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Re: Im tiefen Tal der Superhexen - Russ Meyer (1979)

Verfasst: So 21. Jan 2018, 09:33
von jogiwan
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In einer amerikanischen Kleinstadt in der Wüste erzählt ein Einheimischer von seinen durchschnittlichen Nachbarn, wie sie wohl auch in jeder anderen Stadt dieser Größe zu finden sind. Doch ein näherer Blick offenbart, dass hinter der gutbürgerlichen Fassade doch so einige Abgründe lauern. Da wäre einmal Lamar, der am Schrottplatz bei seiner Chefin seinen Mann stehen muss und seine nymphomanische Gattin Lavonia nur von hinten beglücken kann, die damit jedoch nicht einverstanden ist und sich ihre körperlichen Freuden überall dort holt, wo sich auch nur die kleinste Gelegenheit dazu bietet. Auch der zu Rate gezogene Zahnarzt und Paar-Therapeut bietet keine Hilfe, sodass Lamar seine Hilfe bei der drallen Moderatorin einer christlichen Senders holt, die ebenfalls so ihre kleinen Geheimnisse hat. Doch das sind nur einige Beispiele der tolldreisten und dauergeilen Bewohner dieser ach so durchschnittlichen Kleinstadt, die am Finale von Russ Meyer höchstpersönlich und süffisant durch den Kakao gezogen werden.

Bei seinem letzten Werk aus den Siebzigern (das Nachfolgewerk „Pandora Peaks“ kam ja erst 20 Jahre später) dreht Russ Meyer nochmals so richtig auf und präsentiert die Bewohner eine durchschnittlichen Kleinstadt, wie sie so durchschnittlich dann auch überhaupt nicht sind. Wie zu erwarten sind die Dorfbewohner eine illustre Mischung aus nymphomanischen Frauen, die ihre Männer mehr als nur überfordern, sodass diese ihren Rat bei Therapeuten, Predigern und in sonstigen Dingen suchen, denen allesamt eher ein zweifelhafter Erfolg beschienen ist. Dabei geht es in dem hysterisch überdrehten Werk voller Zoten vor allem um Sex und Russ Meyer hat auch sichtlich Spaß beim Präsentieren von nackter Haut und der süffisanten Demontage einer etwaigen, gutbürgerlichen Fassade. Der „Lebenstrieb“ nach Freud ist hier ja auch der Motor für die ganze, sexuell mehr als aufgeladene Geschichte und jenseits jeglicher Moral oder sonstigen Gefahren von schnellen Sex wird hier ohne Ende geknattert, gevögelt und begattet und Meyers sexuelles Kaleidoskop kleinstädtischer Befindlichkeiten hat auch immer die Lacher auf seiner Seite. Zwar muss man dieser Art von zotigen Herrenwitzen schon etwas aufgeschlossen sein und manchmal übertreibt es der werte Russ auch etwas, aber dem Herrn Meyer und seinem Faible für dralle Weiblichkeit kann man ja ohnehin nicht böse sein. Vielleicht ist „Beneath the Valley of the Ultra-Vixens“ dabei nicht ganz so unterhaltsam wie der Vorgänger „Up!“, aber immer noch ein unterhaltsamer und vor allem eine schräge Mischung aus Sexploitation und gesellschaftlicher Satire, wie sie heutzutage gar nicht mehr entstehen könnten.