Seite 2 von 2

Re: Child's Play - Lars Klevberg (2019)

Verfasst: Fr 4. Okt 2019, 17:27
von buxtebrawler
„Er ist nur anders!“

Nun hat es also auch die „Chucky“-Slasher-Reihe um eine mordende Puppe erwischt: Nach sechs Fortsetzungen musste 2019, 31 Jahre nach dem Original, ein Reboot her. Chucky-Erfinder und Originalautor Don Mancini war nicht mehr involviert und mit der Regie betraute man das unbeschriebene norwegische Blatt Lars Klevberg, der mit „Child’s Play“ seinen nach dem im selben Jahr veröffentlichten „Polaroid“ erst zweiten abendfüllenden Spielfilm drehte.

„Diese scheiß Millennials!“

Der dreizehnjährige Andy (Gabriel Bateman, „Lights Out“) hat nach einem Umzug in eine andere Stadt Schwierigkeiten, Anschluss zu finden. Seine alleinerziehende Mutter Karen (Aubrey Plaza, „Ingrid Goes West“) arbeitet in einem Kaufhaus und kann dort ein ausgemustertes Modell der mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Puppe „Buddi“ abgreifen, die sie sich unter normalen Umständen nicht hätte leisten können. Andy ist begeistert von der Puppe, die auf den Namen Chucky hört und sich als sehr wissbegierig erweist, indem sie fleißig von Andy und seinen neuen Freunden, die er mit Chucky beeindrucken kann, lernt. Doch was weder Andy noch seine Mutter ahnen: In der asiatischen Elektronikfabrik, in der die Puppe hergestellt wurde, hatte ein gedemütigter und entlassener Mitarbeiter aus Rache sämtliche Sicherheitsmechanismen des Modells außer Kraft gesetzt. Die grausame Folge: Chucky nimmt Andys Wünsche allzu wörtlich und beginnt eine unfassbare Mordserie...

„Jetzt können wir endlich wieder spielen!“

Chucky ist also keine Inkarnation des Serienmörders Charles Lee Ray durch Voodoo-Praktiken mehr, sondern eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz, womit das Drehbuch reale Fälle um mit Chatbots ausgestatte Puppen, die sich als hackbare Superwanzen entpuppten (und deren Verkauf in Deutschland mittlerweile untersagt ist) sowie die zunehmende Vernetzung des Haushalts mit Smart-Gadgets, die auch vorm Kinderzimmer nicht Halt machen, aufgreift. Damit ist der Film gewissermaßen am Puls der Zeit, andererseits war das Thema beim Kinostart bereits nicht mehr sonderlich originell. Dennoch: Die Kompetenzen der Anwender(innen) übersteigende, selbst die Kontrolle übernehmende oder schlicht fehlerhafte, unsichere Technik in den eigenen vier Wänden ist durchaus noch immer als Schreckensszenario geeignet. Tatsächlich erinnert die „Kaslan Corporation“, die Herstellerin der Buddi-Puppen, nicht von ungefähr an Technologiekonzerne à la Apple und Konsorten.

Chuckys moderneres, aber immer noch potthässliches Erscheinungsbild steht mit seiner CGI-animierten Mimik im Kontrast zu den ‘80er-Horror-Ehrerbietungen, die Regisseur Klevberg integrierte: So hat Andy sympathischerweise entsprechende Filmplakate in seinem Zimmer hängen und ist es die Horrorkomödie „The Texas Chainsaw Massacre II“, die Chucky auf falsche „Gedanken“ bringt, als er mitbekommt, dass sich Andy und seine Freunde königlich angesichts der Gewalttaten in jenem Streifen amüsieren. Der Elektro-Chucky wurde auch mit eigenen Point-of-View-Kameraperspektiven versehen, die in VHS- bzw. Überwachungskamera-Ästhetik daherkommen. Die Handlung wurde von einer US-Kleinstadt in eine größere Stadt verlagert, was zulasten der typischen Slasher-Atmosphäre geht. Kommt Chucky erst einmal in Fahrt, generiert er jedoch einige gelungene Tötungsszenen sowie diverse blutige und makabre Momente. Dem gegenüber stehen überflüssige Jumpscares, eine immer plumper werdende Entwicklung und ein völlig überzogenes, trashiges Finale in der Spielzeugabteilung. Das kommt dabei heraus, wenn die Polizei es nicht für nötig hält, die Mörderpuppe in der Asservatenkammer zu verwahren…

Derlei Logiklücken und mit dem Holzhammer inszenierte, letztlich alberne Eskalationen werden mit schwarzem Humor angereichert, der jedoch nie das Niveau der Originalreihe erreicht – allein schon, weil dieser Chucky nun einmal kein Sprücheklopfer wie sein großes Vorbild ist. So hinterlässt „Child‘s Play“ in seiner Neuauflage einen sehr zwiespältigen Eindruck, der den Verdacht erhärtet, dass die zugrundeliegende Geschichte in ihrer Umsetzung durch einen großen, bekannten Namen gehypt werden sollte: Als vermeintlicher Chucky verkauft sich dieser KI-Horror natürlich wesentlich besser. Den Charme des Originals erreicht er jedoch nie, weshalb er sich einreiht in die Riege an Neuverfilmungen und Reboots, die schwächer als das jeweilige Original und somit überflüssig sind. Als nächstes bitte einen Film über einen mordenden Staubsaugerroboter!

Re: Child's Play - Lars Klevberg (2019)

Verfasst: Mi 13. Nov 2019, 18:31
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 22.11.2019 bei Universum Film als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook, auf Blu-ray und auf DVD:

Bild Bild Bild

Re: Child's Play - Lars Klevberg (2019)

Verfasst: Mi 7. Okt 2020, 02:03
von McBrewer
Ich muss..ach: will gar gestehen, das mich die Schakie Neuauflage sehr überrascht hatte, positiv gemeint, ohne die alten Filme (bis Teil 3, danach wurde es mir persönlich zu albern) schmälern zu wollen.
Aber Child`s Play schaft es meiner Meinung doch ganz gut einen Neustart.
Technischer Amoklauf statt Okkultismus, das ist 2020 doch greifbarer & verbreitet größeren Schrecken, weil: durchaus denkbar :angst:
Und so gibt es zwar selten böse Sprüche von der Roboterpuppe, dafür das ein oder andere Schmunzeln bei der Lernphase der KI. Außerdem wohl dosierte Gimmicks für den Nerd, in Form von Filmplakaten & Szenen aus alten Horrorfilmen.
Doch, bei dem Film war ist das Glas halb voll statt halb leer, so kann es gerne weitergehen :popcorn:

Re: Child's Play - Lars Klevberg (2019)

Verfasst: Mi 7. Okt 2020, 09:48
von Blap
Mir hat der neue Chucky richtig gut gefallen. Zwar ist mir der ursprüngliche "Okkult-Chucky" :twisted: näher als der "Computerchip-Chucky", aber so sehr ich das Original schätze, Andy und seine Mutter fand ich schon immer ein wenig nervig. Nun ist Andy ein erträgliches Bübchen, während seine Mutter sogar als echter Augenschmaus daherkommt. Aubrey Plaza = :knutsch:

Steckt die späteren Teile der alten Reihe locker in Sack, braucht sich aber auch nicht vor den Höhepunkten zu verstecken. Sehr angenehm. :thup: