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Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville

Verfasst: So 10. Mär 2013, 00:55
von CamperVan.Helsing
Gewiss ein guter Film, doch lassen sich einige Längen nicht verleugnen. Und sowohl bei Yves Montand als auch bei Gian Maria Volonté fallen mir genug Filme ein, die mir besser gefallen.

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville

Verfasst: Mo 7. Okt 2013, 12:40
von Bonpensiero
Ein paar Artworks:
► Text zeigen

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville

Verfasst: Mo 2. Nov 2015, 17:19
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 05.11.2015 noch einmal bei Arthaus auf Blu-ray und DVD, jeweils im Digipak:

Bild Bild

Extras:
Einführung von Ginette Vincendeau, „Codename: Melville“, Interview, Trailer

Quelle: OFDb-Shop

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville

Verfasst: Mo 13. Feb 2017, 06:35
von sergio petroni
Früher im TV gesehen. Jetzt zum ersten Mal auf DVD.
Ich halte es hier eher mit untot. Gewiß ein großartiger Vertreter des französischen
Gangsterfilms, aber nicht DER Klassiker dieses Genres.

Die Story (drei Mann planen einen Überfall und werden von einem Vertreter
des Gesetzes gejagt) wird sehr kurz und minimalistisch gehalten.
Genauso ist es mit Hintergründen der handelnden Personen bzw. deren Motivation.
Die Verbrecher gehen ihrem Handwerk nach, weil sie anscheinend nichts
anderes kennen. Das gleiche gilt für den Kommissar. Allen Vieren scheint
jegliche Lebensfreude abzugehen. So fragt man sich, warum jeder von Ihnen
so verbissen an seinen kurzfristigen Zielen festhält. Vielleicht weil darüberhinaus
keine weiteren existieren.
Kalt, sehr kalt und wortkarg gibt sich "Le cercle rouge". Das macht es für mich
schwer, mit den Protagonisten mitzufiebern. Bezeichnenderweise erhalten die Katzen
des Kommissars die meisten Streicheleinheiten. Ansonsten regiert Gefühllosigkeit.

In manchen Szenen scheint es, als wolle Melville darauf hinweisen, daß es sich
hier um ein Fantasiegebilde handelt. Exemplarisch die Szene mit Montand
und dem Ungeziefer. Aber auch als Montand den einen entscheidenden
Schuß abgeben muß, verzichtet er auf jegliche Hilfsmittel und knallt das
Ding entgegen jeder Wahrscheinlichkeit in die Zehn.
Vielleicht dem gleichen Zweck dienend, aber störend, empfand ich die vier/fünf
Mal vorkommende Projektion beim Autofahren.
So detailverliebt Melville in manchen Szenen zu Werke geht, schleichen sich
doch auch immer wieder Anschlußfehler ein (dreckige Kleidung/saubere Kleidung,
schmutziges Auto/sauberes Auto). Vielleicht ist auch hier ein Hinweis
auf das Fantasiegebilde versteckt?

Ein wiederkehrendes Motiv ist auch das Davonlaufen. Jeder scheint vor irgendetwas
Davonzulaufen. Also, warum nicht gleich stehenbleiben;
anstatt in den Rücken geschossen zu bekommen, und dann eine mantelumwobene
Pirouette a la Leone hinzulegen.
7/10

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Mo 16. Mär 2020, 13:52
von buxtebrawler
Da Samstagabend pandemiebedingt alle Konzerte ausfielen, beschlossen wir, uns meinen TV-Mitschnitt des Heist-Klassikers "Vier im roten Kreis" anzusehen - selten begann ein Vorspann passender:

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Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Mo 16. Mär 2020, 14:52
von Reinifilm
buxtebrawler hat geschrieben:Da Samstagabend pandemiebedingt alle Konzerte ausfielen, beschlossen wir, uns meinen TV-Mitschnitt des Heist-Klassikers "Vier im roten Kreis" anzusehen - selten begann ein Vorspann passender:

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Wie geil ist das denn? :lol:

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Fr 11. Dez 2020, 14:48
von buxtebrawler
Ist mutmaßlich am 10.12.2020 bei Arthaus als Ultra-HD-Blu-ray/Blu-ray-Kombination und auch noch einmal auf Blu-ray und DVD erschienen:

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Extras:
Featurettes: „Der perfekte Kreis“ und „Codename Melville“, Interviews mit Bernard Stora und Jose Giovanni, Einführung von Ginette Vincendeau, Booklet

Quelle: OFDb-Shop

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Mi 25. Jan 2023, 18:53
von buxtebrawler
„Es gibt keine Unschuldigen. Die Menschen sind Verbrecher.“

Der leider bereits vorletzte Film des zu früh verstorbenen französischen Ausnahmeregisseurs Jean-Pierre Melville („Armee im Schatten“) wurde der Gangster-Thriller „Vier im roten Kreis“ aus dem Jahre 1970, ein in über zwei Stunden Laufzeit eigenwillig montierter Film mit unbedingtem Stilwillen, der sich als prägend für die weitere Entwicklung des Genres erweisen sollte.

„Nichts vermag die natürliche Veranlagung eines Menschen zu ändern!“

Einbrecher Corey (Alain Delon, „Nackt unter Leder“) hat seine fünfjährige Haftstrafe verbüßt, kurz vor seiner Entlassung aus dem Marseiller Gefängnis jedoch von einem Wärter den Hinweis auf einen lukrativen Coup erhalten: Er, der Wärter, wisse, wie das nahezu perfekte Sicherheitssystem eines Pariser Nobeljuweliers zu umgehen sei. Flüchtig ist hingegen Vogel (Gian Maria Volonté, „Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“), der während einer Nachtzugfahrt von Marseille nach Paris seinem Bewacher Kommissar Mattei (Bourvil, „Das Superhirn“) entkommen ist. Er versteckt sich ausgerechnet im Kofferraum des Autos Coreys, der ihn bald bemerkt, bei einer Polizeikontrolle aber nicht verpfeift. Gemeinsam plant man den Bruch beim besagten Juwelier, wofür man den alkoholkranken Scharfschützen Jansen (Yves Montand, „Lohn der Angst“), einen ehemaligen Bullen, anheuert. Es gilt jedoch, sowohl vor ehemaligen Komplizen Coreys auf der Hut zu sein, die noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben, als auch den sich ihnen an die Fersen heftenden Kommissar Mattei abzuschütteln…

„Alle Menschen, Monsieur Mattei.“

Melville beginnt seinen Film mit einem vermeintlichen Zitat Rama Krischnas in Texttafelform, das Melville, so sagt man, sich selbst ausgedacht habe, Es dauert eine Weile, bis das erste Wort gesprochen wird, die Figuren werden auch im weiteren Verlauf eher wortkarg bleiben. Coreys nun offenbar mit einem seiner ehemaligen Komplizen liierte Ex-Freundin zeigt sich nackt, spielt in dieser über sie hinaus auf jegliche Weiblichkeit verzichtenden, betont unterkühlt durchchoreographierten Gangsterballade aber ansonsten keinerlei Rolle. Corey ist die personifizierte Coolheit, Vogel steigt mit angezündeter Zigarette in dessen Kofferraum. Jansen hilft der Scharfschützenjob, endlich einmal seine Trunksucht zu vergessen, und die sich noch im Dienst befindende Polizei ist wenig besser als das Verbrecher-Trio, muss es doch zu harschen und ungesetzlichen Methoden greifen, um auf dessen Spur zu kommen. Dieses geriert sich als Edel-Gangster, ist stets gut gekleidet, bei scharfem Verstand und überlebenswichtigem Instinkt.

Der Coup wird schließlich in Echtzeit durchgeführt und in allen Details gezeigt; aufgrund der Kleidung der Ganoven und der Stille hat er etwas Pantomimisches an sich. Melville entschied sich für ein sehr langsames Erzähltempo und verfolgt einen äußerst behutsamen Spannungsaufbau, der Film ist somit nichts für ein einen actionreichen No-Brainer erwartendes Publikum. Ihn als Heist Movie mit zu langer Exposition zu bezeichnen, würde ihm jedoch nicht gerecht. Melvilles Stil ist Teil seiner Substanz, nicht zuletzt erinnert „Vier im roten Kreis“ atmosphärisch an hochklassige Vertreter des Italo-Westerns. Die maskuline Schicksalsgemeinschaft aus Antihelden im stets ungemütlich grauen Wetter einer kalten Welt ist auch dem Film noir entlehnt, Kleidung und Fuhrpark – ausschließlich US-Vehikel – wirken wie direkt dem klassischen amerikanischen Gangsterkino entnommen. Und seine verhandelten Motive wie Loyalität und Verrat, Ehre und Niedertracht, Gemeinschaft und Einsamkeit, Hoffnung und Fatalismus bis hin zu Leben und Tod von ihrem vorbestimmten Schicksal wie in einem sich immer enger ziehenden Kreis nicht entkommen könnenden Figuren sind jene epischer Tragödien.

Verschiedene bizarre Tanznummern aus Santis Bar ziehen sich durch den Film, der mit einigen mehr oder weniger versteckten, sehr schönen Details die Aufmerksamkeit seines Publikums herausfordert bzw. belohnt und mit einer visualisierten Alptraumszene von auf ein Bett zukriechendem Viehzeug verstörend überrascht. Überraschend ist es dann auch, wie schnell Melville das Ende abfrühstückt, insbesondere nach der so langsamen – aber nie langatmigen – Inszenierung und Narration bis zu diesem Punkt. Melville zog mich bei der Erstsichtung derart mit in seinen Kreis hinein, dass mir die Anschlussfehler in Bezug auf den Verschmutzungsgrad von Kleidung und Kraftfahrzeugen, die es wohl geben soll, gar nicht auffielen.

Sollte man als Freund oder Freundin europäischen Genrekinos der alten Schule gesehen haben.

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Sa 29. Jun 2024, 15:27
von karlAbundzu
Melvilles Opus Magnum. Eine Geschichte über drei Gangster und einen Polizisten. Über einen Einbruch in ein Juwelier Geschäft.
Aber erstmal müssen sie sich finden.
Delon wird aus der Haft entlassen, bekommt einen Tipp von seinem Wächter. Volonté entkommt seinem Kommissar mit einem gewagten Sprung aus dem Zug und rettet sich in den Kofferraum Delons. Dieser Kommissar will unbedingt Volonté fassen. Später kommt noch ein Ex-Bullw und Scharfschütze hinzu, der seinen alkoholinduzierten Dämonen entkommen will.
Bevor überhaupt der Raub nur angeplant wird, dauert es schon eine Stunde. Und wenn man Heist erwartet, wird man wohl enttäuscht werden. Sehr unglamorös, das ganze.
Alle haben etwas in der Vergangenheit, was sie melancholisch und unfähig für die Gegenwart macht. Das wird aber trotz der 140 Minuten Laufzeit nicht auserzählt, nur angedeutet. Der Bulle mit seinen Katzen allein, an der Wand hängen Katzenbilder, aber auf den Schreibtisch welche einer Familie. Der Trinker in einer Wohnung mit Reisekoffern, ohne Fenster, in gestreiften Tapeten. Wie im selbst gewählten Knast. Hier stimmt jedes Detail, jedes Bild. Erzählt sehr viel ohne Worte oder eindeutige Informationen.
Dazu der fast veraltete Jazz, der fast ein Fluchtraum ist. Der Freiraum in der Bar, mit kommentierenden Tanznummern.
Der Cast sowieso eine Bank. Auch in den Nebenrollen klug besetzt.
Meisterwerk.

Auf der Blu Ray neben der guten Doku Codename: Melville noch eine spannende Einführung einer Melville Expertin.

Re: Vier im roten Kreis - Jean-Pierre Melville (1970)

Verfasst: Sa 29. Jun 2024, 20:06
von Dick Cockboner
karlAbundzu hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 15:27 Meisterwerk.
Genau das!
Ich kann mich noch an meine Erstsichtung erinnern (TV) und fand André Bourvil, den ich bis dahin ausschließlich in seinen "üblichen" Rollen kannte, wirklich beängstigend. Wie ein manisch getriebener, eiskalter Roboter. Alle Jubeljahre habe ich richtig Bock auf diesen Film...
Zehnvonzehn! :thup: Mit etwas strafferer Handlung würde ich sagen: Elfvonzehn! :thup: