Re: Martin - George A. Romero (1977)
Verfasst: So 21. Aug 2016, 09:17
Auch wenn „Martin“ vordergründig den Vampir-Mythos variiert, ist für mich Romeros Streifen mehr ein Abgesang auf die Industrialisierung und den amerikanischen Traum, der in den Siebzigern in der Krise steckte. Der schüchterne und introvertierte Martin wird als zurückgeblieben und als Sonderling betrachtet und landet in einer heruntergekommenen Industriestadt bzw. einer feindseliger Welt voller Menschen, die ihm voreingenommen gegenüber treten und erst gar nicht verstehen möchten. Dabei steht vor allem der streng religiöse Vater Cuda für altbekannte Strukturen und Traditionen und die strikten Regeln, die er dem Jungen beim Einzug in sein Haus auferlegt, zeigen, wie hilflos er Dingen gegenübersteht, die nicht seinen eigenen Werte-Katalog entsprechen. Großartig fand ich auch, dass es der Streifen offen lässt, ob Martin tatsächlich ein moderner Vampir ist, der mit modernen Mitteln auf die Jagd geht, oder ob seine Figur und sein Verhalten im Grunde vielleicht ganz anders zu deuten ist. Dabei schafft Romero mit eigentlich ganz einfachen Mitteln ein großartiges Szenario zu erschaffen, dessen Trostlos- und Ausweglosigkeit sich auch auf den Zuschauer überträgt und bereits sein Finale andeutet, dessen konsequenter Ausgang jedoch dennoch schockiert. Ein großartiger Film!