Re: Fantomas - André Hunebelle (1964)
Verfasst: Di 15. Jul 2025, 05:11
Fantomas
Fantômas
Frankreich / Italien 1964
Regie: André Hunebelle
Jean Marais, Louis de Funès, Mylène Demongeot, Jacques Dynam, Robert Dalban, Marie-Hélène Arnaud, Anne-Marie Peysson, Christian Toma, Rudy Lenoir, Jacques de Lanoye, Michel Dupleix, Henri Attal, Jacques Berger, Pierre Collet, Henri Guégan
OFDB
Fantômas
Frankreich / Italien 1964
Regie: André Hunebelle
Jean Marais, Louis de Funès, Mylène Demongeot, Jacques Dynam, Robert Dalban, Marie-Hélène Arnaud, Anne-Marie Peysson, Christian Toma, Rudy Lenoir, Jacques de Lanoye, Michel Dupleix, Henri Attal, Jacques Berger, Pierre Collet, Henri Guégan
OFDB
Es könnte so etwa im Alter von 10 Jahren gewesen sein, da habe ich diesen Film das erste Mal im Fernsehen gesehen. Zuerst fand ich das alles ganz aufregend, aber irgendwann, nämlich als der Mann mit der lila Gesichtsmaske auf den Plan trat, habe ich schon ganz schön Angst bekommen. Und als dieser Mann seine lila Maske abzog, und darunter das Gesicht seines Gegenübers zu sehen war, da war der Ofen aus. Der kleine Maulwurf hatte eine Scheißangst und verkroch sich schnurstracks ins Bettchen …
Denn der Mann war Fantomas, der gefürchtete Superschurke, dessen Ziel es ist, unaufhörlich Verbrechen zu begehen. Überfälle, Morde, Attentate - Fantomas ist immer und überall, und der kleine Kommissar Juve von der Polizei kommt kaum hinterher auch nur an die Tatorte zu fahren. Und dann ist da ja auch noch der umtriebige Journalist Fandor, der Fantomas durch ein erfundenes Interview verhöhnt, und damit dem Kommissar zusätzlich noch gewaltig gegen die Kandare fährt. Fantomas findet Fandor aber auch nicht wirklich komisch, entführt diesen, und begeht mit dem Gesicht Fandors Verbrechen. Und danach dann auch noch mit dem Gesicht des Kommissars! Das Maß ist voll, und Juve und Fandor tun sich zusammen, um den gerissenen Bösewicht zu fangen …
Klingt ganz wie so ein typischer Euro-Spy aus den 60erm eben so klingt: Megaverbrecher will die Welt unterjochen, mutiger Kommissar und/oder trotteliger Journalist (oder, wie im vorliegenden Fall, umgekehrt) bekämpfen den Verbrecher an den exotischsten Orten die Budget und Rückpro so hergeben, und die Füllszenen zwischen der Action werden normalerweise mit schönen Frauen gefüllt, hier stattdessen halt mit den Grimassen Louis de Funès‘. FANTOMAS, der sich bekanntlich aus einer langen literarischen, filmischen und vor allem politischen Tradition ableitet, ist hier das Mittel für de Funès, seine Komik endlich auf die ganz großen Leinwände zu bringen, und zusammen mit dem im gleichen entstandenen DER GENDARM VON ST. TROPEZ den Durchbruch zum Superstar zu schaffen. Entsprechend gibt es keine politischen Anspielungen wie im Original, sondern ein Zusammenspiel aus dem Stichwortgeber Jean Marais, dem Komiker de Funès, der sexy Mylène Demongeot, und als Protagonisten dann eben den ein wenig unpersönlich gehaltenen Fantomas. Viel Maschinengewehrgeschnatter de Funès‘, einige wundervolle Sprüche des Bösewichts („Ich morde zwar ein bisschen, zugegeben, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen.“), Jean Marais als positiv konnotierter Held und Identifikationsfigur, und eigentlich ist das Vergnügen perfekt.
Eigentlich, aber so ein wenig ist der Film leider doch gealtert, trotz der wundervollen Ansichten von Paris und dem Pariser Hinterland(?) bis runter zum Mittelmeer und trotz der genialen ohrwurmartigen Musik. Die reine de Funès’sche Durchschlagskraft kam erst etwas später (und vor allem mit besseren Regisseuren), und das Zusammenspiel aus dem schablonenhaft agierenden Schurken und dem quirligen Kommissar ist nicht immer so perfekt wie es die Erinnerung vorgaukelt. Nein, ich rede nicht von Längen oder Durchhängern, und genauso wenig von peinlichen Momenten. Es fehlt einfach ein ganz klein wenig der Pep der späteren de Funès-Filme, die Spritzigkeit, die Anarchie im Spießertum, der Moment, in dem de Funès‘ Charakter seinen ganz persönlichen Höhepunkt erlebt, durchdreht, und den Zuschauer zu Lachtränen zwingt. Diese Augenblicke sind bei einem André Hunebelle nicht drin gewesen, dazu war der Mann einfach nicht phantasievoll genug, und konnte das Potential des genialen Giftzwerges wohl auch nicht richtig einschätzen. Stattdessen ist das letzte Drittel des Films eine nicht enden wollende Verfolgungsjagd zu Lande, zu Wasser und in der Luft, der irgendwann ein klein wenig die Kraft ausgeht, auch wenn es schade ist so etwas zugeben zu müssen.
Was bleibt ist ein gelungener und komischer Krimi im Fahrwasser der Euro-Spys, der dank der Schauspieler, der Musik und der Bilder erstklassig unterhält, aber eben leider noch Luft nach oben gehabt hätte. Trotzdem, ich bin glücklich den Film endlich in meiner Sammlung haben zu dürfen. Und für eine gelegentliche Sichtung an einem Sonntagnachmittag reicht es allemal.
6/10