Re: Night Train to Terror – Diverse (Trash Collection # 60)
Verfasst: Mo 10. Jun 2013, 20:47
„Sie sind meine Schöpfung!“ – „Du musst betrunken gewesen sein!“ (Wenn Gott und der Teufel sich über diesen Film unterhalten…)
Der 1985 veröffentlichte US-Episodenhorrorfilm „Night Train To Terror“, der unter der Regie verschiedener Regisseure (John Carr, Phillip Marshak, Tom McGowan und Jay Schlossberg-Cohen) entstand, erinnert aufgrund der Kulissen seiner Rahmenhandlung zunächst an den Genreklassiker „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ aus dem britischen „Amicus“-Hause, entpuppt sich jedoch als mehr schlecht als recht zusammengekleistertes Trash-Knallbonbon.
Der christliche Gott (Ferdy Mayne, „Tanz der Vampire“) und sein Gegenspieler, der Beelzebub (Tony Giorgio, „Der Pate“), höchstpersönlich fahren Zug (?) und befinden sich im Zwiegespräch: Wer kommt in die Hölle und wer darf sich weiterhin zu Gottes Schäfchen zählen? Sie erzählen drei verschiedene Fälle menschlicher Sünden…
Die Rahmenhandlung beginnt direkt mit totaler ‘80er-Power, als eine Elektropop-Hardrock-Crossover-Gruppe ein Konzert in einem Bahnabteil gibt, singt und tanzt – warum auch immer… Doch kurz darauf beginnt die erste Episode: Nach einem Autounfall findet sich Harry (John Phillip Law, „Barbarella“) im Sanatorium Dr. Fargos (Sharon Ratcliff) wieder, wo er zu dessen willenlosen Werkzeug gemacht wird. Er entführt und zerstückelt arglose Frauen im Auftrag seines Gebieters…
„Reich mir bitte die große Säge. Ich glaube, Dr. Brewer hat etwas zu viel Gehirnwasser!“
Der „Mad Scientist“-Subgenre-Beitrag erzählt seine recht profane Geschichte, indem er verwirrend viele Parallelhandlungen beginnt und viele Charaktere nur halbherzig einführt. Dafür versucht er den Zuschauer mit nackter Haut in Gummizellen und auch darüber hinaus vielen entblößten weiblichen Oberweiten bei Laune zu halten. Mit Spezialeffekten hält man sich zurück; wird eine Frau bei lebendigem Leib zersägt, bekommt man lediglich ein paar Blutspritzer zu sehen und das Ergebnis präsentiert. Das Ende setzt mit einer Kopfabschlagszene den Schlusspunkt unter diese sleazige, bemüht brutale, wirre und konfuse Episode, die nicht mehr als 3 von 10 Punkten verdient hat.
Nach einem Intermezzo mit Gott, Satan und der grellen Tanztruppe geht es weiter mit Episode 2: Die naive Studentin Greta (Merideth Haze) gerät in die Fänge des ebenso reichen wie dubiosen Mr. Youngmeyer (J. Martin Sellers), der sie in Erotikfilmen einsetzt und mit ihrer Ausbeutung Geld verdient. Als sie sich in den jungen Glenn (Rick Barnes) verliebt, entführt Youngmeyer beide in seinen „Club des Todes“, wo er sie sadistischen Russisch-Roulette-Spielen aussetzt…
„Ich bin dran!“ – „Entschuldigen Sie, wenn’s angebrannt riecht.“
Auch hier bekommt man nackte Haut zu sehen, doch wesentlich bemerkenswerter ist, wie Greta mit Glenn einen Fan ihrer Filme kennenlernt und blitzschnell mit ihm zusammenkommt, nur um anschließend in Youngmeyers „Club des Todes“ zu landen. Die schluderig konstruierte Geschichte läuft auf eine Abfolge diverser sadistischer Spielchen hinaus, deren Sinn man besser nicht hinterfragt – schon gar nicht, wenn ständig alles schiefgeht, aber Youngmeyer stets einen weiteren morbiden Nervenkitzel präsentiert, statt Glenn oder Greta oder beide einfach umzubringen. Die diversen Russisch-Roulette-Varianten haben es aber in sich: Star der Episode ist die belustigend-schlecht animierte, exotische „Mörderfliege“, deren Stich für einen netten Ekel-Splatter-Effekt sorgt. Ein Spiel mit Elektroschocks mündet in einem bis zum Wahnsinn durchexerzierten tödlichen Stromstoß, der eine ansehnliche verkohlte Leiche produziert, während sich um sie herum bizarrerweise alle halbtot lachen. Auch Edgar Allan Poes berühmtes „Pendel des Todes“ findet seine skurrile Entsprechung. Krude, heillos übertrieben, exploitativ und reich an Effekten: Sehr unterhaltsam und mir 6 von 10 Punkten wert, eigentlich aber ein Zusammenschnitt des Horrorfilms „Death Wish Club“ von John Carr, der in seiner Langfassung vermutlich weit weniger taugt.
Ein weiteres Intermezzo schindet Spielzeit mit der mittlerweile sattsam bekannten Band, die nun sogar Breakdance-Einlagen aufs Zugparkett legt. Davon wenig beeindruckt geht’s bei Gott und dem Deibel weiter im Text: Der desillusionierte Chirurg James Hanson (Richard Moll, „House“) ist des Religionsspuks überdrüssig und veröffentlicht ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Gott ist tot“. Ein alternder Nazijäger (Cameron Mitchell, „Blutige Seide“) stößt indes auf die Spur eines Kriegsverbrechers (Robert Bristol), der eigenartigerweise keinen Tag zu altern scheint. Er entpuppt sich als uraltes Monstrum, dem sich kaum jemand entgegenstellen kann…
„Ich komme geradewegs vom Führer und habe Befehl, diese sinnlosen Besäufnisse ein für alle Mal zu beenden!“
Auch hier wird John-Carr-Material recycelt, der Okkult-Horrorstreifen „Cataclysm - Der unendliche Alptraum“ aus dem Jahre 1980 musste für diesen Zusammenschnitt herhalten. Sie beginnt mit Nazis innerhalb eines Alptraums, siedelt sich dann in der Gegenwart an und unterhält mit unfreiwillig witzigen Dialogen („Wir brauchen eine Religion, aber unter der Prämisse: Gott ist tot!“ / „Diesen Mann kauf ich mir jetzt, auch wenn’s der Teufel höchstpersönlich ist – ich bring ihn hinter Gitter!“ usw.), vor allem aber mit keinesfalls perfekten, aber charmanten, handgemachten Spezialeffekten en masse: Reinrassige Latex-Monster tauchen ebenso auf wie irgendwelche Gnome aus einem Bodenloch, ein Stop-Motion-animiertes Riesenmonstrum leuchtet bedrohlich mit den Augen, Kreaturen-Action kommt nicht zu kurz. Am Kruzifix wird mit einer brennenden 666 hantiert und das Ende ist herrlich fies ausgefallen. Eine Autoexplosion ist zwar eindeutig Archivmaterial und ernstzunehmen ist auch hier selbstverständlich gar nichts, aber die Kombination aus satanischer Blasphemie und das Kind im Manne erfreuenden Modellierungen und Effekten weiß mich zu verzücken und hat sich ebenfalls seine 6 von 10 Punkten verdient.
Das Ende der Rahmenhandlung befreit einen dann auch endlich von der unermüdlich musizierenden, singenden und tanzenden Aerobic-Poprock-Kapelle und besiegelt ein Trash-Feuerwerk, an dem manch erprobter Horror- und ‘80er-Freund seine Freude haben dürfte. Wie groß die Freude bei den mit „No Names“ ebenso wie mit bekannten und verdienten Namen bestückten Darsteller-Ensembles war, ist fraglich; dafür ist’s jedoch mitunter kurios anzusehen, wie vertraute Gesichter mal mehr, mal weniger motiviert durch die Episoden stapfen. Mir jedenfalls hat’s verdammt viel Spaß gemacht, manch ambitionierterer und objektiv betrachtet besserer Film war da schon wesentlich überflüssiger.
Der 1985 veröffentlichte US-Episodenhorrorfilm „Night Train To Terror“, der unter der Regie verschiedener Regisseure (John Carr, Phillip Marshak, Tom McGowan und Jay Schlossberg-Cohen) entstand, erinnert aufgrund der Kulissen seiner Rahmenhandlung zunächst an den Genreklassiker „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ aus dem britischen „Amicus“-Hause, entpuppt sich jedoch als mehr schlecht als recht zusammengekleistertes Trash-Knallbonbon.
Der christliche Gott (Ferdy Mayne, „Tanz der Vampire“) und sein Gegenspieler, der Beelzebub (Tony Giorgio, „Der Pate“), höchstpersönlich fahren Zug (?) und befinden sich im Zwiegespräch: Wer kommt in die Hölle und wer darf sich weiterhin zu Gottes Schäfchen zählen? Sie erzählen drei verschiedene Fälle menschlicher Sünden…
Die Rahmenhandlung beginnt direkt mit totaler ‘80er-Power, als eine Elektropop-Hardrock-Crossover-Gruppe ein Konzert in einem Bahnabteil gibt, singt und tanzt – warum auch immer… Doch kurz darauf beginnt die erste Episode: Nach einem Autounfall findet sich Harry (John Phillip Law, „Barbarella“) im Sanatorium Dr. Fargos (Sharon Ratcliff) wieder, wo er zu dessen willenlosen Werkzeug gemacht wird. Er entführt und zerstückelt arglose Frauen im Auftrag seines Gebieters…
„Reich mir bitte die große Säge. Ich glaube, Dr. Brewer hat etwas zu viel Gehirnwasser!“
Der „Mad Scientist“-Subgenre-Beitrag erzählt seine recht profane Geschichte, indem er verwirrend viele Parallelhandlungen beginnt und viele Charaktere nur halbherzig einführt. Dafür versucht er den Zuschauer mit nackter Haut in Gummizellen und auch darüber hinaus vielen entblößten weiblichen Oberweiten bei Laune zu halten. Mit Spezialeffekten hält man sich zurück; wird eine Frau bei lebendigem Leib zersägt, bekommt man lediglich ein paar Blutspritzer zu sehen und das Ergebnis präsentiert. Das Ende setzt mit einer Kopfabschlagszene den Schlusspunkt unter diese sleazige, bemüht brutale, wirre und konfuse Episode, die nicht mehr als 3 von 10 Punkten verdient hat.
Nach einem Intermezzo mit Gott, Satan und der grellen Tanztruppe geht es weiter mit Episode 2: Die naive Studentin Greta (Merideth Haze) gerät in die Fänge des ebenso reichen wie dubiosen Mr. Youngmeyer (J. Martin Sellers), der sie in Erotikfilmen einsetzt und mit ihrer Ausbeutung Geld verdient. Als sie sich in den jungen Glenn (Rick Barnes) verliebt, entführt Youngmeyer beide in seinen „Club des Todes“, wo er sie sadistischen Russisch-Roulette-Spielen aussetzt…
„Ich bin dran!“ – „Entschuldigen Sie, wenn’s angebrannt riecht.“
Auch hier bekommt man nackte Haut zu sehen, doch wesentlich bemerkenswerter ist, wie Greta mit Glenn einen Fan ihrer Filme kennenlernt und blitzschnell mit ihm zusammenkommt, nur um anschließend in Youngmeyers „Club des Todes“ zu landen. Die schluderig konstruierte Geschichte läuft auf eine Abfolge diverser sadistischer Spielchen hinaus, deren Sinn man besser nicht hinterfragt – schon gar nicht, wenn ständig alles schiefgeht, aber Youngmeyer stets einen weiteren morbiden Nervenkitzel präsentiert, statt Glenn oder Greta oder beide einfach umzubringen. Die diversen Russisch-Roulette-Varianten haben es aber in sich: Star der Episode ist die belustigend-schlecht animierte, exotische „Mörderfliege“, deren Stich für einen netten Ekel-Splatter-Effekt sorgt. Ein Spiel mit Elektroschocks mündet in einem bis zum Wahnsinn durchexerzierten tödlichen Stromstoß, der eine ansehnliche verkohlte Leiche produziert, während sich um sie herum bizarrerweise alle halbtot lachen. Auch Edgar Allan Poes berühmtes „Pendel des Todes“ findet seine skurrile Entsprechung. Krude, heillos übertrieben, exploitativ und reich an Effekten: Sehr unterhaltsam und mir 6 von 10 Punkten wert, eigentlich aber ein Zusammenschnitt des Horrorfilms „Death Wish Club“ von John Carr, der in seiner Langfassung vermutlich weit weniger taugt.
Ein weiteres Intermezzo schindet Spielzeit mit der mittlerweile sattsam bekannten Band, die nun sogar Breakdance-Einlagen aufs Zugparkett legt. Davon wenig beeindruckt geht’s bei Gott und dem Deibel weiter im Text: Der desillusionierte Chirurg James Hanson (Richard Moll, „House“) ist des Religionsspuks überdrüssig und veröffentlicht ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Gott ist tot“. Ein alternder Nazijäger (Cameron Mitchell, „Blutige Seide“) stößt indes auf die Spur eines Kriegsverbrechers (Robert Bristol), der eigenartigerweise keinen Tag zu altern scheint. Er entpuppt sich als uraltes Monstrum, dem sich kaum jemand entgegenstellen kann…
„Ich komme geradewegs vom Führer und habe Befehl, diese sinnlosen Besäufnisse ein für alle Mal zu beenden!“
Auch hier wird John-Carr-Material recycelt, der Okkult-Horrorstreifen „Cataclysm - Der unendliche Alptraum“ aus dem Jahre 1980 musste für diesen Zusammenschnitt herhalten. Sie beginnt mit Nazis innerhalb eines Alptraums, siedelt sich dann in der Gegenwart an und unterhält mit unfreiwillig witzigen Dialogen („Wir brauchen eine Religion, aber unter der Prämisse: Gott ist tot!“ / „Diesen Mann kauf ich mir jetzt, auch wenn’s der Teufel höchstpersönlich ist – ich bring ihn hinter Gitter!“ usw.), vor allem aber mit keinesfalls perfekten, aber charmanten, handgemachten Spezialeffekten en masse: Reinrassige Latex-Monster tauchen ebenso auf wie irgendwelche Gnome aus einem Bodenloch, ein Stop-Motion-animiertes Riesenmonstrum leuchtet bedrohlich mit den Augen, Kreaturen-Action kommt nicht zu kurz. Am Kruzifix wird mit einer brennenden 666 hantiert und das Ende ist herrlich fies ausgefallen. Eine Autoexplosion ist zwar eindeutig Archivmaterial und ernstzunehmen ist auch hier selbstverständlich gar nichts, aber die Kombination aus satanischer Blasphemie und das Kind im Manne erfreuenden Modellierungen und Effekten weiß mich zu verzücken und hat sich ebenfalls seine 6 von 10 Punkten verdient.
Das Ende der Rahmenhandlung befreit einen dann auch endlich von der unermüdlich musizierenden, singenden und tanzenden Aerobic-Poprock-Kapelle und besiegelt ein Trash-Feuerwerk, an dem manch erprobter Horror- und ‘80er-Freund seine Freude haben dürfte. Wie groß die Freude bei den mit „No Names“ ebenso wie mit bekannten und verdienten Namen bestückten Darsteller-Ensembles war, ist fraglich; dafür ist’s jedoch mitunter kurios anzusehen, wie vertraute Gesichter mal mehr, mal weniger motiviert durch die Episoden stapfen. Mir jedenfalls hat’s verdammt viel Spaß gemacht, manch ambitionierterer und objektiv betrachtet besserer Film war da schon wesentlich überflüssiger.