In der Zukunft ist von der Welt wie wir sie heute kennen nicht mehr viel übrig geblieben. Nach einer nicht näher benannten Katastrophe ist die Erde verwüstet, die großen Städte zerstört und die Bevölkerung drastisch minimiert. Die wenigen Überlebenden kämpfen mit unfruchtbaren Boden, Hunger und Gewalt und werden von einer korrupten Weltregierung und ihren Schergen gnadenlos gejagt, gefangen genommen und in Arbeitslager gesteckt. Doch nicht alle Menschen sind bereit sich dieser Regierung bedingungslos unterzuordnen und Einzelkämpfer Rush (Bruno Minniti) ist einer dieser aufrührerischen Kräfte, die aus dem Untergrund heraus versuchen diese brutale Regierung zu stürzen um den Menschen ihre Freiheit und Würde wiederzugeben.
Als Rush jedoch eines Tages durch einen Spitzel lokalisiert und wenig später nach einer groß angelegten Menschenjagt gefangen genommen werden kann, wähnt sich der sadistische Yor (Gordon Mitchell) als Sieger im Kampf gegen die vermeintlichen Anarchisten. Doch Rush ist kein Mann der sich so leicht unterkriegen lässt und die anderen Insassen haben auch nur auf einen Mann mit Selbstbewusstsein und Kampfgeist gewartet, der ihre Kräfte einen kann um sich so gemeinsam gegen die Übermacht der bewaffneten Soldaten stellen kann. Und so dauert es auch nicht lange, bis Rush mit einer Handvoll anderer Männer entkommen kann.
Yor ist aufgrund der Flucht der Gefangenen natürlich fuchsteufelswild und schickt seine gesamten Männer um Rush in den umliegenden Wäldern zu finden und ein für alle Mal zu eliminieren. Dieser ist jedoch in der Natur nun voll in seinem Element und mittels Taktik und körperlichen Einsatz schafft es der tapfere Mann auch scheinbar mühelos gegen die Soldaten zu bestehen und einen nach dem anderen trotz ungleicher Waffenverhältnisse auszuschalten. Doch Rush hat mit Yor noch eine besondere Rechnung zu begleichen und kehrt ins Lager zurück um die restlichen Insassen zu befreien und dem Schurken ein für alle Mal eine Lektion zu erteilen.
Obwohl ich normalerweise ja nicht so der große Action-Fan bin, haben es mir italienischen Endzeitfilme einfach angetan und diese sogenannten Schottergrubenfilme aus den frühen Achtzigern sind einfach von der ersten bis zur letzten Sekunde liebenswerte Endzeit-Filme am Rande des Plagiats, in denen sich italienische Kostümbildner und Stuntleute auch so richtig austoben konnten, ohne sich großartig um dramaturgische Dinge kümmern zu müssen. Und auch „Rush“ des italienischen Regisseurs Tonino Ricci mit einem sportlichen Bruno Minniti in der Hauptrolle macht hier keine große Ausnahme und rockt vom dramatischen Auftakt bis zum seltsam optimistischen Finale.
Die Geschichte über einen tapferen Mann im Kampf gegen sadistische Despoten ist ja rasch erzählt und schwankt irgendwo zwischen vergleichbaren Werken aus der Italo-Kiste, Mad Max und Rambo, wobei vor allem Letzterer für Riccis Werk wohl ordentlich Pate stand. Statt der üblichen Schottergruben-Action mit Alu-Folie, Cyper-Punk und Neon-Optik gibt’s auch eher herkömmliches Nahkampf-Gedöns in der Endlosschleife in höchst unterschiedlicher Umgebung von der Kläranlage und schick ausgeleuchteten Höhlen bis hin zu Wäldern und ähm… futuristischem Gewächshaus-Ambiente, in denen Minniti auch als fehlendes, wenn auch etwas dürres Bindeglied zwischen Sylvester Stallone und Daniele Greene agieren darf.
Objektiv betrachtet ist „Rush“ ja abgesehen von der Gürtelschnalle des Hauptdarstellers und dem miesesten Stunt-Double aller Zeiten wohl auch eher Diskont-Action-Grütze der cineastisch unbedeutenden Art. Subjektiv bietet der Streifen aber hingegen wieder einmal alles, was sich der geneigte Fan von einem derartigen Werk erwartet und da es auch ordentlich an allen Ecken rummst und scheppert, kommt während den knapp 80 Minuten Laufzeit auch keine Langeweile auf. Und da der Streifen in Deutschland trotz seiner offensichtlichen Mängel auch noch ziemlich erfolgreich gelaufen ist, wurde ein Jahr später sogar noch ein weiterer Streifen von Ricci und Minniti nachgeschoben, der im deutschsprachigen Raum als Sequel vermarktet wurde.
„Rush“ macht als Partyfilm auch gute Laune und erinnert im Aufbau frappant an ein Videogame, in dem sich der Hauptdarsteller auch durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Levels kämpfen muss. Inhaltlich gibt’s ja auch nicht viel mehr zu berichten und die zarte Liebesgeschichte zwischen unserem Helden und seiner Carol läuft auch nur unter ferner, während das Augenmerk eindeutig auf ein Höchstmaß an Action gelegt ist. Die ist eigentlich auch recht solide inszeniert, auch wenn man sich nicht zu viel erwarten sollte. Gegen Ende gibt’s dann auch ein paar Explosionen und eine rasante Autoverfolgungsjagd, bevor sich zum Schluss der blutrote Himmel lichtet und unser Held und den wenigen Überlebenden in eine hoffentlich friedliche Zukunft starten können.
Hauptdarsteller Bruno Minniti, der sich im Vorfeld wohl mit dem Kostümbildner angelegt hat, agiert hier trotz gewöhnungsbedürftigen Outfit und inflationärem Gebrauch von Babyöl auf seinen Körper auch recht solide und flutscht wie Zäpfchen durch die turbulente Handlung, als hätte er sich nebenher auch eine gehörige Dosis der gleichnamige Poppers-Marke gegönnt. Gordon Mitchel agiert als Bösewicht Yor wie immer recht solide und macht einen auf dicke Diktator-Hose, während Laura Trotter („Großangriff der Zombies“ ) in ihrer kleinen Rolle recht farblos bleibt und sich erst im eindrucksvollen Abgang die Seele aus dem Leib zappeln darf.
CMV-Laservision bringt diesen sympathischen kleinen Endzeit-Reißer dann auch ganz passend als Nummer 97 der Trash-Collection, wo in Bälde auch der Nachfolger erscheinen wird. Die Qualität ist jedenfalls ganz ordentlich und bietet den ganzen Spaß in seiner ungekürzten Form und auch das etwas reißerische Cover-Artwork weiß durchaus zu gefallen. Als Bonus gibt es einen sehr launigen und informativen Audiokommentar von Christian Keßler, eine erweiterte Szene von japanischer VHS, sowie eine kurze Bildergalerie, die mit Unterstützung der User dieses Forums erstellt wurde, und weiteren Trailern aus dem Programm des Berliner Labels.
Unterm Strich bleibt ein unterhaltsamer, teils etwas naiver Streifen aus der italienischen Endzeit-Kiste, der zwar mit den großen Krachern von Castellari und Martino nicht ganz mithalten kann, aber dennoch mit der Extraportion Dramatik gute Laune und teils unfreiwillige Komik verbreitet. Vom nihilistischen Intro bis zum brachialen Finale macht Regisseur Tonino Ricci auch alles richtig und holt aus dem vermutlich sehr knappen Budget auch dank ungewöhnlicher Locations, minimalem Tiefgang und Nonstop-Gekloppe der blutarmen Sorte das Größtmögliche heraus und hat einen wunderbaren Schmuddel-Testosteron-Actioner geschaffen, der in der bierseligen Runde auch so richtig abgeht und Italo- und Endzeit-Filmfans auch nicht enttäuschen wird.