Todesschrei der Kannibalen - Sisworo G. Putra (1978)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Re: TODESSCHREI DER KANNIBALEN (Primitif)

Beitrag von Onkel Joe »

Todesschrei der Kannibalen ist funny, in einer Szene legen sich die Kannibalen ins Zeug und verschlingen zu:

..erstmal ihre nächste Mahlzeit :mrgreen:.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
purgatorio
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Re: TODESSCHREI DER KANNIBALEN (Primitif)

Beitrag von purgatorio »

inhaltliche Äußerungen zu diesem Streifen gibt's hier in der Tat bisher nicht - kann da jemand Abhilfe schaffen?
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Die Kroete
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Re: TODESSCHREI DER KANNIBALEN (Primitif)

Beitrag von Die Kroete »

Der Inhalt hat recht wenig zu bieten, ist halt ne absolute Trash-Granate. :twisted:

Versuch den schon länger, irgendwie relativ günstig zu kaufen, ist ja scheiß selten geworden.

Selbst Bethis-Vös sind nur noch zu horrennden Preisen zu bekommen, wenn überhaupt :(
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Salvatore Baccaro
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Re: TODESSCHREI DER KANNIBALEN (Primitif)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Es gibt schon einen Grund, weshalb mir Siswowo Gautama Putras PRIMITIF von all den Kannibalenfilmen, die ich mir in meiner Exploitation-Kino-Sturm-und-Drang-Phase mit sechzehn, siebzehn tonnenweise zugeführt habe, mit Abstand am blassesten in Erinnerung geblieben ist…

Dreist ist gar kein Ausdruck dafür, in welchem Ausmaß sich dieser indonesische Streifen bei zwei kurz zuvor erschienen Italo-Anthropophagien mit Klassiker-Status bedient, sprich, deren Szenen und Ideen unumwunden eins zu eins kopiert: Zum einen Ruggero Deodatos ULTIMO MONDO CANNIBALE, der vier Jahre nach Umberto Lenzis Genre-Initialzündung MONDO CANNIBALE den wahren Startschuss für magenumdrehende Menschenfressereien im italienischen Unterhaltungskino liefert; zum andern Sergio Martinos LA MONTAGNA DEL DIO CANNIBALE, der sich stärker auf traditionelle Abenteuergeschichten beruft, nichtsdestotrotz gerade in seinem Finale aber ebenso wenig zimperlich darin ist, seinem Publikum ein paar Semester Anatomiekunde zu ersparen. Ich kann mir Imam Tantowi, den Drehbuchautor von PRIMITIF, richtig dabei vorstellen, wie er sich nach Genuss beider Filme eine Strichliste von all den Dingen erstellt, die unbedingt auch in dem Streifen auftauchen müssen, den zu skripten er den Auftrag erhalten hat:

In LA MONTAGNA DEL DIO CANNIBALE ist es ein Professor, Ehegatte der weiblichen Hauptfigur, dessen spurloses Verschwinden einen Expeditionstrupp, (zumindest vorgeblich), in den Dschungel lockt; in PRIMITIF werden wir demgegenüber mit Anthropologie-Studenten abgespeist, die, (als stellten ihre Figuren bereits eine Fingerübung für das Personal in Lenzis CANNIBAL FEROX dar), in den indonesischen Urwald marschieren, um Gerüchten nachzujagen, dort würde sich ein indigener Stamm fernab jeglichen Kontakts mit der Zivilisation noch auf Steinzeitniveau bewegen; dieser Stamm wiederum ist offenkundig nach dem Vorbild der Wilden in ULTIMO MONDO CANNIBALE modelliert, denn man haust in Höhlen, scheint von Körperpflege nicht viel zu halten, verständigt sich mittels Grunzlauten und praktiziert für unsere in seine Fänge geratenen Studenten wenig erbauliche Rituale, bei denen vor allem Tieren übel mitgespielt werden, - namentlich einem kleinen Krokodil, das man exakt auf die gleiche Weise bei lebendigem Leibe ausweidet (Stichwort: Tiersnuff), wie es seinem bemitleidenswerten Artgenossen in Deodatos Film geschehen ist. Bis in Details kann man den Kongruenzen zwischen den italienischen Vorläufern und dem indonesischen Plagiat nachspüren: In ULTIMO MONDO CANNIBALE ist Hauptdarsteller Massimo Foschi zunächst gemeinsam mit einem exotischen Vogel in einer Felsspalte eingesperrt, das Liebespärchen, das seine Position in PRIMITIF einnimmt, muss sich sein Verließ indes mit einem Orang-Utan teilen; in LA MONTAGNA DEL DIO CANNIBALE findet sich eine Szene, in der ein geiler Kannibale sich am Körper der gefesselten Ursula Andress zu schaffen zu machen versucht, und dafür mit sofortiger Kastration durch seine ihn auf frischer Tat ertappenden Stammesbrüder bestraft wird, in PRIMITIF wiederholt sich die Szene mit nahezu identischen Kameraeinstellungen, nur dass das etwas keuschere Rip-Off davor zurückschreckt, uns das blutig abgesäbelte Gemächt des Notzüchtigers zu zeigen; in ULTIMO MONDO CANNIBALE bringt es Ivan Rassmov fertig, einen Sturz in Stromschnellen nicht nur zu überleben, sondern sich anschließend auch noch über längere Zeit mutterseelenallein im Dschungel durchzuschlagen, bevor er auf den flüchtenden Foschi trifft, und kurz darauf dann doch in Kannibalenmägen landet, in PRIMITIF übernimmt diese Funktion eine Art Comic-Relief-Charakter in Gestalt eines tollpatschigen Students, dem seine Hornbrille derart auf der Nase festgewachsen scheint, dass sie ihm kein noch so reißender Storm herabzuzerren vermag.

Neben all diesen – hust – Hommagen an Martino und Deodato scheut PRIMITIF aber auch nicht davor zurück, sowohl seinen Soundtrack wie auch mindestens eine weitere Tiersnuff-Szene aus anderen Kontexten zu stibitzen: Wenn besagter brillenbewehrter Student verzweifelt durchs Unterholz stapft, wird er Zeuge eines Kampfes zwischen einem Jaguar und mehreren Krokodilen – wobei Kampf eigentlich noch viel zu euphemistisch klingt angesichts der Tatsache, dass die Raubkatze scheinbar bereits tödlich verwundet knietief in einem Fluss steht, während die Reptilien sie umzingeln und kurzen Prozess mit ihr machen. Ursprünglich verortet ist diese ethisch-moralisch außerordentlich kritikwürdige Sequenz in Artur Davies‘ Mondo BRUTES AND SAVAGES, wo man sie als angeblich authentische Dokumentaraufnahme ausgibt, während doch relativ offensichtlich ist, dass die Filmemacher bei der Konfrontation der sich normalerweise sicherlich niemals derart ins Gehege kommenden Tiere, sagen wir, ein bisschen „nachgeholfen“ haben. Zumindest in der mir von mir gesichteten VHS-Fassung des Films hält der Score von PRIMITIF noch eine besondere Überraschung bereit, setzt er sich doch zum Teil aus Passagen von Kraftwerks zu diesem Zeitpunkt aktuellstem Album „Die Mensch-Maschine“ zusammen. Vor allem wenn beim Vorspann zu Bildern unberührter Urwaldnatur Indonesiens der Hit „Wir sind die Roboter“ ertönt, kann man sich entweder fassungslos an die Stirn greifen – oder aber den Verantwortlichen Tribut dafür zollen, dass sie der dem Kannibalen-Genre immanenten Dichotomie zwischen Archaik und Moderne, Natur und Zivilisation, Großstadtdschungel und subäquatorialen Tropen auf eine solch, ehm, eigenwillige Weise ihre Reverenz erwiesen haben.

Kurz fällt die Antwort auf die Frage aus, was dieser Flickenteppich aus Fremdmaterial denn nun eigentlich als Alleinstellungsmerkmal aufweist: Obwohl sich Regisseur Putra schamlos an italienischen Kannibalenfilmen orientiert, kommt sein eigener Film vollkommen ohne Menschenfresser aus. Das indigene Völkchen, das unsere Helden in seine Höhlen verschleppt, zwingt, als Zeugen ihren Zeremonien beizuwohnen, und nach erfolgreicher Flucht sich ihnen an die Fersen heftet, um ihnen den Garaus zu machen, mag barbarisch, animalisch, primitiv sein, - eins sind seine Angehörigen dennoch nicht, nämlich Anthropophagen, - was dem Filmteam freilich vor allen Dingen erspart, besonders tief in die Gore-Trickkiste greifen zu müssen. Statt graphischer Kulinarik gibt es dann aber eben etwas, was den italienischen Vorreitern weitgehend abgeht: Haarsträubenden Trash, wenn bspw. einer der Eingeborenen mit einer definitiv aus Plastik bestehenden Riesenschlange ringt und sich das Tier eigenhändig um den Körper schlingt, um den Eindruck zu erwecken, er würde zu Tode umarmt werden, oder wenn ein zweiter Eingeborener ein Beil nach unseren reißausgenommenen Helden wirft, dieses sein Ziel verfehlt, sich kurzerhand entscheidet, zu einem Boomerang zu werden und den Werfenden seinerseits einen Kopf kürzer macht.

Rar gesät sind solche Ed-Wood-Einsprengsel jedoch, was PRIMITIF unterm Strich zu einer reichlich zähen, unbefriedigenden, durchaus vergessenswürdigen Angelegenheit macht, zum kinematographischen Äquivalent einer CD, die ein Freund von mir einmal auf einem niederländischen Markt gekauft hat: Da steht vorne groß THE BYRDS drauf, in Wirklichkeit wurden sämtliche Songs von einer THE-BYRDS-Cover-Band eingespielt, die selbst auf einem bierseligen Schützenfest qualitativ aus dem Rahmen fallen würde. Dankbar bin ich dem Film eigentlich nur für eins: Dass man sich bei der Schlachtung des armen Orang-Utans dann doch dazu entschieden hat, nicht vor laufender Kamera einen wirklichen Affen zu töten, sondern sich mit einem Spezialeffekt auszuhelfen…
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jogiwan
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Re: Todesschrei der Kannibalen - Sisworo G. Putra (1978)

Beitrag von jogiwan »

kommt im September 2020 von Severin auf Blu-Ray:

PRIMITIVES aka SAVAGE TERROR (1980)
Disc Specs:
*Aspect Ratio: 2.35:1
*Audio: Indonesian Mono with English subtitles and English Mono with optional closed captions
Special Features:
*Producing PRIMITIVES - Interview with Producer Gope T. Samtani
*Way Down in the Jungle Deep - Interview with Screenwriter Imam Tantowi
*Trailer
*Alternate UK Opening and Closing Titles

it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Canisius
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Re: TODESSCHREI DER KANNIBALEN (Primitif)

Beitrag von Canisius »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Mo 27. Jul 2020, 17:43 [...] Dankbar bin ich dem Film eigentlich nur für eins: Dass man sich bei der Schlachtung des armen Orang-Utans dann doch dazu entschieden hat, nicht vor laufender Kamera einen wirklichen Affen zu töten, sondern sich mit einem Spezialeffekt auszuhelfen…
Hm, nie gesehen. Hätte das Teil auf VHS öfter erwerben können, hatte aber immer irgendwie wenig Interesse daran. Vielleicht zu Recht?
Dein Fazit, dass der Verzicht auf Tiersnuff ein Höhepunkt des Films ist, spricht Bände. Ich stelle mir gerade folgenden Dialog vor:
A: Und, hast Du Todesschrei der Kannibalen gesehen?
B: Na klar.
A: Und wie war er?
B: Ja, die beste Szene war die, die nicht umgesetzt worden ist.
A: :-| :???:
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
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