Re: Bram Stoker's Dracula - Francis Ford Coppola
Verfasst: So 2. Dez 2012, 23:47
Ich konnte mit der Verfilmung überhaupt nichts anfangen, auch wenn die untot mich hetzt steinigen wird.
European Genre Cinema
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An meine Brust Bruder, wenigstens Du verstehst mich!!jogiwan hat geschrieben:ich mag den total gern, der ist so theatralisch, so überzeichnet... herrlich!
Die Steine hab ich mir schon bereit gelegt, bin unterwegs...horror1966 hat geschrieben:Ich konnte mit der Verfilmung überhaupt nichts anfangen, auch wenn die untot mich hetzt steinigen wird.
Klingt interessant, kommt auf die Leihliste der Streifen.Arkadin hat geschrieben: Tipp für untot: Gestern habe ich "Twixt" von Coppula gesehen, der optisch an seinen "Dracula" erinnert. Könnte Dir gefallen.
von Coppula? du guckst ja mal wieder ferkel-kram!Arkadin hat geschrieben:
von Coppula gesehen, der optisch an seinen "Dracula" erinnert. Könnte Dir gefallen.
Den gab es für mich und die Gattin auf dem Weg ins neue Jahr (Grund: Meine Holde kannte weder Film noch Geschichte, was uns ein paar Tage zuvor bei der Sichtung von DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER zu ein paar erklärenden Zwangspausen nötigte). Ich mag den Film sehr und unterschreibe meine 10 Jahre alten Formulierungen wieder so. Aber die Slapstick-Theatralik von Hopkins störte mich diesmal wirklich enorm! Da gehe ich auf 8/10.purgatorio hat geschrieben: ↑Sa 2. Feb 2013, 09:52 BRAM STOKER’S DRACULA (DRACULA, USA 1992, Regie: Francis Ford Coppola)
Alte Geschichte – klassischer Stoff: Der transsilvanische Graf Dracula will Grundstücke in London erwerben. Die Herzdame seines Maklers hätte er gern noch dazu…
Der von Stoker nach jahrelanger Arbeit 1897 veröffentlichte Brief- und Reiseroman DRACULA bildet den überwiegend detailgetreu übernommenen Grundstock für Coppolas surreales Meisterwerk. Der Film versetzt die Sinne in einen Rausch, verliert sich in einer Bildercollage, findet sich wieder in sorgfältig komponiertem Bildaufbau und dramaturgisch gesteigerter Finesse aus Licht, Erotik und unterschwelliger Bedrohung und löst sich zyklisch in albtraumhaften Montagen und meisterlichem Schnitt. Die Geschichte wartet mit unglaublich vielen Interpretationsmöglichkeiten auf. Der historische Kontext der Romanentstehung lässt m.E.n. auf Überlegungen zur Pionierrolle Englands in der Industrialisierung schließen, speziell der unterschwellige Wettkampf der Reisemöglichkeiten zu Land und zu Wasser lässt hierauf schließen. Eine immer schneller werdende Welt kurz vor der Jahrhundertwende lehnt sich hier gegen alteuropäische Adelsstrukturen auf. Schichtenübergreifend (Bildungsbürgertum, Industrielle und Unternehmer, Vertreter der Mittelschicht) wird der Hochadel zum Feindbild erklärt und attackiert, verfolgt und zu vernichten gesucht. Lediglich vom Klassenkampf ist man weit entfernt, da die Vertreter der Arbeiterschicht sich dem monarchischen Herren bedingungslos unterwerfen. Dennoch atmet die Grundgeschichte den Zeitgeist des Fortschritts und der Hochindustrialisierung. Die gesellschaftlichen Umwälzungen sind das Damoklesschwert über dem Haupt des Blutsaugers. Er unterschätzt seine Macht…
Auf anderen Ebenen finden sich hocherotische Stellungnahmen zu jugendlichem Übermut, dem naiven Spiel mit dem anderen Geschlecht und die Furcht vor den Konsequenzen. Die Machtlosigkeit der Männer gegenüber den Spielchen der jungen Damen ist hier bezeichnend, denn auch der Graf erliegt der Versuchung und riskiert schlussendlich zu viel. In wie fern den Damen hier aber Berechnung oder Naivität unterstellt werden muss, entscheidet wohl jeder nach eigenem Erfahrungsschatz selbst.
Nur in einigen Details kann der Film nicht vollends überzeugen. So hätte die Burgruine des Grafen gern noch mehr an Piranesi und/oder Escher angelehnt sein können. Der surreale Charakter des Bildaufbaus hätte an einigen eingestreuten Details (Ratten, die Kopfüber an der Decke entlang laufen etc.) weiter überspitzt werden können. Auch hätte ein Verzicht auf die komödiantischen Einlagen durch Van Helsing/Hopkins der sich stetig steigernden Bedrohung gut getan. Die wirklich albernen und teils geschmacklosen Aussprüche des Professors unterbrachen den Ernst der Lage doch recht störend. Dennoch, Coppola lieferte mit BRAM STOKER’S DRACULA einen visuellen Alptraum ab, der bis ins Detail meisterlich umgesetzt wurde – 9/10