Ich muss mich hier auch Frau Untot anschließen, dass dieser Film durchaus als kleines Meisterwerk gelten kann. Ich hab ihn mir gerade angesehen und nachdem ich die erste halbe Stunde mühsehlig überstanden habe, begann mich der Film plötzlich zu packen und nicht mehr loszulassen.
Das erste Drittel war nur leider wirklich ein bisschen verpatzt. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir nichts außer mit viel Nachdruck gehaltene Erklärungen, was da auf dem Bildschirm gerade so abgeht. So sagt man uns beispielsweise fünfmal, dass der Protagonist blind ist, in der Gefahr, dass wir das von seinen Bewegungen nicht selbst schließen können. Und solche Nebensätze wie "...die Winters, die mich am liebsten Tod sehen würden,.." zeigen, dass der Drehbuchschreiber wusste, was für eine konfuse Story er da erschaffen hat und nun versuchte jede Kleinigkeit möglichst oft in die Gehirne der Zuseher zu hämmern. Danach kommen noch fünf Minuten Weisenkinder-kommen-zu-seltsamen-Verwandten,-beginnen-aber-irgendwann-Akzeptanz-zu-finden, wie sie die Vorlage für einen Cornelia Funke Kinderroman hätten sein können, doch dann kam - Horror!
Kaum kommt der Stock des misteriösen Fremden zum ersten Mal zum blutigen Einsatz beginnt der Film plötzlich an Fahrt zu gewinnen. Die Story wird deprimierender weil alle Handlungen des Helden aussichtslos erscheinen und wir wissen irgendwie dass die ganze Geschichte nicht gut enden wird. Figuren, denen wir durchaus Sympathie abgewinnen konnten beginnen unheimlich zu agieren. Wir haben Mitleid für den blinden Jungen, weil er praktisch ab der Hälfte des Filmes keine Person mehr hat, der er absolut trauen kann. Klar, da ist dieser Giorgio, der ihm glaubt, aber der ist auch hoffnungslos Alkohol und Frauen verfallen, so dass es ungewiss ist, wie lange er noch auf der Seite des Jungen bleibt.
Den Charakter von Giorgio fand ich überhaupt am interessantesten. Er beginnt irgendwie unscheinbar. Als Freund der Schwester des Helden (= nutzlose Figur um den Bodycount höher zu halten). Danach kommen ein paar eher unsympathische Eigenschaften wie seinen unstillbaren Sexualtrieb. Doch als er merkt, dass er von Marks Schwestern nur benutzt wurde um einen Vater für Baby-Antichrist abzugeben schlägt er sich sofort auf Marks Seite, ja scheint sogar die ganze Sache klarer zu durchschaun als Mark selbst. Dennoch weis man durch, wie erwähnt, seine Liebe zu Alkohol und Frauen nie wie lange ihm noch zu vertrauen ist.
► Text zeigen
Später rettet er ja einmal das Baby aus den Fluten. Warum?
Der viel gerühmte Gore haute mich anfangs nicht von den Socken. Dann kam ich aber zu der Einsicht, dass ich in der Beziehung vielleicht nur zu verwöhnt von dem 80-Horror war. Für 1978 muss ich gestehen kommen hier doch ein paar nette Einlagen zum Vorschein, die damals als ziemlich kontrovers gegolten haben mussten.
Fazit: Ein Film wie eine Gondelfahrt. Es dauert ein wenig, bis du mit dem Gondoliere über den Preis verhandelt hast und sich die Gondel langsam vom Steg gelöst hat, aber dann wirst du begeistert sein.
7/10