ugo-piazza hat geschrieben:Natürlich darf man sich über Nazis lustig machen.
Ganz gelungen finde ich es in "Schtonk" von Dietl, was natürlich zum großen Teil auch eine Satire über den Umgang mit dem betreffenden Erbe ist. Die Voraussetzung dafür, dass so etwas gelingt, ist, dass die Gags auch zeigen, dass der Autor bzw. Regisseur sich überhaupt mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Wenn in einem Film Hitler auf einer Bananenschale ausrutscht, ist das auch nicht lustiger, als wenn sonstwer ausrutscht. Viele Leute lachen aber in ersterem Fall offenbar aus reinem Pflichtbewusstsein. Finde es auch reichlich albern, dass jedes Mal, wenn eine Komödie über Nazis gebracht wird, in den Feuilletons eine Pseudodiskussion initiiert wird, ob man sich denn darüber lustig machen dürfte. Man sollte mal lieber darüber diskutieren, ob man jeden noch so schlechten Witz, der denkbar ist, auch unbedingt mit Nazis machen muss. Wenn ich z. B. lese, dass Hitler in "Mein Führer" (Quo vadis, Helge?) beim Reden mit Essen spuckt oder in sonstigen sinnfrei-peinlichen Situationen gezeigt wird, muss ich das echt nicht sehen, einfach weil es generell unlustig ist. Weil man das theoretisch mit jeder geschichtlichen Figur machen könnte, und es wäre immer gleich blöde. Bei Hitler ist es dazu auch noch so billig, da man da einen maximalen Konsens erzielen kann und keiner sich traut, irgendeinen noch so schlechten Führer-Gag zu kritisieren, da es ja so aussehen könnte, als wollte man Hitler in Schutz nehmen. Jede andere geschichtliche Figur (und sei es irgendein anderer Diktator und Kriegstreiber) hätte im Zweifelsfall noch eher irgendeinen Fürsprecher, der sich trauen würde, die mindere Qualität des Humors zu kritisieren. Hitler ist daher ein ideales Ziel für schlechten Humor aller Art und für feige Filmemacher, die nicht riskieren wollen, Verrisse zu ernten, weil es in den Feuilletons Fans der jeweiligen historischen Figur gäbe. Natürlich gibt es nach wie vor ein paar Hitlerfans, aber die werden sowieso nicht ernstgenommen. Also bitte mal entweder niveauvolle Witze jenseits billigen Slapstick-Niveaus oder mal andere historische Epochen und Persönlichkeiten, am besten natürlich beides.
Auch der "Große Diktator" ist zwar ein gut gemachter Film, zeigt aber im Grunde vorrangig typischen Chaplin-Slapstick, der zwar als Slapstick gesehen auf Top-Niveau ist, aber inhaltlich oberflächlich bleibt. Als gelungene Nazi-Satire würde ich den Film nie betrachten, da ernstzunehmende Bezüge zur Ideologie fehlen, die über kindlich wirkendes Spielen mit der Weltkugel und Nonsens-Rederei hinausgehen.