Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis
Verfasst: Do 20. Mär 2014, 14:07
Du hast den Film schon richtig erfasst aber letztendlich machen Deine Beanstandungen für mich einen typischen Italo Söldner Film überhaupt erst aus. I love it ....und zwar mit allen Unzulänglichkeiten!Captain Blitz hat geschrieben:Vier Vietnam-Veteranen wollen es noch einmal wissen und zehn Jahre nach ihrer letzten Tour erneut Richtung Vietnam aufbrechen, um einige amerikanische Kriegsgefangene zu befreien. Offiziell gibt es diese dort natürlich nicht, aber dem Quartett sind Informationen zugespielt worden, die das Gegenteil beweisen. James (John Steiner), Mark (Manfred Lehmann), Richard (Oliver Tobias) und Roger (Christopher Connelly) machen sich also auf den Weg zurück in die Hölle, um eine letzte Mission zu meistern und ihre ehemaligen Mitstreiter zu befreien. Doch noch wissen sie nicht, dass sie nur Teil eines schmutzigen Spiels sind. Doch worum geht es und wer sind die Drahtzieher?
- Meinung -Erwin C. Dietrich präsentiert uns nach Antonio Margheritis Trilogie mit Lewis Collins einen weiteren Söldner-Streifen. Die Story ist schnell erzählt, von Tiefgang gibt es hier kaum eine Spur, aber ganz ehrlich, wir reden hier von einer Dietrich-Produktion eines De Angelis Werkes, will man hier überhaupt tiefgründige Gespräche? Wohl
eher weniger und wenn die Handlung mal in diese Richtung zu kippen droht, besinnt sie sich eines Besseren und haut dem Zuschauer wieder ein paar Plattitüden und rassistische Sprüche um die Ohren und schon sind wir wieder mitten drin im brachialen Geschehen. Neben diesen Dingen hat Fabrizio de Angelis wohl auch ein wenig beim Schreiben des Drehbuchs geschlafen. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, da ich nicht von Filmrissen oder anderen Cuts ausgehen, anders kann ich mir die Anschlussfehler nicht erklären. Besonders merkwürdig kommen einem zwei Szenen vor, wobei ich eine von diesen halt besonders gut finden wollte, doch dabei blieb es dann auch. Das anfängliche Trio (Oliver Tobias stößt beim zweiten Anschlussfehler dazu) stattet dem alten Auftraggeber Major Morris (gespielt von Kult-Regisseur Enzo G. Castellari) einen Besuch ab, man will ein wenig über alte Zeiten plaudern. Morris hat da aber gar nicht so viel Bock drauf, er will lieber sofort auf den Tisch hauen und seine Jungs sollen die sich angeblich immer noch in Vietnam befindenden US-Kameraden befreien. Was macht das Trio? Es lehnt den Auftrag ab, nur um ihn dann doch anzunehmen, nur bekommen wir das wiederum nicht zu sehen! Doch es kommt noch besser, denn der gute Richard steht ja noch auf der Liste und der hat mit seinem Trauma zu kämpfen, deshalb befindet er sich in der Klapse. Man schnackt nett miteinander, das Problem, dass man ihn da raus bekommen muss, steht noch im Raum, doch alles kein Problem, es wird einfach mal nach Vietnam geblendet und das Trio ist jetzt ein Quartett, so einfach geht das. Dennoch sind die Probleme dieses Films anderer Natur, denn die Handlung ist schlicht und ergreifend zu flach, hat bis auf die dumpfe Action sonst nur wenig bis gar nichts zu bieten, außer einem Sack voll Rassismus. Mag sein, dass man im Krieg nur von den Gelben, Schlitzaugen und Reisfressern gesprochen hat, aber das geht einem nach einer Viertelstunde nur noch gehört auf den Zünder. Interessant ist lediglich die Verschwörung, die im Hintergrund abläuft und scheinbar auch die moralische Grundnote präsentieren soll, die dann aber in allen anderen Unzulänglichkeiten untergeht. Schade.
Damals hoffte man wohl inständig darauf, dass aus Oliver Tobias mal ein ganz Großer werden würde, doch dem war nicht so. Gerüchte machten die Runde, dass er James Bond spielen sollte, doch das sollte nie passieren. Stattdessen schlug er sich durch Werke wie dieses hier und wenn jemand seinen Namen sagt, folgt darauf meistens nur ein "Wer?". Ihm zur Seite stehen Haudegen, die den ganzen Italo-Zirkus schon einmal hin und zurück durch hatten, nämlich Christopher Connelly, John Steiner und Manfred Lehmann, ohne den es wohl per se keine Italo-Söldner-Streifen geben kann und darf, denn der ballerte sich auch durch die bereits erwähnte Trilogie mit Lewis Collins. Zu Bruce Willis´ deutscher Stimme muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, er liefert hier das ab, was man von ihm erwartet, er geht mit einer gewissen Grundsteifigkeit durchs Bild, die aber wiederum auch der Rolle geschuldet sein kann. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und so wird das geboten, was man von Lehmann verlangt haben dürfte, einen eisernen Söldner, der nicht nur Patronen, sondern auch coole Sprüche aus der Hüfte schießt. Zu John Steiner und Christopher Connelly muss man ebenfalls keine großen Worte verlieren, denn sie ziehen ebenfalls ihr italoverhorntes Pensum durch und ballern sich ebenfalls von Szene zu Szene. Eine durchaus grundsolide Performance liefert die damals große Hoffnung Oliver Tobias ab, dem man die Abschlussszene und manche pseudotiefgründigen Dialoge nicht immer so wirklich abkauft, aber an die hat er vermutlich nicht mal selbst geglaubt. Dies ist aber ein Grundproblem des Films, das man immer wieder in besagten Szenen zu sehen bekommt. Als würde jemand durchs Bild gehen und den Zuschauer darauf hinweisen, dass jetzt eine wichtige Szene mit ganz tollen Dialogen zweier beinharter Haudegen kommt, die jetzt mal die Emotionssau rauslassen wollen. Egal ob es nun besagter Tobias oder ein Connelly ist, wenn sie sich unterhalten und über ihre Gefühlswelt reden, kommt dies stellenweise schon unfreiwillig komisch rüber und man möchte meinen, dass sie sich gerade denken "Was zum Henker reden wir hier eigentlich, aber egal, zeigen wir ihnen, dass sich die Schauspielschule gelohnt hat!", unterhaltsam ist es allemal. Enzo G. Castellari erwähnte ich bereits, sein Auftritt ist fast zu kurz, um ihn großartig beurteilen zu können, doch was er präsentiert, kann sich sehen lassen. Er hat nur das Problem, in einer völlig nutz- und witzlosen Szene aufzutreten, Stichwort Anschlussfehler. Ein weiterer Darsteller, der sich mit diesem Problem eines witzlosen Auftrittes herumplagen muss, ist Donald "Kein Trash ist mir zu trashig!" Pleasance. Er tritt als Pfarrer in Erscheinung, aber von Toleranz und Nächstenliebe hat er nicht viel mitbekommen oder der Krieg hat ihm diese Tugenden ausgetrieben, denn dieser Charakter ist ebenfalls ein Rassist und zwar im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Herrn. Vielleicht ist dies auch der Grund für seine recht lieblos und uninspiriert wirkende Performance. Er bewältigt hier selbst den Dienst nach Vorschrift nur mühsam, als würde sich alles in ihm gegen diese Rolle streuben. Schade, aber hier hat Pleasance seinen Namen einfach nur hergeschenkt. Es mischen noch weitere Gäste mit, die Filmfreunden sicherlich schon in dem einen oder anderen Genre begegnet sein dürften, unter anderem Richard Lester, Enio Girolami, Gordon Mitchell und diverse andere mischen mit, doch auch sie können nicht mehr aus dem vorhandenen Material machen, aber es darf auch bezweifelt werden, ob sie das überhaupt wollte oder ob es im Bereich ihrer Möglichkeiten lag.
Die Untermalung kommt von Francesco De Masi, der schon Kracher wie New York Ripper, The Riffs 2, Giant Killer, diverse Kommissar X Filme, zahlreiche Western und viele weitere Werke mit seinen Kompositionen veredelt hat, aber auch er bleibt meiner Meinung nach hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auch er liefert nur ab, aber das gewisse Etwas bleibt hier leider aus und so kann man sagen, dass die Klänge gut ins Ohr gehen, ihren Zweck erfüllen, aber leider nicht hängen bleiben. Der Ton an sich ist gut und dieser liegt in Mono und Stereo vor. Außerdem liegt der Film in vier sprachen vor, Deutsch, Englisch, Französich und Italienisch, da gibt es mal rein gar nichts zu meckern.
Die Bildqualität ist gut, was mich aber auch keineswegs verwundert, denn anscheinend liegt hier eine Abtastung direkt vom Negativ vor und es wurde ganze Arbeit geleistet. Stellenweise wirkt das Bild zwar etwas sehr grobkörnig, doch damit lässt sich ganz gut leben.
An der Extras-Front sieht es dagegen leider sehr mau aus, bis auf eine Trailershow wird nichts geboten, was man schon als eine kleine Enttäuschung bezeichnen kann, aber scheinbar gab es keine nennenswerten Extras, die man der Blu-Ray beilegen konnte.
Wer den Hals nicht voll genug bekommen kann, wenn es um Söldner-Kracher und Trashfilme geht, der kann sich De Angelis´ Werk zu Gemüte führen, doch für meinen Geschmack war der gute Mann als Produzent eindeutig besser aufgehoben. Unterm Strich bleibt dieser Film in so gut wie allen Bereichen hinter den Erwartungen zurück und lediglich der Trashfaktor sorgt dafür, dass man ihn sich anschauen kann, ohne ein Vietnam-Trauma zu erleiden.