Re: Return of the Living Dead III - Brian Yuzna (1993)
Verfasst: Do 5. Sep 2013, 17:40
„Geht ihr heute Abend mit, ‘n bisschen Randale machen?“
Im Jahre 1988 machte sich der gebürtige Philippino und Genre-Spezialist Brian Yuzna („Bride of Re-Animator“) auf, der „Return of the Living Dead“-Reihe aus den 1980ern in US-Produktion eine zweite Fortsetzung zu spendieren. Dabei heraus kam überraschenderweise keine Horrorkomödie, sondern eines der bizarrsten und gleichzeitig schönsten Liebesdramen, die das Horrorgenre zu bieten hat.
Eine geheime Abteilung des US-Militärs forscht an den in gashaltigen Fässern aufbewahrten Untoten und versucht, eine Möglichkeit zu entwickeln, sie nach ihren Reanimationen kontrolliert wieder ausschalten zu können, um so eine neuartige und höchst effektive biologische Kriegswaffe zu schaffen. Curt (J. Trevor Edmond, „Lord of Illusions“), der Sohn Colonel Reynolds‘ (Kent McCord, „Predator 2“), verschafft sich Zugang zum Labor und beobachtet die pannenbehafteten und Tote fordernden Versuche heimlich mit seiner Freundin Julie (Melinda Clarke, „Two Moon – Im Rausch der Sinne“). Angewidert von der Arbeit seines Vaters und nicht gewillt, schon wieder in einen anderen Ort umzuziehen und Julie allein zurückzulassen, bricht er mit seinem Erzeuger und braust wutentbrannt mit Julie auf dem Motorrad davon. Dabei kommt es jedoch zu einem Verkehrsunfall, der für Julie tödlich endet. Für Curt bricht eine Welt zusammen, so dass er beschließt, die beobachtete Wiedererweckung Toter auch an Julie durchzuführen. Doch was zunächst erfolgreich erscheint, entpuppt sich bald als gefährliches Spiel mit dem Tod: Julie entwickelt zunehmend Appetit auf Menschenfleisch und scheint unter ihrem Untoten-Dasein sehr zu leiden…
„Das ist ja wie im Horrorfilm!“
Brian Yuzna ist befreundet mit Horror-Regisseur Stuart Gordon und Fan der phantastischen Literatur H.P. Lovecrafts, was man vielen seiner Produktionen anmerkt. Ende der 1980er entwickelte sich Yuzna zum Spezialisten für von Gordon und Lovecraft inspirierten Körperhorror (sein Debüt „Dark Society“ ist in dieser Hinsicht ein wahres Feuerwerk!) und konnte stets mit herausragenden Spezialeffektkünstlern zusammenarbeiten. So wurde auch „Return of the Living Dead III“ zu einem blutigen, splatterigen SFX-Spektakel, jedoch ohne dabei das Erzählen einer Geschichte zu vernachlässigen. Der Film greift die Beziehung des emotional vereinsamten Liebespaars Curt und Julie, das in erster Linie sich selbst und sonst nicht viel hat, vor dem Hintergrund des Generationskonflikt zwischen Curt und seinem Vater auf und setzt sie in den Mittelpunkt der Handlung. Die Thematik einer Zombie-Epidemie wurde nicht nur wie in vielen Genre-Vertretern üblich heruntergebrochen auf die Übersichtlichkeit und gefühlte Isolation einer Kleinstadt, sondern setzt in einem noch kleineren Mikrokosmos an: Der Beziehung zweier Menschen zueinander, einer in höchstem Maße persönlichen Ebene. So sind die Ausmaße der durch Bisse übertragenen Zombifizierung lebender Menschen auch nicht so weitreichend wie beispielsweise in den vorausgegangenen Teilen der Filmreihe, sondern finden in einem kleineren, noch eher vertuschbaren Rahmen statt. Dies ist gleichbedeutend mit einer Individualisierung der Zombies, die man – von den schon zu Beginn des Films untoten Gegenständen der Militärforschungen abgesehen – als Zuschauer jeweils noch im menschlichen Existenzstadium kennenlernt und zumindest grob charakterisiert bekommt.
Selten jedoch hat man einen solch starken Bezug zu einem Zombie wie zu Julie aufgebaut, die nicht nur eine heiße Punkbraut ist, sondern eine überaus tragische Rolle einnimmt. Sie agiert hier nicht als bedrohliches, vernichtungswürdiges, vollkommen entmenschlichtes Monstrum, sondern als zu über reine Triebhaftigkeit hinausgehenden Entscheidungen fähige Sympathieträgerin, die nun endgültig die Außenseiterposition, die sie bereits zu Lebzeiten einnahm, ungewollt in Gänze verkörpert. Damit wird „Return of the Living Dead III“ nach einem sehr blutigen Beginn zu einer morbiden Außenseiter-Romanze, für deren Liebe keinerlei Chance besteht. Nicht minder tragisch wurde die Rolle Curts angelegt, der zunächst ein Mittel gefunden zu haben scheint, mit dem er Julie wieder ruhigstellen kann, was jedoch nicht von langer Dauer ist. Verzweifelt hält er an seiner Liebe zu Julie fest, doch muss er ohnmächtig mitansehen, wie seine große Liebe sich immer weiter verändert, gerät in Konflikt mit einer Straßengang, muss sich verstecken – und doch gibt es kein Entrinnen vor der absoluten Zuspitzung der Situation, die einer hemmungslosen Entladung der Gewalt mündet, visuell umwerfend realisiert durch äußerst brutale Splatter-Einlagen, großartige Masken-Arbeit, Kreaturengestaltungen, die wie organische Mutationen und Missbildungen aussehen und sich dabei getreu den Körperhorror-Konventionen weiter verändern.
Gleichzeitig ist „Return of the Living Dead III“ als Parabel auf das Leben mit dem Borderline-Syndrom betrachtbar, denn Julie entwickelt eine starke Affinität zu selbst zugefügten Schmerzen, um sich von den Schmerzen des Totseins und der Gier nach Menschenfleisch abzulenken. Dies äußert sich in einer Art bizarrem Piercing-Fetisch, die Julie letztlich zu einer hocherotischen Monsterbraut macht, von der man liebend gern gebissen werden möchte. Die Weise, wie Yuzna und sein Team mit makabren und zugleich erotischen Reizen arbeiten, ist einmalig. Dramatik und Tragik des Films werden dabei keinesfalls verraten, sondern lediglich um eine weitere, subtil stets vorhandene erotische Note ergänzt, in der die freizügige und wunderschöne Melinda Clarke mit Haut und Haar aufgeht. In seinen leiseren Momenten wurde „Return of the Living Dead III“ sehr gefühlvoll inszeniert, wird stets der richtige Ton getroffen. Das schwer düster-romantische Ende besiegelt schließlich Julies und Curts Schicksal und ist in seiner Konsequenz ebenso traurig wie respekteinflößend, idealisiert die Kraft der Liebe und erinnert an die Gültigkeit von Treueschwüren.
Die zunächst zurückhaltende musikalische Untermalung aus wabernden, sphärischen Synthesizer-Klängen wird mit der Zeit immer dominanter und hat schließlich fast schon etwas Orchesterhaftes an sich, Dennoch zählt der Soundtrack nicht zu den Stärken des Films, die eindeutig im erzählerischen und visuellen Bereich liegen. Fragwürdig erscheinen allenfalls die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen des geheimen Militärlabors, das Curt offensichtlich jederzeit betreten kann. Die bekannte Militärkritik aus Teil 1 und 2 wurde jedoch übernommen und dem Film entsprechend angepasst. Auch schauspielerisch gibt es keinerlei Ausfälle, wenngleich die darstellerischen Leistungen hinter den Spezialeffekt-Spektakeln naturgemäß zurückstehen. Mit dieser leicht von „Friedhof der Kuscheltiere“ inspirierten, weitestgehend humorfreien Schauer- und Splatterromanze ist Brian Yuzna nicht nur sein Meisterstück, sondern auch einer der originellsten und besten Zombie-Filme gelungen, der mich immer wieder aufs Neue begeistert und zweifelsohne zu den Genre-Höhepunkten der 1990er-Jahre zählt!
Im Jahre 1988 machte sich der gebürtige Philippino und Genre-Spezialist Brian Yuzna („Bride of Re-Animator“) auf, der „Return of the Living Dead“-Reihe aus den 1980ern in US-Produktion eine zweite Fortsetzung zu spendieren. Dabei heraus kam überraschenderweise keine Horrorkomödie, sondern eines der bizarrsten und gleichzeitig schönsten Liebesdramen, die das Horrorgenre zu bieten hat.
Eine geheime Abteilung des US-Militärs forscht an den in gashaltigen Fässern aufbewahrten Untoten und versucht, eine Möglichkeit zu entwickeln, sie nach ihren Reanimationen kontrolliert wieder ausschalten zu können, um so eine neuartige und höchst effektive biologische Kriegswaffe zu schaffen. Curt (J. Trevor Edmond, „Lord of Illusions“), der Sohn Colonel Reynolds‘ (Kent McCord, „Predator 2“), verschafft sich Zugang zum Labor und beobachtet die pannenbehafteten und Tote fordernden Versuche heimlich mit seiner Freundin Julie (Melinda Clarke, „Two Moon – Im Rausch der Sinne“). Angewidert von der Arbeit seines Vaters und nicht gewillt, schon wieder in einen anderen Ort umzuziehen und Julie allein zurückzulassen, bricht er mit seinem Erzeuger und braust wutentbrannt mit Julie auf dem Motorrad davon. Dabei kommt es jedoch zu einem Verkehrsunfall, der für Julie tödlich endet. Für Curt bricht eine Welt zusammen, so dass er beschließt, die beobachtete Wiedererweckung Toter auch an Julie durchzuführen. Doch was zunächst erfolgreich erscheint, entpuppt sich bald als gefährliches Spiel mit dem Tod: Julie entwickelt zunehmend Appetit auf Menschenfleisch und scheint unter ihrem Untoten-Dasein sehr zu leiden…
„Das ist ja wie im Horrorfilm!“
Brian Yuzna ist befreundet mit Horror-Regisseur Stuart Gordon und Fan der phantastischen Literatur H.P. Lovecrafts, was man vielen seiner Produktionen anmerkt. Ende der 1980er entwickelte sich Yuzna zum Spezialisten für von Gordon und Lovecraft inspirierten Körperhorror (sein Debüt „Dark Society“ ist in dieser Hinsicht ein wahres Feuerwerk!) und konnte stets mit herausragenden Spezialeffektkünstlern zusammenarbeiten. So wurde auch „Return of the Living Dead III“ zu einem blutigen, splatterigen SFX-Spektakel, jedoch ohne dabei das Erzählen einer Geschichte zu vernachlässigen. Der Film greift die Beziehung des emotional vereinsamten Liebespaars Curt und Julie, das in erster Linie sich selbst und sonst nicht viel hat, vor dem Hintergrund des Generationskonflikt zwischen Curt und seinem Vater auf und setzt sie in den Mittelpunkt der Handlung. Die Thematik einer Zombie-Epidemie wurde nicht nur wie in vielen Genre-Vertretern üblich heruntergebrochen auf die Übersichtlichkeit und gefühlte Isolation einer Kleinstadt, sondern setzt in einem noch kleineren Mikrokosmos an: Der Beziehung zweier Menschen zueinander, einer in höchstem Maße persönlichen Ebene. So sind die Ausmaße der durch Bisse übertragenen Zombifizierung lebender Menschen auch nicht so weitreichend wie beispielsweise in den vorausgegangenen Teilen der Filmreihe, sondern finden in einem kleineren, noch eher vertuschbaren Rahmen statt. Dies ist gleichbedeutend mit einer Individualisierung der Zombies, die man – von den schon zu Beginn des Films untoten Gegenständen der Militärforschungen abgesehen – als Zuschauer jeweils noch im menschlichen Existenzstadium kennenlernt und zumindest grob charakterisiert bekommt.
Selten jedoch hat man einen solch starken Bezug zu einem Zombie wie zu Julie aufgebaut, die nicht nur eine heiße Punkbraut ist, sondern eine überaus tragische Rolle einnimmt. Sie agiert hier nicht als bedrohliches, vernichtungswürdiges, vollkommen entmenschlichtes Monstrum, sondern als zu über reine Triebhaftigkeit hinausgehenden Entscheidungen fähige Sympathieträgerin, die nun endgültig die Außenseiterposition, die sie bereits zu Lebzeiten einnahm, ungewollt in Gänze verkörpert. Damit wird „Return of the Living Dead III“ nach einem sehr blutigen Beginn zu einer morbiden Außenseiter-Romanze, für deren Liebe keinerlei Chance besteht. Nicht minder tragisch wurde die Rolle Curts angelegt, der zunächst ein Mittel gefunden zu haben scheint, mit dem er Julie wieder ruhigstellen kann, was jedoch nicht von langer Dauer ist. Verzweifelt hält er an seiner Liebe zu Julie fest, doch muss er ohnmächtig mitansehen, wie seine große Liebe sich immer weiter verändert, gerät in Konflikt mit einer Straßengang, muss sich verstecken – und doch gibt es kein Entrinnen vor der absoluten Zuspitzung der Situation, die einer hemmungslosen Entladung der Gewalt mündet, visuell umwerfend realisiert durch äußerst brutale Splatter-Einlagen, großartige Masken-Arbeit, Kreaturengestaltungen, die wie organische Mutationen und Missbildungen aussehen und sich dabei getreu den Körperhorror-Konventionen weiter verändern.
Gleichzeitig ist „Return of the Living Dead III“ als Parabel auf das Leben mit dem Borderline-Syndrom betrachtbar, denn Julie entwickelt eine starke Affinität zu selbst zugefügten Schmerzen, um sich von den Schmerzen des Totseins und der Gier nach Menschenfleisch abzulenken. Dies äußert sich in einer Art bizarrem Piercing-Fetisch, die Julie letztlich zu einer hocherotischen Monsterbraut macht, von der man liebend gern gebissen werden möchte. Die Weise, wie Yuzna und sein Team mit makabren und zugleich erotischen Reizen arbeiten, ist einmalig. Dramatik und Tragik des Films werden dabei keinesfalls verraten, sondern lediglich um eine weitere, subtil stets vorhandene erotische Note ergänzt, in der die freizügige und wunderschöne Melinda Clarke mit Haut und Haar aufgeht. In seinen leiseren Momenten wurde „Return of the Living Dead III“ sehr gefühlvoll inszeniert, wird stets der richtige Ton getroffen. Das schwer düster-romantische Ende besiegelt schließlich Julies und Curts Schicksal und ist in seiner Konsequenz ebenso traurig wie respekteinflößend, idealisiert die Kraft der Liebe und erinnert an die Gültigkeit von Treueschwüren.
Die zunächst zurückhaltende musikalische Untermalung aus wabernden, sphärischen Synthesizer-Klängen wird mit der Zeit immer dominanter und hat schließlich fast schon etwas Orchesterhaftes an sich, Dennoch zählt der Soundtrack nicht zu den Stärken des Films, die eindeutig im erzählerischen und visuellen Bereich liegen. Fragwürdig erscheinen allenfalls die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen des geheimen Militärlabors, das Curt offensichtlich jederzeit betreten kann. Die bekannte Militärkritik aus Teil 1 und 2 wurde jedoch übernommen und dem Film entsprechend angepasst. Auch schauspielerisch gibt es keinerlei Ausfälle, wenngleich die darstellerischen Leistungen hinter den Spezialeffekt-Spektakeln naturgemäß zurückstehen. Mit dieser leicht von „Friedhof der Kuscheltiere“ inspirierten, weitestgehend humorfreien Schauer- und Splatterromanze ist Brian Yuzna nicht nur sein Meisterstück, sondern auch einer der originellsten und besten Zombie-Filme gelungen, der mich immer wieder aufs Neue begeistert und zweifelsohne zu den Genre-Höhepunkten der 1990er-Jahre zählt!