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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mo 7. Apr 2014, 21:33
von Prisma
Mit den Folgen werde ich äußerst hart ins Gericht gehen! :twisted:
"Engel, die ihre Flügel verbrennen" habe ich auch hier, mich aber immer noch nicht herangetraut, da ich bei Brynych tatsächlich immer vom Schlimmsten ausgehe. :lol:

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mo 7. Apr 2014, 21:49
von nocgi
Engel, die ihre Flügel verbrennen schätze ich extrem. Ebenso Brynychs "Die Weibchen". Der gute hatte wirklich eine ganz eigene Handschrift, die in seinen Kinofilmen gut zur Geltung kam.

Scheinbar floppten aber seine Kinofilme und Brynych war gezwungen, TV-Serien zu drehen. Von seinen Krimibeiträgen habe ich bis jetzt noch keinen gesehen. Werde mit den alten deutschen Krimis sowieso nie so richtig warm. Sind mir doch 'ne Spur zu langatmig und unspektakulär :pfeif:

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mo 7. Apr 2014, 22:13
von FarfallaInsanguinata
"Die Weibchen" liegt bei mir noch rum, McBrewer sei Dank. Aber bisher nicht angeschaut. :oops:

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mo 7. Apr 2014, 22:44
von Prisma

DAS MESSER IM GELDSCHRANK (Folge 2)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz, Rosemarie Fendel
Gäste: Ann Smyrner, Lukas Ammann, Herbert Bötticher, Michael Maien, Wolfgang Völz, Sadi Metzger u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker


In einem Nachtlokal wird eines Morgens eine Ermordete von einer Putzfrau gefunden .Die attraktive junge Frau wurde erstochen und arbeitete im gleichen Club als Hostess, zum Animieren der Gäste. Den Kreis der Verdächtigen bilden schnell einige zwielichtige Herren, die in dem Lokal ein und aus gehen, beziehungsweise dort arbeiten. Kommissar Keller freundet sich mit Marion an, die eines der Animiermädchen ist, um an sachdienliche Informationen zu gelangen. Im Vertrauen erzählt sie dem Ermittler viele private Dinge, die den Kommissar auf die richtige Spur bringen...

"Das Messer im Geldschrank" hatte ich seit jeher als eine der ganz starken Folgen der Reihe in Erinnerung, aber wie sich jetzt herausstellte basierte dieser Eindruck eher auf den erstaunlich guten schauspielerischen Leistungen, als auf der Geschichte an sich, die sich doch als ziemlich herkömmlicher Mordfall entpuppt. Die Inszenierung von Wolfgang Becker ist für weite Strecken eigentlich tadellos, doch es fehlt insgesamt der ganz große Paukenschlag, und auch die Auflösung ist beinahe ein wenig verwirrend, aber vor allem, wenn man so sagen will, wenig zuschauerfreundlich ausgefallen. Sehr ansprechend ist in dieser Folge die Zeichnung von Kommissar Keller, der selbst auf dem Krankenbett nicht von seiner Arbeit ablassen kann, und sich wie ein kleiner Junge an den gut gemeinten Anordnungen seiner Frau vorbeizuschleichen versucht. Auch seine Strategie, einen Fall anzugehen, demonstriert bereits hier charakteristische Züge. Der empathische Zuhörer der nie vergisst, dass er es mit Menschen zu tun hat und sich jeder Situation bemerkenswert anpassen kann. Seine Szenen, der Umgang und die Gespräche mit Marion sind die ganz großen Stärken dieser Folge, und ich persönlich bleibe dabei, dass ich noch nie, oder nie wieder eine so hervorragende Ann Smyrner gesehen habe, die ich um ehrlich zu sein auch nie besonders außergewöhnlich gefunden habe. Anders hier.

Marion versucht in ihrem Vakuum zwar weiterhin zu funktionieren, ist aber gleichzeitig auf der Suche nach einer Möglichkeit, aus ihrer erdrückenden privaten Situation zu entfliehen. Jeder Strohhalm, an den sie sich klammern könnte, kommt somit gerade recht, was jedoch gleichbedeutend mit unklugen oder drastischen Entscheidungen ist. Kommissar Keller vertraut sie sich an, da sie ihn als Gast kennen lernt, der ausnahmsweise mal nicht an der üblichen Animation interessiert zu sein scheint. Ihre Erzählungen wirken überaus träumerisch und sehnsüchtig, aber genau so ambivalent. Die Rolle der traurigen Marion ist somit in diesem Geschehen die eindeutig interessanteste, die Entschlüsselung der Person und das Aufzeigen der Umstände lässt kaum eine Distanz zu ihr aufkommen. Bei dem Spaziergang der beiden kam es bei mir durch Ann Smyrners Kommentar bezüglich des Eichhörnchens zu einem unfreiwilligen Lacher, da ich sofort an Evelyn Hamanns Szene in "Pappa ante portas" denken musste (»Guck mal ein Eichhörnchen!«) Lange Rede, kurzer Sinn, Ann Smyrner hätte ich sehr gerne häufiger in derartig angelegten Rollen gesehen. Die undurchsichtigen Herren fanden mit Lukas Ammann, Wolfgang Völz, Herbert Bötticher und Michael Maien eine sehr aussagekräftige und überzeugende Besetzung. Die gut gewählten, und sicher in Szene gesetzten Schauplätze fallen in "Das Messer im Geldschrank", beispielsweise mit dem Nachtlokal oder den winterlichen Außenaufnahmen, besonders positiv auf, auch die Anfangssequenz und dem außergewöhnlichen in Szene setzen der Ermordeten, bleiben in Erinnerung. Die vielen Ortswechsel sorgen für eine gewisse Flexibilität, die der Geschichte im Endeffekt leider ein wenig fehlt. Ohne jeden Zweifel handelt es sich insgesamt aber um eine überdurchschnittliche Schauspieler-Episode. Auch dass die Auflösung, die vielleicht etwas zu glatt verläuft, quasi in einer 5 vor 12 Demonstration Kommissar Kellers gipfelt und schließlich für späte Spannungsmomente sorgen kann, macht Wolfgang Beckers Beitrag zu einer gelungenen Angelegenheit.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 00:00
von FarfallaInsanguinata
nocgi hat geschrieben:Engel, die ihre Flügel verbrennen schätze ich extrem. Ebenso Brynychs "Die Weibchen". Der gute hatte wirklich eine ganz eigene Handschrift, die in seinen Kinofilmen gut zur Geltung kam.

Scheinbar floppten aber seine Kinofilme und Brynych war gezwungen, TV-Serien zu drehen. Von seinen Krimibeiträgen habe ich bis jetzt noch keinen gesehen. Werde mit den alten deutschen Krimis sowieso nie so richtig warm. Sind mir doch 'ne Spur zu langatmig und unspektakulär :pfeif:
Nana, dann schau dir mal "Der Papierblumenmörder" an. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was hier besser zu machen wäre.
Fangen wir bei der grandiosen Musik von Peter Thomas an, gehen weiter über den Hauptschauplatz (ok, Autofriedhöfe in Filmen sind ein persönlicher Faible von mir, aber trotzdem sehr stimmig), die Konfrontation von Spießbürgertum zu gestrauchelten Jugendlichen, die tollen Darstellerinnen (Eva Mattes und Christiane Schröder), die "verkleideten" Gammler Thomas Fritsch und Fritz Wepper, die ohnehin starke Stammbesetzung der Ermittler und enden bei der Tragik der Auflösung des "Mordes" bzw. Nicht-Mordes. Da sehe ich sogar einen Anflug an Sozialkritik an dem damaligen System der Unterbringung von Kindern im restriktiven Heimsystem etc.

In meinen Augen ganz großes Kino ohne wenn und aber.

Christiane Schröder hat sich übrigens 1980 von der Golden Gate Bridge gestürzt. Eine tragische Persönlichkeit, deren Leistungen leider nie gewürdigt wurden. Ich besitze noch einige Pressefotos von ihr in meiner Sammlung.



Deiner Kritik zu "Das Messer im Geldschrank" stimme ich soweit zu, Prisma. Eindeutig stärker als der Pilot, aber die Höhe noch nicht erreicht.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 22:07
von Prisma
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Christiane Schröder hat sich übrigens 1980 von der Golden Gate Bridge gestürzt. Eine tragische Persönlichkeit, deren Leistungen leider nie gewürdigt wurden. Ich besitze noch einige Pressefotos von ihr in meiner Sammlung.
Oh das klingt sehr interessant. Immer schön, solches Material in Händen zu haben. Ich hatte vor längerer Zeit mal folgende Beschreibung zu Christiane Schröder verfasst, weil ich sie ebenfalls sehr gerne sehe und vollkommen unterbewertet finde. Leider sehen das viele nicht so.


CHRISTIANE SCHRÖDER (*18.01.1942 in Berlin † 17.09.1980 in San Francisco)

Christiane Schröder im Film [Auswahl]:

♦ Der Biberpelz (1962) [TV]
♦ Ein Sommernachtstraum (1963) [Theater]
♦ Der Tod läuft hinterher (1967) [TV]
♦ Tagebuch eines Frauenmörders (1969) [TV]
♦ Hamlet (1970) [Theater]
♦ Der Kommissar / Der Papierblumenmörder (1970) [TV]
♦ Der Kommissar / Ende eines Humoristen (1972) [TV]
♦ Romeo und Julia (1973) [Theater]
♦ Der zerbrochene Krug (1974) [TV]
♦ Derrick / Mitternachtsbus (1975) [TV]

Christiane Schröder ist die Tochter des bekannten Schauspielers Ernst Schröder und der Theaterschauspielerin Inge Thiesfeld. Schröder wurde am selben Tag geboren, als ein Granatsplitter den Arm ihres Vaters durchschlug. In Berlin geboren, verbrachte sie ihre Kindheit nach der Evakuierung in Mecklenburg und am Wannsee. Ihr früher Entschluss, ebenfalls Schauspielerin zu werden sorgte für eine steile Karriere. Ernst Schröder selbst berichtete dazu in seinen Memoiren "Das Leben - verspielt" [Verlag: Fischer]:»Was für ein Erbe schleppt man mit sich herum, und was für ein Erbe gibt man weiter? Hab ich darum so unverständlich wie blödsinnig geweint, als meine Tochter Christiane mir sagte, sie wolle Schauspielerin werden?« Ihre Ausbildung begann sie in Zürich, nachdem sie Maria Becker vorgesprochen hatte, sie debütierte 1961 in Berlin, weitere Stationen waren Bremen, Hannover, München und die Salzburger Festspiele, und ihr Weg führte sie stets wieder in die Theater-Domäne zurück, wo Christiane Schröder in großen Literaturverfilmungen mitwirkte. Immer wieder war sie auch in TV-Produktionen zu sehen, die ihr einen gewissen Bekanntheitsstatus einbrachten, jedoch wirkte sie nie in einem, für das Kino produzierten Spielfilm mit. Während den Vorbereitungen zu einer Theater-Tournee 1975, zog sie sich plötzlich aus ihrem Beruf zurück und ging in die USA. Schlagzeilen um ihr Privatleben und schwere Depressionen machten die Runde, 1980 beging die erst 38-jährige Schauspielerin schließlich Selbstmord.

Über Christiane Schröder ist im Endeffekt nichts Wesentliches über ihre Person und über ihr Schicksal zu finden. Auch in Ernst Schröders Biografie wird seine Tochter von ihm nur sehr selten erwähnt. Ein Satz ihres Vaters aus dieser kleinen Auswahl an Gedanken bleibt in diesem Zusammenhang besonders in der Erinnerung haften. »Die Verbindung zu Christiane hat immer etwas Schicksalhaftes behalten. [...] Sie nahm einen verblüffend steilen Weg in ihrer schauspielerischen Entwicklung, die sie nach nur zwölf Jahren ebenso verblüffend und entschlossen selber abbrach: die beunruhigte Tochter eines unruhigen Vaters und einer ebenso beunruhigten Mutter.« In allem was ihr Vater niederschrieb glaubt man herausfiltern zu können, dass es ihm offenbar nicht leicht gefallen ist, sie zu thematisieren, und deshalb kam es auch nicht dazu. Dieses Buch erschien 1978, also zwei Jahre vor Christiane Schröders Tod, und die letzten Worte, die man dort über sie finden kann sind folgende: »Christiane, meine Tochter, hatte die Kraft, aufzuhören. Ich hoffe, ich hoffe, sie lebt nun ihr eigenes Leben.« Christiane Schröder litt dem Vernehmen nach an schweren Depressionen mit auto-aggressiven Tendenzen, die wenigen Jahre nach ihrem Rückzug aus dem Beruf werden als ziellos und sehr schwer beschrieben. Monate nach ihrem Suizid reagierten die Klatschspalten mit theatralischen Aufhängern und stellten mit Vorliebe rhetorische Fragen und tätigten hinsichtlich ihres Privatlebens fragwürdige Mutmaßungen über ihr Ableben.

Der Typ Christiane Schröder ist kaum mit wenigen Worten zu beschreiben. In ihren Darbietungen scheint man eine unerklärliche (innere) Unruhe ihrerseits spüren zu können, die gleichzeitig und unausweichlich eine Gegenreaktion beim Zuschauer hervorruft. Sie wirkt teils aufgedreht und hemmungslos unmotiviert in manchem Tun, so dass man schnell eine junge Frau zu Gesicht bekommt, die es dadurch schafft zu polarisieren, man findet sie entweder großartig oder miserabel, dazwischen gibt es kaum Spielräume. Christiane Schröder kreierte eine eigenartige Aura um sich herum, so dass man manchmal glauben möchte, sie spiele stets sich selbst. Ihr Wesen wirkt oppositionell von Kopf bis Fuß, ihr Handeln kennt nur ein Elixier, nämlich überschäumendes Temperament, sie war raffiniert und so überzeugend im Rahmen des Overacting, und konnte ihre Rollen bis weit über die Grenzen des Geforderten formen und dazu noch vereinnahmen. In so manchem Geschehen wirkten ihre Zeichnungen daher etwa isoliert und zu komplex für leichte Kost, in der sie sich ja schließlich meistens, im Rahmen des TV bewegte. Und genau hier sehe ich den Grund für ihre Art zu interpretieren. Christiane Schröder sah sich nicht als Püppchen für triviale Unterhaltung an, sie wollte durch Können überzeugen, was ihr am Theater stets gelungen sein muss, denn ihre Leistungen wurden häufig über die Maßen von Kritik, Zuschauern und Kollegen gelobt.

Das ist auch der Grund dafür, dass sie nie in einer Kino-Produktion ihrer Zeit mitgewirkt hat, wie beispielsweise Komödie, Klamauk oder vielleicht sogar Erotik, wofür sie jedoch (abgesehen von ihren tatsächlichen darstellerischen Fähigkeiten), alleine ihrer Erscheinung wegen, eigentlich prädestiniert gewesen wäre. So steht der Selbstzweck, für den sie das Kino indirekt anprangerte, in keinem gesunden Verhältnis zur eigenen Selbstzweckhaftigkeit, die Christiane Schröder anscheinend als Rechtfertigung für den Verlauf ihrer Karriere benutzte. Christiane Schröder stellt bei denen, die ich gerne sehe und bewundere, keine Ausnahme bei einer kritischen Beurteilung dar. Ihre Karriere und ihr entsetzliches Schicksal kann man nicht schön polieren, man kann höchstens darauf achten, was hinter dieser teils hysterischen und so pulsierenden Person steckt, um ihr zu begegnen, und um ihr zu bescheinigen, dass sie ihre Rollen doch einmalig zeichnen konnte. Daher bleibe ich jetzt dabei, dass ich sie stets gerne gesehen habe und immer wieder gerne sehe, auch wenn ihre Interpretationen manchmal eine hohe Konzentration abverlangen. Dass sie schön war, reichte nicht. Dass sie sich tatsächlich von anderen abheben konnte, reichte auch nicht. Dass sie wählerisch war, ehrt sie zwar, aber der Preis dafür ist eben hoch und lautet in der Regel Vergessenheit. So bleiben nur ihre Rollen zurück, denen sie immer mit voller Hingabe einen extravaganten und nonkonformistischen Touch verleihen konnte.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mi 9. Apr 2014, 20:43
von FarfallaInsanguinata
Deine Ausführungen zu Christiane Schröder habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Ich denke, die Facetten ihrer Persönlichkeit sind gut beschrieben. Auch die leichte Kritik im letzten Absatz geht durchaus in Ordnung, nur hätte es die von meiner Seite wahrscheinlich nicht gegeben. Ich bin da ähnlich impulsiv und grenzenlos wie Christiane in ihren Darstellungen, mehr als uneingeschränkte Bewunderung hätte man mir zu der Frau kaum entlocken können.
Selten sah ich eine so beeindruckende Präsenz bei einer Schauspielerin, die es nahezu schafft, den Film komplett auszufüllen und meine Wahrnehmung fast vollständig auf sich zu konzentrieren. Alle anderen und alles andere verblasst neben ihr. Das trifft übrigens auf alle drei Krimifolgen (2x Kommissar, 1x Derrick) gleichermaßen zu, wie ich finde. Eine faszinierende Frau, die ich gerne einmal persönlich getroffen hätte, von ihrer rein optischen Schönheit ganz abgesehen.
Definitiv ist sie eine meiner Lieblingsschauspielerinnen, neben Helga Anders die Favoritin bei den deutschen. Dass beide so früh aus dem Leben schieden, ist dabei sicherlich kein Zufall. Zu Helga Anders und ihren Leistungen in der Episode "Tod eine Schulmädchens" wirst du ja noch kommen, wenn du die Besprechung aller Einzelfolgen tatsächlich durchhälst.
Leider besitze ich keinen Scanner, sonst wäre ich sogar das Wagnis eingegangen, meine Pressefotos hier einzustellen. Denke kaum, dass jemand die Copyrights-Verletzungen bei rund 40 Jahre alten Bildern von einer seit über 30 Jahren toten Person übel genommen hätte.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Mi 9. Apr 2014, 23:16
von Prisma
Interessant, dass du Helga Anders erwähnst. Zu ihr habe ich seinerzeit auch eine derartige Beschreibung verfasst und natürlich zu der umwerfenden Alexandra Marischka. Das kam glaube ich zu Stande, weil es sich bei diesen Dreien um Schauspielerinnen handelt, die mich persönlich am meisten, und am nachhaltigsten innerhalb der Serie beeindruckt haben, aber bestimmt auch, weil sie - abgesehen von Helga Anders - immer wieder sehr harte Kritik einstecken mussten.
Deine Zeilen über Christiane Schröder habe ich daher mit ebenso großem Vergnügen gelesen, weil ich selten einmal etwas so bedingungslos Positives zu ihr gehört habe, geschweige denn überhaupt.
Was die Kritik angeht, so gehört sie für mich persönlich schon irgendwie dazu, weil es für mich etwas mit Reflektieren und Auseinandersetzen zu tun hat. Man muss nicht alles gut finden, auch wenn Wertschätzung und Bewunderung besteht, finde ich. So bemühe ich mich eigentlich stets, beide Seiten der Medaille zu beleuchten, und es kommt eher selten vor, dass es nicht funktioniert. Brynych ist da allerdings so ein ganz klarer Fall. :lol:

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Do 10. Apr 2014, 22:42
von Prisma

RATTEN DER GROSSSTADT (Folge 3)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Horst Frank, Werner Pochath, Gerd Baltus, Klaus Schwarzkopf, Fred Haltiner, Hilde Volk, Ilona Grübel, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Theodor Grädler

Der Wirt einer verkommenen Kneipe wird von seiner Tochter ermordet aufgefunden. Der Ruf dieser Kneipe ist genau so übel, wie das Klientel, das dort ein und aus geht. Gelegenheitsarbeiter, Landstreicher, Kriminelle und Alkoholiker sind die Stammgäste und bilden den Kreis der Verdächtigen. Die Spur führt zu einem jungen Mann, dem minderbemittelten Mozart, der sich mit einer zwielichtigen Gruppe von Nichtstuern abgibt. Ist der Täter dort zu finden? Grabert lässt sich inkognito in die Einrichtung einschleusen, wo die Clique ihre Nächte verbringt, und gibt sich, um an ihr Vertrauen zu gelangen, als eben entlassener Sträfling aus...

Bei dieser erneuten Sichtung der Kommissar-Folgen, kommen mir die dem Eindruck nach schwächeren Beiträge nun meistens stärker vor, und mit den vermeintlich besseren geht es genau umgekehrt. So hatte ich Theodor Grädlers "Ratten der Großstadt" in sehr guter Erinnerung, doch nach dieser Sichtung konnte die dritte Folge mich nicht mehr so ganz überzeugen. Der Kriminalfall ist nicht gerade außergewöhnlich und die Konzentration der Geschichte geht eher in Richtung Milieustudie, mit dem ansatzweise Durchleuchten von unproduktiven Mitgliedern der Gesellschaft. So haben diese Herrschaften mangels sinnvoller Aufgaben genügend Zeit, Federn in die Luft zu blasen und auf unterschiedlichste Flausen zu kommen. Doch sind sie fähig, einen Mord zu begehen? Diese Frage wird jedenfalls nur mittelprächtig herausgearbeitet, der Fall verläuft spannungsarm und schleppend. Vermutlich basierte der positive Eindruck bezüglich dieser Folge darauf, dass es einen enormen Schauspielerbonus gegeben hat, denn die Gruppe der "Ratten" wurde bunt zusammengewürfelt, und in den meisten Fällen sehr stichhaltig herausgearbeitet.

Horst Frank ist für mich stets ein Garant der blendenden Unterhaltung. Innerhalb seiner Clique, hat er die zweifelhafte Führungsposition inne, könnte also womöglich das schwächste Glied der Gruppe so weit manipulieren, seine Befehle und Wünsche auch im drastischsten Sinne auszuführen. Natürlich könnte er auch selbst Hand angelegt, und den Wirt erschlagen haben. An seinen Kollegen haften die gleichen Verdachtsmomente. Gerd Baltus, der lethargische Alkoholiker, der im Zweifelsfall für einen Schnaps bis zum Äußersten gehen könnte, Klaus Schwarzkopf, den seine, sich von den anderen abhebende Intelligenz gefährlich machen könnte, Fred Haltiner, der sich wie es scheint, bei jeder sich bietenden Gelegenheit profilieren möchte, und Werner Pochath, der Minderbemittelte mit dem Gemüt eines Kindes, der jeden Befehl seines Vorbildes ausführen würde? Ein illustrer Kreis an Verdächtigen steht einer eigentlich unmotivierten Tat gegenüber, da hat man schon Ausgefeilteres gesehen. Alle Darstellungen, vielleicht mit Ausnahme von Ilona Grübel, zeigen Personen die längst an ihre Grenzen angekommen sind, in welcher Form auch immer. Das beeindruckende und differenzierte Schauspiel bügelt diese Mängel jedenfalls in einem gesunden Maße aus, so dass man den Eindruck bekommt, es mit einer noch relativ gelungenen Folge zu tun zu haben, die unterm Strich doch allemal unterhaltsam ausgefallen ist. Sehr positiv wirkt sich die unkonventionelle Ermittlungsarbeit von Grabert aus, und es kommt tatsächlich noch zu einigen spannenden Sequenzen. Das Finale war jedoch leider alles andere als ein Vulkanausbruch, und der Versuch, eine tragische Prognose als Ende zu basteln halte ich für missglückt.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Fr 11. Apr 2014, 20:41
von FarfallaInsanguinata
Prisma hat geschrieben:Interessant, dass du Helga Anders erwähnst. Zu ihr habe ich seinerzeit auch eine derartige Beschreibung verfasst und natürlich zu der umwerfenden Alexandra Marischka. Das kam glaube ich zu Stande, weil es sich bei diesen Dreien um Schauspielerinnen handelt, die mich persönlich am meisten, und am nachhaltigsten innerhalb der Serie beeindruckt haben, aber bestimmt auch, weil sie - abgesehen von Helga Anders - immer wieder sehr harte Kritik einstecken mussten.
Deine Zeilen über Christiane Schröder habe ich daher mit ebenso großem Vergnügen gelesen, weil ich selten einmal etwas so bedingungslos Positives zu ihr gehört habe, geschweige denn überhaupt.
Was die Kritik angeht, so gehört sie für mich persönlich schon irgendwie dazu, weil es für mich etwas mit Reflektieren und Auseinandersetzen zu tun hat. Man muss nicht alles gut finden, auch wenn Wertschätzung und Bewunderung besteht, finde ich. So bemühe ich mich eigentlich stets, beide Seiten der Medaille zu beleuchten, und es kommt eher selten vor, dass es nicht funktioniert. Brynych ist da allerdings so ein ganz klarer Fall. :lol:
Dann solltest du diese Beschreibungen umbedingt auch hier einstellen, sie würden mich sehr interessieren.
Erstaunlich und erfreulich, einmal jemanden zu finden, der sich immerhin teilweise auf meiner Wellenlänge befindet. Die meisten Normalsterblichen könnten ja nicht einmal mit den betreffenden Namen etwas anfangen, geschweige denn weitere Aussagen treffen.
Hm, bei Alexandra Marischka sieht das etwas anders aus. Ich weiß zwar, um wen es sich handelt und besitze auch einen Playboy-Sonderband mit einer Fotostrecke von ihr (den hatte ich mal aufgeschnappt und behalten wegen der vielen Schauspielerinnen, die drin vorkommen), aber weitergehend beeindruckt hat sie mich eigentlich nicht, auch wenn mir "Ende eines Tanzvergnügens" noch recht gut in Erinnerung ist. Allerdings fiel mir auf, dass sie ebenfalls in "Parapsycho - Spektrum der Angst" mitwirkt. Den mag ich doch sehr gern, hätte dabei aber eher Debra Berger im Kopf.
Mit der Erinnerung ist das ohnehin so eine Sache, grad mußte ich leider feststellen, dass mir Finale von "Die Ratten der Großstadt" komplett entfallen ist. :oops: Allerdings liegt die Stärke dieser Episode auf jeden Fall (auch) bei den Schauspielern, zumindest das weiß ich noch. Ach ja, es gibt so viel, was eine erneute Sichtung lohnen würde, "Parapsycho" etwa oder auch "Die Ratten der Großstadt". Schwierig, wenn der Stapel des bisher gar nicht geschauten kaum kleiner wird.
Ich freue mich auf weitere Folgen-Besprechungen. Ob wir den Fred hier dann auch in Zukunft quasi zu zweit bestreiten, kann uns ja eigentlich egal sein. :)