Gestern endlich wieder geguckt und der Streifen ist einfach nur absolut herrlich. Kathleen Turner als psychopathische Serienkillerin, die gegen Leutchen vorgeht, die nicht ihrem heilen Vorstadt-Weltbild entsprechen ist eine bitterböse Abrechnung mit den gängigen und fragwürdigen Moralvorstellungen amerikanischer Durchschnittsbürger, die auch vor wenig zurückschreckt. Die Ausschnitte von "Blood Feast" und "TCM" sind natürlich der Hammer, Fulcis "Woodoo" ist ebenfalls ständig im Bild und wie bitte kommt ein Aufsteller zu "Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen" in eine Baltmorianische Videothek? Kurzum "Serial Killer" ist jedenfalls ein Riesenspaß für alle Freunde des abseitigen Geschmacks und selbst wer ansonsten mit den recht wilden (Früh-)Werken von John Waters nichts anfangen kann, kommt hier sicherlich auf seine Kosten!
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Fr 19. Jul 2013, 11:05
von Blap
Im Ultrakurzformat:
• Serial Mom(USA 1993) - John Waters nimmt die kleinbürgerliche Idylle des braven Durchschnittsbürgers aufs Korn, der schwarze Humor dieser Prachtsause treibt mir Lachtränen über die Wangen. Kathleen Turner war nie besser!
Endlich eine brauchbare Scheibe, zwar bietet die BD von Universal keinerlei Boni, macht aber mit schöner Qualität Freude. Das Bildformat der Kinofassung wird auf einschlägigen Webseiten mit 1,66:1 angegeben, auf der Blu-ray befindet sich der Film jedoch im Format 1,85:1. Allerdings halte ich die Angabe 1,66:1 für fragwürdig, da es sich um ein hauptsächlich in Europa verwendetes Seitenverhältnis handelt. Ich halte nicht viel von nachträglich "angepassten" Auswertungen, hier scheint jedoch tatsächlich das korrekte Bildformat zum Einsatz zu kommen, ich kann die Scheibe mit gutem Gewissen empfehlen.
9/10 (überragend)
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Sa 11. Jan 2014, 18:50
von buxtebrawler
„Unsere Mutter ist Charles Manson!“
Das gern die vermeintliche heile Welt selbstzufriedener Durchschnitts-US-Amerikaner filmisch auseinandernehmende Regie-Enfant-Terrible John Waters („Pink Flamingos“) erschuf mit dem im Jahre 1993 veröffentlichten Spielfilm „Serial Mom“ eine plakative Parodie auf die Doppelmoral „himmlischer“ Familien.
„Meint ihr, ich brauche einen Anwalt?“ - „Du brauchst einen Agenten!“
Bevery Sutphin (Kathleen Turner, „Der Rosenkrieg“) ist nach außen hin das weibliche Familienoberhaupt einer sauberen Vorzeigefamilie. Doch ist sie so sehr auf die Aufrechterhaltung dieses Bilds bedacht, dass sie rigoros gegen alle vorgeht, die die Familienidylle gefährden. Sie wird zur brutalen und skrupellosen Serienmörderin. Als ihr die Polizei auf die Schliche kommt, überschlagen sich die Ereignisse.
„Das ist der schlechte Einfluss dieser Familienfilme!“
„Serial Mom“ dürfte einer der zugänglichsten Filme John Waters sein, denn er erzählt seine übersichtliche Geschichte temporeich und stringent. Dabei hat diese es inhaltlich durchaus in sich: Eine erstklassig aufspielende Kathleen Turner mimt die jegliche Kritik an ihrer Familie abstrafende Übermutter überaus eindringlich; genial ihr kritischer Blick, der meist einen weiteren Mord einleitet. Diese fallen nicht gerade blutarm, dafür mitunter richtiggehend splatterig aus. Zudem wirft Waters mit zahlreichen Filmzitaten um sich, wenn er den einen Sohn auf Fleischfilme, den anderen aber auf Horror stehen und Genre-Beiträge wie „Blood Feast“, „The Texas Chainsaw Massacre“ oder auch „Die Zwangsjacke“ (darüber habe ich mich – wie über alles, was die Erinnerung an William Castle aufrecht erhält – besonders gefreut) gucken lässt, die in Form von Ausschnitten ihren Weg in „Serial Mom“ fanden. Zudem dreht Waters die pseudopädagogische und moralistische Kritik an solchen Streifen kurzerhand um, indem er sie einen schlechten Einfluss auf die Mutter statt des Sohns ausüben lässt. Die marktwirtschaftliche Verwertung realer Serienmörder wird ebenfalls aufs Korn genommen, wenn man ein einträchtiges Geschäft mit Bevery wittert.
Formal-stilistisch präsentiert sich „Serial Mom“ in erwartet bunter Pittoresk-Optik, Einblendungen von Datum und Uhrzeit sollen einen dokumentarischen Charakter verleihen (bzw. diesen verulken, denn natürlich basiert auch „Serial Mom“ auf „wahren Begebenheiten“) und ein klassischer orchestraler Soundtrack begleitet die Sause, bis er von der ausschließlich aus Mädels bestehenden Punkband L7 abgelöst wird, an deren Song „Gas Chamber“ John Waters gleich mitschrieb. Eine gelungene Gesellschaftssatire in Form einer rabenschwarzen Thriller-Komödie – da geb' ich 8 von 10 Fabergé-Eiern.
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Sa 11. Jan 2014, 19:13
von FarfallaInsanguinata
"Serial Mom" durfte ich 1994 in München im Kino sehen, als ich auf der Italien-Rückreise war und auf meinen Anschlußzug nach Bremen warten musste. Der Film hat mir die Zeit glänzend vertrieben und für so gut befunden, dass er auch noch auf Video angeschafft wurde.
8,5/10
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Fr 11. Aug 2017, 22:02
von CamperVan.Helsing
Auch nach fast 25 Jahren kann die Serial Mom noch überzeugen. Noch schöner wär es freilich gewesen, der Film wäre 30 Jahre früher entstanden - mit Doris Day in der Hauptrolle.
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Sa 12. Aug 2017, 07:09
von sergio petroni
ugo-piazza hat geschrieben:Auch nach fast 25 Jahren kann die Serial Mom noch überzeugen. Noch schöner wär es freilich gewesen, der Film wäre 30 Jahre früher entstanden - mit Doris Day in der Hauptrolle.
Und mit wem würdest Du heutzutage die Rolle besetzen?
Re: Serial Mom - John Waters
Verfasst: Mo 14. Aug 2017, 11:04
von Arkadin
sergio petroni hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben:Auch nach fast 25 Jahren kann die Serial Mom noch überzeugen. Noch schöner wär es freilich gewesen, der Film wäre 30 Jahre früher entstanden - mit Doris Day in der Hauptrolle.
Und mit wem würdest Du heutzutage die Rolle besetzen?
Vielleicht Sandra Bullock.
BTW: Wundervoller Film. Ich trenne jetzt auch immer vorbildlich meinen Müll.
Re: Serial Mom - John Waters (1993)
Verfasst: Mo 14. Aug 2017, 11:05
von jogiwan
Katherine Heigl - aber dann würde der ja floppen!
Re: Serial Mom - John Waters (1993)
Verfasst: Mo 14. Aug 2017, 11:25
von karlAbundzu
Sarah Michelle Gellar würde ich gern da sehen.
Aber: Jede würde natürlich gegen Kathleen Turner abstinken in einem Remake dieses tollen Filmes. Obwohl Susan Sarandon das bestimmt auch gut gemacht hätte. Aber Kathleens Gesichtsausdrücke sind einfach unglaublich wunderbar hier.
Ich schnall mich jetzt immer brav an, sehr lehrreich der Film.
Re: Serial Mom - John Waters (1993)
Verfasst: Mo 14. Aug 2017, 11:31
von jogiwan
und ich durchsuche den Papiermüll meiner Nachbarn nach "Chicks with Dicks"-Magazinen...