So wie das Jahr 1962 für Kinski geendet hatte, so begann auch das Jahr 1963. „
Der Zinker“ ist ein weiterer Film in der nicht enden wollenden Wallace-Reihe. Dieser Zinker ist ein höchst gerissener Verbrecher, der kleinen und großen Ganoven ihre Beute abkauft. Allerdings hat die Sache einen kleinen Haken – der Zinker bezahlt nur die Hälfte des tatsächlichen Wertes. Wer sich nicht darauf einlässt, wird von ihm eiskalt liquidiert.
Inspektor Elford von Scotland Yard muss einige Umwege in Kauf nehmen, bis er die wahre Identität des Zinkers heraus bekommt. Was auch immer Elford macht – der Zinker ist ihm stets einen Schritt voraus. Doch wie so oft werden dem Verbrecher am Ende die Frauen zum Verhängnis. Mehrere Mitwisser müssen noch ihr Leben lassen, bevor auch der Zinker selbst zu Tode kommt.
Interessant sind in diesem Kriminalfilm, der nach dem bekannten und erfolgreichen Schema aller Wallace-Filme abläuft, in der Hauptsache zwei Darsteller. Da wäre zum einem Günter Pfitzmann als Frank Sutton. Eine überzeugende Leistung, an die allenfalls noch Klaus Kinski heran kommt. Er spielt den Tierpfleger Alexander Krischna, ein Arbeiter in der Tierhandlung von Sutton. Kinski stellt den undurchsichtigen Charakter Krischnas, der eine Vorliebe für Schlangen und allerlei anderes Getier hat, mit der allseits bekannten Intensität dar. Diese Rolle verlangte ihm zum Glück schon wieder etwas mehr ab als es in „
Das Gasthaus an der Themse“ der Fall war.
Was auffällt, ist der doch für Wallace-Verhältnisse fast schon brutale Charakter von Kinskis Krischna. Kinski war in den anderen Produktionen oftmals nur der im Grunde recht harmlose Irre, der zwar furchteinflößend wirkte, bei dem man aber sicher sein konnte, dass er letztendlich von Fuchsberger oder Drache doch zur Strecke gebracht werden würde. Hier jedoch mordet er sich durch den kompletten Film … und das mit mehr oder weniger appetitlichen Methoden. Klaus Kinski arbeitet in „
Der Zinker“ recht erfolgreich an dem Ruf, der ihm Jahrzehnte lang hinterher laufen sollte.
Die Dreharbeiten nutzte Kinski jedoch auch, um bei seinen Kollegen für Kopfschütteln und Erstaunen zu sorgen. So wurde Kinski einmal in recht innigem Beisammensein mit dem Bewohner eines Tigerkäfigs gesichtet. Seine Begründung war ebenso einleuchtend wie unglaublich: „Ich muss mit ihm noch eine wichtige Szene in den nächsten Tagen drehen, und es ist gut, wenn wir uns an einander gewöhnen.“
Bisher kannte man dieses Verhalten von Kinski eigentlich nur, wenn es um seine weiblichen Filmpartner ging. So überrascht es auch nicht weiter, dass Kinski eine nette, große Boa (die im Film ebenfalls mehrere Szenen mit ihm hatte) zwei Nächte lang mit sich in sein Bett nahm. Wenn das liebe Tierchen züngelte, dann streckte auch Kinski seine Zunge heraus. Soweit bis sich ihre Zungenspitzen berührten. Manche Kollegen waren beim Anblick dieser Innigkeit zwischen Kinski und der Schlange angewidert, manchen bereitete dieses Bild auch Angst. Fragt sich nur, für wen mehr Gefahr bestand – für den Kollegen Kinski oder für die Schlange ?
Mehr muss zu seinem mittlerweile achten Auftritt in der Edgar Wallace-Reihe eigentlich nicht gesagt werden. Kinskis Rollen waren meistens nach identischen Mustern gestrickt und dienten ihm mehr zum Broterwerb als zur Weiterentwicklung seiner künstlerischen Freiheit. Dass er wesentlich mehr konnte als stets nur den debilen, zwielichtigen Bösewicht zu spielen, durfte er erst später zeigen. Trotzdem verdient Kinskis Rolle als Krischna besondere Beachtung, da dieser Charakter der bis dahin in dieser Deutlichkeit brutalste seiner Art war. Außerdem hat Klaus Kinski hier wieder einmal Gelegenheit, einen effektvollen Rollentod zu sterben, indem er – von Polizistenkugeln getroffen – kopfüber vom Querbalken eines Glasdachs herunter baumelt.
DER ZINKER gehört für mich zu den besseren Wallace-Verfilmungen. Interessante Charaktere, geschickte Handlungsstränge und wie schon erwähnt eine leichte - für Wallace-Verhältnisse ungewöhnliche - Brutalität heben den Streifen aus dem Groß der anderen Filme dieser Reihe heraus.
7,5 / 10