Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Moderator: jogiwan

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Adalmar
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von Adalmar »

Den Worten bzw. Wertungen von untot und Blap schließe ich mich gerne an. Ein faszinierendes Stück Genrekino. Das Bonusmaterial ist auch toll, lediglich den etwas wirren Auftritt von Erik Schumann (wirkt auf mich wie bei einer Familienfeier aufgenommen, man versteht vieles gar nicht) kann ich nicht wirklich zur Ansicht empfehlen.
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sergio petroni
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von sergio petroni »

Adalmar hat geschrieben:Den Worten bzw. Wertungen von untot und Blap schließe ich mich gerne an. Ein faszinierendes Stück Genrekino. Das Bonusmaterial ist auch toll, lediglich den etwas wirren Auftritt von Erik Schumann (wirkt auf mich wie bei einer Familienfeier aufgenommen, man versteht vieles gar nicht) kann ich nicht wirklich zur Ansicht empfehlen.
Wobei auch dieser Monolog von Schumann interessant ist. So gibt er einige Anekdoten zu den
Darstellern zum Besten und geht vor allem auf Horst Frank und seinen Alkoholkonsum ein
("zum Frühstück war normal"). Sehr interessant die Tatsache, daß in allen Szenen in denen
Albino in Bewegung zu sehen ist, dieser von Schumann gespielt wird. Lediglich Nahaufnahmen
wurden von einem sitzenden, liegenden oder auf einen Stock gestützten Horst Frank gespielt.
Grund war ein Beinbruch den dieser sich zugezogen hatte. Vermutung von mir: Vielleicht
fiel deshalb auch die Schminke von Horst Frank so extrem aus, um zu kaschieren daß zwei
Personen den gleichen Charakter spielten.

Ansonsten ist alles gesagt, toller Film.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Onkel Joe
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von Onkel Joe »

Läuft gleich beim Mondo Bizarr und ich bin gespannt was der so in Kino kann, ick freu mir!
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Arkadin
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von Arkadin »

Okay, unterdrückt man seine Ablehung gegen eine durchaus rassistische Darstellung der Schwarzen in diesem Film (die entweder treu ergebene Diener oder abgrundtief böse Terroristen sind), dann ist der Film sehr gut geraten. Insbesondere Horst Frank als Abino rockt das Haus und allein seine Maske rechtfertigt die Anschaffung des Filmes. Zudem bekommt man noc Christoher Lee, Trevor Howard, Erik Schumann, Sibyll Danning (!) und Sascha Hehn (!!) dazu. Letzterer erinnt mich hier irgendwie an eine Mischung aus Fabio Testi und Tim Wiese in schlanken Jahren. Sehr spannend und - wie gesagt, abgesehen von der übel stereotypen Darstellung der Afrikaner - auch mit Köpfchen.
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buxtebrawler
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von buxtebrawler »

Hier einige Screenshots der Koch-Media-DVD:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von buxtebrawler »

„Dies Land gehört uns beiden und wir werden es gemeinsam verteidigen!“

Den vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen den britischen Besatzern und der Befreiungsbewegung Rhodesiens (dem Vorgänger des heutigen Simbabwes) in den 1970ern angesiedelten Roman Daniel Carneys verfilmte der deutsche Filmemacher Jürgen Goslar („Slavers – Die Sklavenjäger“) im Jahre 1976 als das Actiondrama „Der flüsternde Tod“ in deutsch-britisch-rhodesisch-südafrikanischer Koproduktion und mit aufsehenerregender internationaler Besetzung.

Im afrikanischen Rhodesien hat sich eine sich selbst als Befreiungsarmee bezeichnende Bande formiert, die mordend und brandschatzend die britische Kolonie in Atem hält. Ihr Anführer ist ein sog. Albino, ein hellhäutiger, weißhaariger und rotäugiger Schwarzafrikaner (Horst Frank, „Operation Ganymed“). Nachdem dieser Kolonialisten-Tochter Sally (Sybill Danning, „Das Mädchen mit der heißen Masche“) vergewaltigt und ermordet hat, schwört ihr Verlobter Terrick (James Faulkner, „Der große Walzer“), seines Zeichens Besatzeroffizier, Rache und macht sich zusammen mit seinem Freund Katchemu (Sam Williams, „Victor/Victoria“) auf die Jagd nach dem Albino. Terricks Vorgesetzter Bill (Christopher Lee, „Schlag 12 in London“) hat jedoch berechtigten Anlass zur Sorge, dass ihm dies schlechte Presse einhandeln und nur zur weiteren Eskalation beitragen würde und entsendet seinerseits Männer, um Terrick und Katchemu zu stoppen…

„Töte mich, du änderst doch nichts!“

Bereits der Prolog macht keine Gefangenen und zeigt Terroristen, die ein afrikanisches Dorf ihrer Landsleute blutig überfallen. Etwas kitschig wird das Liebespaar in Zeitlupe auf einem Pferd reitend eingeführt; als deftiger Kontrast wartet jedoch schon der Albino, der dank kruder Maskenarbeit so richtig furchtbar aussieht (Horst Frank ist hinter der Maske kaum auszumachen) und sich auch dementsprechend verhält: in einer Art Ritual vergewaltigt er Sally animalisch und skalpiert und tötet sie anschließend – was jedoch nur angedeutet wird. Erst relativ spät wird deutlich, dass es sich bei diesen Terroristen um eine sich als antiimperialistische Befreiungsarmee begreifende Gruppierung handelt. Dann jedoch sind die Rollen zunächst eindeutig verteilt und „Der flüsternde Tod“ wirkt wie eine typische, an den Italo-Western gemahnende, politisch naive Rache-Geschichte im Actiongewand mit Peckinpah’schen Zeitlupen und vielen atmosphärischen Bildern Rhodesiens sowie einer wunderschönen musikalischen Untermalung durch Erich Ferstl, deren melancholische, wehmütige, sich schnell einschmeichelnde Melodie an Riz Ortolanis Arbeit (oder vielmehr Kunst) für „Cannibal Holocaust“ erinnert und einen ganz ähnlichen Effekt erzeugt: einen Kontrast zum Gezeigten zu schaffen sowie die Traurigkeit und den Schmerz, die mit den Geschehnissen zusammenhängen, allgegenwärtig zu halten, wenn nur noch Hass und nüchterne Berechnung regieren.

Im weiteren Verlauf kristallisiert sich stärker die kritische Haltung des Films gegenüber den Intentionen beider Männer, Terricks und des Albinos, heraus, tritt die Sinnlosigkeit ihrer Gewaltexzesse trotz verständlicher Auslöser hervor – was „Der flüsternde Tod“ konsequent bis zum Unhappy End beibehält, denn einen Sieger kann es hier längst nicht mehr geben. Dass wer unter diesen Umständen als Gefangener fordert, nach der Genfer Konvention behandelt zu werden, stattdessen gefoltert und umgebracht wird, überrascht da wenig. Terricks schwarzer Kollege Katchemu füllt indes eine typisch pathetische Märtyrerrolle aus und ebenso geläufiger wie störender Action-Unrealismus hat es leider auch in den ansonsten übrigens gar nicht so sehr auf wilde Schießereien setzenden Film geschafft, wenn eine regelrechte MG-Salve auf Terrick abgefeuert wird, er jedoch keine einzige Kugel einstecken muss und stattdessen seinerseits mit nur einem einzigen ungelenk abgegebenen Schuss trifft.

Ansonsten aber ist „Der flüsternde Tod“ vor allem ein grimmiger und desillusionierender Film, zugleich gänzlich unverkopft und damit wenig „typisch deutsch“, dabei nicht dumm. Wählt man einen realen politischen bzw. kriegerischen Konflikt als Hintergrund für einen solchen Film, entwickelt dieser – natürlich – auch selbst eine politische Komponente. Goslar jedoch versucht seien Film davon loszulösen und auf eine unpolitische Ebene zu hieven, was bestimmt etwas naiv war, rassistische Tendenzen o.ä. möchte ich ihm jedoch nicht unterstellen. Geht man also davon aus, dass Goslar keine Aussage zur Realität treffen wollte, als er afrikanische Freiheitskämpfer als vergewaltigende und mordende Monster diskreditierte, bekommt man die seltene Gelegenheit, einen zum überwiegenden Teil spannenden, stilvoll inszenierten und emotional berührenden Genrefilm aus deutschen Landen zu sehen, der Horst Frank in eine unglaubliche, unvergessliche Maske steckte, den ehrenwerten Christopher Lee als Militäroffizier und Vorgesetzten eines aufdrehenden James Faulkner präsentierte, die hübsche Sybil Danning leider viel zu schnell aus der Handlung mordet, Trevor Howard („Dämon des Grauens“) als ihren Vater vorstellte und eine Nebenrolle sogar mit Sascha Hehn („Mädchen beim Frauenarzt“) besetzte. Wenn das nicht neugierig macht, weiß ich auch nicht mehr weiter...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Onkel Joe
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von Onkel Joe »

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"Der Flüsternde Tod" von Jürgen Goslar erscheint am 26.06.20 nochmals bei Filmjuwelen als doppel DVD.
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karlAbundzu
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Re: Der flüsternde Tod - Jürgen Goslar (1976)

Beitrag von karlAbundzu »

Horst Frank als Albino, Anführer einer spirituellen Freiheitsbewegung, die mit terroristischen Mitteln kämpft.
James Faulkner, baldiger Ex-Cop/Soldat der britischen Besatzer, dessen Haus abgebrannt und dessen Frau, Sybille Danning, vergewaltigt und umgebracht wird.Christopher Lee als sein Vorgesetzter, Sascha Hehn als Kamerad und Freund, Erik Schumann als der Mann, der gegen Selbstjustiz vorgeht.
Eine Rache-Geschichte aus dem Italo-Western, eine afrikanische Terroristengeschichte, bunt gemixt.
Der Genre-Mix wird mit unangenehmer Gewalt angereichert, Horst Franks Maske ist unglaublich, alle spielen gut.
Unangenehm der unterschwellige Rassismus, der einerseits sich an der Darstellung der Einwohner, entweder Onkel Toms oder Brutalos zeigt, als auch in der Darstellung, dass nur die Engländer mit Hilfe der Einwohner die Ordnung aufrecht erhalten können.
Interessant jedoch die erste und die letzte Einstellung: Wir sehen Kinder frühlich in einem Dorf, das dann überfallen wird. Und am Ende sind sie auf dem Friedhof und schauen uns an.
Insgesamt spannend und rasant und dann doch nicht so durchgedreht, wie ich vorher dachte. Toller 70er Action Rache Film an exotischen Schauplätzen. Mit reichlich Gewalt, die Vergewaltigung ist tatsächlich extrem unangenehm.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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