Der Henker von London - Rowland V. Lee (1939)

Moderator: jogiwan

purgatorio
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Re: Der Henker von London - Rowland V. Lee

Beitrag von purgatorio »

dr. freudstein hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:Off-Topic; bin schon still. :|
Kollege :D :prost:

Bild

Es tut mir leid :palm:
:D

und wiedereinmal alle zusammen (*laut schreien*):

Vincent Price - Vincent Price - VINCENT PRIIIIIIIIICEEEE!!!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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DrDjangoMD
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Re: Der Henker von London - Rowland V. Lee

Beitrag von DrDjangoMD »

purgatorio hat geschrieben:
und wiedereinmal alle zusammen (*laut schreien*):

Vincent Price - Vincent Price - VINCENT PRIIIIIIIIICEEEE!!!
I believe in Vincent Price,
I believe in Vincent Price,
I believe in Vincent Price,
I BELIEVE IN VINCENT PRICE
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Maulwurf
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Re: Der Henker von London - Rowland V. Lee

Beitrag von Maulwurf »

 
Der Henker von London
Tower of London
USA 1939
Regie: Rowland V. Lee
Basil Rathbone, Boris Karloff, Barbara O'Neil, Ian Hunter, Vincent Price, Nan Grey, Ernest Cossart, John Sutton, Leo G. Carroll, Miles Mander, Lionel Belmore, Rose Hobart, Ronald Sinclair, John Herbert-Bond, Ralph Forbes, Frances Robinson, G.P. Huntley


Tower of London.jpg
Tower of London.jpg (105.87 KiB) 442 mal betrachtet
OFDB

Die Wikipedia erklärt uns: Die Prinzen im Tower von London (engl. the princes in the tower) waren Eduard V. von England (* 1470; † 1483?) und Richard of Shrewsbury, 1. Duke of York (* 1473; † 1483?), die Söhne von König Eduard IV. und Elizabeth Woodville.

Ihr Onkel, Richard of Gloucester, ließ sie nach dem Tod des Königs durch das Parlamentsstatut Titulus Regius für illegitim und somit nicht erbfähig erklären und bestieg anstelle von Eduard selbst als Richard III. den Thron. Die Brüder hatte er zuvor im Tower von London untergebracht, zunächst angeblich um Eduards Krönung vorzubereiten. Zuletzt wurden die Prinzen dort lebend im Sommer 1483 gesehen. Danach verschwanden sie spurlos, und allgemein wird angenommen, dass sie ermordet wurden.
(1)

Und damit wäre auch die Handlung dieses historischen Schurkenstücks erzählt: Richard von Gloucester möchte zu Beginn der 1480er-Jahre den englischen Thron besteigen. Allerdings ist er die Nummer sechs in der Thronfolge, also beginnt er das Feld von hinten aufzurollen. Mit Hilfe seines ergebenen Gehilfen („Für mich seid ihr der König. Für mich seid ihr Gott.“) mit dem wunderbaren Namen Mord, der der Henker von London ist und die markanten Züge Boris Karloffs trägt, trägt er den Terror in das damalige Königsschloss Englands, den Tower.

Dies tut Richard zwar relativ getragen und unblutig, immerhin muss er ja Rücksicht nehmen auf den Hays Code und dessen Befindlichkeiten, aber die Schauspieler sind es, die dem schön gefilmten Film viel Farbe und vor allem Blut geben (was durchaus wörtlich zu verstehen ist). Ian Hunter als Edward IV. hat einen gewissen Hang zu soziopathischen Ratgebern und neigt selber sehr zu hysterischem Gelächter, vor allem wenn einer seiner mörderischen Pläne aufgeht (was durch kluge Planung öfters mal der Fall ist), und Vincent Price, als Herzog von Clarence in seiner dritten Filmrolle ein verweichlichter und mordlustiger Alkoholiker, gibt einen wunderbaren Vorgeschmack auf seine zukünftige Rollenwahl, wenngleich eben immer unter einem gewissen gebremsten Vorzeichen. Nan Grey als Lady Alice Barton ist zuckersüß und hat einen leichten Hang zum überdimensionierten Dekolleté, was von Rose Hobart in ihren wenigen Filmminuten aber locker übertroffen wird: Dass das Kleid mit diesem Ausschnitt durch die Zensur gekommen ist, das ist ein mittleres Wunder (oder ein königlich-perfider Plan).

Die Hauptrollen aber sind es, die den Film über alle Maßen beherrschen. Basil Rathbone ist Richard von Gloucester, und er macht seinem Ruf als erstklassiger Filmschurke dabei alle Ehre. Höflich, engelszüngig, intrigant, und gleichzeitig unglaublich verschlagen und gierig nach Macht. Wenn Richard in die Kamera schaut, dann ballen sich die Bosheit der Menschen und die Verderbtheit der Schurken zusammen zu einer einzigen schwarzen und bedrohlichen Wolke. Rathbone schafft dabei das Kunststück, in solchen Momenten ohne Text auszukommen – Allein sein Blick reicht völlig aus, eine Atmosphäre des schmerzvollen Todes zu schaffen. Richard hat sich ein geheimes Puppenhaus gebaut, in dessen Mitte der König auf seinem Thron sitzt, und auf den Stufen davor die Thronfolger in ihrer Reihenfolge stehen. Nach und nach rückt er nach vorne, und seine Freude über die gelungenen Intrigen ist geradezu mit Händen zu greifen. Und wenn dann doch mal ein Plan schief geht, so wie die Absicht, den Papierkronenkönig Henry VI in einer Schlacht aus Versehen erschlagen zu lassen, dann kann Richard sogar souverän improvisieren. Und seinen Widersacher halt anderweitig aus dem Weg räumen.

Ihm zur Seite steht Mord, der Henker von London. Boris Karloff mit glatt rasiertem Kopf, seinem ausgesprochen markanten Profil und mit Hinkefuß ist der Alptraum aller zartbesaiteten Menschen. Wenn er durch die Gänge schlurft zieht die Angst mit ihm. Entsprechend gestattet sich die Kamera sogar den Mord an einem Kind zu zeigen! Der Mann ist der personifizierte Schrecken, und dabei macht ihm sein Job sogar richtigen Spaß: So lässt er es sich nicht nehmen, im Vorübergehen mal eben noch schnell ein Gewicht auf einen gefolterten Mann zu legen um dessen Qualen zu vergrößern – Mord ist eben mit Liebe bei der Sache …

Die etwas sterile Inszenierung, die Undurchsichtigkeit englischer Renaissance-Historie, das Namedropping im Sekundentakt, das etwas lahme Showdown …? Geschenkt, die herausragenden Darsteller sind es, und die erschaffen einen Film, der sich als Grusel-Geschichts-Drama nicht hinter modernen Filmen zu verstecken braucht. Zwar ist die Nähe zu William Dieterles DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME aus dem gleichen Jahr deutlich zu spüren – Die Kulissen sind oft ähnlich, die Schar der Bettler scheint fast von dem einem Film in den anderen hinübergereicht zu sein, und da die Zeit der Dreharbeiten der beiden Filme in etwa die gleiche gewesen ist, nämlich der Sommer 1939, haben sich vielleicht die kreativen Menschen in Hollywood wirklich nur gegenseitig befruchtet. Wer weiß …

Nichtsdestotrotz ist DER HENKER VON LONDON ein starker früher Exploitationer, der Höhepunkt an Höhepunkt reiht, und unter dem Fluch des Hays Codes herausholt was nur möglich ist. Sehr sehenswert!

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Prinzen_im_Tower

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