La comtesse perverse - Jess Franco (1973)
Moderator: jogiwan
-
- Beiträge: 15635
- Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
- Wohnort: Dresden
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
the magic of google
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
Ich hoffe ja, dass wir mal ein Forentreffen in Wien hinbekommen und dann alle Mann (und Frau) eine Sause zur "Baron Blood"-Kreuzenstein-Burg machen.dr. freudstein hat geschrieben: Da könnte man sich tatsächlich mal zusammentun und gemeinsam einen Kurzurlaub organisieren
Zahlen tut das daß Forenmanagement (Bildungsurlaub)
Aber ernsthaft, eine Überlegung wäre das wert, nur leider wohl nicht umsetzbar
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
- sid.vicious
- Beiträge: 2314
- Registriert: Sa 26. Jun 2010, 11:16
- Wohnort: Bochum
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
Alternativer Titel: Sexy Nature
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Jess Franco
Drehbuch: Jess Franco, Elisabeth Ledu de Nesle
Kamera: Gérard Brisseau
Schnitt: Gérard Kikoïne
Musik: Olivier Bernard, Jean-Bernard Raiteux
Länge: ca. 82 Min.
Freigabe: Ungeprüft
Darsteller: Alice Arno, Howard Vernon, Kali Hansa, Lina Romay, Robert Woods
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Jess Franco
Drehbuch: Jess Franco, Elisabeth Ledu de Nesle
Kamera: Gérard Brisseau
Schnitt: Gérard Kikoïne
Musik: Olivier Bernard, Jean-Bernard Raiteux
Länge: ca. 82 Min.
Freigabe: Ungeprüft
Darsteller: Alice Arno, Howard Vernon, Kali Hansa, Lina Romay, Robert Woods
Jess Franco bietet mit „La Comtesse Perverse“ eine sehr eigenwillige Umsetzung von Ernest B. Schoedsack und Irving Pichel Klassiker „The most dangerous Game”. Eine Feststellung die eigentlich Jeder schon vor Ansicht des Films für sich machen sollte. Die beiden Filme zu vergleichen wäre jetzt eine Gemeinheit, die nicht zu überbieten ist. Aus diesem Gunde sollte man sich auch nicht auf diese Absicht einlassen und es dabei belassen, dass Franco einzig die Grundidee von „The most dangerous Game“ verwendet.
Der Start in Francos Film bietet eine gute und psychedelisch wirkende Musik, eine Musik die uns im weiteren Verlauf des Films erneut begegnet. Bis es soweit ist setzt Franco auf unterschiedliche Klangwelten vom Hippiesound über die Kirchenmusik bis hin zu einem gewissen Stil der Stooges. Zumindest wirkt eine Sounduntermalung so, wie das Abspielen von „I wanna be your Dog“ in doppelter Geschwindigkeit.
Die uns zu Beginn begegnende Musik führt uns auch zu Bildern die einen Rollin-ähnlichen Strand bergen. Die weiteren Kulissen sind sehr Betonlastig und können keinerlei Atmosphäre vermitteln. Eine Domizil das dem eines Plattenbaus gleicht und in dem Howard Vernon wie ein Pastor gekleidet und Alice Arno mit einem sehr eigenwilligem Schuhwerk durch die Räumlichkeiten schweben. Die innerhalb dieser Räumlichkeiten praktizierten Erotikszenen wirken äußerst dahingestreckt ohne eine Form von Erotik aufkommen zu lassen. Weiterhin muss man erwähnen, dass die Menschenjagd zum Ende des Films sehr fade daher kommt. Eine derart belanglose Jagd, die sich eigentlich nur auf die Freizügigkeit der beiden Hauptdarstellerinnen bezieht, hat die Leinwand wohl selten gesehen. Die Gejagte Lina Romay macht dabei den Eindruck als sei sie auf einem Drogenentzug, Alice Arno weiß jedoch mit einigen Gesichtszügen zu gefallen.
„Wir sind keine Laien, wir sind alle Künstler.“ so Howard Vernon. Muss ich den Satz jetzt so verstehen dass Vernon, Francos Film als Kunstwerk sieht?
It´s sleazy, it´s strange, it´s Franco und dass das nicht jedermanns/ frau Sache ist, dass ist selbsterklärend. Wer sich jedoch im Franco-Universum zu Hause fühlt, der wird auch an diesem Film durchaus seine Freude haben. Ich persönlich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.
6/10
Der Start in Francos Film bietet eine gute und psychedelisch wirkende Musik, eine Musik die uns im weiteren Verlauf des Films erneut begegnet. Bis es soweit ist setzt Franco auf unterschiedliche Klangwelten vom Hippiesound über die Kirchenmusik bis hin zu einem gewissen Stil der Stooges. Zumindest wirkt eine Sounduntermalung so, wie das Abspielen von „I wanna be your Dog“ in doppelter Geschwindigkeit.
Die uns zu Beginn begegnende Musik führt uns auch zu Bildern die einen Rollin-ähnlichen Strand bergen. Die weiteren Kulissen sind sehr Betonlastig und können keinerlei Atmosphäre vermitteln. Eine Domizil das dem eines Plattenbaus gleicht und in dem Howard Vernon wie ein Pastor gekleidet und Alice Arno mit einem sehr eigenwilligem Schuhwerk durch die Räumlichkeiten schweben. Die innerhalb dieser Räumlichkeiten praktizierten Erotikszenen wirken äußerst dahingestreckt ohne eine Form von Erotik aufkommen zu lassen. Weiterhin muss man erwähnen, dass die Menschenjagd zum Ende des Films sehr fade daher kommt. Eine derart belanglose Jagd, die sich eigentlich nur auf die Freizügigkeit der beiden Hauptdarstellerinnen bezieht, hat die Leinwand wohl selten gesehen. Die Gejagte Lina Romay macht dabei den Eindruck als sei sie auf einem Drogenentzug, Alice Arno weiß jedoch mit einigen Gesichtszügen zu gefallen.
„Wir sind keine Laien, wir sind alle Künstler.“ so Howard Vernon. Muss ich den Satz jetzt so verstehen dass Vernon, Francos Film als Kunstwerk sieht?
It´s sleazy, it´s strange, it´s Franco und dass das nicht jedermanns/ frau Sache ist, dass ist selbsterklärend. Wer sich jedoch im Franco-Universum zu Hause fühlt, der wird auch an diesem Film durchaus seine Freude haben. Ich persönlich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.
6/10
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10884
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
Ich habe nun auch die ursprüngliche Fassung in OmU sehen können, und in der Tat macht sich der Verzicht auf die HC-Einsprengsel, die Geschichte um Linas Freundin und positiv bemerkbar.
Aber warum hat Edition Tonfilm die beiden Versionen auf zwei Scheiben verteilt?
► Text zeigen
Aber warum hat Edition Tonfilm die beiden Versionen auf zwei Scheiben verteilt?
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40372
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
„Ihr Fleisch wird zart sein... und weich!“
Der umtriebige spanische Filmemacher Jess Franco („Die Säge des Todes“) drehte während seiner französischen Phase im Jahre 1973 eine „Graf Zaroff – Genie des Bösen“--Variation, die unter verschiedenen Titeln in unterschiedlichen Schnittfassungen erschien und die Menschenjagd-Thematik in einem Erotik/Sex-Kontext präsentiert. Die Handlung wird im Folgenden grob umrissen und auch auf ihren Ausgang eingegangen.
„Es ist nicht so einfach, einen Kopf abzutrennen... Du musst fest zudrücken!“
Baroness und Baron Zaroff (Alice Arno, „Zorro - Spiel mir das Lied der Wollust“ & Howard Vernon, „Robinson und seine wilden Sklavinnen“) bewohnen eine einsame Insel, auf der sie regelmäßig junge Frauen jagen, um sie anschließend zu schlachten und zu verspeisen. Dafür Sorge, dass sich auch ausreichend Frischfleisch auf das Eiland verirrt, tragen Bob (Robert Woods, „Django - Schwarzer Gott des Todes“) und Moira (Tania Busselier, „Greta – Haus ohne Männer“), die an einer Küste unweit der Insel leben. Dazu gehört auch, dass sie die zukünftigen Kannibalenspeisen zunächst im Rahmen sexueller Spielchen verführen. Mit dem jüngsten Opfer Sylvia (Lina Romay, „Entfesselte Begierde“) ändert sich jedoch so einiges und sie wird zum Schicksal gleich mehrerer Beteiligter…
Sylvia und ihre schriftstellende Freundin Carole (Caroline Rivière, „Exorcisme“) plappern in einem Hotelzimmer miteinander, denn Sylvia hat eine Einladung zu reichen Leuten erhalten. Ihre Freundin ist skeptisch, vielleicht auch etwas neidisch. Bob und Moira entdecken derweil einen nackten Frauenkörper am Strand und nehmen die Unglückliche auf. Diese ist panisch, denn sie hat Schreckliches erlebt, wie Franco in Rückblenden zeigt: Es handelt sich um ein Opfer der Zaroffs, das entkommen konnte. Der Film wechselt nun stets zwischen Rückblenden, Bob und Moira sowie Sylvia und ihrer Freundin. Natürlich war die Einladung, die Sylvia erreicht hatte, eine Falle und so landet sie zunächst bei Bob und Moira, wo sie Teil eines flotten Dreiers wird. Im Anschluss folgt eine minutenlange dialoglose Szenenabfolge der Überfahrt auf die Insel und des FKK-Vergnügens am Strand. Bei den Zaroffs zu Tisch ist Bob schlecht gelaunt, da sich sein Gewissen meldet. Er sagt jedoch nichts und zieht schließlich von dannen. Das Fleisch, das auf dem Speiseplan steht, sieht so richtig schön „anders“ aus, doch Sylvia ahnt natürlich nicht, was sie da verzehrt.
Die Zaroff bearbeitet später zwei nackte gefesselte Damen im Keller nach S/M-Sex-Manier und in einem dialoglosen HC-Insert versucht Sylvia, ein gefesseltes Paar oral und manuell zu befriedigen und legt auch an sich selbst Hand. Sie nimmt den Penis in den Mund, doch dieser wird noch nicht einmal richtig steif. Ob das so beabsichtigt war…? Die sich anschließende Softsex-Szene ist nicht nur ebenfalls dialog-, sondern auch belanglos, jedoch lediglich das Vorspiel für eine Lesben-Softsex-Nummer zwischen Sylvia und der Baroness, die vom Baron beobachtet wird. Was bei diesem Adelsgeschlecht wirklich los ist, wird sich Sylvia erst bewusst, als sie die beiden dabei erwischt, wie sie einer Frauenleiche den Kopf abzutrennen versuchen. Den guten Bob plagen mittlerweile derartige Gewissensbisse, dass er Moira erwürgt – in Francos Welt offenbar ein logischer Schritt. Die Baroness wiederum bläst nun endlich zum Halali, vollzieht die Jagd auf die nackte Sylvia und frönt ebenfalls der Freikörperkultur. Das Tempo legt im Finale nun deutlich einen Zahn zu und handelt recht straff ab, wie Sylvia tödlich von einem Pfeil durchbohrt wird, Bob einschreitet und seinerseits die Gräfin erlegt und Baron Zaroff als stummer Beobachter verweilt. So wird er auch Zeuge, wie der verzweifelte Bob den Freitod im Meer wählt – mit Sylvia auf den Armen. Die zynische Pointe: Zaroff freut sich diebisch darauf, seine Frau zu verspeisen…
Ja, Francos Zaroff ist schon eine ambivalente Angelegenheit. Zu seiner Ehrenrettung muss jedoch angemerkt werden, dass die HC- und zumindest Teile der Softcore-Inserts und die Hotelzimmerszenen 1974 nachgedreht und nachträglich eingefügt wurden, weil der bis dahin unveröffentlichte Film dem Verleih anscheinend zu düster erschien. Die bedrohliche Stimmung des ursprünglich nur 73 Minuten langen Films sollte bewusst aufgeweicht werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen der gelungeneren Francos: Die sich stets sehr kultiviert gebenden Zaroffs residieren im architektonisch bemerkenswerten „Xanadu“-Gebäude des Architekten Ricardo Bofill, in dem ausschließlich Franco drehen durfte, was er zuvor bereits für „Sie tötete in Ekstase“ tat und später noch einmal für „Lolita am Scheideweg“ tun sollte. Franco glänzt mit einer durchästhetisierten Kameraführung und fängt überaus sehenswerte Bilder ein. Doch so schön die zeigefreudigen Schauspielerinnen hier auch sind, die Sexszenen fallen dagegen ab. Die vermutlich zu den nachträglich eingefügten zählenden Semi-Hardcore-Szenen offerieren mutmaßlich reale orale Stimulationen, von denen man aber nicht viel zu sehen bekommt: Entweder ist die furchtbar ungetrimmte ‘70er-Schambehaarung im Weg oder der männliche Part liegt eben auf seinem weiblichen Pendant und verdeckt so ebenfalls das Sichtfeld – das ist im wahrsten Sinne des Worte unbefriedigend und alles andere als erotisch gefilmt. Musikalisch gibt sich „Sexy Nature“ alias „La comtesse perverse“ abwechslungsreich, vornehmlich greift Franco indes wieder auf seine favorisierten Jazz-Klänge zurück. Die Musik wird während der finalen Nudistenjagd zwar bedrohlich und kontrastiert das anheimelnde Ambiente mit seinen sonnendurchfluteten Bildern, die Jagd an sich funktioniert aber nur bedingt als Herzstück oder Höhepunkt des Films, da sie nicht wirklich aufregend inszeniert oder ausgereizt wurde und doch ziemlich schnell vorüber ist – kein Vergleich zum Vorbild aus den 1930ern. Freunde des etwas anderen Erotik-Kinos längst vergangener Zeiten und derjenigen Werke, für die Franco offenbar von der Muse geküsst wurde, dürften dennoch auf ihre Kosten kommen, zumal auch schauspielerisch alles im grünen Bereich ist und der voyeuristische Baron Zaroff einmal mehr wie ein Alter Ego des Regisseurs erscheint, der große Freude an dieser Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Lina Romay gehabt haben dürfte.
Der umtriebige spanische Filmemacher Jess Franco („Die Säge des Todes“) drehte während seiner französischen Phase im Jahre 1973 eine „Graf Zaroff – Genie des Bösen“--Variation, die unter verschiedenen Titeln in unterschiedlichen Schnittfassungen erschien und die Menschenjagd-Thematik in einem Erotik/Sex-Kontext präsentiert. Die Handlung wird im Folgenden grob umrissen und auch auf ihren Ausgang eingegangen.
„Es ist nicht so einfach, einen Kopf abzutrennen... Du musst fest zudrücken!“
Baroness und Baron Zaroff (Alice Arno, „Zorro - Spiel mir das Lied der Wollust“ & Howard Vernon, „Robinson und seine wilden Sklavinnen“) bewohnen eine einsame Insel, auf der sie regelmäßig junge Frauen jagen, um sie anschließend zu schlachten und zu verspeisen. Dafür Sorge, dass sich auch ausreichend Frischfleisch auf das Eiland verirrt, tragen Bob (Robert Woods, „Django - Schwarzer Gott des Todes“) und Moira (Tania Busselier, „Greta – Haus ohne Männer“), die an einer Küste unweit der Insel leben. Dazu gehört auch, dass sie die zukünftigen Kannibalenspeisen zunächst im Rahmen sexueller Spielchen verführen. Mit dem jüngsten Opfer Sylvia (Lina Romay, „Entfesselte Begierde“) ändert sich jedoch so einiges und sie wird zum Schicksal gleich mehrerer Beteiligter…
Sylvia und ihre schriftstellende Freundin Carole (Caroline Rivière, „Exorcisme“) plappern in einem Hotelzimmer miteinander, denn Sylvia hat eine Einladung zu reichen Leuten erhalten. Ihre Freundin ist skeptisch, vielleicht auch etwas neidisch. Bob und Moira entdecken derweil einen nackten Frauenkörper am Strand und nehmen die Unglückliche auf. Diese ist panisch, denn sie hat Schreckliches erlebt, wie Franco in Rückblenden zeigt: Es handelt sich um ein Opfer der Zaroffs, das entkommen konnte. Der Film wechselt nun stets zwischen Rückblenden, Bob und Moira sowie Sylvia und ihrer Freundin. Natürlich war die Einladung, die Sylvia erreicht hatte, eine Falle und so landet sie zunächst bei Bob und Moira, wo sie Teil eines flotten Dreiers wird. Im Anschluss folgt eine minutenlange dialoglose Szenenabfolge der Überfahrt auf die Insel und des FKK-Vergnügens am Strand. Bei den Zaroffs zu Tisch ist Bob schlecht gelaunt, da sich sein Gewissen meldet. Er sagt jedoch nichts und zieht schließlich von dannen. Das Fleisch, das auf dem Speiseplan steht, sieht so richtig schön „anders“ aus, doch Sylvia ahnt natürlich nicht, was sie da verzehrt.
Die Zaroff bearbeitet später zwei nackte gefesselte Damen im Keller nach S/M-Sex-Manier und in einem dialoglosen HC-Insert versucht Sylvia, ein gefesseltes Paar oral und manuell zu befriedigen und legt auch an sich selbst Hand. Sie nimmt den Penis in den Mund, doch dieser wird noch nicht einmal richtig steif. Ob das so beabsichtigt war…? Die sich anschließende Softsex-Szene ist nicht nur ebenfalls dialog-, sondern auch belanglos, jedoch lediglich das Vorspiel für eine Lesben-Softsex-Nummer zwischen Sylvia und der Baroness, die vom Baron beobachtet wird. Was bei diesem Adelsgeschlecht wirklich los ist, wird sich Sylvia erst bewusst, als sie die beiden dabei erwischt, wie sie einer Frauenleiche den Kopf abzutrennen versuchen. Den guten Bob plagen mittlerweile derartige Gewissensbisse, dass er Moira erwürgt – in Francos Welt offenbar ein logischer Schritt. Die Baroness wiederum bläst nun endlich zum Halali, vollzieht die Jagd auf die nackte Sylvia und frönt ebenfalls der Freikörperkultur. Das Tempo legt im Finale nun deutlich einen Zahn zu und handelt recht straff ab, wie Sylvia tödlich von einem Pfeil durchbohrt wird, Bob einschreitet und seinerseits die Gräfin erlegt und Baron Zaroff als stummer Beobachter verweilt. So wird er auch Zeuge, wie der verzweifelte Bob den Freitod im Meer wählt – mit Sylvia auf den Armen. Die zynische Pointe: Zaroff freut sich diebisch darauf, seine Frau zu verspeisen…
Ja, Francos Zaroff ist schon eine ambivalente Angelegenheit. Zu seiner Ehrenrettung muss jedoch angemerkt werden, dass die HC- und zumindest Teile der Softcore-Inserts und die Hotelzimmerszenen 1974 nachgedreht und nachträglich eingefügt wurden, weil der bis dahin unveröffentlichte Film dem Verleih anscheinend zu düster erschien. Die bedrohliche Stimmung des ursprünglich nur 73 Minuten langen Films sollte bewusst aufgeweicht werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen der gelungeneren Francos: Die sich stets sehr kultiviert gebenden Zaroffs residieren im architektonisch bemerkenswerten „Xanadu“-Gebäude des Architekten Ricardo Bofill, in dem ausschließlich Franco drehen durfte, was er zuvor bereits für „Sie tötete in Ekstase“ tat und später noch einmal für „Lolita am Scheideweg“ tun sollte. Franco glänzt mit einer durchästhetisierten Kameraführung und fängt überaus sehenswerte Bilder ein. Doch so schön die zeigefreudigen Schauspielerinnen hier auch sind, die Sexszenen fallen dagegen ab. Die vermutlich zu den nachträglich eingefügten zählenden Semi-Hardcore-Szenen offerieren mutmaßlich reale orale Stimulationen, von denen man aber nicht viel zu sehen bekommt: Entweder ist die furchtbar ungetrimmte ‘70er-Schambehaarung im Weg oder der männliche Part liegt eben auf seinem weiblichen Pendant und verdeckt so ebenfalls das Sichtfeld – das ist im wahrsten Sinne des Worte unbefriedigend und alles andere als erotisch gefilmt. Musikalisch gibt sich „Sexy Nature“ alias „La comtesse perverse“ abwechslungsreich, vornehmlich greift Franco indes wieder auf seine favorisierten Jazz-Klänge zurück. Die Musik wird während der finalen Nudistenjagd zwar bedrohlich und kontrastiert das anheimelnde Ambiente mit seinen sonnendurchfluteten Bildern, die Jagd an sich funktioniert aber nur bedingt als Herzstück oder Höhepunkt des Films, da sie nicht wirklich aufregend inszeniert oder ausgereizt wurde und doch ziemlich schnell vorüber ist – kein Vergleich zum Vorbild aus den 1930ern. Freunde des etwas anderen Erotik-Kinos längst vergangener Zeiten und derjenigen Werke, für die Franco offenbar von der Muse geküsst wurde, dürften dennoch auf ihre Kosten kommen, zumal auch schauspielerisch alles im grünen Bereich ist und der voyeuristische Baron Zaroff einmal mehr wie ein Alter Ego des Regisseurs erscheint, der große Freude an dieser Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Lina Romay gehabt haben dürfte.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: La comtesse perverse - Jess Franco
„La Comtesse Perverse“ ist ein überraschend düsterer und nihilistischer Film, der mit seiner Menschenhatz- und Kannibalismus-Thematik das Publikum wohl seinerzeit am falschen Fuß erwischt hat, sodass der Streifen mit nachgedrehten Softsex-Szenen quasi entschärft werden musste. In der 76minütigen Originalfassung kommt die nackte Haut zwar auch nicht zu kurz, aber erotisch wirkt das Ganze nicht wirklich. Ricardo Bofils Wohngebäude Xanadu und La Muralla Roja in Calpe sind prominent in Szene gesetzt und bieten den elitär erscheinenden Rahmen für das abgründige Treiben der verrückten Comtesse und ihren nicht minder durchgeknallten Gatten mit ihrer Vorliebe für junge Touristinnen. Der Grundton ist kontrovers, die Bilder überlassen wenig der Fantasie und dennoch benötigt Franco keinen Schmodder um dem Zuschauer bis zur Schlussszene zu verstören. Das Menschenbild ist wie immer schrecklich und dieselbe Geschichte hat er mit „La Historia Sexual de O“ ja dann quasi in leicht variierter Form noch einmal verfilmt, auch wenn der hier im Vergleich klar besser abschneidet. Mit einem guten Drehbuch, den richtigen Locations und Darstellern kann der Franco es ja doch und „La Comtesse Perverse“ zählt neben „The Night has a Thousand Desires“ auch zu den besseren Werken, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: La comtesse perverse - Jess Franco (1973)
Ricardo Bofills Gebäude in Calpe sind ja mittlerweile bekannt, aber das Musikvideo hier kannte ich auch noch nicht. Bei Franco gab es ja noch keine Drohnen und der blaue Part war wohl noch nicht fertig Edit: sieht so aus, als wäre Francos oft benutzte Innenstiege jetzt blau umgefärbeltugo-piazza hat geschrieben: ↑Sa 7. Jan 2012, 12:57 Für sachdienliche Hinweise, in welchen Filmen dieses Gebäude noch auftauchte und wo es in der Realität steht, wäre ich dankbar.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: La comtesse perverse - Jess Franco (1973)
Das dürfte wohl der Fall sein:
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10884
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: La comtesse perverse - Jess Franco (1973)
Nr. 1: Wer streicht denn ein Gebäude namens "Muralla Roja" blau an?jogiwan hat geschrieben: ↑So 21. Aug 2022, 16:20Ricardo Bofills Gebäude in Calpe sind ja mittlerweile bekannt, aber das Musikvideo hier kannte ich auch noch nicht. Bei Franco gab es ja noch keine Drohnen und der blaue Part war wohl noch nicht fertig Edit: sieht so aus, als wäre Francos oft benutzte Innenstiege jetzt blau umgefärbeltugo-piazza hat geschrieben: ↑Sa 7. Jan 2012, 12:57 Für sachdienliche Hinweise, in welchen Filmen dieses Gebäude noch auftauchte und wo es in der Realität steht, wäre ich dankbar.
Nr. 2: Das Musikvideo kennt keiner, weil niemand bis zum Schluss durchhält. Mehr als 48 Sekunden habe ich nicht gepackt...
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40372
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: La comtesse perverse - Jess Franco (1973)
Schön, dass du diesem Film etwas abgewinnen konntest, Jogschi, und danke für die weitergehende Architekturrecherche!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!