I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Beitrag von jogiwan »

um der Menschheit einen Gefallen zu tun, müsste man das Teil eher zusammenstutzen... :D
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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purgatorio
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Re: I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Beitrag von purgatorio »

:lol: Herrn Horror würde das aber traurig stimmen ;)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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horror1966
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Re: I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Beitrag von horror1966 »

purgatorio hat geschrieben: :lol: Herrn Horror würde das aber traurig stimmen ;)

Unterlassen Sie bitte diese böswilligen Unterstellungen, werter Herr :kicher:
Big Brother is watching you
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sergio petroni
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Re: I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Beitrag von sergio petroni »

Gewollt, aber leider nicht gekonnt. Dieser Rape'n Revenge-Streifen aus Südamerika
ließ mich leider ziemlich kalt. Weder die Damen (als Opfer und als Täter) noch
die bösen Buben riefen einen emotionalen Bezug in mir hervor.
Vielleicht lag es daran, daß mir die Extended-Sleaze-Version :roll: nicht vorlag.
3/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Salvatore Baccaro
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I'll Never Die Alone - Adrián García Bogliano (2008)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: No moriré sola
Produktionsland: Argentinien 2008
Regie: Adrián García Bogliano
Darsteller: Gimena Blesa, Marisol Tur, Magdalena De Santo, Andrea Duarte

Ich werde nicht alleine sterben. Das ist doch mal eine klare Aussage, die im Titel von Adrián García Boglianos Frühwerk von 2008 getroffen wird. Gedreht wurde das Werk des gebürtigen Spaniers in Argentinien, dem einzigen Land, könnte man mit dem werbewirksamen Reklamegeschrei des Exploitation-Klassikers BIG SNUFF (1976) hinzufügen, wo ein Menschenleben billig genug ist, dass solch ein blutrünstiger Film dort problemlos entstehen kann. Wahrscheinlich wäre ich aber trotz der ganzen Blutrunst niemals auf den dann doch eher weniger bekannten, wenn auch mit bundesdeutschen sowie österreichischen Veröffentlichungen bedachten NO MORIRÉ SOLA gestoßen, hätte mich nicht kürzlich Boglianos 2012 veröffentlichter Teufelsritt AHÌ VA EL DIABLO genügend überzeugt, um mich auf die Suche nach früheren Einträgen in das Oeuvre dieses äußerst produktiven Jungfilmers zu machen.

Um der Gefahr zu entgehen, dass die folgenden Zeilen sich zu einem knallharten Verriss auswachsen, möchte ich mit dem Positiven beginnen, was es über NO MORIRÉ SOLA zu sagen gibt. Die beiden Hauptkomponenten, die mich an AHÍ VA EL DIABLO so sehr begeisterten, lassen sich in vorliegendem Werk ebenfalls finden, sozusagen in einer frühen Entwicklungsstufe, noch nicht ganz ausgereift, doch unmissverständlich darauf hindeutend, dass Boglianos Stil eine durchaus kohärente Angelegenheit sein dürfte. Was ich meine, ist zum einen sein Sinn für ungewöhnliche Bildkompositionen, die selten einmal allzu prätentiös wirken, und zum andern sein Sinn für ungeschönten, ungeschminkten Filmrealismus. Im Zusammenhang mit AHÍ VA EL DIABLO habe ich Bogliano bescheinigt, er verstehe es, trotz seiner übersinnlichen Thematik, dem Zuschauer das Gefühl zu geben, stets ganz normale Menschen vor Augen zu haben, mit all ihren Makeln und Vorzügen, und dass er diese Menschen ähnlich wie ein Chronist, der bloß aufzeichnet, was ihm vor die Feder kommt, primär bei ihrem Tun beobachte. Auf NO MORIRÉ SOLA kann man dieses Konzept genauso gut anwenden – möglicherweise ist es bei diesem Film, da die in AHÍ VA EL DIABLO stellenweise überschäumenden Symbolismen vollends fehlen, sogar noch konsequenter umgesetzt. Bogliano begleitet vier Mädchen bei ihrem Ausflug in die Hölle, die diesmal aber keine Dämonen braucht, um grässlich zu sein. Es sind mehrere Männer, einer davon Polizeibeamter, denen sie auf einer Fahrt durchs Hinterland in die Hände fallen und die sie für einen Großteil des Films unsäglichen physischen Martern unterziehen. Es mag mitunter nicht intendiert sein, sondern am fehlenden Budget liegen – dass NO MORIRÉ SOLA eine Amateurproduktion ist, verhehlt er zu keiner Sekunde, wohl vor allem, weil er das schlicht aufgrund des fehlenden Budgets nicht verhehlen kann -, doch Boglianos Ästhetik ist eine voller Schmutz, voller Sentimentalitätslosigkeit, voller realistischer Leerläufe. Einmal zum Beispiel zeigt er uns wie eins der Mädchen sich auf einer Polizeiwachentoilette umzieht. Die Handkamera bleibt, bis auf ein leichtes Schwanken, starr in einer Ecke und schaut ihr minutenlang zu wie sie die Toilette betritt, die Tür schließt, das eine Oberteil sich über den Kopf zieht, das andere an seine Stelle setzt, sich eine Zigarette anzündet, schließlich hinaus zu ihren Freundinnen tritt. Für die Handlung könnte diese Szene irrelevanter nicht sein. Dadurch aber, dass Bogliano es quasi zu seinem Konzept erklärt, die Kamera pseudo-authentisch, beinahe dokumentarisch, die Heldinnen bei dem zu betrachten, womit sie eben gerade beschäftigt sind, erfährt NO MORIRÉ SOLA einen naturalistischen Anstrich, dessen Unbarmherzigkeit, Nüchternheit die humanitätsblanke Gesamtatmosphäre des Werks erfolgreich unterstützt.

Andererseits muss man aber sowieso fragen: welche Handlung denn eigentlich? Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass für NO MORIRÉ SOLA ein Drehbuch existiert haben soll. Mehr als dass vier junge Frauen von vier Sadisten verschleppt, vergewaltigt und teilweise zum Verscheiden gebracht werden, worauf die beiden Überlebenden sich bitter an ihren Peinigern rächen und zu Todesengeln mutieren, passiert in den über neunzig Minuten Laufzeit nicht. Weder wird auf die Psychologie der Figuren besonders eingegangen – ein signifikanter Unterschied übrigens zu AHÍ VA EL DIABLO, wo ich mich den besorgten Eltern ziemlich nahegefühlt habe -, noch wird versucht, die Motivation der Täter näher zu beleuchten. Die Charaktere kommen einem stattdessen vor wie austauschbare Schablonen, die Bogliano sich gar nicht erst die Mühe gemacht hat, mit Leben zu füllen. Am interessantesten gezeichnet dürfte noch ein zweiter Polizeibeamter sein, der zu Beginn des Films noch nichts ahnt von dem bestialischen Hobby seines Kollegen, dann aber doch Lunte zu riechen anfängt und auf eigener Faust nach den verschwundenen Mädchen sucht, selbst auf die Gefahr hin, es sich dadurch mit seinem Kollegen zu verscherzen. Allerdings laufen diese Nachforschen ebenfalls ins Leere, und am Ende hat man, ähnlich wie bei dem oben erwähnten Toilettengang, eher das Gefühl, mit solchen in die Länge gezogenen Szenen solle der dürftige Plot künstlich auf Spielfilmlaufzeit gestreckt werden. NO MORIRÉ SOLA, der, wie AHÍ VA EL DIABLO, seine Verehrung für das klassische Exploitation-Kino der 70er Jahre nicht verschleiert – Bogliano huldigt in vorliegendem Werk vor allem US-Ikonen wie THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, THE LAST HOUSE ON THE LEFT und I’LL SPIT ON YOUR GRAVE -, ist nämlich nicht bloß in seinem Kern, sondern per se nichts anderes als eine in der Mikrowelle aufgewärmte Rave-and-Revenge-Suppe ohne die minimalste kreative Eigenleistung. Alles verläuft nach einem Plan, den Boglianos Publikum längst auswendig kennen dürfte. Nichts in NO MORIRÉ SOLA überrascht jemanden, der mit den Grundregeln seines Genres ansatzweise vertraut ist. Es ist, als sähe man nicht mal einem Remake zu, sondern einer Eins-zu-Eins-Kopie der Originale.

An dem Herzstück von NO MORIRÉ SOLA möchte ich Boglianos Stärken oder Schwächen im Bereich von Realismus und Bildkomposition noch einmal genauer analysieren. Nachdem unsere vier Heldinnen, die derart blass agieren, dass ich sogar ihre Namen vergessen habe, von ihren Henkern in ein entlegenes Waldstück gebracht worden sind, ergeht es ihnen dort recht bald recht schlecht. Nach und nach werden die hilflosen Opfer genotzüchtigt, mit Hämmern und Gewehrläufen penetriert, bekommen die Haut von glimmenden Zigarettenspitzen versengt oder von Peitschenhieben zerfetzt. Sage und schreibe fünfundzwanzig Minuten dauert diese Sequenz, die, im Grunde genommen, aus einer endlosen Reihe statischer Bilder besteht, in deren Komposition Bogliano ununterbrochen versucht, ungewöhnliche Perspektive zu wählen oder seine Figuren spannend anzuordnen. Er liebt es, wie später in AHÍ VA EL DIABLO, im Vordergrund das Gesicht oder den Körper des einen Darstellers zu platzieren, während hinter ihm ein oder mehrere andere Ereignisse vonstattengehen. Mich erinnerte das schon bei meinem ersten Kontakt mit Boglianos Werk an typische Einstellungen in italienischen oder spanischen Western. Während ich Bogliano gerne zugestehe, dass er seine Kamera immerhin nicht, wie man das von deutschen Amateurfilmern wie Jochen Taubert oder Timo Rose kennt, einfach irgendwo aufgestellt hat, ohne Gespür dafür, wie man ein Bild interessant und aussagekräftig gestalten kann, hilft sein sorgfältiges Auge nicht viel dabei, diese besagten fünfundzwanzig Minuten nicht zu einer endlosen Tortur werden zu lassen. Tortur aber nicht in dem Sinne, dass ich verstört vor meinem Laptopbildschirm gesessen hätte, ganz im Gegenteil: das, was ich oben als kompromisslosen Realismus bezeichnet habe, verkommt in Boglianos Frauenfolterphantasien zu einer reinen Karikatur seiner selbst. Das kann man einerseits auf das Budget zurückführen – es wirkt eben einfach nicht so überzeugend, wenn man sieht wie eine Männerhand einen Hammer ergreift, sich dann über eine Frau beugt und offenkundig nur so tut, als würde er mit diesem in deren Vagina herumwühlen, während von der Tonspur wenig überzeugendes Stöhnen und Jammern erklingt: zu einfach kann man die Illusion aufdecken, das Chargieren, die Täuschung – zumal dann, wenn man über zwanzig Minuten Zeit hat dafür. In AHÍ VA EL DIABLO waren Boglianos Bilder gekoppelt an eine spannende Geschichte, in NO MORIRÉ SOLA müssen sie ohne eine solche auskommen und sind quasi auf sich selbst zurückgeworfen.

Was mich an NO MORIRÉ SOLA indes tatsächlich abstößt, das ist Boglianos Suhlen in misogynen Szenarien. Wenn er später die beiden Final-Girls zu männermordenden Killern im Stil von Christina Lindberg in THRILLER oder Meiko Kaji in SHURAYUKI-HIME hochstilisiert, ändert das nichts an dem äußerst unangenehmen Gefühl, das mich bei dem Gedanken beschlich, dass dieser damals Endzwanziger sein unleugbares Talent in den Dienst plumper Gruppenvergewaltigungsillustrationen stellt. Es schockt mich nicht so sehr der Inhalt der Bilder – der kann, intelligenter behandelt, wie beispielweise von Michael Haneke, Pier Paolo Pasolini, Gaspar Noe oder Ruggero Deodato, durchaus seine Existenzberichtigung und Legitimation für mich haben -, sondern die unter den Bildern begraben liegende Intention, weshalb Bogliano diese Bilder überhaupt geschaffen hat, und in der ich ein affirmativer Umgang mit sexuell konnotierten Gewaltphantasien zu erkennen meine, der dadurch halbseiden verdeckt werden soll, dass die bösen Buben im comichaft überzeichneten Filmfinale ihre angeblich gerechte Strafe erfahren.

Ein Bild fasst für mich diesen Film perfekt zusammen. Einem der Mädchen wird, während einer der Männer es anal vergewaltigt, von einem anderen Mann ein Gewehrlauf in den Mund geschoben. Das Mädchen muss würgen, als der Lauf tiefer und tiefer in ihren Rachen vorstößt. Schließlich erbricht sie sich on-screen, was ihren Vergewaltiger nur noch geiler werden zu lassen scheint. Ob nun selbstreflexiv intendiert oder nicht – wohl eher nicht -, kommentiert Bogliano meine Gefühle gegenüber seinem Film damit relativ treffend: ich könnte kotzen bei einer solchen nun wirklich sinnlosen, stumpfen, sterbenslangweiligen Aneinanderreihung von Sex- und Gewaltszenen.
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Salvatore Baccaro
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Re: I'll Never Die Alone - Adrian Garcia Bogliano (2008)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Oh, den kennt ihr ja schon und habt ihn entsprechend abgekanzelt...
(Ich fand ihn wohl nicht, weil ich bei Boglianos Namen in der Suchmaske immer brav alle Akzente mitgetippt hatte... ;-) )
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