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Re: Mercenario - Sergio Corbucci

Verfasst: Mo 13. Mai 2013, 10:14
von Arkadin
Mexiko 1910: Zur Zeit der mexikanischen Revolution rebelliert der Minenarbeiter Paco Roman (Tony Musante) gegen den Grubenbesitzer García (Eduardo Fajardo). Fortan nennen sich Paco und seine Männer „Revolutionäre“, sind aber in erster Linie nur am Rauben und Plündern interessiert. Sie heuern den Waffenhändler und Söldner Kowalski (Franco Nero), genannt der Pole, an, der ihnen beibringen soll, wie man „Revolution macht“. Aber Kowalski ist nur an seinem eigenen Vorteil interessiert, und als er immer höhere und abstrusere Forderungen stellt, eskaliert die Situation.

Innerhalb des Italo-Westerns ist der Revolutions-Western ein Sub-Genre, in dem sich vornehmlich politisch motivierte Regisseure tummelten, die in der mexikanischen Revolution eine Parabel auf das sahen, was sie Mitte/Ende der 60er Jahre überall auf der Welt erlebten. Die Studentenunruhen, der Krieg in Vietnam und der Beginn eines terroristischen Untergrundes. Damiano Damiani schuf „Töte Amigo“, Sergio Sollima „Von Angesicht zu Angesicht“ und zu guter Letzt erzählte sogar Sergio Leone in „Todesmelodie“ vom Aufstand der ungebildeten Bauern und von den Gringos, die sich als Söldner in Mexiko verdingten.

Auch Sergio Corbucci, der Schöpfer von „Django“ und Regisseur des wohl bittersten und nihilistischsten Italo-Westerns überhaupt, „Leichen pflasterten seinen Weg“, lieferte hierzu zwei Beiträge ab: „Zwei wilde Companeros“ und den hier besprochenen „Mercenario – Der Gefürchtete“. Beide mit Franco Nero in der Rolle des Gringos. „Mercenario“ ist der erste dieser beiden Filme, und er drückt sowohl Corbuccis Zynismus, als auch sein Mitgefühl für die Unterdrücken aus. Neros „Pole“ ist ein eiskalter, zutiefst zynischer Geschäftsmann, der schon lange nicht mehr an irgendwelche Ideale glaubt. „Ideale sind der Dünger für Friedhöfe“, sagt er irgendwann. Kowalski ist nur sich selbst und dem Geld verpflichtet. Für Leute wie Paco (Tony Musante in einer typischen Tomas Milian-Rolle) hat er nur ein müdes Lächeln übrig.

Paco wiederum ist auch nicht gerade zum Revolutionär geboren. Revolution heißt für ihn erst einmal, seinen eigenen Bauch voll zu schlagen. Revolutionäre Ideen werden ihm von anderen eingepflanzt, vor allem von der schönen Giovanna Ralli. Bis dies aber Früchte trägt, wird er erst einmal von Kowalski wie eine Puppe gelenkt und immer wieder manipuliert. Wobei Kowalski natürlich nur eins im Sinn hat: Mit Pacos Hilfe möglichst viel Geld zu verdienen. Wie wenig Paco ein echter Revolutionär ist, erkennt man in der berühmten Szene, in der ihm Kowalski die Revolution anhand eines nackten Frauenkörpers erklärt: Der Kopf, das sind die Mächtigen, der Arsch, das sind die Unterdrückten – dazwischen ist der Rücken, und der verhindert, dass der Arsch sich an die Stelle des Kopfes setzt.

In „Mercenario“ werden sowohl die sogenannten Revolutionäre vorgeführt, die weniger an der sozialer Gerechtigkeit, als an eigener Macht und Wohlstand interessiert sind. Aber auch der kapitalistische Westen, der die Unruhen noch anheizt, um daraus seinen maximalen Profit schlagen zu können, bekommt sein Fett weg. Immerhin gönnt Corbucci – im Gegensatz zu „Leichen pflastern seinen Weg“ – dem Zuschauer am Ende ein kleines Stück Hoffnung. Überhaupt ist die Inszenierung eher leicht und unterhaltsam, als schwer und tragisch. Dafür sorgt schon Ennio Morricones verspielte Musik und der großartige Jack Palance in einer bis an die Grenzen der Parodie gehenden Darstellung eines Profi-Killers, sowie der bei Leone abgeschaute finale Showdown.

„Mercenario“ nimmt in Quentin Tarantinos Top 20 Italo-Western die Nummer 4 ein. Die DVD ist ein Repack der bereits 2010 erschienen Koch-DVD. Dementsprechend enthält sie die gleichen Extras. In „Die Regeln der Revolution“ (41:29 Minuten) werden Interviews mit Franco Nero, Drehbuchautor Luciano Vincenzoni und Sergio Corbuccis Witwe Nori Corbucci, sowie älteres Material mit Sergio Corbucci und Tony Musante präsentiert.Ferner gibt es einen knapp vier-minütigen Drehorte-Vergleich zwischen entsprechenden Filmausschnitten und aktuellen Aufnahmen der Drehorte, an denen „Mercenario – Der Gefürchtete“ gedreht wurde. Die Bildqualität ist okay, der Ton liegt auf Deutsch, Italienisch und Englisch vor.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2013/02/ ... furchtete/

Re: Mercenario - Sergio Corbucci

Verfasst: Di 16. Jul 2013, 20:32
von markus
genial ist vor allem, wie der Film aufgebaut ist. Retroperspektive, und dann es hier und jetzt. Franco Nerso vorrausdenken ist auch sehr gut, besonders der (vermeitliche) Endkampf ist super in Szene gesetzt mit den 3 Glockenschlägen. Der Soundtrack passt auch rundherum dazu. Gibt es sonst noch was dazu zu sagen????

8/10

Re: Mercenario - Sergio Corbucci

Verfasst: Mo 1. Jun 2015, 13:27
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 09.07.2015 bei Koch Media auf Blu-ray:

Bild

Extras:
Diverse Trailer, Exklusiv produziertes Featurette, Booklet, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial

Quelle: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... &vid=63216