das Finale mit dem einen oder anderen Cliffhanger auf.
Während ich das Gefühl hatte, dass sich die Serie während der ersten Staffel erst noch finden musste, holt mich diese zweite Staffel stärker ab. Die verhandelten Themen erscheinen mir vielfältiger und anspruchsvoller, das Ensemble wurde stark erweitert. „Sex Education“ ist hochpädagogisch, ohne auch nur eine Sekunde so zu wirken, transportiert kluge Aussagen und regt nicht zuletzt zur Selbstreflexion an, während die Kreuzung aus Drama und Komödie meist funktioniert. Die zig parallel zueinander verlaufenden Handlungsstränge, die sich immer mal wieder kreuzen, verleihen der Serie starke Soap-Elemente, die man aufgrund der überaus ausdrucksstarken Hauptrollen und des erfrischend spielfreudigen Ensembles gern verzeiht, vielleicht gar regelrecht genießt, sobald einem die Figuren ans Herz gewachsen sind. Diese verkörpern zahlreiche positive Rollenbilder, während sie zu einem relativ großen Anteil dem angehören, was man gemeinhin als Minderheiten bezeichnet: Sie sind schwarz, haben offensichtlich einen Migrationshintergrund, sind nicht heterosexuell, entstammen dem Prekariat, sind übergewichtig, behindert oder was auch immer – werden dabei in dieser Serie aber nicht exotisiert und nicht jede Abweichung vom weißen Mainstream wird problematisiert. Liebe und Sex zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe ist hier etwas Alltägliches und Selbstverständliches.
„Sex Education“ geht mit gutem Beispiel dafür voran, wie eine solche Diversität unaufdringlich und erfolgreich filmisch umgesetzt werden kann. Die Aussage dahinter: Jeder hat seine positiven und negativen Eigenheiten sowie seine Makel und Probleme, niemand ist deshalb etwas Besseres oder Schlechteres, schon gar nicht aufgrund von Äußerlichkeiten wie Hautfarbe oder Sexualität. Dennoch, dieser Kritikpunkt sei gestattet, geht dieses Unterfangen damit einher, dass sich die Schülerinnen und Schüler der (wohlweislich) fiktionalen Kleinstadt zwar mit sexueller Belästigung sowie zahlreichen zwischenmenschlichen und persönlichen Problemen auseinandersetzen müssen, nicht aber beispielsweise mit Rassismus, was das Serien-Setting dann doch zumindest zu einer heileren Welt als die Realität, zu einer idealisierten Variante macht. Eine Welt voller Klamottenfetischist(inn)en zudem, die beim Sex ihre Kleidung anlassen – eine offensichtliche Prüderie, die zwar wirkungsvoll verhindert, dass „Sex Education“ aus den falschen Motiven heraus geguckt wird, die vermittelte Sexpositivität aber ein Stück weit konterkariert. Ich erhöhe dennoch (von 7/10 für die erste Staffel) auf 8 von 10 Beratungsgesprächen auf dem Schulklo und freue mich auf die nächste Staffel.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor, Kate Herron u.a. (2019)
Verfasst: Fr 20. Jan 2023, 17:00
von buxtebrawler
Sex Education [Staffel 3]
„Ohne Gefühle ist alles leichter – niemand wird verletzt...“
Die britischen Sexualdramödien-/Aufklärungsserie „Sex Education“ aus dem Jahre 2019, die für den US-Video-on-Demand- bzw. Streaming-Anbieter Netflix produziert wurde, ging am 17. September 2021 in die dritte Runde. Bei den acht neuen Episoden à einer knappen Stunden führte neben Ben Taylor Runyararo Mapfumo Regie, Sophie Goodhart und Alice Seabright blieben als Drehbuchautorinnen erhalten. Wie bereits zur zweiten Staffel werde ich wieder gezielt auf die einzelnen Episoden, vornehmlich deren Inhalte, eingehen. Wer sich zu Konzept und narrativem Rahmen der Serie informieren möchte, möge in meine Kritik der ersten Staffel linsen.
Als Prolog der ersten Episode fungiert eine fantastisch montierte und geschnittene Collage, die alle möglichen Spielarten menschlicher Sexualität zeigt und damit ihr Variantenreichtum eindrucksvoll veranschaulicht. Mit Hope Haddon (Jemima Kirke, „Girls“) tritt eine neue Rektorin an der Schule an, die sich jung und lässig gibt und damit die Hoffnung auf eine progressivere Ausrichtung der Schule nährt, als es unter Rektor Groff möglich war. Ruby (Mimi Keene, „EastEnders“) möchte in erster Linie Sex von Otis, und zwar möglichst immer, wann sie es will, mehr aber auch nicht. Eric (Ncuti Gatwa, „Stonemouth – Stadt ohne Gewissen“) und Adam (Connor Swindells, „Keepers – Die Leuchtturmwärter“) werden auch offiziell ein Paar, während Adams Vater Michael (Alistair Petrie, „Rogue One: A Star Wars Story“) sich nach einer neuen Anstellung umschaut.
Kern dieses gelungenen Staffelauftakt ist die eigenartige Beziehung zwischen Ruby und Otis. Ruby degradiert ihn so lange zum Toyboy, bis glücklicherweise seine Selbstachtung siegt – was auch als Botschaft ans Publikum verstanden werden darf. Nach der sehr zugeknöpften zweiten Staffel fällt diese Episode freizügiger aus, vom Zeigen sekundärer oder gar primärer Geschlechtsorgane wird jedoch weiterhin abgesehen – mit Ausnahme eines von hinten gezeigten Penis.
In Episode 2 kommen nun auch Ruby und Otis offiziell zusammen, jedoch zu Rubys Bedingungen: Sie krempelt Otis‘ Erscheinungsbild komplett um und stellt klar, der Boss zu sein. Die als vermeintlich cool eingeführte neue Rektorin Hope entpuppt sich als reaktionär und faschistoid, sie führt sogar Schuluniformen ein. Eric und Adam planen den ersten Sex miteinander, Jean (Gillian Anderson, „Akte X“) und Jakob (Mikael Persbrandt, „Kommissar Beck“) treten eine Paartherapie an, während Maeve (Emma Mackay, „Badger Lane“) der noch immer unter einem sexuellen Übergriff leidenden Aimee (Aimee Lou Wood, „Die wundersame Welt des Louis Wain“) weiterhin zur Seite steht. Obwohl Maeve und Aimee grundverschieden sind, ist Maeves Verhältnis zu ihrer Mutter Erin (Anne-Marie Duff, „Shameless“) das schwierigere…
Der Humor dieser Episode tendiert richtiggehend ins Satirische, schwenkt dann aber recht harsch in Richtung Drama um. Neben dem Dauerbrennerthema „erstes Mal“, das in der schwulen Variante hier recht sensibel behandelt wird, wird die Möglichkeit einer Paartherapie aufgezeigt und davor gewarnt, sich seine(n) Partner(in) so zurechtschnitzen zu wollen, wie es einem am besten in den Kram passt. Dass eine junge, zunächst weltoffen und modern wirkende Frau noch wesentlich reaktionärer sein kann als der verknöcherte alte Rektor, den sie abgelöst hat, ist eine überraschende Wendung, die sich in unterschiedlich starker Ausprägung durch die Staffel ziehen wird.
Die dritte Episode kehrt im Prolog zum extrem angezogenen Sex zurück. Ola (Patricia Allison, „Les Misérables“) und Jakob sind nun bei Otis und Jean eingezogen, was zu Konflikten führt. Rektorin Hope zeigt sich Maeve gegenüber von einer anderen Seite, sie möchte sie für ein Auslandsstudium fördern. Schülerin Viv (Chinenye Ezeudu, „Ich schweige für dich“) übertragt sie die Verantwortung, die Schülerschaft auf das korrekte Tragen der Schuluniform hin zu kontrollieren. Ein gemeinsamer Pärchenabend von Adam und Eric mit Ruby und Otis verläuft überraschend angenehm und konfliktfrei. Otis lernt Rubys Zuhause, das sich als andere als glamourös erweist, und ihren Vater kennen. Als sie Otis ihre Liebe gesteht, erwidert er die berühmten drei Worte nicht. Maeve und Isaac (George Robinson, „Dalgliesh“) freunden sich wieder miteinander an.
Das ehemalige Liebespaar Ola und Otis streitet sich unterm nun gemeinsamen Dach wie zwei Geschwister miteinander, während Otis ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Ruby sich ihm gegenüber öffnet und ihm ihr wahres Ich zu zeigen bereit ist, einen Rückzieher einzuläuten scheint. Das ist bitter für Ruby, die so etwas hier stellvertretend für alle anderen in ähnlichen Situationen erfährt. Der Blick hinter ihren Schutzanzug aus Arroganz und Glamour legt nahe, dass er nur Fassade ist, um ihre soziale Herkunft aus sehr einfachen Verhältnissen zu verschleiern – weshalb man über Mitmenschen, die ein solches Verhalten an den Tag legen, womöglich nicht vorschnell urteilen sollte. Wie sich die schon immer recht korrekte und pflichtbewusste Viv zur bereitwilligen Schergin der faschistoiden Rektorin machen lässt, erinnert fast ein wenig an „Die Welle“. Eine aufgrund der Entwicklungen zwischen Ruby und Otis emotional berührende Episode.
Episode 4: Ruby ist sauer auf Otis, sagt ihm aber nicht, weshalb. Hope teilt den Sexualkundeunterricht in Jungen und Mädchen auf, was zwei Nonbinäre vor Probleme stellt. Zudem wird der Unterricht derart sexualfeindlich gestaltet, dass er die Schülerinnen und Schüler möglichst von der Beschäftigung mit Sex abhalten soll. Jean sorgt sich derweil, nichts mit Jakob gemeinsam zu haben. Adam wird eifersüchtig auf Rahim (Sami Outalbali, „Lola und das Meer“), es kriselt zwischen Eric und ihm. Maeve und Isaac kommen sich entscheidend näher, knutschen miteinander und... Ruby beendet schließlich ihre Beziehung zu Otis. Am Ende der Episode steht der Aufbruch zu einer Klassenfahrt nach Frankreich.
Das Ende der nur kurzen Beziehung zwischen Ruby und Otis wird sehr gefühlvoll inszeniert, ohne zu melodramatisieren. Den Zuschauerinnen und Zuschauern wird anschaulich vermittelt, wie wichtig Freundinnen und Freunde in solchen Momenten sind. Zwischen Adam und Eric kommt es zu einem sehr romantischen Augenblick. Hopes Neuausrichtung der Sexualkunde wird als satirische Überzeichnung auf die Prüderie vor der sexuellen Revolution gestaltet und zugleich anhand eines konkreten Beispiels dargestellt, wie schnell ein ausschließlich Mann und Frau (respektive Junge und Mädchen) kennendes, binäres Geschlechtersystem an seine Grenzen stößt. Die Szenen zwischen Maeve und Isaac sind von ganz besonderer Qualität, da sie endlich vollziehen, was bereits in Staffel 2 angedeutet wurde: Körperliche Liebe zwischen einer attraktiven jungen Frau und einem gehandicapten jungen Mann, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Eine starke Episode, der es tatsächlich gelingt, zwischen Satire, Herzschmerz und Romantik zu changieren, ohne dabei wie Stückwerk zu wirken.
In der fünften Episode erfährt man etwas Persönliches über Rektorin Hope: Sie befindet sich in Behandlung, weil sie nicht schwanger werden kann. Jackson (Kedar Williams-Stirling, „Wolfblood – Verwandlung bei Vollmond“) und Cal (Dua Saleh), einer der nonbinären Mitschüler, befinden sich während der Busfahrt innerhalb Frankreichs auf einen halluzinogenen Pilztrip, als der Bus wegen eines superpeinlichen Klozwischenfalls Rahims in einen Verkehrsunfall verwickelt wird. Otis und Maeve werden versehentlich an einer Tankstelle zurückgelassen. Jackson und Cal kommen sich näher, während Otis und Maeve sich aussprechen und knutschen. Daheim misstraut Jakob der schwangeren Jean und verlangt einen Vaterschaftstest; Eric derweil ist gar nicht nach Frankreich mitgereist, sondern besucht wegen einer Hochzeit seine Familie in Nigeria.
Diese Episode ist sogar noch mit weiteren Nebenhandlungssträngen pickepackevollgepackt, eine Tendenz, die sich auch in den vorausgegangenen Episoden abzeichnete und die Handlung mitunter etwas zu überfrachten droht. Textnachrichten spielen diesmal eine besonders große Rolle, womit man einmal mehr ein Gespür für zeitgenössische Kommunikationsmethoden Jugendlicher beweist. Neben derbem Fäkalhumor und einer witzigen „Pump Up The Jam“-Einlage während der Busfahrt geht es ans Eingemachte, nämlich ans Herz: So sehr man sich für Maeve und Otis zu freuen geneigt ist, dass sie endlich wieder zueinander finden, so sehr tut zumindest mir Isaac leid: Wie gewonnen, so zerronnen. Das hat den faden Beigeschmack, dem „Krüppel“ kurzzeitig auch mal etwas zu gönnen, dann muss aber auch wieder gut sein und werden die „regulären“ Verhältnisse wiederhergestellt. Die Entwicklungen überschlagen sich mittlerweile von einer Episode zur nächsten, was den Seifenoper-Anteil der Serie auf Vorabendserienniveau zu senken droht. Ich habe gemischte Gefühle. Und dann auch noch ein bunter, schwuler Paradiesvogel wie Eric im islamistischen Nigeria – ob das gutgeht?
„Ich hab' alles kaputt gemacht, weil ich anscheinend nicht in der Lage bin, gesunde Beziehungen aufzubauen!“
Episode 6 prologisiert mit einer Rückblende in Sonderling Lilys (Tanya Reynolds, „Delicious“) Kindheit, in der sie bereits ihre Alien-Sex-Geschichten verfasste. In der Gegenwart bekommt die Schule negative Presse wegen der Veröffentlichung Liliys Buchs. Maeve wird ins Begabt-und-talentiert-Programm aufgenommen, ihr Stipendium hingegen wird leider abgelehnt. In ihrem Privatleben entscheidet sie sich überraschend für Isaac und gegen Otis, das Verschwinden ihrer kleinen Schwester und Otis' Verhalten bringen aber alles durcheinander. Die Schule soll umbenannt werden, Hope prangert Lily, Cal und Adam öffentlich an und erlässt Zwangsmaßnahmen gegen sie, Rahim wird gar suspendiert. Aimee nimmt nun (endlich) Therapiesitzungen bei Jean wahr, ebenso Adams Vater Michael, was mit Rückblenden in seine Kindheit einhergeht, die ein Stück weit erklären, warum er wurde wie er ist. Viv beginnt, gegen Hope zu rebellieren, während Eric in Nigeria einen schwulen Fotografen kennenlernt, der ihn in die konspirative queere Partyszene einführt. Beinahe geht Eric Adam fremd…
Da ist er also, der nächste Schulskandal – der daran erinnert, dass auch diese Schule mit ihren diversen und aufgeschlossenen Schülerinnen und Schülern nicht im luftleeren Raum, sondern innerhalb einer zu großen Teilen weitaus spießigeren Gesellschaft existiert. Für Isaac und Maeve scheint kurz wieder Hoffnung zu bestehen, doch schon werden neue Turbulenzen ins Buch geschrieben, die alles wieder auf den Kopf stellen – das Gesetz der Soap. Hope lässt einmal mehr die Muskeln der Autorität spielen. Wer also glaubte, mit den Einblicken in ihre privaten Sorgen ginge nach und nach eine charakterliche Entwicklung dieser Figur einher, sieht sich getäuscht. Mit einem Plädoyer für Therapiesitzungen ist, als Kontrast zu Hope, ein Erkenntnisgewinn in Bezug auf Michael Groffs Biografie verbunden. Überaus spannend inszeniert wurden Eric Erlebnisse in Nigeria, der Heimat seiner Familie. Zunächst ist nicht klar, ob man ihn nicht vielleicht in eine Falle lockt. Das Gefühl der Skepsis, des Zweifels und auch der Angst, das man als nicht gänzlich empathielose(r) Zuschauer(in) in diesen Szenen empfindet, dürfte einen kleinen Eindruck von der Gefühlswelt queerer Menschen innerhalb ihnen feindlich gesinnter Strukturen vermitteln.
„Wir sind die Sex-Schule!“
Die siebte Episode eröffnet mit einer Animationssequenz aus Lilys quasi autobiographischer Science-Fiction-Geschichte. Isaac beendet nach den jüngsten Ereignissen die Beziehung zu Maeve und tut damit das einzig Richtige, so bitter es auch ist. Hope will unbedingt einen perfekten, „sauberen“ Tag der offenen Tür, wobei der Zweck ihre Mittel heiligen soll, wird jedoch von ihrer Schülerschaft geschlossen öffentlich düpiert. Michael Groff entdeckt das Kochen für sich wieder und entwickelt damit erstmals so etwas wie eine wirkliche, positive Leidenschaft; zugleich emanzipiert er sich von seinem überheblichen, versnobbten Bruder und damit auch von seinem gefühlskalten Arschlochvater – und scheint wieder mit Maureen zusammenzufinden. Cal und Jackson gehen miteinander ins Bett, doch Jackson verkrampft dabei. Maeve findet ihre kleine Schwester wieder, ihr geht’s glücklicherweise gut. Eric gesteht Adam, in Nigeria jemanden geküsst zu haben – und Jean bekommt eine Frühgeburt, dabei selbst mit dem Tod kämpfend. Ausgerechnet als Jakob Otis darüber telefonisch informieren will, kommt dieser wieder mit Maeve zusammen.
Eine überaus schicksalhafte Episode also, deren Ereignisse am Ende davon überschattet werden, dass es aussieht, als überlebe Jean nicht, werde also am Staffelende aus der Serie herausgeschrieben. Ansonsten dreht sich das Beziehungskarussell in schwindelerregender Geschwindigkeit, muss Hope endgültig erkennen, dass sie in Viv eben doch keine loyale Vasallin hatte, dafür aber die ganze Schülerschaft gegen sich, und wird in Bezug auf Mr. Groff eine wichtige Botschaft vermittelt: Wenn deine Beziehung in die Brüche gegangen ist, versuche beizeiten, deine Trauer, Wut und Sehnsucht zu überwinden, indem du dich darauf besinnst, was dir Freude bereitet und guttut, um wieder zu gesunden. Und, wer weiß? Vielleicht wirkst du dadurch auch wieder attraktiv auf andere. Für meinen Geschmack ist das alles ein bisschen sehr viel Drama, von der leichtfüßigen Komik der ersten Staffel hat sich „Sex Education“ immer weiter entfernt – dafür aber auch mehr zu sagen.
Im Prolog der Episode 8 schnürt sich die andere nonbinäre Person (deren Name mir nicht geläufig ist, ich bitte dies zu entschuldigen) die Brüste ab. Jean ist glücklicherweise nicht gestorben, muss aber notoperiert werden. Maeve zieht bei der Pflegemutter ihrer kleinen Schwester ein, verlässt also den Trailerpark. Ihr Studium in den USA könnte sie nun doch finanzieren, möchte aber lieber bei Otis bleiben. Jackson und Cal beenden ihre amourösen Versuche miteinander und beschließen, Freunde zu bleiben. Und die Schule ist endlich Hope als Rektorin los. Einiges wendet sich im Staffelfinale zum Guten, aber: Die Schule soll verkauft werden. Wie also soll es weitergehen? Eric trennt sich von Adam aus absolut nicht nachvollziehbaren Gründen, was hart nervt. Immerhin überzeugt diese Sequenz inszenatorisch derart, dass ich den Tränen nah war. Michaels Hoffnungen zerplatzen wie eine Seifenblase, denn Maureen will weiterhin die Scheidung – fuck! Und Aimee trennt sich von ihrem Freund Steve (Chris Jenks, „Athena“), der nun wirklich am allerwenigsten für ihre Situation kann – doppelfuck!
Diese Staffel wurde zum Ende hin immer nervenaufreibender, ernster, in den zuletzt genannten Entwicklungen aber auch ärgerlicher. Ich bin anscheinend voll in die Soap-Falle getappt, indem ich mich von alldem sehr habe mitnehmen lassen, was einerseits für eine gelungene Dramaturgie der Serie spricht, andererseits aber offenbart, wie skrupellos die Autorinnen und Autoren ihre Figuren von einer Katastrophe in die nächste tappen lassen, um Gefühlsregungen beim Publikum auszulösen. Bei aller jugendlichen Frische, die „Sex Education“ nach wie vor ausstrahlt, und bei allen positiven und nur allzu wahren vermittelten Botschaften, missfällt es mir zusehends, wie man mich als Zuschauer von einem Wechselbad der Gefühle ins nächste jagt. In der vierten Staffel, die längst bestätigt ist und auf die ich mich nichtsdestotrotz freue, sollte die Serie versuchen, etwas von ihrer Unbekümmert- und Lockerheit zurückzuerlangen und aufpassen, nicht in Seifenoper-Fahrwassern zu versinken.
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor, Kate Herron u.a. (2019)
Verfasst: Mo 13. Feb 2023, 09:41
von buxtebrawler
„Doctor Who“: Verlässt Ncuti Gatwa „Sex Education“?
Andeutungen des Darstellers von den Dreharbeiten
Irgendwie war es abzusehen: Ncuti Gatwa hat im Umfeld seines letzten Drehtags für die vierte Staffel von „Sex Education“ via Instagram angedeutet, dass für ihn damit das Engagement bei der Serie beendet ist. Er schrieb bezogen auf seine Figur Eric Effiong: "Letzter Tag. Letztes Mal. Bye Junge, Dank dir für all die Lehren und die Stärke."
Re: Sex Education [Web-Serie] - Ben Taylor, Kate Herron u.a. (2019)
Verfasst: Mi 22. Feb 2023, 11:13
von buxtebrawler
„Sex Education“: Staffel vier die letzte für Emma Mackey?
Jodie Turner-Smith („Nightflyers“) neu an Bord
„Sex Education“ sieht einem weiteren Darsteller*innen-Abgang entgegen: Emma Mackey. Die hat angekündigt, in einer potentiellen fünften Staffel der (einst?) beliebten Netflix-Serie nicht mehr an Bord zu sein.