Wolf Creek
(Wolf Creek)
mit
John Jarratt, Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips, Gordon Poole, Guy O'Donnell, Phil Stevenson, Geoff Revell, Andy McPhee, Aaron Sterns, Michael Moody, Andrew Reimer, Vicki Reimer, Isabella Reimer
Regie:
Greg McLean
Drehbuch:
Greg McLean
Kamera:
Will Gibson
Musik:
François Tétaz
ungeprüft
Australien / 2005
Kristy, Ben und Liz - drei junge Leute an der sonnigen Westküste Australiens. Mit vollen Rucksäcken, viel Enthusiasmus und einem halbwegs fahrtüchtigen Ford Kombi starten sie in den Urlaub ihres Lebens: drei Wochen Outback-Tour im Wolf Creek Nationalpark. Der beginnt mit Sommerhitze, Abenteuer und Romantik, bis eines abends das Auto nicht mehr anspringt. Die drei richten sich schon für eine dunkle Nacht ein, als Mick auftaucht. Der schrullige Mann bietet an, sie mit seinem Truck abzuschleppen und am nächsten Tag ihr Auto zu reparieren. Doch bei Sonnenaufgang wird klar, dass Mick sie nicht gehen lassen will. Niemals wieder…
Mittlerweile ist es auch schon wieder 10 Jahre her, das ein gewisser Greg McLean mit seinem Film "Wolf Creek" ein recht beachtenswertes Langfilm Debüt hingelegt hat. Mit einem für heutige Verhältnisse eher geringem Budget von 1.000.000 $ schuf der gute Mann dabei einen kleinen, aber sehr fiesen Horrorfilm der im australischen Outback spielt und allein schon aufgrund seiner Location zwiespältige Gefühle beim Zuschauer aufkommen lässt. Ist man einerseits von den imposanten Bildern des weitläufigen Landes regelrecht fasziniert, so beschleicht einen doch gleichzeitig auch ein Gefühl der Beklemmung, denn die schier endlosen Weiten des Landes rufen doch ein extremes Gefühl der Einsamkeit hervor. Bei aller Schönheit der Landschaftsaufnahmen und der damit aufkommenden Grundstimmung sind hier auch etliche Gefahren vorhanden und eine davon gibt sich in der Person des einheimischen Schweinejägers Mick Taylor zu erkennen der nämlich nicht nur Freude am töten der Tiere hat, sondern ganz augenscheinlich auch Jagd auf Menschen macht. Dieser Aspekt der Geschichte gibt sich jedoch erst relativ spät zu erkennen, denn McLean konfrontiert den Betrachter erst einmal mit einer etwas zu lang geratenen Einführung, in der einem hauptsächlich die 3 Rucksack Touristen näher gebracht werden. Im Prinzip keine schlechte Idee, doch in diesem ersten Teil des Geschehens passiert nicht wirklich etwas Nennenswertes und man vergeudet zu viele Minuten mit eher banalen Dingen.
Dieser Punkt fällt einem insbesondere bei einer wiederholten Sichtung des Werkes sehr stark ins Auge, denn nun erkennt man doch so einige Längen innerhalb des Szenarios, die bei der Erstsichtung eventuell noch durch das sehr gelungene letzte Filmdrittel übermalt wurden. So lange muss man sich nämlich gedulden bis die Ereignisse einmal richtig in Fahrt kommen und dadurch auch einen gewissen Härtegrad in die Ereignisse einziehen lassen, der sich allerdings in einem durchaus überschaubaren Rahmen bewegt. Visuelle Gewaltdarstellungen sind nämlich doch eher Mangelware und "Wolf Creek" entfaltet seine Härte vielmehr durch die sadistische Ader von Mick, die mehr als nur einmal stark in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. John Jarratt verkörpert diese Figur absolut großartig und authentisch, meiner persönlichen Meinung nach ist sein Schauspiel sogar das absolute Highlight in diesem ersten Teil der mittlerweile zweiteiligen Filmreihe. Fiese Sprüche, eine extrem makabere Art von Humor und unverhohlener Sarkasmus sind neben den sadistischen Foltermethoden seine absolute Stärke und die grenzenlose Furcht seiner Opfer eine Art von Belohnung, die ihm ganz offensichtlich jede Menge Freude bereitet. Die restlichen Figuren werden eher blaß gehalten und tragen auch keinerlei markante Züge, die dem Zuschauer nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben würden. So fokussiert sich der Regisseur vollkommen auf seine Hauptfigur, die er in diesem Film allerdings erst relativ spät in die Abläufe einführt.
Vielleicht ist dies aber auch die pure Berechnung, denn bevor der gute Mick auf der Szene auftaucht wird man selbst erst einmal in Sicherheit gewogen. Regelrecht eingelullt von diversen Banalitäten und pubertärem Gehabe der Touristen rechnet man nicht unbedingt mit der heftigen Wendung die das Geschehen nimmt. Umso wuchtiger trifft einen dann die völlige Richtungsänderung, als aus einem bis dahin eher wie ein längeres Urlaubsvideo erscheinenden Spielfilm ein knallhartes Terror Szenario für die Betroffenen wird, die sich in der Einöde Australiens mit ihrem Peiniger auseinander setzen müssen. Die zuvor noch eher heitere und unbeschwerte Stimmung verwandelt sich schlagartig und das Szenario offenbart in der Folge immer bedrohlicher anschwellende Momente, die auch ohne die ganz großen visuellen Brutalitäten ihre volle Wirkung erzielen. Gleichzeitig macht sich auch ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breit, denn selbst wenn die Opfer entkommen könnten, wäre die Zivilisation doch unendlich weit entfernt, als das man reelle Chancen für eventuelle Hilfe erkennen könnte. Aus diesem Aspekt bezieht die Geschichte dann auch eine immense Kraft und ganz unwillkürlich ertappt man sich dabei, wie die Panik der Opfer auch auf einen selbst überspringt. Die dabei entstehende Beklemmung schnürt einem die Kehle zu und die sadistische Freude von Mick am Leid seiner Gefangen lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Dennoch kann man irgendwie keinen echten Bezug geschweige denn gesteigerte Sympathie für die jungen Leute empfinden, denn trotz der langen Einführungsphase hat es McLean ganz bewusst vermieden, ein echtes Band zwischen dem Zuschauer und den Opfern entstehen zu lassen. Man findet keinen wirklichen Zugang zu den Teenagern und merkt stattdessen immer mehr, das man komischerweise eine fast schon perverse Art von Sympathie für den Täter entwickelt. Damit wir uns an dieser Stelle nicht falsch verstehen, diese Sichtweise bezieht sich in keinster Weise auf die verachtenswerten Handlungen von Mick, aber die Zeichnung seiner Figur drückt diesem Film ganz einfach einen unverkennbaren Stempel auf. Wie dem aber auch sei, "Wolf Creek" ist ein kleiner, fieser Horrorfilm der mit zwei vollkommen unterschiedlichen Filmhälften aufwartet. Das mag sicher nicht jedem gefallen, ist aber ein berechtigtes Stilmittel, um die volle Wucht eines Szenarios zu entfachen, das auch ohne die ganz große visuelle Härte einen Schlag in die Eingeweide darstellt. Gerade für einen Regie Erstling hinterlässt das Werk einen durchaus nachhaltigen und bleibenden Eindruck, so das man Greg McLean in der Gesamtbetrachtung eigentlich nur ein überzeugendes Zeugnis ausstellen kann.
Fazit:
"Wolf Creek" ist insgesamt gesehen ein überdurchschnittlich guter Beitrag, der dem Zuschauer durch seine zwei grundverschiedenen Hälften sehr zwiespältige Gefühle beschert. Beginnend wie ein Urlaubsvideo für das australische Outback tendiert die Geschichte hinten raus zu einem extrem atmosphärischen Horrorfilm, der seine Härte durch etliche Andeutungen hauptsächlich im Kopf des Betrachters entfaltet. Für Genre Freunde definitiv Pflichtprogramm, das man sich in gewissen Abständen auch ohne Weiteres mehrmals zu Gemüte führen kann.
7,5/10